Beiträge von inkman

    Hallo Papa,

    der Ausdruck „IPA gepanscht“ ist dummes Zeug. Den trinkbaren Alkohol, Ethanol, kann man panschen, also mit Billigerem vermischen. Isopropanol ist schon einer der billigsten Industriealkohole und wird deshalb in der Technik gerne verwendet.

    Ich bin auch der Meinung, dass du nichts ändern solltest, solange er funktioniert.

    Was könnte denn verkehrt sein am IPA? Er könnte von der Herstellung her verunreinigt sein. Andere Alkohole drin stören den Offset nicht. Andere Stoffe im Zehntelprozentbereich sicher auch nicht.

    Er könnte von der Herstellung her mit sauren Begleitstoffen verunreinigt sein. Das merkst du, wenn du etwas davon mit Wasser verdünnst und den pH misst. Du brauchst es nur mit einem IPA aus der Apotheke zu vergleichen und weißt sofort, ob du misstrauisch sein musst. Die Gefahr wäre im Bogenoffset eine Verlangsamung oder Störung der oxidativen Verfilmung der Farben, also der Stapeltrocknung.

    Die andere, mögliche Gefahr wären gesundheitsschädliche Begleitstoffe. Die werden - wenigstens unterhalb der so wie so akzeptierten Schwelle des Isopropanols - nicht drin sein, wenn du das Zeug in Westeuropa kaufst. Die Produkthaftung gibt bei uns hier eine gewisse Sicherheit.

    Also vermutlich ein windiges Werbeargument eines fachlich Ahnungslosen. Der Mann hätte bei mir Hausverbot.

    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Ja, Hein, das kann ich.

    Zuerst (schon Gutenberg, lange allgemein der Buchdruck) hatte man als flüssige Komponente Leinöl und andere Pflanzenöle in den Druckfarben.

    Dann kamen als Hauptflüssig-Komponente die Mineralöle. Sie waren viel flüssiger (niedriger viskos) als Pflanzenöle und brachten damit ein wesentlich schnelleres Wegschlagen und andere Vorteile. Als Festkomponente benutzte man Kolophonium-Derivate (Baumharz, chemisch veredelt). Sie lösten sich zwar nicht in Mineralöl. ließen sich aber zu zähklebrigen Masen anquellen. Das brachte noch schnelleres Wegschlagen.

    Damit ging es rezeptmäßig in den aufkommenden Offset

    In einigen Verpackungsspezialitäten kam es zu Problemen mit Mineralölen, z. B. bei Zigarettenpackungen. Dort wurde zuerst wieder auf Pflanzenöle zurückgegriffen. Diese Farben konnten aber nur ein Übergang sein, weil sie zu polar waren und lauter Litho-Schwächen hatten, also im Offset schlecht verdruckbar waren.

    Wir kannten schon besser verwendbare Verdünner, nämlich umgeesterte Pflanzenöle. Man knackt das typische Triglycerid von Pflanzenölen und verestert sie neu mit kleinen Alkohol-Molekülen wie Methyl-, Ethyl- oder Butyl-. Sie waren perfekt in der Viskosität und konnten die Hartharze richtig lösen, nicht nur anquellen. Aber sie waren noch viel zu teuer, weil in zu geringen Mengen hergestellt. Entgegen der Ökodiskussion ist der Druckfarbenmarkt zu klein, um hier etwas bewegen zu lassen.

    Dann kam das Biodiesel. Hier werden Pflanzenöle gerade so umgeestert wie eben beschrieben. Unser Vorteil waren die riesigen Mengen, die als Kraftstoff gebraucht wurden. Sie machten diese Ester bezahlbar.

    Nur: Biodiesel war nicht besonders gereinigt. Es sollte ja nur verbrannt werden. Aber man konnte es nun in kleineren Mengen reinigen und so als bezahlbaren Verdünner für Offsetfarben und andere Anwendungen anbieten.

    Das haben wir euch natürlich nicht einfach so erzählt. Damals war die Ökoplatte schon in vollem Gange. Also haben wir euch erzählt, dass wir jetzt
    das Mineralöl aus fossilen Ressourcen durch einen nachwachsenden Rohstoff, eben Pflanzenöl mit chemischer Veredelung, ersetzen. Dieses Argument lag in der Zeit und wurde so bereitwillig gekauft, dass es heute noch lebt.

