Beiträge von inkman

    Liebe Praktiker,

    Wundermittel passen nicht in unsere moderne Drucktechnik. Wer es sich leisten kann, arbeitet am besten mit einem fertigen Konzentrat, das ein Laborprofi auf die gemessenen Bedingungen angepasst hat. Geht das nicht (vielleicht kleine Druckerei oder kein Service in der Gegend), kann man sich mit möglichst genauer Beschreibung der eigenen Bedingungen und eventuell auch bisheriger Probleme bei einem kompetenten Lieferanten ein geeignetes Konzentrat besorgen.

    Zu den Einzelheiten:
    „Gummierung“ kommt von Gummiarabikum, einem tollen Mittel, das Senefelder mehr aus Dusel als aus Kalkül eingesetzt hat. Es wirkt in wässriger Lösung leicht sauer; deshalb hat er es eingesetzt, um Solnhofer Kalk zur Hochdruckform herunter zu ätzen. Wie bekannt, entdeckte er dabei den Flachdruck. Also mit Zufall, nicht gezielt und beabsichtigt.
    Die wahre Wunderwirkung des Gummiarabikum ist, dass es ganz fest auf den bildfreien Plattenstellen haftet (mit seinen Säure- und Alkoholgruppen auf dem Al2O3) und seinerseits begierig Wasser anzieht. Damit hält es diese Stellen stabil farbfrei. Die Gummierung schützt die Platte und muss in gewissen Dosen immer nachgeliefert werden, weil sie sich doch mit den vielen Überrollungen ein bisschen abwäscht.

    Zitronensäure ist eine organische Säure und zieht den pH-Wert leicht nach unten. Dabei bildet es Salze, die Zitrate. Und diese wirken als Puffer und helfen, den pH-Wert um 5 herum zu stabilisieren. Je niedriger der pH, desto freier druckt die Platte. Deshalb hilft diese Säure hier. Ich kenne Druckereien, die früher (!) Pizzapackungen nur mit Wasser, Zitronensäure und Ethanol (und Farbe, natürlich!) druckten, um das Füllgut vor Chemie zu schützen. Inzwischen macht man das professionell besser und einfacher.

    Die Sache mit dem Bier ist klar: Es gehört nach Feierabend in den Drucker. Vorher gehört es besser nur in den Inkman, weil der Rentner ist und morgens schon Feierabend hat.

    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Nordic Printer,

    ich nehme mal an, du hast eine Seite bedruckt, dann umschlagen und die zweite Seite bedruckt. Und dann hast du eine der beiden mit einem Öldrucklack lackiert. Und am Morgen danach fand sich ein Glanz-Matt-Effekt auf der Lackfläche, der das Bild der unlackierten Gegenseite wiedergab. Das ist ganz offensichtlich der klassische Geistereffekt. Der tritt unter so schwer berechenbaren Bedingungen auf, dass es praktisch keine Zusammenstellung von Maschineneinstellung, Farbe, Feuchtmittel und Bedruckstoff gibt, die klar verdächtig wäre und dann auch einfache, vorbeugende Maßnahmen erlaubte. Es gibt zuverlässig nur den Rat, den Morodin gibt: erst eine Seite komplett bedrucken und lackieren, dann die zweite angehen. Dagegen sprechen oft auch ein paar andere Gründe wie Kratzergefahr usw. Aber eine sichere Vermeidung geht nur so.

    Woher kommt er? Die Farbe verfilmt im Stapel, wenn sie über Nacht trocknet. Das ist ein chemischer Vorgang, bei dem u. a. mittelflüchtige (halbwegs verdunstbare) Substanzen entstehen, die zusammen mit etwas vom Verdünner, z. B. Mineralöl, aus der Druckfarbschicht ausgasen. Wo auf der Gegenseite Blanko ist, werden sie darin aufgesogen. Die bedruckten Partien sind aber dicht. Also schlagen sie sich dort auf der Lackoberfläche nieder und verursachen den Glanz-Matt-Effekt.

    Man sollte beim Verdacht auf Geistern auf jeden Fall möglichst bald lüften, damit die Dünste aus dem Stapel können. Das kann so einfach gut gehen.

    Es gibt ein paar grobe Erfahrungen, die aber auch nie ganz zuverlässig stimmen. Sehr glänzend (also dicht) gestrichene Papiere scheinen empfindlicher als andere. Aber meist steht das Papier fest. Kastenfrische Farben scheinen kritischer als unverzögerte. Aber wer verwendet heute noch Farben ohne Frischhalteeffekt? Der putzt sich an seiner Maschine zum Pittermännchen gegen Hautpartikel und Butzen.

