Beiträge von inkman

    Hallo Jurgita,


    Falls ihr nur mit dem Magenta Probleme habt, könnt ihr bedenkenlos ein anderes Magenta zusammen in dieser Serie drucken. Und wenn die Probleme dadurch behoben sind, sprecht mal mit dem technischen Service von Epple. So etwas kann nur ein Chargenproblem einer Farbe sein, weil Viskosität und Tack bei der Herstellung normalerweise kontrolliert werden.
    – Oder die Ursache liegt woanders, und nur die Viskosität von Magenta fällt auf. Man macht dann gerne auch solche Druckprobleme daran fest, die eventuell ganz andere Ursachen haben.


    Wenn die Bögen verkleben, hat das vermutlich nicht mit der Farbviskosität zu tun, sondern die Farben und der Bedruckstoff passen nicht optimal im Wegschlagen zueinander. Wenn die Perfect Finish Serie besonders für schnelle Weiterverarbeitung gedacht ist, sollte sie ja eigentlich von selbst besonders schnell wegschlagen. Betrifft das Problem nur bestimmte Bedruckstoffe? Oder hatte eure früher verwendete Farbe einfach noch bessere Wegschlageigenschaften? Beides könne ja sein.


    Die Verschmutzung verstehe ich als Aufbauen (pile up). Geschieht das auf den Gummitüchern, den Platten oder gar auf den Gegendruckzylindern? Das kann mit dem Wegschlagen auch einzelner Farben zu tun haben, aber auch ganz andere Ursachen haben. Vielleicht hilft dir eine alte Checkliste von mir weiter. Wenn du deine Probleme danach einordnen kannst, sehen wir bestimmt weiter.


    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Jackomo1611,


    es gibt eine riesige Menge von Aufbauerscheinungen und Ursachen. Kannst du näher beschreiben, in welchen Farbwerken und ob das Problem an druckenden (Positivaufbau) oder bildfreien Stellen (Negativaufbau) auftritt? Ist es mehr am Bogenanfang, am Ende, an den Abrisskanten der Druckflächen oder eher innen drinnen? Manchmal ist beim Farbaufbau sogar die Form wichtig: Er kann z. B. wellenförmig quer zur Bogenlaufrichtung sein. Manchmal baut aus den Farben oder dem Lack das Wachs (Scheuerfestigkeit) auf. Das kann man durch den Poliereffekt entlarven.
    Woher schließt du, dass es Farbe ist? Kann es auch vom Bedruckstoff kommen? Dann müsste man mit ein paar Tropfen Säure auf Kalziumkarbonat schließen können. Ist es überhaupt richtig farbig?
    Vielleicht kannst du ein Foto davon machen.
    Ich hänge hier mal als Beispiel eine Checkliste an.


    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo hagrad2008,


    der Weißabgleich ist eine reine CMYK-Angelegenheit. Bei Sonderfarben muss die Farbmisch-Software auch den Bedruckstoff einmessen und berücksichtigen.


    Juristisch sieht die Sache mit den Farbtönen von Sonderfarben so aus:


    1. Bestellt jemand einen Farbton mit physischer Vorlage (Fächerschnippel o. ä.) und legt Auflagenpapier bei, dann muss man ihn genau ausarbeiten, also ausmischen. Egal ob händisch, also visuell, oder mit einer computerisierten Anlage. Und nachher muss er für einen Fachmann koloristisch stimmen. Das ist das teuerste Verfahren.


    2. Etwas schneller und kostengünstiger sind Bestellungen nach Fächernummer, z.B. PANTONR 282 C. Die muss man auch ausmischen auf dem Auflagenmaterial. Es gibt aber sogar bei PANTONE-Fächern produktionsbedingte Unterschiede, wenn auch geringe. Da muss der eigene Fächer im Streitfall nur ein aktueller Jahrgang sein, und man hat gute Karten, wenn der Druck dazu stimmt.
    Problematisch sind die besonders bunten Töne wie z. B. P 282, weil sie erst wegschlagen müssen, bis der Farbton endgültig ist. Und Bronziererscheinungen können ganz besonders tückisch sein. Es gibt sogar die Fälle, in denen auf einem Auflagenmaterial der Fächerton gar nicht wirklich getroffen werden kann, weil er einen ganz anderen Strich oder Eigenfarbton hat. Dann müssen Fachleute auf beiden Seiten mit Augenmaß entscheiden.