    In Wirklichkeit waren diese neuen Farben erheblich besser im Lithoverhalten und im Wegschlagen als die alten. Ihnen gehört klar die Zukunft, wenn du mal in die Produktprospekte der Hersteller schaust.

    Jetzt kommt der Haken:
    Ganz mineralölfrei ist etwas anderes als nur ein neuer Verdünner. Mineralöle stecken in kleineren Mengen in einigen Rohstoffen und Halbfabrikaten, auch als Verunreinigungen. In Anwendungen wie Zigarettenpackungen müssen aber auch diese Spuren noch raus. Das engt die Rezepturarbeit deutlich ein und verteuert den gesamten Materialpreis etwas. Man wird es also nicht für ein Öko-Image tun, sondern nur für funktionelle Anforderungen. Deshalb muss man in der Regel davon ausgehen, dass Ökofarben doch noch Spuren von Mineralöl enthalten können.

    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Spachtelschwinger,


    bei pastösen Farben sieht man die Situation zwischen den Walzen im Lauf so:


    1. im Walzenkontakt (Nip) wird die Farbe mit Feuchtmittel zusammen hindurch gequetscht. Da vermischt sich alles innig.
    2. Wenn der Spalt durchlaufen ist, trennen sich die Walzenoberflächen voneinander, das Nip wird immer größer. Dabei bilden sich in der Farbe Gasblasen, weil die Zügigkeit der Farbe sie an beiden Oberflächen quasi festklebt, also nicht trennen will.
    3. Die Bläschen vergrößern sich so, dass die Farbe in Fäden aus dem Nip kommt.
    4. Im Idealfall reißen die Fäden in der Mitte, und beide Hälften sinken in ihre Farbhälfte zurück. Dann hinterbleibt nur ein fleckiges Bild der Druckflächen - wie geperlt.
    5. In der Wirklichkeit reißen aber viele Fäden mehrfach. Die losen Stücke fliegen aus dem Walzenspalt in der Form sehr feiner Tröpfchen heraus. Sie verschmutzen dann die Maschine.

    Je zügiger die Farben sind, desto stärker ist die Nebelneigung. Anders ausgedrückt: Lange Farben nebeln stärker als kurze.
    Das einemulgierte Wasser bildet Sollbruchstellen und drängt damit die Nebelneigung zurück, wenn es gut verteilt ist. Deshalb sind sowohl die Farbrezeptur als auch die Feuchtmittelzusammensetzung von Bedeutung.


    Ganz wichtig sind Walzen umfang, -oberfläche, -material, und besonders die Druckgeschwindigkeit. Deshalb ist das Problem im Rollenoffset noch größer als im Bogenoffset.


    Es nebelt im Warmen auch stärker als im Kalten, das ist einsehbar.

    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Spachtelschwinger,

    die erste Antwort ist besser, weil sie die Fällungsreaktion erklärt, also Verständnis signalisiert. Mach´ dir mal keine Sorgen um deinen Kasten…

    Viele Grüße ciao
    Inkman

    Hallo Spachtelschwinger,

    die Druckfarbe wird farbig durch ihre Pigmente. Das sind feinkristalline Stoffe aus meist chemisch-organischem Material. Sie werden durch Fällungsreaktionen unter sehr kontrollierten Bedingungen hergestellt. Durch die genaue Führung von Temperatur und pH-Wert und oft hilfreiche Zusatzstoffe lassen sich die entstehenden Kristalle in ihrer Granulometrie (Korngröße) und Kristallform gezielt auskristallisieren.

    Das wiederum regelt Farbwirkung und Einfluss auf die Viskosität der Farbe.
    Auch Füllstoffe wie Kalziumkarbonat oder Aluminiumhydoxid werden gefällt, einige auch auf ihre Korngröße aus grobem Material runtergemahlen.

    Viel interessanter als die Fällung ist bei den organischen Pigmenten die Frage, warum und wie sie überhaupt farbig wirken. Schau dir dazu bei Interesse mal das Indigo an.