    Man kann auch ganz auf Dispersionslack umsteigen. Der kennt keine oxidative Verfilmung (die Stapeltrocknung der Offsetfarben und –lacke) und gast auch nichts aus. Oder man muss den ganzen Job in einem Lauf drucken – wenn man so eine Maschine hat.

    Dir zum Trost: Es gibt eine Vielzahl von Geistereffekten mit unterschiedlichsten Ursachen. Sie sind eines der interessantesten Themen für den Unterricht, über das man Stunden sprechen kann. Aber in der Praxis nerven sie und kosten Geld.

    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Hansjörg und Endloser,


    Kolophonium (veredeltes Baumharz) ist gar kein Wundermittel, sondern einer der Hauptbestandteile von Bindemitteln für die Farben. Wenn Walzen damit eingerieben werden, werden sie vermutlich einfach farbenfreundlich auf der Oberfläche und transportieren sie wieder besser. Aber heutzutage ist es sicher professionell, verbrauchte Walzen zu wechseln und sich nicht lange mit Hilfsmitteln aufzuhalten.


    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Alpenjodler,


    danke für dein Interesse. Ich habe den Ordner schon Kuateric versprochen. Aber wenn du nicht ausschließlich an Maschinentechnik interessiert bist, kann ich die vielleicht etwas anderes bieten. Schau mal gelegentlich auf offset-druck-farben.de; Da findest du meine Themenbreite.
    Wenn dich aber generell historische Muster interessieren, kann ich dir unter Konversation gerne mal mitteilen, was ich sonst noch habe.


    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Heidelberger-Fans,

    vor Jahren hat mit ein Fachmann Unterlagen für den Unterricht gegeben, die Maschinen und –teile verdeutlichen. Es sind Overhead-Folien und Broschüren, ein etwas schwerer Ordner voll.

    Da ich seit ein paar Jahren aus dem Lehrbetrieb heraus bin, habe ich selbst keine Verwendung mehr dafür. Ist jemand daran interessiert? Ich gebe sie gerne in andere Hände und will keinen Gegenwert dafür.

    Themen sind:
    Maschinenschema T-OFFSET,
    Maschinenschema GTO
    Maschinenschema M- OFFSET
    Maschinenschema S- OFFSET
    Maschinenschema SPEEDMASTER
    Heidelberger Bogenwendeeinrichtung
    Heidelberger Saugkopf
    Vorder- und Seitenmarken
    CPC 1 Steuerstand; CPC 3 Druckplattenleser
    CPC 2 Qualitätskontrolle
    Grundlagen der Qualitätskontrolle
    Farbfluss und Einfärbung
    Heidelberger ALCOLOR

    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Danyray,

    ich vermute, du benutzt gerade einen Öldrucklack, weil du sonst Dispersion oder UV schon benannt hättest. Den Markennamen und Lieferanten solltest du in der Tat nur im persönlichen Verkehr nennen, weil das eine Negativreklame wäre.

    Deine Forderung beleuchtet den klassischen inneren Konflikt eines Produktes. Ein Öldrucklack wird immer etwas vergilben. Wenn er stärker oxidativ verfilmt als andere, vergilbt er auch leichter. Das geht Hand in Hand aufgrund der Bindemittel. Andererseits sind die klassischen Mattierungsmittel (feingemahlene Füllstoffe) abrasiv. Sie wirken also selbst auch als Scheuermittel. Auf dem matten Papierstrich haben wir ja das gleiche Problem aus gleichem Grund.
    Es gibt mattierende Stoffe, die nicht scheuern, z. B. Wachse. Aber die bauen in den dann benötigten Mengen auf Walzen und Gummitüchern auf, also bestenfalls für Kleinauflagen geeignet.

    Dazu kommt, dass natürlich kein Hersteller dir mitteilt, was in seinem Lack drin ist. Ich denke, die Vertreter und Kaufleute wissen es selbst schon nicht.
    Was kannst du also tun? Du kannst nur einen vertrauenswürdigen Lieferanten fragen, er soll ein Produkt aus seinem Portfolio vorstellen, das den besten Kompromiss in deinem Sinne darstellt. Hier würde ich eher einen Anwendungstechniker fragen als einen Kaufmann.