    3. In vielen Fällen, in denen Fachleute auf beiden Seiten arbeiten, wird nach Fächernummer bestellt und einigermaßen genau PANTONE C oder U erarbeitet über Fächerrezepte oder vorhandene Sonderfarben und kleine Korrekturen. Das stimmt nie so genau, erfüllt aber ganz oft die Anforderungen der Praxis. Hier sollte auf einer Dose nicht C oder U stehen, sondern nur die PANTONE-Fächernummer, weil die gleiche Farbe auf gestrichenem Papier nahe bei C und auf ungestrichenem nahe bei U liegt


    4. Das HKS-System hat einen Vorteil für Drucker: Die unterschiedlichen Fächerbezeichnungen K, N, Z usw. stehen auf der Dose. Also ist eine Fächerbestellung von HKS 56 K, aus einer Dose mit dieser Bezeichnung verdruckt, immer verabredungsgemäß korrekt für Fachleute. Der Farbton enthält dann zwangsweise nicht den genauen Einfluss des Papiers, aber das ist ja gerade der Kompromiss, der die Sache wirtschaftlich und schnell macht. Wenn jemand einen HKS-Ton genau nach seinem Fächer will, ist das Fall Nr. 1, und er muss einen Schnippel seines Fächers beilegen.


    Ich warne davor, farbmetrische Messwerte als Zielvorgabe und für die Toleranzen als DeltaE generell zu vereinbaren. Unser Auge sieht noch ein paar andere Dinge als das Spektralfotometer (Glätte, Aufliegen, Bronze, Buntanteil bei Hellgrau und Beige…). Das Messgerät ist hervorragend als Hilfsmittel geeignet, aber nicht für strenge Spezifikationen.
    Wenn man es einigermaßen locker mit der Übereinstimmung sieht, sind farbmetrische Werte dagegen praktisch und erlauben eine flotte Arbeit.
    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Print Peet und mac-steve,


    das sind mal ganz andere Aspekte unseres Faches, als wir üblicherweise behandeln. Ich bin begeistert, weil dies eine menschliche und geschichtliche Komponente dazu gibt, die wir sonst so stiefmütterlich abfertigen.
    Wer einmal nach Antwerpen kommt, sollte unbedingt ins Plantijn-Museum gehen. Dort kann man diese alte Technik und Lebensweise hautnah erleben.
    Danke für die interessanten Informationen!


    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo redic1991,


    der PSO beschreibt ja grundsätzlich den Skalendruck. Ja, Tonwertzunahme ist als Thema ganz gut. Sie ist ja der Kern der Standardisierung. Und sie hängt so interessant von vielen Parametern ab, beispielsweise Rasterart und -feinheit, Papierqualität über Oberflächenstruktur, Kompressibilität und Lichtfang; natürlich auch von Farbe und Feuchtmittel über die Emulgatbildung, vom Maschinenbau und -einstellung, Materialien wie dem Gummituch. Das ist ein dankbares Thema.
    Sonderskalen wären auch vielfältig (Hexachrome, Küppers usw.), liegen aber streng genommen gerade außerhalb des PSO.
    Schade, dass Messtechnik schon vergeben ist. Densitometrie ist interessant, Farbmetrik auch. Die ganzen Mittel zu Registerregelung wären es auch, geben aber vielleicht nicht 10 Seiten her. Wenn einer die Sachen gut kennt, vielleicht doch.
    Vielleicht gefallen dir Prüf- und Andrucktechniken. Auch die Druckformherstellung ist heute interessant, wenn du in Mathe und Software gut bist.
    Über das eine oder andere habe ich bei Bedarf ein bisschen Material.


