Beiträge von inkman

    Naturwissenschaften sind interessant - und für manchen auch trocken. Wie bringt man etwas davon unterhaltsam? Z. B. indem man sich eine ungewöhnliche Eigenschaft eines Systems heraussucht und das gut inszeniert. Hier das Beispiel:

    1. Der ernste Teil.

    Die Rheologie ist die Kunde vom Fließen. Eine einfach gebaute Flüssigkeit hat einen charakteristischen Fließwiderstand, die Viskosität. Sie hat bei gegebener Temperatur einen festen Wert. Beispiel sei Wasser. Wenn wir das rühren, braucht der Rührer eine feste Kraft bei fester Rührgeschwindigkeit. Das ist vertraut und wenig amüsant. In der Physik nennen wir das eine "Newtonsche" Flüssigkeit.

    Viele Suspensionen sind da anders: Sie werden immer weicher, je fester wir rühren. Druckfarben z. B., besonders die pastösen des Offsets oder Buchdruckes. Das ist nützlich, weil sie sich dann leicht durch die Walzenspalte transportieren lassen, im Kasten aber einigermaßen dick ruhen und spachtelbar sind. Diese Eigenschaft nennt sich Pseudoplastizität und, wenn auch noch Zeitverzug dazu kommt, Thixotropie.

    Ganz selten gibt es aber Suspensionen, die das Gegenteil machen. Die werden immer dicker und fester, je stärker wir auf sie einwirken. Das ist so selten, dass es verblüfft. Fachlich heißt es Dilatanz und, mit Zeitverzug im Verhalten Rheopexie. Ich habe es mal bei einer Papierstreichfarbe erlebt. Da setzte sich im Cellier-Mischer immer mehr des Inhaltes am Rührer fest. Als der hochgefahren wurde und zur Ruhe kam, tropfte sie wie Speiseeis in der Sonne herunter.

    Wer das probieren will, muss Maizena-Pulver 1:1 in einer Schüssel mit Wasser mischen und darin mit dem Finger rühren. Manchmal ist weniger Wasser besser, also schluckweise vorgehen. Damit habe ich schon halbe Kindergeburtstage beschäftigt. Drauf boxen ist auch lustig. Und wenn die Finger sauber waren, kann man den Brei hinterher auch noch essen - ist ja nur Maisstärke.

    Entsprechende Flüssigkeiten heißen physikalisch "nicht-Newtonsch", auf Englisch "non-newtonian"

    2. Der unterhaltsame Teil.

    Bei Utube findet man nette Darstellungen mit großen Bassins und Leuten, die auf dem Bad springen und laufen - und am Ende stehend untergehen:

    Brei im Fass

    Dilatanz in der Schau

    Stichwort, falls ihr weitere ansehen wollt: "non newtonian fluids" bei Utube eingeben

    Meine Antwort:

    Spoiler anzeigen

    Dieses Modewort wird als Fachausdruck verwendet, wenn keine flüchtigen, organischen Lösemittel wie Alkohol, Benzin, Ester usw. in z. B. einem Lack, Kleber oder einer Farbe eingesetzt werden. In aller Regel sind das wässrig aufgebaute Produkte. Es können aber auch so genannte 100% - Systeme sein, wie UV - Lacke, die ja komplett aushärten.

    Wichtig ist bei diesem Begriff, dass keine Emissionen auftreten (voc, volatile organic components) und dass bestimmte physiologische oder Umweltrisiken vermieden werden.

    Für einen Chemiker ist Wasser allerdings ein Lösemittel. Allerdings sieht er das in seinem Fach und nicht in einer Druckanwendung. So geht es eben mit Fachausdrücken: Jeder hat seine eigene Definition und Bedeutung für ein Wort. Da kann die Umgangssprache oder ein anderes Fach mal ganz anderer Meinung sein.