    Wenn es möglich ist, wechsele auf einen Dispersionslack. Der verfilmt physikalisch, vergilbt also nicht. Und die Verfilmung ist weit besser als die oxidative Verfilmung jedes Öldrucklackes.
    UV ginge natürlich auch. falls das möglich ist.
    Musst du aber beim Öldrucklack bleiben, dann bleibt dir nur die empirische Suche nach dem am besten für deinen Bedruckstoff geeigneten Produkt. Vielleicht kann dir hier der eine oder andere Kollege aus dem Forum helfen. Erfolgreiche Produkte öffentlich zu nennen, ist nicht unfair.

    Aber auszuprobieren und dir eine sichere Meinung zu bilden, wird immer deine Sache sein. Was bei dem einen funktioniert, kann beim anderen auch wirken, muss aber nicht. Das wissen alle, die Erfahrung im Offset besitzen.
    Gefühlmäßig würde ich eher einen Farbhersteller fragen mit vollem Programm, weil der vermutlich eine größere Erfahrung mit Bindemitteln und Mattierungsmitteln hat als ein anderer Zulieferer.

    Viel Erfolg & ciao
    Inkman

    Hallo Kuateric,

    gib diesen Download bitte nicht wirklich weiter, weil er als Publikation dem Copyrightr unterliegt. Er darf nur von zugelassenen Studenten zu Studienzwecken herunter geladen werden.

    Aber bei der PMA Heidelberg bekommst man das Buch für 49,90 € legal mit einer CD des Inhaltes gleich mit.
    Das Handbuch der Printmedien ist das didaktisch am besten aufbereitete Fachbuch, das wir zurzeit in der Branche haben. Es ist gezielt für alle geschrieben, die schulmäßig lernen oder studieren möchten und fördert besonders das Verstehen der Inhalte. Es ist zu ähnlich sozialen Preisen auf Englisch und auch auf Russisch erhältlich. Das beantwortet auch die Frage, welches Werk inzwischen weltweit das Standardwerk ist.

    Deutlich handwerklicher ausgerichtet und weniger zum Lernen, aber mehr zum Nachschlagen gestaltet, sind die beiden Lehrbücher von H. Teschner, „Offsetdrucktechnik“, das ältere und auf den Druck fokussierte (70 – 80 € im Fachhandel) und „Druck- und Medientechnik“, das jüngere und von Vorstufe bis Weiterverarbeitung weiter gefasste (130 € im Fachhandel).
    Ich kenne noch eine Vielzahl kleinerer, älterer „Erklärungsbücher“ besonders für den Offsetdruck. Die meisten von Ihnen sind inhaltlich so hoffnungslos veraltet, dass es schade um die Zeit ist, die man mit dem Lesen verbringt.

    Beide empfohlenen Werke enthalten ein paar olle Kamellen und nur schwer haltbare Teile, besonders, was das Vorgehen auf der Offsetplatte und die Trocknung von Druckfarben angeht. Den meisten sind diese Teile jedoch egal. Viele bevorzugen geradezu hier solche versimpelten Versionen. Für den Rest sind beide Bücher allerdings durchaus so gut, dass ich sie Studenten immer ernsthaft empfohlen habe. Na, beim Teschner sollte man den Teil über die Physik nicht wörtlich nehmen. Aber den lesen erfahrungsgemäß nicht viele. Und in unseren Berufsschulen und sogar an Unis wird teilweise aus alter Gewohnheit dieser nur halbfachmännische Teil unterrichtet. Damit wirft einen das nicht hinter die meisten Kollegen und Konkurrenten zurück…

    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Matthias,

    auf den ersten Blick erinnert mich das Bild an eine der vielen Arten von Tonerscheinungen. Um es einzugrenzen, müsste man am besten vor Ort die Einzelheiten prüfen.

    Beispiele:
    Tritt die Erscheinung sofort auf, oder kommt sie im Laufe einer Auflage (-> Aufbauerscheinungen)?
    Liegen die Punkte auf aufeinander folgenden Bildern immer an den gleichen Stellen, oder springen sie?
    Findet man sie auf der Platte oder gar auf dem Gummituch?
    Läuft der Druck noch über Folgewerke?
    Wie ist die Zusammensetzung des Feuchtmittels? pH-Wert, el. Leitfähigkeit im Verhältnis zum Sollwert des Konzentrat-Lieferanten?
    Welche Papierklasse wird hier verdruckt? Gängiges gestrichenes oder ungestrichenes oder gar ein ungestrichenes ungewöhnliches Papier (verdacht saure Oberfläche)?

    Das könnte ein interessanter Fall sein.
    Wäre es Buchdruck, wäre es trivial (Linting, Fliegenschiss). Im Offset ist es – wie immer – komplexer.