    Viel Spaß und Erfolg - ciao
    Inkman

    Hallo Stupps,


    du siehst es ganz richtig, ein Lack ist in unserem Fach eine Farbe ohne Pigmente. Vor allem transparent soll er damit sein. Dann kann man die Rezeptur weiter einrichten, z. B. für eine matte oder eine glänzende Oberfläche.
    Eine glänzende Oberfläche bekommt man, wenn sie glatt ist, auch am besten ohne Mikrorauigkeit. Dann reflektiert sie das Licht spiegelnd (Einfallswinkel = Ausfallswinkel) und erzeugt für unser Auge diesen Glanz. Deshalb wird z. B. ein Dispersionslack noch glänzender, wenn man ihn kalandriert, also über eine heiße, chromvergütete Walze laufen lässt. Der ideale Glanzlack bildet eine Art Glasscheibe auf der Druckfläche.


    Und je dicker die Lackschicht ist, desto mehr glänzt sie - wenigstens bis zu einem Sättigungswert. Und UV-Lacke glänzen am besten, weil sie in der Härtung den flüssigen Zustand „einfrieren“. Die anderen schlagen noch weg oder schrumpfen bei der Verfilmung, was Glätteverluste zur Folge hat.


    Wir messen den Glanz mit einem Reflektometer, das in einem verabredeten Winkel, z. B. 30 oder 60° Lichtstrahlen auf die Oberfläche schickt und gegenüber den zurückgeworfenen Lichtstrahl im Ausfallswinkel misst. Dann sind 80 % des aufgestrahlten Lichtes ein guter Glanz, mehr ist meist besser. Und 10 - 30 % empfinden wir als matt.


    In einer Lackrezeptur dürfen sich für Glanz keine auch nur halbwegs groben Teilchen befinden. Es werden also die teureren, hochfeinen Füllstoffe wie pyrogene Kieselsäure (Aerosil) anstelle von Kalziumkarbonat (Kreidemehl) zur Viskositätseinstellung verwendet. Und auch mit den Wachzusätzen (Scheuerfestigkeit) muss man sich zurückhalten, weil die relativ grob sind.
    Öldrucklacke bringen den niedrigsten Glanz, dann kommen Dispersionslacke (wasserbasiert), und am besten glänzen UV-härtende Lacke. Wobei auch Dispersionslacke mit anschließender Kalandrierung (auch in Heatsetrotationen) fast Wunder wirken können.
    Der Reflektometerwert wird immer als Maß verwendet. Unser Auge beurteilt aber etwas vielschichtiger. Auch das glatte Aufliegen und andere Eindrücke, die sich messtechnisch verbergen, formen an unserem Glätteempfinden. So konnte es kommen, dass einige Jahre lang ausgerechnet die Öldrucklacke in Automobilprospekten geschätzt wurden mit ihrem speziellen Glanz.


    Übrigens machen Glanzlacke den darunter liegenden Druck immer farbtiefer, weil die Aufhellung durch Lichtstreuung an der Druckoberfläche wegfällt. Ein Mattlack enthält zum Mattieren dann im Gegenteil einen pulverförmigen Füllstoff oder höhere Wachszusätze, damit er gerade diese Streuung (diffuse Reflexion) bewirkt. Deshalb gibt es kein tiefes Mattschwarz, und unter Mattlack werden alle Schwarzdrucke zu Graus. Manchmal bewirken Lackierungen auch Veränderungen des Farbtones, z. B. über dunklen Blaus. Der Lack unterdrückt den Bronzeeffekt und holt also den speziell dadurch verursachten Farbschimmer zurück. Das hat schon Reklamationen gegeben, wenn jemand genau nach PANTONE bestellt, dies aber nicht wusste.