    Meine Antwort:

    Spoiler anzeigen

    Ja, sie kann es durchaus. Und es ist für die Praxis nur dann relevant, wenn genaue Farb - Absprachen für wichtige Bildbereiche getroffen werden. Oder wenn eben die Vorlage so ist, wie sie ist. Und der Druck in wichtigen Feinheiten tatsächlich nicht zur Vorlage passt. Was kann die Ursache sein?

    Wenn man, z. B. wegen Mottling, die Werke 2 und 3 in der Belegung tauscht. Dann läuft erst Magenta und druckt voll aus. Cyan kommt darauf. Und überall, wo Magenta drunter liegt, wir weniger Cyan angenommen als geplant. Ein paar Partien haben dann zu wenig Cyan im Zusammendruck. Geplant war aber das Gegenteil: dass diese Positionen eher etwas weniger Magenta - Anteil haben und damit Cyan - lastiger sind. Es kann also sein, dass sie rotstichiger kommen als vorgesehen.

    Zugegeben, das sind seltene Fälle. Aber solche Einzelargumente in Streitigkeiten, ob eine Auflage voll bezahlt werden soll, gibt es.

    Ein Beispiel für Fachleute zeigt der direkte Austausch von Schwarz und Gelb, der wohl vor langer Zeit ein Thema war. Er ist nicht einfach zu erkennen. Aber wer genau hinschaut, erkennt die typische Tendenz.

    Das zweite Beispiel ist platter: Flächendrucke mit M-Y und Y-M als Reihenfolgen. Das Motiv zeigt eine Reklamation an den Farblieferanten, dass das Magenta falsch pigmentiert gewesen sei.

    Welche Schwermetalle sind als schädlich bekannt und werden in Druckprodukten kontrolliert?

    Meine Antwort: Allgemein kann man sagen, dass alle Schwermetalle gesundheitsschädlich sind, die bioverfügbar sind. Kupfer kann in Blaupigmenten uns nichts tun, weil die Verbindungen der Phthalocyanin-Gruppe außerordentlich stabil sind unter den Bedingungen, die ein Druckprodukt erlebt. Als Kupfersalz wie z. B. Kupfersulfat ist es wasserlöslich und kann damit vom Körper aufgenommen werden.

    Und da liegt das Problem: Ein Stoff ist harmlos, wenn er nicht im Körper aufgenommen wird, auch wenn er einen sehr giftigen Namen trägt.

    Quecksilber ist ein äußerst gefährliches Element. Solange das Thermometer nicht zerbricht, in dem es steckt, ist es nützlich. Aber wenn es hinunterfällt und Kügelchen des Metalls in den Dielenritzen verschwinden, kann es über die Jahre schlimme Schädigungen an uns Menschen auslösen. Früher wurde es von ignoranten Industriefirmen im Meer verklappt (Stichwort TiO2 -Herstellung). Dann bringt es grässliche Gesundheitsschäden für Fische und Verbraucher. Aber als Quecksilber-Amalgam tragen wir es Jahrzehnte in den Zähnen und haben nur Nutzen, keinen Schaden.

    Der Schlüssel ist die Bioverfügbarkeit. Sie können wir vereinfacht mit Wasserlöslichkeit gleichsetzen.

    Unmengen von Schwermetallen sind in den Bodenschichten unserer Gewässer begraben - als schwerlösliche Verbindungen. Mit den entsorgten Waschmitteln kommen die Enthärter ("Phosphate"), hier Komplexbildner, in unsere Gewässer und lösen auch solche Schwermetalle wieder auf. Sie bringen sie wieder in den Kreislauf. Und damit werden sie wieder verfügbar, also eine Gefahr für uns. Das ist der Grund, dass sie aussortiert werden mussten.