    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Offsetfreunde,

    es ist eindrucksvoll, wie viele schlechte Erfahrungen immer wieder als neu gesammelt werden, obwohl eine gute Sachkenntnis die Erklärung liefert und es gute Anleitungen gibt. Seltsamerweise gibt es unter den selbsternannten Praktikern einige mit einer Chemophobie. Und auch Physikophobie. Und Mathephobie sowieso.

    Warum? Wenn ich etwas nicht verstehen kann, frage ich einfach mal nach. Dann lernt auch der Erklärende, wie er seine Botschaft besser an die Leute bringt. Das möchte er nämlich. Er schreibt keineswegs nur um sich wichtig zu tun. Höchstens ein bisschen…
    Einige der Beiträge hier haben schon die ganze Wahrheit gesammelt, besonders das Zitat von Jocero. Trocknerzusätze sind wirklich Notmaßnahmen und auf keinen Fall als Generalregel für Naturpapiere gedacht.

    Was haben ungestrichene Papiere und Kartons denn Besonderes? Sie haben grobe Poren (Löcher bis Krater). Und damit ist im Stapel reichlich Luft, nix wie bei Folien. Das ist doch kein Problem für die oxidative Trocknung, sondern eher hilfreich. Nur beim Wegschlagen machen sie die Probleme, weil sie zu viel und das falsche Zeug aufsaugen. Sie saugen nicht nur den Verdünner weg, sondern auch zäher fließende Teile, die eigentlich als Bindemittel im Farbfilm gedacht sind. Na, und die fehlen dann bei der oxidativen Verfilmung. Habt ihr euch mal gefragt, warum man bei Naturpapieren mehr Farbe führen muss, um eine gleichartige Einfärbung zu bekommen wie bei Bilderdruck? Da verschwindet manchmal sogar ganze pigmentierte Farbe in den groben Poren. Mehr Trockenstoff würde im günstigen Fall nur die Verfilmung unterstützen, keine Bindemittel auffüllen. Was soll man also tun?

    Günstig verhält sich eine bindemittelreiche Farbe, also eine Glanzserie, Scheuerfestserie, Laserdruckerserie o. ä. Was hauptsächlich auf Wegschlagen aufgebaut ist wie die modernen Allroundserien mit schnellster Weiterverarbeitung, kann hier nur mit Glück funktionieren. Oft tun sie es auch, weil nicht alle ungestrichenen Papiere so kritisch sind. Das lullt uns ein.

    Unglücklicherweise gibt es keine Kennzahl für Naturpapiere, die vor der Gefahr für die Trocknung warnt. Also bleibt der schwarze Peter bei dem, der alle Komponenten zusammen führt. Ratet mal, wer das ist.

    Und wenn ich für nur einen Auftrag nicht eine extra Farbserie einsetzen will? Dann besorge ich mir einen Firnis, der die Verfilmung verstärkt, damit ich mehr Bindemittel habe, ohne gleich die Zügigkeit (=>Tonwertzunahme) zu verschlabbern. Notfalls kann man diesen Zusatz auch noch sikkativieren, weil mit den niedrig viskosen Anteilen vermutlich auch der in Öl gelöste Trockner der Farbe abgesaugt wird.

    Besser ist allerdings die bindemittelreiche Spezialserie, die zielgerecht rezeptiert ist.

    Übrigens ist an der Beobachtung auch etwas dran, dass bestimmte Farbtöne besonders zu Abrieb- und Karbonierproblemen neigen. Das liegt nicht nur daran, dass man es bei dunklen Blaus leichter sieht als bei Gelbs. Viele dieser Farben werden auch auf besonders feinteiligen Pigmenten aufgebaut und beanspruchen das Bindemittel stärker als ein Cyan oder Magenta.

    Viele Grüße & ciao

    Hallo Blechbeleuchter,


    so ein dunkles Blau dürfte überhaupt schwer abriebfest zu kriegen sein. Es ist hoch pigmentiert und enthält gute Mengen an Reflexblau, sehr feinteilig und schwierig zu binden. Dann noch auf Mattpapier mit hohem Saugvermögen…


    Wenn Glanz erwünscht ist, ist Dispersionslack die ideale Lösung. Der verfilmt anders als Offsetbindemittel, viel abriebfester. Und besonders empfindlich gegen Stöße ist er auch nicht – immer verglichen mit Öldruckfarben.