    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Thunderbot,


    ich habe es mal gegoogelt. Das hat mich überrascht, dass es im Buchhandel offensichtich locker bis 150 € gehandelt wird. Nach meiner Meinung ist es das allemal wert: Darin stehen deutlich weniger falsche Dinge als z. B. im Teschner, den ich trotzdem auch für ganz wichtig halte.
    Die PMA bietet es für 50 € hier an:

    Probier mal.


    Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Thunderbot,


    im Buchandel kostet es 99 €, das stimmt. Aber Heidelberg hat es für 50 € im Shop der PMA. Man kann es auch einfach bestellen. Ich habe schon mehr als 100 für Studenten in Wuppertal bestellt, und das hat immer geklappt. Wenn du nicht weiterkommst, suche ich den Kontakt mal heraus.


    Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Thunderbot,


    "Druck und Medientechnik von H. Teschner ist zwar teuer (130 €), dürfte aber das ausführlichste Nachschlagewerk sein. Es ist ganz aus der Sicht eines Handwerkers aufgebaut.
    Zum Lernen eignet sich das "Handbuch der Printmedien" von H. Kipphan. Es kostet 50 € und ist sowohl didaktisch (zum Lernen), als auch inhaltlich ausgezeichnet. Ich würde beide kaufen. Aber man kann sie sich sicher auch ausleihen, wenn man sie nur für die Prüfungsvorbereitung sucht, möglicherweise sogar in deiner Stadtbücherei.


    Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Krassner,


    Ich kenne Polyesterplatten zwar auch nicht aus eigener Praxis und habe mich deshalb bisher nicht beteiligt. Aber aus den Kommentaren kann man lesen, dass das Feuchtmittel eine Rolle spielen kann.


    Man kann ganz allgemein sagen, dass mehr Tonerscheinungen kommen, wenn der pH-Wert über einen gewissen Wert steigt. Ich habe schon ab pH 5,3 Raster zulaufen gesehen.


    Es gab auch eine Zeit, in der man wegen des Kalziumkarbonats im Papier versuchte, näher an den Neutralpunkt pH 7 zu kommen. Dann musste man mit anderen Mitteln die Tonerscheinungen bekämpfen. Beispielsweise Enthärter können hier helfen. Aber oft haben solche Medizinen auch Nebenwirkungen, und meines Wissens sind diese Versuche im Faltschachteloffset inzwischen beendet.


    Deine Tonstreifen und Zulaufen von Rastern sind Äppel und Birnen, weiß ich. Aber miss doch eine Weile den pH regelmäßig, bis das Problem wieder auftritt. Sollte er gestiegen sein, hast du das Karnickel am Schlafittchen. Wenn nicht, ist es wieder der typische Offset. Er verweigert sich den schönsten Theorien...


    Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Fazer-jk,


    da ich früher mit Bogenoffsetfarben gearbeitet habe, kenne ich die Heatset-Angelegenheiten nur aus der Nachbarschaft. Und inzwischen können sich neue Dinge ergeben haben, über die mit mir natürlich auch keiner spricht. Es schaut aber so aus, als sei die Lage nicht völlig anders:


    Die Fettsäureester lassen zwar gut verdruckbare Farben zu, gehen aber im Heatset-Trockner nicht gut genug hinaus. Es gibt einfach nicht die passenden Siedebereiche - oder nur zu Apothekenpreisen. Eine Eigenentwicklung lohnt bei der Menge nicht, die weltweit für Druckfarben verbraucht würde. Wir können uns also wie oft nur auf fahrende Züge anderer Branchen draufsetzen (s. a. Laser, Dioden, Biodiesel...).


    Ich habe mal ein paar Websites von Anbietern angeschaut: Dort arbeiten noch immer alle nur mit Mineralölen.
    Sollte einer doch Esterfarben anbieten, erwarte ich drucktechnisch eher Verbesserungen, auch kräftige. Nur im Trocknungsverhalten und im Materialpreis sehe ich die Probleme.
    Der Coldset hat es da leichter, obwohl sein Preisdruck noch größer ist. Dort kann man direkt Pflanzenöle einsetzen. Das ist noch billiger als erst umzuestern.