    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Spachtelschwinger,


    Fällungsreaktion ist ein Begriff aus der wässrigen Chemie. Wenn du zwei Lösungen zusammengießt und dabei sich eine schwerlösliche Verbindung bildet, fällt sie als Niederschlag aus.


    Beispiel Bariumchlorid und Natriumsulfat. Aus zwei klaren Lösungen wird eine klare Lösung mit einem weißen, kristallinen Niederschlag.


    Falls du Rotweine magst, kennst du als Produkt von Fällungsreaktionen den Weinstein, ein schön grobkristalliner Niederschlag, der den Wein adelt.


    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Dayshi,


    die optische Dichte in der Aufsicht ist definiert: D = - lg β.


    Dazu gehört der Reflexionsgrad β = ID/IB mit Reflexion der Druckfläche ID und Reflexion des Blankopapieres IB.


    Der Logarithmus von 0,01 ist -2, die Dichte also hier 2,0.


    Der alte Ausdruck „Remission“ für das vom Messobjekt zurückgeschickte Licht ist übrigens dem in der Physik allgemein üblichen „Reflexion“ gewichen.


    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo ViPeRmOrTyR,


    es ist zwar kein ganz typischer Fall dafür, weil im Kartonstapel genügend Luft für die Verfilmung sein sollte. Vielleicht reicht es aber wegen der folienkaschierten, glatten Rückseite doch nicht.
    Dann mische mal ein paar Prozent eines Durchtrockners vor dem Verdrucken in die Farbe, z. N. Grafo Dryer Extra. Nimm nicht den normalen Grafo ohne Extra, weil der nicht das Sauerstoff – abspaltende Perborat enthält. Mit den üblichen Trockenpasten gewinnst du nichts.


    Falls du Grafo nicht verfügbar hast, frage bei deinem Farblieferanten nach einer Trockenpaste mit Peroxoverbindungen drin. Mit solchen Zusätzen verfilmt die Farbe sehr schnell.


    Reinige bitte gleich nach Gebrauch Kasten und Walzen gründlich, sonst verhautet dir alles.


    Viel Erfolg & ciao
    Inkman

    Hallo Drucker Dickus,

    wenn man ein tiefes Schwarz flächig drucken will, muss man ein hoch geschöntes Schwarz wählen, das auch einen guten Glanz bringt. Unser Auge empfindet ein stark blau geschöntes Schwarz als tief, ein reines Rußschwarz flau und bräunlich. Also ein Tiefschwarz aus einer Glanzskala.

    Der Glanz hilft auch dem optischen Eindruck, weil leicht matte Oberflächen durch das Streulicht an der Oberfläche aufgehellt, vergraut wirken.

    Tiefschwarz schönt man mit Reflexblau - Pigment, auch Alkaliblau genannt, je nach Hersteller. Es ist gegen Lösemittel nicht stabil und noch relativ preiswert. Daher erkennt man eine solche Farbe daran, dass sie nicht nitroecht ist. Und natürlich an der rötlichen Bronzeerscheinung (Lüster) der Drucke. Echtschwarzfarben muss man mit aasig teuren Spezialpigmenten schönen, die auch noch schwächer wirken als Alkaliblau.

    In einem Mischsystem wie PANTONE wird immer ein ungeschöntes Schwarz eingesetzt, weil es ja nicht tief sein soll, wohl aber die Verschwärzlichung in Mischfarben hergeben muss. Da wäre eine Blauschönung ein Schuss ins Knie.

    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Kartondrucker,

    da mir die drucktechnische Erfahrung fehlt, möchte ich hier mal um Rat fragen. Es ist zwar eine alte Geschichte, dürfte aber immer noch vorkommen.

    Ein Hersteller hatte über ganze Produktionschargen Unebenheiten in der gestrichenen Oberfläche von Karton. Da zeichnete sich die Siebstruktur der Kartonmaschine noch durch den Strich hinweg durch. Im Schräglicht konnte man die strukturierten Unebenheiten erkennen. Diese bildeten sich besonders in Rasterpartien von Verpackungen ab und wurden natürlich reklamiert.