    Anspruchsvoll ist die Silberfarbe. Die gibt es schon gar nicht abriebfest. Aber auch hier gibt Dispersionslack den besten Schutz, soweit verfügbar. Lackiert wird natürlich in line, nicht wahr? Früher wurde oft in einem extra Gang lackiert, und dabei kamen häufig Probleme der Lackannahme, die es in line gar nicht gibt.


    Viel Erfolg & ciaoInkman

    Hallo Offsetfreunde,


    das Thema Foliendruck ist zwar alt, aber immer noch für ein paar fette Reklamationen gut. Besonders die oxidative Verfilmung der Farben hat ihre Tücken. In den Beiträgen zu diesem Thema sind eine Menge guter Praxisratschläge vorhanden. Ich möchte mal aus Sicht eines Farbchemikers die Begründungen geben für den, den es interessiert.


    1. Die Fragen von Thuner: Die Kratzfestigkeit einer durchverfilmten Folienfarbe („oxidativ“) ist immer hoch, weil darin zur intensiven Verfilmung zusätzlich in aller Regel genügend Wachszusätze enthalten sind. Kritisch könnte auf wenigen Folien die Haftung sein, z. B. Polyethylen. Offsetdrucke auf metallisch aussehenden Untergründen müssen immer Metallic-Töne werden, da unsere Farben lasierend sind. Wenn das stört, muss Deckweiß vorgedruckt werden.


    2. Allgemein: Die oxidative Verfilmung


    ist das kränkliche Kind des Offsets. Nur geht es in breiten Bereichen nicht ohne. Sie kommt ja aus dem Buchdruck. Als der Offset aufkam, tat er den Farben eigentlich Gewalt an. Die Sikkative, also Trockenstoffe, sind Verbindungen aus Metallen (Kobalt, Mangan, Kalzium u. a.) mit organischen Säuren (Oktansäure, Naphthensäure, Linolensäure usw.). Formal ähneln die den Salzen der Anorganik. In Wirklichkeit vertragen sie aber kein Wasser, schon gar nicht saures oder deutlich salzhaltiges. Und genau das ist unser Feuchtmittel.


    Kobaltoktoat ist ein aktiver Trockenstoff. Im Kontakt mit Wasser zersetzt (hydrolisiert) er sich zu Oktansäure, einem Fett, und Kobalthydroxid, in Wasser unlöslich. Und das fällt aus. Damit ist es als Katalysator für die radikalische oxidative Verfilmung mausetot.


    Praxis-Ratschläge


    Das erklärt, warum gefordert wird, die Wasserführung knapp zu halten. Was aber viel wichtiger ist, wird selten gesagt: Da der Kontakt mit Wasser schon nicht ganz zu vermeiden ist, darf er nur möglichst kurz dauern. Das bedeutet: immer nur wenig Farbe im Kasten, häufig erneuern und bei längerem Druck sogar gelegentlich zwischendurch Walzen abrakeln, damit frische Farbe drauf kann.
    Je höher die elektrische Leitfähigkeit des Feuchtmittels, desto höher ist der Salzgehalt – schon unabhängig vom pH-Wert. Aber es gibt keine Regel „so niedrig wie möglich“; das wäre nicht praktikabel. Es gibt den Sollwert bei korrekter Dosierung des Zusatzes, und an dem sollte man liegen. Eine höhere Dosierung wäre ein zusätzliches Risiko. Osmosewasser als Ausgangsquelle ist dreimal besser als Rheinuferfiltrat wegen der eingeschleppten Salzfracht.


    Der Alkoholgehalt spielt bei der oxidativen Verfilmung keine direkte Rolle. Man könnte höchstens argumentieren, dass seine Erhöhung den gesamten Feuchtmittelfilm reduziert und damit die Wassermenge, die auf die Oktoate einwirkt. Aber ob dies mehr als eine Gewissensberuhigung ist, lässt sich experimentell kaum überprüfen.