    Als besonders markant werden vier Elemente verfolgt: Blei, Cadmium, Quecksilber und Chrom (VI, also eine bestimmte Oxidationsstufe). Sie werden im internationalen Handel von Gebrauchsgegenständen, also auch Druckprodukten, kontrolliert. Bedingung ist, dass ihre Summe nicht über 100 ppm liegen darf (sog. CONEC Legislation der USA als Orientierung). Das ist sehr niedrig. Aber in einer Massengesellschaft mit Massenprodukten sind manchmal minimale Konzentrationen eines Stoffes höchst gefährlich - eben, weil so viel davon gegessen, weggeworfen, verklappt oder sonst etwas wird.

    meine Antwort:

    Spoiler anzeigen

    Auch wenn wir im Offset indirekt (über ein Gummituch als Zwischenträger) drucken, scheuert es doch ein bisschen auf der Platte. Die druckenden Partien aus Photopolymer (oder anderem) sind da recht empfindlich. Sie lassen sich ganz langsam abtragen, so dass die Rasterpunkte immer kleiner werden. Mit Tempern lässt sich die druckende Schicht etwas härten und lebt länger. Aber die Standzeiten eines Tiefdruck-Zylinders schaffen sie nie.

    Für die bildfreien Partien ist Abrasion kein Thema. Hier gibt es lauter Risiken, dass sie farbfrei gehalten werden, also Feuchtmittel-Risiken. So können Raster aus den unterschiedlichsten Gründen zulaufen. Bildfreie Stellen können streifenweise Farbe fangen oder fleckenweise, je nach Ursache. Es können sich Verkrustungen, Aufbauten bilden, die mitdrucken. Dazu gehört auch das Gegenätzen im Heatset.

    Meine Antwort:

    Spoiler anzeigen

    Densitometrische Messungen geben die „optisch wirksame Flächendeckung“ einer Rasterfläche wieder, wenn man die Volltondichte mit der Rasterdichte nach Murray - Davies in Beziehung setzt. Auf Materialien, in die das Licht nicht hinein dringen kann, also z. B. Blech, metallisiertem Papier, Druckplattenoberflächen u. a., erhält man tatsächlich den Prozentanteil gedeckter Fläche, geometrisch gesehen.

    Papier und Karton jedoch lassen das Licht in sich eindringen, streuen es im Inneren wieder zurück und geben uns so den Farbeindruck, sofern sie bedruckt sind. Durch das Unterstrahlen der Rasterpunkte (Lichtfang - Effekt) erscheinen diese stärker in ihrer Farbwirkung, als es ihrer geometrischen Ausdehnung entspricht.

    Dieser erhöhte Wert wurde früher als „optisch wirksame Flächendeckung“ bezeichnet und etwas unglücklich mit FD bezeichnet. Inzwischen hat sich der klarere Ausdruck „Tonwert“ durchgesetzt, bezeichnet mit einem A.

    Kartonagen auf Paletten können leicht verrutschen. Dagegen kann man sie mit einem Lack überziehen, der Gleitbewegungen bremst, einem "Anti-Rutsch-Lack" (Scheußliches Deutsch, aber Fachausdruck). Was bringt dem Lack diese Eigenschaften?

    Meine Antwort:

    Spoiler anzeigen

    Man nimmt einen Universallack - ob Öldrucklack oder Dispersionslack - und dispergiert ganz wenig eines relativ groben Füllstoffes ein. Die Körner ragen nach dem Druck aus der Lackoberfläche heraus und sollten kratzig sein, nicht rund oder weich. Also z. B. Kalk oder Kieselsäure. Die Größe der Körner muss natürlich deutlich über 1 µm sein, das sie sonst im Lackfilm versacken. In Wirklichkeit müssen sie deutlich gröber sein, 15 bis 20 µm, denn auch die Bedruckstoffe mit ihren Unebenheiten verstecken sonst leicht die Bremskörner.

    Natürlich fühlt sich die Oberfläche mit der Hand leicht rau an; das ist ja gewünscht. Die Scheuerfestigkeit dagegen wird etwas schwächer sein, weil solche Körnchen auch schmirgeln. Man darf also nicht hoch dosieren.

    Meine Antwort:

    Spoiler anzeigen

    Im Bogenoffset kennen wir die Trocknung der Farben durch Wegschlagen und durch oxidativer Verfilmung.

