Beiträge von inkman

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    Wenn, z. B. im Heatset, geisterhaft Motivanteile aus einem vorderen Werk in einem hinteren mit drucken.

    Hier handelt es sich klar um eine Art von Tonerscheinungen. Eine mögliche Ursache sind Emulgatanteile, die sich um Druckelemente von z.B. Cyan sammeln, weiterwandern und sich dann z. B. im Magentawerk über das Gummituch auf der Platte festsetzen. Dort bedecken sie bildfreie Fläche und bringen sie somit dazu, Farbe zu führen.

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    Eine Aufgabe, die in der Praxis nur sehr schwer zu lösen ist, wenn man es einigermaßen genau haben will. Das liegt an zwei Problemen.

    a. Bei den meisten Bedruckstoffen, besonders aber beim interessantesten, dem Karton, schwankt das Flächengewicht lokal so sehr, dass ein paar Zehntelgramm pro m² Lackmenge sozusagen im Rauschen untergehen.

    b. Der Lack ist ja ungefärbt. Unser üblicher Ausweg bei den Druckfarben, einfach die Farbwirkung (optische Dichte) hier als Hilfsmittel zu nehmen, versagt da. Ich habe mit Studenten selbst die Idee geprüft, einen Dispersionslack mit Tinte anzufärben um wenigstens für Modellversuche eine Hilfe zu haben. Die Einfärbung ist viel zu schwach, wenn es noch ein Dispersionslack bleiben soll, als dass man dann halbwegs brauchbare Unterschiede finden könnte.

    Was kann man nun machen? Der Drucker selbst fühlt mit der Hand die Klebrigkeit der Bögen und beurteilt den Glanz. Ein ganz grobes Mittel hat er also. Er kann die pauschale Lackmenge nach der Auflage auch aus dem Verbrauch nehmen. Dann ist immerhin die kommerzielle Seite beantwortet.

    Manche Faltschachteldrucker kleben auf einen Bogen ein Stück Alufolie und wiegen das nach dem Lackgang aus oder messen die elektrische Leitfähigkeit. Das gibt aber auch nur Relativwerte zur ersten Auflage, weil der Karton mehr oder auch weniger Lack annehmen kann als die Folie.

    Moderne Lackierwerke arbeiten mit Rasterwalzen. Für diese gibt es gute Kenntnisse über die Übertragungsvolumina. Damit sind die technischen Anforderungen in aller Regel erfüllt. Die genaueZahl, wie viele g/m² es sind, ist meist nicht so wichtig. Es muss abgesichert sein, dass die Lackschichtdicke so ist wie bei der ersten, erfolgreichen Auflage.

    Zitat

    gibt es auch Infos bezgl. der Gesundheitsbelastung durch die verschiedenen Pudersorten?

    Hallo R500PowerPrinter,

    ich habe zwar keine individuellen Daten zu diesen Pulvern. Aber so viel ist einfach zu sagen: Die Substanzen sind unkritisch: Kalziumkarbonat, Zucker, Stärken und Stearinsäre, also Kerzenwachs.

    Gefahren könnten höchstens von der Korngröße der Teilchen kommen, wenn sie lungengängig sind. Das betrifft einen sehr feinteiligen Bereich. Es geht auf die Gefahr der Staublunge hinaus wie bei der Asbestose. Hier müsste man den individuellen Hersteller fragen, weil der die Teilchengrößenverteilung kennt.

    Ich nehme aber an, nach all´den Geschichten mit Asbest und Co. wäre so ein Puder kennzeichnungspflichtig und würde es auf der Packung offenlegen. Vielleicht arbeitet einer von uns bei einem solchen Zulieferer und schaut einfach mal in ein Sichheitsdatenblatt.

    Danke Blackfranky, dir und Mided1990 für die netten Aufmunterungen.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

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    In der Auslage einer Bogenoffsetmaschine wird ein staubförmig verteiltes Material auf die Bogenoberseiten aufgeblasen, das sich im Stapel dann zwischen den jeweiligen Bogenlagen finden soll. Früher wurden feinst gemahlene Kalksteinmehle eingesetzt, so genannte mineralische Puder. Die Korngrößen lagen je nach Anwendung bei z. B. 15 µm für Papier und 25 µm für Karton. Einige Jahre wurden Bestäubungspuder aus Zucker angeboten, weil man hoffte, dass sie sich besonders nach einer Dispersionslackierung im Wasser auflösten. Schon sehr lange gibt es Puder pflanzlicher Herkunft (Stärke), die ein rundes Korn aufweisen und nicht hart und kratzig wirken.

    Der Puder soll als Abstandhalter zwischen den Bögen verhindern, dass bedruckte Partien mit Bogenrückseiten in Kontakt kommen und dann zu Ablegen oder Blocken führen. Außerdem hält er ein Luftpolster zwischen den Bögen, das die oxidative Trocknung der Bögen unterstützt. Weiterhin gibt ihr Kugellagereffekt eine Erleichterung beim Vereinzeln der Bögen.

    Nachteilig ist, dass mineralische und lösliche (Zucker) Puder abrasiv sind, also bei der Bewegung der Bögen zu Kratzern führen – und damit die Scheuerfestigkeit der Drucke untergraben. Hier empfehlen sich Stärke – Puder, also pflanzliche, besonders die mit einer Beschichtung der Körner, die das Riesel- und Verteilverhalten wesentlich verbessert (Hydrophobisierung ähnlich den Löschpulvern in Feuerlöschern).