    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Nils und Hein,


    Hein hat Recht. Die „Biofarben“ heißen so, weil sie anstelle des Mineralöls chemisch umgewandelte Pflanzenöle enthalten, die als nachwachsend (und daher Bio) beworben werden.


    Das mit der Hitzebeständigkeit ist eine andere Kiste. Wenn Offsetdrucke noch durch den Laserdrucke müssen, müssen sie die ca. 200 °C heiße Fixierwalze überstehen, ohne klebrig zu werden, damit da nichts aufbaut. Das ist für einen Offsetdruck eigentlich eine überzogene Forderung, weil unsere Wachse ab 90 °C und die Hartharze ab 140 °C zu schmelzen anfangen. Nur wenn die Kontaktzeit sehr kurz ist, geht das gut. Es ist also eine Gratwanderung.
    Zum Trost: Solche Gratwanderungen gibt es auch woanders, z. B. bei Blister-Packungen. Und diese Risiken sind geradezu unbedeutend, wenn man sie mit Lebensmittel-Direktpackungen vergleicht...


    Der Farbenchemiker baut in solche Vordruck-Farben zur Absicherung viel oxidative Trocknung ein, weil sie die Bindemittelmoleküle durch Vernetzung träge macht. Da helfen allerdings nicht die Verdünner, die aus Pflanzenölen durch Umesterung gewonnen werden. Die verfilmen bestenfalls sehr schwach.
    Man verwendet Pflanzenöle selbst wie z. B. Leinöl, oder deren chemische Veredelungsvarianten, die Alkydharze. Und das kann man sowohl in den traditionellen Mineralöl-Farben machen, als auch in Fettsäureester-haltigen „Biofarben“.
    Lieber Nils, lass´ dich bitte nicht entmutigen, frei von der Leber zu fragen. Du glaubst nicht, wie viele Kollegen deine Fragen haben, sich aber nicht trauen, mal etwas spontan zu fragen. Das geht Studenten (der Druck- und Medientechnik) nicht besser. Also immer munter bleiben. Dies ist ja ein Forum, und wir sind unter uns.


    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Hein,


    danke für dein Interesse und die Frage.


    Ende des 19. Jahrhunderts lebten in Deutschland zwei berühmte Forscher und Ärzte, Robert Koch (Entdecker des Tuberkelbazillus) und Paul Ehrlich („Ehrlich färbt am längsten“). Man hatte gerade entdeckt, dass viele Krankheiten von winzigen Lebewesen verursacht wurden, und beide suchten auf diesem Gebiet schuldige Bakterien. Sie färbten sie unter dem Mikroskop an, um sie erkennbar zu machen. Und in einem dieser Experimente merkten sie, dass einige der Farbstoffe die Bakterien abtöteten. Damit lief eine Zeitlang die Entwicklung von Farbstoffen und Medikamenten zusammen. Nicht lange danach wurden aus beiden Richtungen eigene Zweige.


    Außer den beiden Genannten arbeiteten auch noch Chemiker in Frankreich, Deutschland und Großbritannien an Synthesen von Naturstoffen zum Färben und Heilen. Bekannte Beispiele sind Alizarin, Mauvein, Indigo, Methylenblau und Salvarsan.


    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Köbi,


    aus alter Zeit weiß ich noch, dass Tyvec mit mineralölfreien Farben
    bedruckt werden muss, weil es chemisch verwandt ist und mit Mineralölen
    aufquellen kann. Also Ökofarben (Esterfarben) nehmen.


    Das mit dem Trockenstoff ist gut gemeint, ist aber mit Vorsicht
    zu genießen. Die violetten Trockner enthalten Kobaltoktoat wie jede Farbe. Sie
    sind normalerweise in optimaler Dosis schon in der Farbe. Alles andere wäre ein
    Rezeptfehler. Meist beruhigen sie nur den Drucker und verdünnen die Farbe,
    verschlechtern also eher die Tonwertzunahme wie die meisten Zusätze.