    Das Wegschlagen hängt selbstverständlich nicht nur von der Bindemittel - Konstruktion der Farbe ab, sondern ebenso stark von den Saugeigenschaften der Bedruckstoff - Oberfläche. Ideal sind viele, aber kleine Poren, z. B. wie bei einem Bilderdruckpapier.

    Mit der oxidativen Verfilmung ist das schon komplizierter. Auf den ersten Blick scheint sie auf jedem Papier oder Karton zu funktionieren, wenn Farbe und Feuchtmittel dies zulassen. Auf den zweiten Blick muss man allerdings sehen, dass zusammen mit dem Feuchtmittel auch die Bedruckstoff - Oberfläche Einfluss nehmen kann, wenn nämlich wasserlösliche Substanzen im Strich sind. Das können von der Herstellung saure Stoffe sein; dann bremst oder unterbindet der Bedruckstoff die Verfilmung. Bei Naturpapieren war das vor 20 Jahren ein Problem.

    Außerdem können besonders bei Naturpapieren die gröberen Poren höher viskose Bindemittel (Pflanzenöle, Alkydharze) weg saugen, die dann später zur Verfilmung fehlen.

    In den 90er Jahren wurde der chlorfrei gebleichte Zellstoff für Trocknungsstörungen verantwortlich gemacht. Das glaubt zum Glück heute niemand mehr.

    Meine Antwort:

    Spoiler anzeigen

    Hybrid bezeichnet mal wieder eine Mischtechnik, einen Zwischenzustand, ein klarer Modeausdruck. Und da ich recht lange aus der Praxis raus bin, kann er aus der aktuellen Werbung auch schon wieder verschwunden sein. So geht das.

    Als die elektronische Rasterung Routine war, gab es eine grenzenlose Freiheit in der Gestaltung von Rastern. Meistens, aber nicht immer, wurden technische Vorteile gesucht, eben beim Wechsel von der periodischen (AM) zur nicht periodischen (FM) Rasterung.

    Die Zufallsraster (FM) kamen auch noch als Feinraster daher. Es waren plötzlich riesige Datenmengen zu verarbeiten. Daher die Suche nach Kompromissen: Man nahm FM für den niedrig und den hochprozentigen Bereich von Tonwerten, wo der Feinraster seine Vorteile gut ausspielen konnte. Und im Mittelbereich behielt man AM bei. Die Entwickler der Software hatten es inzwischen möglich gemacht.

    Bei der Entwicklung von Rastertechniken kommt immer noch ein Motiv dazu: Man kann jedes Muster erkennen. Und damit kann man sein eigenes unter seinem Markennamen schützen. Wenn ein Wettbewerber ähnlich arbeiten will, muss er seine Variante deutlich genug von den bekannten auf dem Markt absetzen. Und damit gab es immer mehr als nötig. Das kann man nicht kritisieren, sondern es ist in unserer Wirtschaft notwendig für die Vielfalt. Irgendwo arbeiten wir alle auch für Geld.

    Laut Wikipedia sind die ersten tatsächlich kombinierten AM-, FM-Raster im Flexodruck aus der Not entstanden: Man hatte zu kleine Punkte dadurch ersetzt, dass man ab einem bestimmten Tonwert die Anzahl der Punkte ausdünnte, anstatt sie immer kleiner zu planen. Dort steht auch, dass diese Mischraster als crossmoduliert bezeichnet werden, ein horrendes sprachliches Gemisch - Werbung eben.

    Meine Antwort:

    Spoiler anzeigen

    Aus dem Physikunterricht wissen wir, dass Interferenz die gegenseitige Auslöschung bei Wellen heißen kann. Das trifft gerade die Lichtstrahlen. Unter den näheren Gründen für Interferenz gibt es "Interferenzen gleicher Dicke" bei transparenten Körpern. Wenn Licht auf so ein Blättchen fällt, wird es für bestimmte Wellenlängen reflektiert - und die anderen gehen hindurch. Wir kennen das bei Ölfilmen auf dem Wasser. Dort treten Ölfilme geeigneter Dicken auf, allerdings nie ganz gleichförmig. Deshalb sind die Reflexe, die wir erkennen, so schön bunt - eben Regenbogenfarben.