    Zusätzliche Trockenstoff-Zugaben


    sind in fast allen Fällen nur Fehler. Wenn die Farbe nicht ausreichend sikkativiert ist, ist das ein Rezeptfehler. Den sollte nicht der Drucker beheben. Eine Überdosis an Kobaltoktoat ist bestenfalls unschädlich, kann aber auch zur Übersikkativierung führen. Dann verfilmt das Bindemittel zwar rubbeldiekatz, wird aber anschließend ebenfalls mit Luftsauerstoff wieder geknackt. Der Sauerstoff denkt gar nicht daran, die Fettsäuremoleküle nur zu verbrücken, sondern er zerhackt sie auch wieder. Und Kobaltoktoat hilft ihm in beiden Fällen. Das Ergebnis ist z. B. ein Abmehlen der Farbe erst nach ein paar Tagen.
    Eines bewirkt die Trocknerzugabe auf jeden Fall: Die Farbe wird um ein paar Prozent verdünnt und damit in Zügigkeit und Viskosität verändert. Das verschlechtert Emulgierstabilität und Druckkennlinie. Der Hersteller der Pasten verkauft doch keine reinen Wirkstoffe! Diese feinfühlige Dosierung, die dann notwendig wäre, kann er nur selbst mit speziellen Einrichtungen zuverlässig vornehmen. Für die Drucker, die meist nach Gefühl dosieren, gibt es hochverdünnte Pasten, damit halbwegs zuverlässig realistische Dosierungen von z. B. Kobaltoktoat herauskommen.


    Einen schlauen Trockner gibt es aber doch: den Peroxo-Trockner. Hier handelt es sich um z. B. Natrium-Peroxo-Borat, in einer Paste handhabbar gemacht. Dieses zerfällt im Kontakt mit Wasser und spaltet dabei hochaktiven atomaren („statu nascendi“) Sauerstoff ab. Damit wird das Bindemittel recht energisch verfilmt. Solche Trockenzusätze retten also Auflagen, bei denen zu wenig Luft im Stapel ist, typischerweise bei glatten Folien. Sie können erst im letzten Augenblich im Kasten unter die Farbe gemischt werden, weil sie auch schon von selbst langsam zerfallen und die Farbe schon in der Dose härten würden. Das bekannteste kommerzielle Produkt ist der Grafo Drier Extra. Aber auch viele Farbenfabriken haben etwas Vergleichbares im Programm.


    Trockenstoffe für das Feuchtmittel


    waren früher Kobaltacetat oder ähnliche. Die sind inzwischen aus dem Verkehr gezogen und nur von einigen wenigen Lieferanten durch violette Farbstofflösungen ersetzt worden. Es ist wie in der Medizin: Manche Patienten schwören darauf. Mir selbst ist es nie gelungen, eine beschleunigende Wirkung von wasserlöslichen Kobaltsalzen nachzuweisen, geschweige denn eine solche von Farbstoffen…


    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Mr. Offset,


    erst einmal Anerkennung für deine klare, analytische Diagnose der Probleme. Wenn es nicht eine klare Ursache geben sollte, wie oft, kann man nur die messbaren Verdächtigten in günstigere Bereiche schieben. Ein pH von 5,5 ist so einer. Ich habe schon ab 5,3 im Verpackungsdruck Zulaufen von Rastern im Gelb gefunden und punktweise Tonsprenkel im Magenta. Gib doch mal mehr Zusatz hinein, bis der pH im klassischen Bereich ist. Auch die doppelte der vorgeschriebenen Konzentration sollte keine Katastrophen verursachen (Oxidationsverzögerung o. ä.). Falls das die Lage verbessert, sollte man allerdings auf die Dauer einen passenden, etwas saureren Zusatz nehmen. Das kann der Lieferant leicht einstellen, wenn er z. B. im sonst gleichen Zusatz nur den Puffer anpasst.


    Viel Erfolg & ciao
    Inkman

    Hallo an alle Interessierten,

    das mit der UV-Härtung von Farben kann man erklären.

    1. Es ist keine Trocknung, sondern eine Härtung, wie ihr schon schreibt, Polymerisation. Wie oft in der Technik benutzen wir aber einfach einen Ausdruck, der uns griffig erscheint und sagen tatsächlich „Trocknung“.

    2. Im Moment der Belichtung zerfallen die Moleküle des Photoinitiators in Radikale, also gierig reagierende Bruchstücke. Sie greifen Doppelbindungen der Acrylate an und bringen sie dazu, sich mit Nachbarmolekülen zu verbinden, die auch Doppelbindungen haben. Und die machen so weiter, weil sie immer eine unbefriedigte Molekülhälfte hinterlassen. Das bedeutet, der Härtungsmechanismus läuft nicht wirklich sofort mit der Belichtung, sondern bedient sich einiger Folgereaktionen. Und das geht nicht im gleichen Augenblick, sondern nacheinander. Deshalb reagieren beim UV-Druck etwa 70 % der vernetzbaren Doppelbindungen fast sofort; der Rest härtet tatsächlich innerhalb von Minuten bis Stunden nach. Von außen merkt man wenig, weil der Farbfilm schnell eine beträchtliche Festigkeit hat. Damit die Polymerisation, die Vernetzung, klappt, müssen die Moleküle in der Suppe auch noch günstig zueinander stehen, um sich gegenseitig zu erreichen. Solange noch nicht alles starr ist, bewegen sich diese Teile, und das ermöglicht auch Verknüpfungen, die anfangs ungünstig lagen. So kommt nach und nach ein sehr intensiv vernetztes Gebilde zustande.
    Die Vernetzung durch entstandene Radikale ist sehr nützlich für eine gründliche Härtung, weil wir sonst spätestens in schwarzen Farben Probleme bekommen. Auch UV-Licht dringt in Schwarz nicht tief ein. Das ist in kationisch härtenden Systemen sinngemäß ähnlich. Wenn nur die direkt vom UV getroffenen Moleküle reagieren würden, taugte die ganze Sache nicht für technische Prozesse.