    Einige Paletten Karton mussten ausgetauscht werden, teuer also.
    Günstiger wäre gewesen, wenn man den Karton - vielleicht mit einem Preisnachlass - mit verkaufbarem, also gutem, Druckergebnis hätte verdrucken können. Damals fand sich keine Lösung.

    Andererseits sind solche Kartonchargen recht groß. Teile davon wurden ganz regulär erfolgreich verdruckt, dabei mit vergleichbar empfindlichen Motiven (Rasterflächen). Grundsätzlich war es also möglich, eventuell nur von Druckern mit besonderen Erfahrungen.

    Kann jemand Tipps geben? Gibt es Maschinen, die sich hier toleranter verhalten? Kann man durch Aufzug, Gummituchqualität, Druckbeistellung, spezielle Farbeinstellung oder andere Maßnahmen hier helfen?
    Die Frage soll nicht sein, aus einer katastrophalen Kartonqualität einwandfreie Drucke zu zaubern, sondern in schwierigen Fällen so viel Verbesserung zu erreichen, dass eine Auflage abgenommen werden kann.

    Danke für eure Tipps & ciao
    Inkman

    Hallo speed34,

    du musst zuerst klar machen, wo deine Probleme liegen.

    1. Sind es Grobpartikel, Flusen und Schlamm, dann ist der Filter der Knackpunkt.

    2. Ist es aber der Schaum, dann würde ich zuerst an die Zusammensetzung des Feuchtmittels gehen. Viel Schmodder macht viel Dreck. Also erst alles frisch machen.

    3. Es gibt für Schaum auch mechanische Ursachen. Ist an Sprudeleffekten in der Anlage zu drehen, kann man sich manchmal auch helfen.

    Wenn das nicht alles regelt, muss ein Entschäumer ran - Bei denen sind die richtige Auswahl und - vor allem - die richtige Dosierung wichtig. Du kannst einen aus irgendeinem Angebot probieren. Wenn das nicht klappt, würde ich einen vertrauenswürdigen Servicetechniker fragen.

    Das Thema ist nicht ganz einfach. Entschäumer sind Tenside, also Netzmittel - sehr grob mit Seife zu vergleichen. Sie müssen haarscharf passen in Art und Menge. Sonst bewirken sie das Gegenteil.

    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Cat,

    vom Bronzieren kann man in zwei Sinnen sprechen.

    1. Früher wurden Vordrucke mit einem speziellen Firnis im z. B. Offsetdruck quasi in line, also sehr frisch, mit einem Bronzepulver gepudert. Man wollte einen metallischen Aufdruck herstellen.

    2. Manche pastöse Druckfarben(Buchdruck, Offset) bringen frisch einen etwas anderen Farbton als nach z. B. einer halben Stunde. Besonders deutlich beobachtet man das an Farben mit hohen Konzentration an sehr feinteiligen Pigmenten. Bekannt ist besonders das Reflexblau (Markenname der BASF für ein tief blaues Pigment des Tri-Phenyl-Methan-Typs). Es startet deutlich grünstichiger und wird mit dem Wegschlagen immer röter. Das gibt von Partnern mit einem Mangel an Fachkenntnissen Reklamationen an den Drucker.

    Den Bronze-Effekt beobachtet man am deutlichsten in der Richtung von Lichtreflexen, also im Ausfallswinkel. Wenn man den weggeschlagenen Druck lackiert, ist der Effekt weg, und die Farbe zeigt wieder den Ton des frischen Zustandes. Die Photos Reflexblau.jpg und Mischfarbe.jpg zeigen halbseitig lackierte Beispiele.

    Es ist übrigens egal, wie dick die Lackschicht drüber ist. Ein Tesastreifen tut es auch, wie die Bilder der Farb-Abstriche zeigen. Hier zeigt sich auch, was der Drucker tun kann, wenn er z. B. die Farbschicht nach visueller Kontrolle steuern will. Zum Glück gibt es im Verpackungsdruck kaum noch unlackierte Produkte. Damit hat sich der Fall quasi von selbst erledigt.