    Jetzt gibt es Kristalle, die sehr dünne Blättchen machen. Wenn man sie zerreiben will, zersplittern sie eher in noch dünnere Blättchen, sie delaminieren. Und wenn diese Bruch-Blättchen dünn genug sind, gibt es Interferenzen im sichtbaren Bereich des Lichtes. Schafft man solche Blättchen in ~ gleicher Dicke, dann haben wir ein Interferenzpigment.

    Je nach Dicke gibt es sie in unterschiedlichen Farben. Meist ist der Farbschimmer jedoch nie ganz einheitlich, weil das bei der Schichtdicke keiner hinkriegt. Und damit kommen solche interessanten Erscheinungen heraus, wie wir sie vom Perlmutt kennen.

    Die Interferenzpigmente haben in der Regel keine Eigenfarbe durch Lichtabsorption. Beispiel sei Glimmer. Er ist für sich farblos. Nur die Blättchen geeigneter Dicke machen dann diese Interferenzfarben.

    In Frage 7 ist die grundsätzliche Antwort über die Wirkung schon gegeben. Fragen wir deshalb hier mal: "Wie wurde und wird denn das gemacht?"

    Zuerst hatte man Messgeräte, die Lichtmengen messen konnten. Die konnte man mit Farbfiltern kombinieren, um nicht immer alles zu erfassen, sondern einen Ausschnitt herauszuschälen. Wenn man die Skalen - Buntfarben quantitativ erfassen wollte, musste man einen Filter verwenden, der am besten nur genau die Wellenlängen durchließ, die vom Pigment absorbiert wurden, weil hierin ja die Farbwirkung lag. Für Cyan suchte man also einen orangen Filter. Wenn der Licht-Messwert unter 100 % war, also etwas geschluckt wurde, hatte man einen Farbeffekt.

    Man konnte dazu Spektren nach Wellenlängen vermessen. Leider waren die Messgeräte - Spektralfotometer - damals sehr teuer und groß. So ein Gerät habe ich noch gesehen. Es besetzte einen ganzen kleinen Laborraum und wurde von einem Physikochemiker und einer Laborantin bedient.

    Immerhin konnte man die Pigmente recht genau vermessen und nach Filtern suchen, die möglichst präzise die charakteristischen Wellenlängen auswählten. Dazu nahm man Gelatine, färbte sie an und ermittelte die durchgehenden Wellenlängen. Wir ahnen schon, da musste man nehmen, was es gab; man konnte sich keine nach Wunsch schneidern. Es kamen also Kompromisse heraus.

    Man hat sich irgendwann auf feste Modelle geeinigt, damit die verschiedenen Firmen überhaupt ihre Ergebnisse miteinander vergleichen konnten. Hier sehen wir, was ein gut entwickeltes Normwesen für einen Nutzen haben kann.

    In der jüngeren Zeit mit der kleiner und leistungsfähiger - und billiger! - werdenden Elektronik konnte man endlich Spektralfotometer bauen, die auch für den Endbenutzer, den Drucker, erschwinglich und auch bedienbar waren. Seither schälen wir nicht mit Farbfiltern das Licht aus, das wir messen wollen, sondern messen das ganze Spektrum, zerlegen es nach Wellenlängen in z. B. 20 Kanäle - und nehmen uns nur die heraus, die wir brauchen. Das heißt nun "Spektral-Densitometer".

    Und da die gefragten Wellenlängen inzwischen in Normen festliegen, verwenden wir meist die Verteilung der alten, kompromissmäßigen Pigmente. Damit die Messungen zusammenpassen.