    3. Konventionelle UV-Härtung verwendet Quecksilber-Dampflampen mit einem wüst breiten Spektrum an Emissionen bis weit in das IR, also Wärme. Das ist nicht nur von der Energiebilanz ungünstig. Viele Bedruckstoffe und auch Maschinenteile vertragen diese Aufheizung nicht gut. Deshalb baute man auch ganz raffinierte Filter- und Spiegelelemente in die Bestrahlungsanlagen ein. Früher hat man z. B. Quarzrohre genommen, die von Kühlwasser durchflossen wurden, also sehr aufwändig, um nur die Wärme abzuführen.

    4. LEDs gibt es immer weiter verbreitet als monochromatische (eine feste, definierte Wellenlänge, kein Bandspektrum) Lichtquellen. Und seit ein paar Jahren werden immer leistungsfähigere LEDs entwickelt. Da in allen diesen Bindemitteln der Photoinitiator die Reaktionen startet, muss man LEDs haben, die bei den Wellenlängen senden, die der Initiator stark absorbiert. Sonst zerfällt er nicht, und die Sache klappt nicht. Es war anfangs gar nicht so einfach, hierfür passende Stoffe zu finden. Der Rest der Farbrezeptur kann gleich bleiben bis auf vielleicht ein paar kleine Modifikationen an der Reaktivität der Bindemittel (Acrylate).

    5. Fachliteratur ist bei uns ein Problemfeld. Es gibt praktisch weltweit nur ein ernsthaft profunde geschriebenes Buch, das Printing Ink Manual von Leach und Pierce. Es ist ein Lehrbuch für Farbchemiker und beschreibt auch strahlenhärtende Systeme. Leider kostet es 250 bis 300 € neu und ist seit 1993 nicht neu aufgelegt worden. Dazu liest es sich für einen Nichtchemiker auch noch aasig schwer.
    Viele Firmen schreiben etwas über die verschiedenen UV-Farben. Aber da es durch die Bank Maschinenbauer und Drucker sind, keine Chemiker, schreiben alle oder fast alle etwas, was sie verstanden zu haben glauben. Das kann in Teilen durchaus richtig sein. Chemiker arbeiten bei den Herstellern von Farben und ihren Rohstoffen. Sie haben kein Interesse, ihr Know How preiszugeben, weil sie damit nur die Konkurrenz schlau machen. Folglich gibt es praktisch nur Werbepublikationen.
    Es kann allerdings schon sein, dass für manchen Zweck der eine oder andere Artikel gut genug ist.

    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Tom591,

    Metallpartikel auf Farbwalzen gibt es gar nicht so selten. Wenn sie auftreten, sammeln sie sich, wie du beobachtest hast, auf den Farbwalzen und spießen sich dort ein. Wenn man nach dem Waschen mit der Hand darüber fährt, fühlt man sie deutlich.
    Die Ursachen können mehrere sein. Sehr wahrscheinlich wird sich dein Farblieferant darum kümmern müssen, weil er den besten Zugang zu analytischen Labors haben wird.
    Du kannst ein paar Esslöffel eines verdächtigen Farbansatzes in Toluol aufschlämmen und durch ein Papierfilter laufen lassen. Der Rückstand müsste es zeigen, falls die Partikel aus der Farbe kommen.

    Man muss sie unbedingt chemisch analysieren, um zu erfahren, welche Zusammensetzung das Metall hat, damit man nach einer Ursache forschen kann. Es gibt eine Reihe möglicher Quellen bei der Herstellung der Farbe oder schon des Pigmentes. Ich habe so etwas schon in kristallisiertem Aluminiumhydroxid-Pulver (Viskositätsregler) gehabt; es gibt eine Vielzahl möglicher Quellen. Und niemand kann in der Technik mit echten null Prozent an Verunreinigungen arbeiten.