    Allgemein erklärt man es so: Die Farbschicht verarmt beim Wegschlagen an der Oberfläche an Bindemittel. Und so kommen Pigmentteilchen praktisch unbedeckt und dicht beieinander heraus. Sie reflektieren anders als glatte Farboberflächen und bringen den fehlfarbigen Lüster. Wenn man eine transparente Schicht darüber legt, ist auch der Effekt wieder weg.
    Diese Erklärung ist griffig und verbreitet, haut auch einigermaßen hin. Und sie gibt auch eine Erklärung, warum unterschiedlich saugende Bedruckstoffe unterschiedlich stark wirken.

    Will man es genauer wissen, gibt es nur wenige Hilfe in der älteren Fachliteratur. In jüngerer Zeit ist der Effekt in einer Bachelor-Arbeit an der Uni Wuppertal untersucht worden. Hier dürfte die bisher ernsthafteste physikalische Deutung stehen - im Detail nicht ganz einfach, aber unglaublich interessant für fachlich Vorbereitete. Eine Zusammenfassung wurde in „Farbe und Lack“ 2.2012, S. 24 - 27 vom Autor M. Prinzmeier veröffentlicht. Jocero hat uns den Link gegeben. Danke.

    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo zusammen,


    Elprinto und DerAnreiber haben recht. Es gibt keinen Öldrucklack, der vergilbungsfrei trocknet. Dazu müsste man ihm die komplette oxidative Verfilmung nehmen und ihn rein wegschlagend trocknen lassen. Das macht bei einem Drucklack keiner, weil er dann gar nichts mehr kann. Das ist so etwas wie Kastrieren und Blenden zusammen.


    Bei der oxidativen Verfilmung von Öldrucksystemen wie Druckfarben und -lacken gibt es ein weites Spektrum von chemischen Reaktionen (radikalischer Mechanismus). Dabei vergilben Anteile der Bindemittel (aus chemisch veränderten Pflanzenölen). Ausgasungen, auch verursacht durch diese Reaktionen, lassen dazu auch noch Komponenten im Papier und im Papierstrich vergilben (Stichwort Kontaktvergilbung). Das ist einfach Schicksal für alle pflanzenölbasierten Trocknungssysteme. Man kann es abmildern, handelt sich damit aber Verfilmungsschwächen ein. Ganz unterdrücken kann man es nie.


    Die Dispersionslacke sind vergilbungsfrei, weil sie gar keine chemische Trocknung kennen. Sie trocknen wegschlagend und durch eine ganz raffinierte Verschmelzung, auch Verglasung genannt. Das macht sie glänzend und scheuerfest, mehr als einen Öldrucklack. Nur lassen sie sich nicht einfach von einer Offsetplatte verdrucken.


    Bei allem soll man sich keinen falschen Erwartungen hingeben. Papier vergilbt ähnlich schnell oder schneller von selbst, besonders Naturpapier. Es gibt also nicht die saubere Lösung. Der Fachmann, der den Verwendungszweck beurteilen kann und seine Produkte kennt, ist dem reinen Schnacker auch hier wieder sachlich überlegen.


    Ich hatte übrigens nicht verstanden, dass der „5000“ ein Öldrucklack ist und kein Dispersionslack.


    Nichts für ungut & ciao
    Inkman

    Hallo Acid Green,


    wenn man auf ein Like-Zeichen klickt, springt erst nur ein quadratisches Feld unter der Statusanzeige au, und die Aktion wird nicht registriert. Erst beim zweiten Anklicken funktioniert es. Ich nehme an, das ist nicht absichtlich.
    Lässt sich das wieder einfacher einrichten?
    Danke & ciao


    Inkman

    Hallo L.E.O.R.,

    hier kommen wir mit Ferndiagnosen nicht weiter. Es gibt zu unwahrscheinliche Beobachtungen. Mit der Osmose habt ihr eine 100 % ig kontrollierte Lösung für das Wasser. Dass mit einer Erhöhung der Konzentratmenge weder der pH sinkt, noch die Leitfähigkeit steigt, kann logisch nicht sein.

    Dein Konzentrat-Lieferant hat dir sicher eine Eichkurve mit deinem Wasser erstellt, in der man aus der Leitfähigkeit bei 20°C die eingesetzte Konzentratmenge ablesen kann. Darin würde mich mal der angegebene Bereich der Leitfähigkeit interessieren.