    Es liegt auf der Hand, dass jetzt immer häufiger z. B. die Hauptwellenlänge des gemeinten Pigments verwendet wird, nicht der Rest. Wir haben weniger Überlappungen und damit klarere Messergebnisse. Wir können nun sogar zu jedem beliebigen Pigment ein gut passende optische Dichte abrufen, nicht nur zu den Skalenfarben. Sofern wir das gebrauchen können.

    Und da die Densitometrie uns ein Maß für Farbschichtdicke gibt, ist sie noch immer nützlich. s. a. Schema Densitometer.jpg

    Hallo Brandeilig,

    ja, Wachszusätze erniedrigen den Druckglanz. Man kann eine Farbe oder einen Lack sogar mit Wachsen geradezu mattieren.

    Ich kenne zwar die Novaboard 86 nicht näher. Es gibt aber durchaus Rezeptmaßnahmen, die Scheuerschutz unter sehr geringem Glanzverlust bringen. Man kann z. B. Silikone verwenden. Das hat bei mir aber nie zu einer verkaufsfähigen Farbe geführt, weil es andere Nachteile brachte. Silikone bringen eben ihre Probleme bei der Benetzung.

    Eine Farbe nur mit PTFE-Wachsen zu schützen, ist ein teurer Weg. Und - wie du richtig schreibst, ist ein wirklich konsequenter Scheuerschutz am besten mit einer Lackierung zu erreichen, am besten gleich mit Dispersionslack. Da kann man auch noch den Glanz separat bestimmen.

    Heutzutage haben ja viele Druckereien Lackierwerke, auch im Akzidenzdruck. Deshalb dürfte das Thema nicht mehr die Wichtigkeit besitzen wie früher.

    Bei Interesse bitte in Fragen 216 und 240 schauen; die behandeln das Thema.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

    Das ist mal wieder eine Gelegenheit, uns daran zu erinnern, was für einen Gefallen Acid Green uns mit seinem Forum tut. Und an diesem "kleinen" Beispiel sehen wir, dass das nicht ganz schweißfrei abgehen kann. Danke!

    Meine Antwort:

    Spoiler anzeigen

    Manche Fachleute sprechen beim Karbonieren, also dem Durchschreibe-Effekt, von Mikroscheuern. Die Frage ist schon interessant, weil wir je nach Antwort unterschiedliche Vorbeugungsstrategien wählen müssen. Es könnte ja auch ein Erweichen des Druckes sein wie beim Eis unter der Kufe eines Schlittschuhs.

    Zu einem Mikroscheuern braucht es eine abrasive Bogenseite gegenüber dem Druck. Das bedeutet, dass einige mattgestrichene Papiersorten hier verdächtig sein können. Und das Papier sollte nicht ganz hauchdünn sein, damit durch die Walkung unter der Pression (nehme dieses Wort mal zur Klarheit, auch wenn es hier gar nicht her gehört) eine winzige Bewegung möglich ist.

    Ein Erweichen ist eine reine Bindemittel-Angelegenheit. Ein Zeitungsdruck hat hier kaum Widerstand. Ein oxidativ gut verfilmter Druck dürfte noch die beste Robustheit bieten. Kritisch wären hier gerade die besonders glatten Oberflächen als Gegenüber, weil sie Kontakt bieten. Also glänzend gestrichene Papiersorten.

    Und was tun wir dagegen?

    Gegen jedes Scheuern hilft Wachs am besten. Also Scheuerfest-Farben. Die Wachse stören übrigens beim Erweichen auch nicht, helfen eher mit, weil sie als Schmierschicht die Druckoberfläche schützen können.

    Gegen Erweichen hilft aber am besten eine gründliche Verfilmung. Also auch Scheuerfest-Farben oder aber Glanzfarben. Und - vor allem - nach dem Druck genügend Zeit und Luft zum Verfilmen.