    Richtig sicher ist noch nicht einmal, dass die Farbe sie mitgebracht hat. Wenn sich im Farbansatz nichts findet, wird deine Suche noch schwieriger. Aber der beste Weg bleibt immer die Analyse der Partikel und die anschließende Suche nach dem entsprechenden Metallteil.

    Viel Erfolg & ciao
    Inkman

    Liebe Forumsleser,

    so eine kleine Sache ist schwieriger als manche wichtigere. Danke für die Hinweise. Der eine zeigte Bauhandwerkszeitungen, im nächsten fand ich keine Archivfunktion, und in der Nationalbibliothek gibt es alles. Man muss nur hinfahren und blättern, nach Leipzig oder Frankfurt. Das hätte in der UB Wuppertal vielleicht auch geklappt. Nur müsste ich dazu extra hinfahren. Und alles, weil die Original-Quellen heute noch nicht elektronisch verfügbar sind. Was sind wir verwöhnt!

    Danke für die Hilfen. Ich glaube, jetzt hilft mir Herr Ritz selbst. Wenn´s geklappt hat, könnt ihr´s auf Wikipedia lesen.

    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Acid Green,


    zufällig fiel mir ein Artikel in die Finger, der sich mit Metalldruck befasst. Dass er den wasserlosen Offset als Dry Offset bezeichnet sei ihm verziehen. Aber vielleicht hat Contitech interessante Informationen für dich.


    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Liebe Forumsleser,

    ich habe für Wikipedia den Artikel über die Farbannahme im Skalendruck überarbeitet. Jetzt fehlt mir dazu eine Quelle über das Modell von A. Ritz, den Perlfaktor. An den üblichen Stellen finden wir immer nur die Formel, und jeder muss sich selbst ausdenken, was sie sagen will.

    Prof. Ritz hat in den 80ern seine Vorstellungen in einer Fachzeitschrift, Offsetpraxis, Druck & Medien Magazin, Fellbach, veröffentlicht. Die habe ich aber nicht, und heute existiert sie nicht mehr.

    Hat jemand in seinem Archiv solche Zeitschriften oder Zugang zu einem Verzeichnis? Ich hätte als Quelle gerne so ein Original angegeben. Danke.

    Viele Grüße & ciao
    Inkman

    Hallo Acid Green,


    frage mal bei Maschinen- oder Farbherstellern nach. Ich hatte nie mit Blechdruck zu tun, wohl aber KBA und z. B. Lindgens. Die haben sicher auch Literatur oder Hinweise.



    Mindestens früher gab es ihn sehr stark in Großbritannien. Dort heißt es tin printing und metal decorating.


    Viel Erfolg & ciao
    Inkman

    Hallo Jocero,


    ein Dispersionslack ist immer eine top-Lösung – wenn er haftet. Öldrucklack trocknet wie typische Offsetfarben durch Wegschlagen, verfilmt dann aber oxidativ. Auf Folien ist das Wegschlagen unbrauchbar, weil die Poren fehlen. Also harrt der Lack aus wie auch die Offset-Folienfarbe, bis der Sauerstoff in der Stapelluft sie rettet. Das erfordert Zeit, niedrige Stapelhöhen und behutsames Vorgehen. Aber dann ist er fest. Dispersionslack hat polarere Bindemittel und kann abgestoßen werden. Deshalb darf man ihn nicht ungetestet aufdrucken. Was nützt ein Lack, der trocken ist, aber nicht haftet? Ein Haftungsrisiko hat der Öldrucklack nie. „Offsetfarbe und –lack haften auf jedem Dreck, selbst auf stark wachshaltigen und heiß verfilmten Folienfarben“.


    Wenn man Angst hat, dass die Stapelluft für die oxidative Verfilmung von Öldrucklacken oder Folienfarben nicht reicht, gibt man einen Durchtrockner hinzu wie den Grapho Drier Extra, der Perborate enthält (oder entsprechende Produkte anderer Hersteller). Der gibt Aktivsauerstoff genau dann im Stapel ab, wenn der Luftsauerstoff zu schwach ist. Das beschleunigt die Oxidation energisch. Allerdings steigt auch die Stapeltemperatur an, und die Ablege- und Klebegefahr steigen mit.


    Kernsatz wie oft:
    ==== Ohne das Feingefühl eines erfahrenen Offsetdruckers sind alle technischen Tricks Sprechblasen. Oder gutgemeinte Versuche. ===


    Viel Erfolg & ciao
    Inkman