    Ein Weg wäre, einen Handansatz aus Osmosewasser, Aufhärter und FM-Konzentrat (und ggf. IPA) zu machen. Der stimmt auf jeden Fall. Wenn der immer noch die Schwierigkeiten auf der Platte macht, ist entweder der Zusatz falsch - oder die Platte passt nicht.

    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo L.E.O.R.,


    wenn du deinem Feuchtmittel etwas Gummiarabikum zusetzt, machst du sicher keinen Fehler. Es stört nicht die oxidative Verfilmung. Auch wenn du das FM-Konzentrat bis zum Doppelten der vorgeschriebenen Menge einsetzt, sollte das für die Verfilmung tolerierbar sein. Man kann grob sagen, dass bis etwa 3000 µSiem/cm (el. Leitfähigkeit) die Salzfracht im Feuchtmittel für die Sikkative nicht garantiert schädlich ist. Und pH 5,3 sind für die Trocknung auch unverdächtig. Für das Freilaufen und Tonerscheinungen liegt der pH allerdings an der oberen Schmerzgrenze.


    Auch wenn die Probleme bevorzugt im Schwarz und Cyan auftreten, ist das nicht unbedingt ein Zeichen, dass die Hauptursache in den Farben liegt. Gewöhnlich beginnt es im Magenta. Oft sind es mehrere Parameter, deren Veränderung ein kritisches System sanieren kann. Mal aus der Ferne vermutet, scheinen sich hier Platten und Feuchtmittel nicht optimal zu vertragen.


    Eine Erhöhung der Zusatzmenge drückt den pH nicht, schreibst du. Das ist ein Hinweis, dass dieses Konzentrat wohl zu hoch oder zu schwach puffert. Hier könnte eine Wasseranalyse mit gezielter Einstellung des Zusatzes mehr Toleranz ins System bringen.


    Dein Lieferant arbeitet vielleicht anders als ich. Ich würde einen pH von 5 einstellen, genügend Gummiarabikum und sogar einen Entkalker (NTA o. ä.) einsetzen. All´ das hilft der Platte und gefährdet nicht die Verfilmung der Farben. Das wäre aber auch nur ein Probieren, keine gezielte Strategie. Richtig wäre ein Kontakt zwischen Platten- und Feuchtmittelhersteller auf chemisch kompetenter Seite. Am Ende profitieren die selbst von so einer Aktion.


    Und solange die Lieferanten keine Lösung bringen, würde ich es auch selbst versuchen. Das ist in der Not immer erlaubt und keine Panscherei, wenn es nicht wüstes Probieren ist. Es wäre interessant, vom Fortgang deiner Geschichte zu lesen.


    Ich wünsche dir viel Erfolg.
    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Liebe Praktiker,

    Wundermittel passen nicht in unsere moderne Drucktechnik. Wer es sich leisten kann, arbeitet am besten mit einem fertigen Konzentrat, das ein Laborprofi auf die gemessenen Bedingungen angepasst hat. Geht das nicht (vielleicht kleine Druckerei oder kein Service in der Gegend), kann man sich mit möglichst genauer Beschreibung der eigenen Bedingungen und eventuell auch bisheriger Probleme bei einem kompetenten Lieferanten ein geeignetes Konzentrat besorgen.

    Zu den Einzelheiten:
    „Gummierung“ kommt von Gummiarabikum, einem tollen Mittel, das Senefelder mehr aus Dusel als aus Kalkül eingesetzt hat. Es wirkt in wässriger Lösung leicht sauer; deshalb hat er es eingesetzt, um Solnhofer Kalk zur Hochdruckform herunter zu ätzen. Wie bekannt, entdeckte er dabei den Flachdruck. Also mit Zufall, nicht gezielt und beabsichtigt.
    Die wahre Wunderwirkung des Gummiarabikum ist, dass es ganz fest auf den bildfreien Plattenstellen haftet (mit seinen Säure- und Alkoholgruppen auf dem Al2O3) und seinerseits begierig Wasser anzieht. Damit hält es diese Stellen stabil farbfrei. Die Gummierung schützt die Platte und muss in gewissen Dosen immer nachgeliefert werden, weil sie sich doch mit den vielen Überrollungen ein bisschen abwäscht.