    Für Notfälle beim Bedrucken von Folien gibt es „Durchtrockner“. Pur
    sind sie farblos, werden aber meistens zusammen mit Kobaltzusätzen zusammen
    verkauft, also auch violett. Ein bekannter Markenname für so etwas ist der
    Grafo Drier extra; aber praktisch jeder Farbenlieferant bietet solche an. Frage
    den Vertreter nach einem Trockner, der im Druck aktiven Sauerstoff abspaltet.
    Das tun darin Peroxoborate. Die zerfallen im Kontakt mit der Feuchtung.


    Aber sinnvoll ist das nur bei Sauerstoffmangel im Stapel, also
    z. B. beim Foliendruck. Tyvec ist ein Vlies. Vielleicht hilft so etwas da ja
    auch.


    Falls es möglich ist, würde ich einen Testdruck vorausschicken,
    weil die spätere Farbannahme mit Indigo kitzlich sein kann. Notfalls muss man
    die Offsetdrucke gründlich lüften, weil Spaltprodukte der oxidativen Verfilmung
    die Annahmefähigkeit der getrockneten Offsetdrucke einschränken können. Vom
    Gefühl des Chemikers ist die Sache aber nicht generell verdächtig, weil auch
    Indigo Elektroinks auf mineralölähnlichen Systemen basieren.


    Viel Erfolg & ciao
    Inkman

    Hallo cashnox,


    Das Thema Biofarben hat sehr unterschiedliche Seiten.


    1. Die Sicht der Drucker:
    Biofarben, Ökofarben und, wie die Farben auf Fettsäureestern
    kommerziell auch immer heißen, sind emulgier-stabiler und in der
    Weiterverarbeitung mindestens so schnell wie die alten Mineralölfarben. Bei
    jedem Farbwechsel muss der Drucker sich und seine Maschine etwas an ein neues
    Fabrikat anpassen - unabhängig davon, welcher Verdünner in der Farbe ist. Besonders für die langen
    Maschinen mit Wendeeinrichtung sind nur diese Esterfarben zu empfehlen, weil
    sonst die Zweiseitigkeit zwischen Schön- und Widerdruck und die lästigen
    Waschintervalle wieder zum Thema werden.


    2. Die Aussage der Farbverkäufer:
    Biofarben schonen die Umwelt dadurch, dass sie anstelle des
    Mineralöls aus fossilen Ressourcen Komponenten aus nachwachsender Quelle
    verwenden (Leinöl, Sojaöl usw.). Die Hartharze basieren schon hauptsächlich auf
    Kolophonium (Baumharz), nun auch die Verdünner. Alkydharze werden so wie so
    schon immer aus Pflanzenölen gemacht. Damit wird kein Mineralöl aus dem Erdöl
    verwendet, diese fossile Ressource also geschont.


    Am weitesten in seiner Argumentation geht ein Anbieter aus dem
    Süden der Republik: Er verwendet „essbare“ Komponenten in Farben für
    Lebensmittel -Direktverpackungen, damit auch bei einem Materialübergang das
    Füllgut nicht kontaminiert werde (vorstellbar z. B. Leinöl).


    3. Die Meinung eines markenneutralen Insiders:
    Der Name ich Quatsch und ein Werbewort, weil er biologische
    Verträglichkeit oder Herkunft vortäuscht. Aber die gute Seite ist, dass solche
    Umwelt- und Bio-Ausdrücke tatsächlich die Verkaufbarkeit erhöhen. Das schleppt
    hinter sich am Ende doch ein paar Verbesserungen des gesamten technischen
    Bereiches, weil Stichworte wie Ressourcenschonung wichtig werden. Und damit
    halte ich diese Öko-Platte doch für etwas Gutes für unsere Gesellschaft.


    Die Ursprünge dieser Druckfarben im Offset sind ein Wechsel des
    Verdünners vom Mineralölprodukt zu umgeesterten Pflanzenölen, so genannten
    Fettsäureestern. Seit die bezahlbar sind, kann man sie auch in Druckfarben
    verwenden. Und in deutlich weniger gereinigter Form haben sich ja ähnliche
    Produkte wie Biodiesel ebenfalls ihren Markt erobert.