    Wenn Geld keine Rolle spielt, kann man auch einfach UV-härtende Farben drucken.

    s. a. Quizfrage 97

    Hallo Cyberfisch,

    hier bin ich ja halber Laie, danke. Was du schreibst, klingt sehr fachmännisch. Das gefällt mir, weil es sehr funktionell scheint. So sollte Fachsprache sein.

    Es wäre sehr praktisch, wenn sich die beteiligten Leute so verständigten.

    Dein Beispiel für eine Anweisung ist ja zum Schießen, herrlich!

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

    Meine Antwort:

    Spoiler anzeigen

    Ich denke, ich habe mich hier gegenüber dem "Neudeutsch" schon ausführlich ablehnend gezeigt. Aber wie immer sollte man die Kirche im Dorf lassen. Manchmal verhilft so ein Ausdruck, den es nicht im Deutschen gibt, zur Klarheit.

    Was sollen wir denn so so einer Druckarbeit sagen? Prospekt ist Latein. Broschüre ist Französisch. Heft oder Heftchen ist zu allgemein und wird technisch nicht genau genug verstanden. Also ist hier ein neues Wort nützlich als Terminus Technikus (auch so ein "urdeutsches" Wort). Warum denn kein englisches, das in der Branche international verstanden wird?

    Außerdem ist es in der Geschichte weit verbreitet, fremde Ausdrücke in die eigene Sprache zu integrieren. Früher kam meist Latein oder Griechisch, dann Französisch. Und jetzt ist Englisch am stärksten in Gebrauch. Und viel Fachsprache muss international verstehbar sein.

    Es wirkt nur lächerlich, wenn es unnötig und künstlich ist wie "Framing". Und den ganz besonderen Reiz haben Fremdwörter, die native speaker in UK oder USA gar nicht kennen - wie Handy oder Twen.

    Wir vergleichen zwei Cyandrucke gleicher optischer Dichte aus der gleichen Farbdose: Einer hat als Vollton etwa die halbe Schichtstärke eines Norm- Andruckes, sei aber vollkommen homogen eingefärbt, habe also eine ganz gleichmäßige Schichtdicke. Der andere ist mit Normschichtstärke ideal gerastert auf die gleiche optische Dichte, also etwas unter 50 % Flächendeckung wegen des Lichtfangs. Was unterscheidet sie?

    Meine Antwort:

    Spoiler anzeigen

    Der Vollton ist reiner als der Raster, weil in seiner bedruckten Fläche etwa die halbe Farbschicht liegt. Und die ist im Ton reiner (weniger verschwärzlicht) als die volle Farbschicht der Rasterpunkte.

    Da hilft es auch nicht, wenn nur die halbe Fläche bedruckt ist. Jeder Rasterpunkt hat ja den Farbton dieser vollen Farbschicht. Die freien Stellen dazwischen hellen nur auf, ändern also nicht den Farbton.

    Der Lichtfang um die Rasterpunkte führt zwar zu stellenweise niedrigeren Schichtdicken, also etwas reineren Farbtönen. Das ist aber zu wenig, um den Haupteffekt der fast doppelten Schichtdicke zu kompensieren. s. a. Frage (15)

    Meine Antwort:

    Spoiler anzeigen

    Natürlich nicht! Wenn man mit Markenartiklern spricht. Unbunte Pastellfarben sind die gnibbeligsten Aufgaben für den Skalen - Zusammendruck, die wir kennen. Es ist klar ein Muss, sie als Sonderfarben zu drucken, wenn man kein Farbmusterbuch schaffen will.

    Im Offset arbeiten die Mechanismen, die die Tonwertzunahmen erzeugen, sehr unpräzise. Mahl mehr, mal weniger. Die Punkte der Rasterflächen schwanken in ihrer Flächendeckung innerhalb der Auflage um mehrere Prozent hin und her.

    In einer Farbfläche nur einer Skalenfarbe fällt das nicht auf. Auch im Zusammendruck ist das nicht immer gravierend.