    Zitronensäure ist eine organische Säure und zieht den pH-Wert leicht nach unten. Dabei bildet es Salze, die Zitrate. Und diese wirken als Puffer und helfen, den pH-Wert um 5 herum zu stabilisieren. Je niedriger der pH, desto freier druckt die Platte. Deshalb hilft diese Säure hier. Ich kenne Druckereien, die früher (!) Pizzapackungen nur mit Wasser, Zitronensäure und Ethanol (und Farbe, natürlich!) druckten, um das Füllgut vor Chemie zu schützen. Inzwischen macht man das professionell besser und einfacher.

    Die Sache mit dem Bier ist klar: Es gehört nach Feierabend in den Drucker. Vorher gehört es besser nur in den Inkman, weil der Rentner ist und morgens schon Feierabend hat.

    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Nordic Printer,

    ich nehme mal an, du hast eine Seite bedruckt, dann umschlagen und die zweite Seite bedruckt. Und dann hast du eine der beiden mit einem Öldrucklack lackiert. Und am Morgen danach fand sich ein Glanz-Matt-Effekt auf der Lackfläche, der das Bild der unlackierten Gegenseite wiedergab. Das ist ganz offensichtlich der klassische Geistereffekt. Der tritt unter so schwer berechenbaren Bedingungen auf, dass es praktisch keine Zusammenstellung von Maschineneinstellung, Farbe, Feuchtmittel und Bedruckstoff gibt, die klar verdächtig wäre und dann auch einfache, vorbeugende Maßnahmen erlaubte. Es gibt zuverlässig nur den Rat, den Morodin gibt: erst eine Seite komplett bedrucken und lackieren, dann die zweite angehen. Dagegen sprechen oft auch ein paar andere Gründe wie Kratzergefahr usw. Aber eine sichere Vermeidung geht nur so.

    Woher kommt er? Die Farbe verfilmt im Stapel, wenn sie über Nacht trocknet. Das ist ein chemischer Vorgang, bei dem u. a. mittelflüchtige (halbwegs verdunstbare) Substanzen entstehen, die zusammen mit etwas vom Verdünner, z. B. Mineralöl, aus der Druckfarbschicht ausgasen. Wo auf der Gegenseite Blanko ist, werden sie darin aufgesogen. Die bedruckten Partien sind aber dicht. Also schlagen sie sich dort auf der Lackoberfläche nieder und verursachen den Glanz-Matt-Effekt.

    Man sollte beim Verdacht auf Geistern auf jeden Fall möglichst bald lüften, damit die Dünste aus dem Stapel können. Das kann so einfach gut gehen.

    Es gibt ein paar grobe Erfahrungen, die aber auch nie ganz zuverlässig stimmen. Sehr glänzend (also dicht) gestrichene Papiere scheinen empfindlicher als andere. Aber meist steht das Papier fest. Kastenfrische Farben scheinen kritischer als unverzögerte. Aber wer verwendet heute noch Farben ohne Frischhalteeffekt? Der putzt sich an seiner Maschine zum Pittermännchen gegen Hautpartikel und Butzen.

    Man kann auch ganz auf Dispersionslack umsteigen. Der kennt keine oxidative Verfilmung (die Stapeltrocknung der Offsetfarben und –lacke) und gast auch nichts aus. Oder man muss den ganzen Job in einem Lauf drucken – wenn man so eine Maschine hat.

    Dir zum Trost: Es gibt eine Vielzahl von Geistereffekten mit unterschiedlichsten Ursachen. Sie sind eines der interessantesten Themen für den Unterricht, über das man Stunden sprechen kann. Aber in der Praxis nerven sie und kosten Geld.

    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Hansjörg und Endloser,


    Kolophonium (veredeltes Baumharz) ist gar kein Wundermittel, sondern einer der Hauptbestandteile von Bindemitteln für die Farben. Wenn Walzen damit eingerieben werden, werden sie vermutlich einfach farbenfreundlich auf der Oberfläche und transportieren sie wieder besser. Aber heutzutage ist es sicher professionell, verbrauchte Walzen zu wechseln und sich nicht lange mit Hilfsmitteln aufzuhalten.


    Viele Grüße & ciao
    Inkman