    Einfach aus funktionellen Gründen hat man schon immer z. B.
    Leinöl (lange vor Gutenberg) in Farben eingesetzt. Nur weil die moderne Chemie
    besser funktionierende Lösungen - manchmal endlich auch zu einem akzeptablen
    Kilopreis - bietet, werden sie gewählt.


    Übrigens: Die Gesamtmenge an Mineralöl für Druckfarben weltweit
    ist winzig gegen die Mengen, die in Kraftstoffen verbraucht werden. Erst sollte
    man einmal berücksichtigen, wie viel Mineralöl die LKWs der Farbenfabriken und
    die Geschäftswagen ihrer technischen und kommerziellen Mitarbeiter verbrauchen,
    damit lauter Ökofarben verdruckt werden können. Und wenn hier eine Schonung der
    fossilen Ressourcen erreicht ist, könnten wir an die kleineren Felder gehen.


    Man hätte aus Werbegründen gerne auch die Farbmittel (Pigmente)
    aus nachwachsenden oder wenigstens irgendwie „natürlichen“ Quellen. Sie sind
    die letzte große Bastion der Erdölchemie. Aus meiner Sicht sollte sie das auch
    bleiben, weil diese Stoffe eine unglaublich starke Kombination von farblichen,
    verarbeitungstechnischen und wirtschaftlichen Vorteilen gegenüber mineralischen
    oder pflanzlichen Alternativen bieten. Man sollte eher an der Verwendung von
    Erdöl für Kraftfahrzeuge und zur Energiegewinnung arbeiten, als die verfeinerte
    Erdölchemie infrage zu stellen. Mit der Farbchemie kam die Chemotherapie in der
    Medizin auf; sie war eher Auslöser als Abfallprodukt der Farbforschung. Und
    welchen Segen hat sie uns gebracht!


    Wenn du sie gebrauchen kannst, habe ich noch Detailinformationen. Die sind aber teilweise etwas schwer verdaulich (Chemie und Physik).


    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Dieter,


    unabhängige Studien über den Einfluss der Brauchwasserqualität sind
    mir nicht bekannt. Es ist aber Routine in vielen Labors, die sich mit
    Feuchtmittelkonzentraten befassen, Wässer zu analysieren und Erfahrungen zu
    sammeln, worin Risiken oder wenigstens Einflüsse bestehen.


    Bezüglich der Härte ist weit bekannt, dass ein optimaler Bereich
    (z. B. zwischen 8 und 12 °dH) eingestellt sein sollte. Darunter gibt es unterschiedliche
    Emulgierprobleme und darüber Ablagerungen und Aufbauerscheinungen an Maschinenteilen
    (Walzen, Gummituch). Aber das weißt du sicher schon.


    Wenger bekannt ist, dass Wässer mit einem hohem
    Elektrolytgehalt, z. B. das Rheinuferfiltrat im Kölner Raum, durch seine
    Salzfracht schon Risikokomponenten gegen die Trocknung (oxidative Verfilmung)
    bringt. Da ist ein Osmosewasser immer auf der sicheren Seite.


    Grundsätzlich kann man jeden alkoholreduzierenden Zusatz auf jedes
    Brauchwasser einstellen. Das verhielt sich mit den früheren Zusätzen, die
    Isopropanol erforderten, nicht anders.


    Je nach Umsatz kann man sich als Offsetdrucker den Zusatz
    maßgeschneidert nach Wasseranalyse liefern lassen - oder man lässt sich von
    einem Feuchtmittel - Fachmann ein Produkt raten und arbeitet selbst nach Trial
    and Error weiter. In schwierigen Fällen, falls es kein Lieferant kostenlos
    machen will, lohnt sich eine Analyse auf Honorarbasis, weil manche Probleme
    sich nur mit speziellem Know How lösen lassen.


    Viele Grüße & ciao
    Inkman