    Doch, wenn man eine schwache Einfärbung hat, also kleine Punkte - dazu einen Zusammendruck der drei Skalen-Buntfarben mit einem wenig bunten Ergebnis, also einem Beige oder Grau, dann ist Alarmstufe 3 angesagt. Wenn man die Bögen durchblättert, findet man deutliche Farbschwankungen.

    Einem Baumarkt ist das egal. Aber die früheren Mercedes - Prospekte für Automobile hatten einen hellgrauen Hintergrund. Es wäre kommerzieller Selbstmord, so etwas beidseitig vierfarbig zu drucken und nicht mit einer fünften als Sonderfarbe.

    Ich habe sogar einen noch gnibbeligeren Fall erlebt: Rosenthal-Grau als Sonderfarbe auf den gegenüberliegenden Seiten auf hochwertigem Bilderdruckpapier aus Bergisch Gladbach, damals der Mercedes für Papier. Für ein Rätsel wurden die Bögen zusammengeklappt und am Rande verleimt. So konnte ein eingestanztes Fenster aufgeklappt werden und etwas zeigen. Der freigelegte hellgraue Hintergrund im Fenster wurde vom Marketing tatsächlich reklamiert wegen Farbtonabweichung. Dabei war auf beiden Bogenseiten der selbe Farbansatz Hellgrau verwendet worden. Ursache war hier die "Zweiseitigkeit" eines erstklassigen, hoch gestrichenen Papiers. Ich habe das damals klar für eine Schikane des Auftraggebers gehalten.

    Hallo zusammen,

    es gibt ein paar Vorstellungen über die Ursachen der ghosting-Effekte. Sie geben immerhin Hinweise zur Besserung der Lage und zur Vermeidung. Nicht jede Auflage ist zu retten.

    1. "mechanische Ursachen" heißt ja, es gibt an unterschiedlichen Stellen im Motiv irgendwo Aufbauerscheinungen, die so auftragen, dass sie sich im Druckbild abzeichnen. Das muss sofort zu sehen sein, sonst ist es nicht mechanisch. Und es kann nur beim Widerdruck passieren - woher sollte der Aufbau sonst kommen? Ich kenne hier nur den Fall der S+W-Maschine.

    2. rein physikalische Ursachen bedeutet, es ist keine stoffliche Reaktion beteiligt. (Wörtlich umfasst das Wort natürlich auch die Mechanik). So kann Mineralöl aus dem ersten Druckgang im Stapel ausdünsten und in die darüber liegende Bogenseite hineinkriechen. Wenn dort z. B. die Ölaufnahme besonders niedrig ist, kann das beim Widerdruck die Farbannahme beeinflussen. Dann kommt der Geist bei diesem zweiten Gang direkt aus der Maschine und zeigt Stellen mit erhöhter oder erniedrigter Farbdichte. Das lässt sich nicht mehr ausheilen. Manchmal gibt es hier auch Glanz-Matt-Erscheinungen. Die lassen sich in Einzelfällen ausheilen. Dieser Effekt passiert klar auch bei rein wegschlagend trocknenden Farben, braucht also gar keine oxidative Verfilmung, nur Mineralöl.

    3.Die größte Gruppe hat chemische Ursachen, die oxidative Verfilmung. Je nach Heftigkeit werden gasförmige Stoffe (Aldehyde, unterschiedliche Kleinmoleküle) ausgedünstet und setzen sich im Stapel in die Bogenrückseite. Deshalb lüften, lüften, lüften. So etwas passiert an warmen Tagen stärker als an kalten. Eine höhere Stapeltemperatur bringt auch mehr Ausgasen, klar. Mit großen Farbflächen ist auch einfach mehr Material vorhanden zum Ärgern als mit kleinen. Volltonflächen sind wahre Effektverstärker für Glanz-Matt-Profile. Und dunkle Flächen ganz besonders.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

    s. a. Fragen 35 allg., 37 Rückseitenvergilbung, 38 Glanz Matt, 153 Gegenätzen