    Außerdem stört Puder bei den nächsten Prozessschritten. Wenn ein zweiter Druckgang nötig ist oder nass – auf – trocken lackiert wird, sammeln sich Puderanteile und bauen an Maschinenteilen auf. Sie stören die Annahme von Lacken und bewirken Blasen unter Folien (Zellophanierung, Laminierung = Folienkaschierung). Beim Druck der Bogenrückseite stört der Puder ebenfalls in der Maschine.

    Wenn Puder stören, kann man sie schlecht abwischen. In der Praxis wird man z. B. das erste Werk leer laufen lassen, um Puder abzunehmen – wenn man eines übrig hat.

    Manchmal wird auch ein so genannter Knackgang vorgenommen. Da lässt man die Bögen mit der bepuderten Seite nach unten durch eine leere Maschine und presst dabei die Puderkörner vom Gegendruckzylinder her in die Bogenoberflächen hinein. Das funktioniert allerdings nicht bei extrem niedriggewichtigen Bedruckstoffen.

    Wenn man mit dem Finger kräftig über eine Zeitung reibt, kann sie abfärben. Bei einer Zeitschrift oder einer Illustrierten gelingt das nicht. Woran liegt das?

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    Die Druckfarbe einer im Rollenoffset Coldset gedruckten Zeitung trocknet ausschließlich durch Wegschlagen der Verdünner in ein grobporiges Papier. Dabei ist die Möglichkeit einer robusten Verfestigung recht begrenzt. Allerdings ist dies für ein aktuelles Ein-Tages-Produkt auch gut genug. Es muss nicht vorrangig billig sein, sondern schnell bereit stehen. Schnell heißt hier, in wenigen Stunden.

    Eine Zeitschrift ist typischerweise ein Produkt des Rollenoffset Heatset. Dort werden die verdünnenden Mineralöle durch Hitze aus dem Druck ausgetrieben. Sie trennen sich viel schärfer von den Harzen des Bindemittels, als es durch Wegschlagen in grobporiges Papier möglich ist. Damit kann der Farbfilm deutlich abriebfester gestaltet werden.

    Bei Illustrierten dominiert (noch?) der Illustrationstiefdruck. Bei ihm verdunsten die flüchtigen Lösemittel aus dem Druck, eine noch wesentlich schärfere Abtrennung als im Heatset. Damit kann der Druck noch fester werden.

    Ältere Zeitungen, die im Hochdruck gedruckt wurden, hatten das gleiche Trocknungsproblem wie die Coldset - Farben. Sie hatten es sogar noch viel schwerer, weil sich inzwischen in der Papieroberfläche und den Farbrezepturen viel getan hat.

    Es gab in den 80er Jahren mal einen Flirt mit dem Zeitungs-Flexodruck mit wässrigen Druckfarben. Hier gab es spektakuläre Abriebsfestigkeiten. Leider hatte er zwei Handicaps: Die Plattenherstellung wie im Offset wurde nie erreicht, und das Produkt ließ sich mit den herkömmlichen Deinking-Verfahren nicht wieder einarbeiten. Er hat nur in Resten überlebt, obwohl seine Zukunft einst spektakulär ausschaute.

    Hallo Nordwind,

    danke für dein Vertrauen. Aber ich bin seit vielen Jahren nicht mehr in der Praxis und kann bei neuen Entwicklungen nur vermuten. Das begrenzt übrigens auch die Themen meiner Druckerfragen immer mehr. Frühere Hauptgebiete wie Verpackungsdruck und sensible Verpackungen, physiologische Aspekte, entwickeln sich rasant. Und wer dort nicht mitten drin arbeitet, bekommt nicht viel mit. In unserer Branche gibt es schon zu viele andere Leute, die mit Un- oder Halbwissen operieren. Das möchte ich nicht.

    Es wird auch nicht viel publiziert außer Werbung. Danach sind alle Produkte innovativ und epochal. Das habe ich nicht anders gehandhabt, als ich aktiv war.

    Was in diesen aktuellen Darstellungen greifbar ist und was Schaum, kann ich nicht mehr beurteilen. Ich hoffe, es ist wenigstens Hartschaum.

    Immerhin kann man sagen, dass eine Farbe, deren Drucke auf ungestrichenem Papier ordentlich deinkbar sind, nicht chemisch verfilmt wie oxidativ oder strahlenhärtend trocknende. Damit fallen auch die aus, die thermisch härten, also beim Erreichen einer Sprungtemperatur von z. B. 35 °C polymerisieren. Dieser Trick wird in der Gummiindustrie angewendet und wurde einst auch für Druckfarben geprüft.

    Allerdings weiß ich aus früheren Jahren, dass gerade Epple für werbliche Darstellung viel Phantasie einsetzt. Ich weiß aber auch noch, dass er sich immer um eine gute Verdruckbarkeit seiner Produkte gekümmert hat.

    Wenn du einen Wettbewerber fragst, wird das vermutlich wenig bringen, weil die entsprechenden Fachleute nicht im Außendienst arbeiten. Auf einem Symposium oder einer entsprechenden Fogra-Tagung könnte sich das eher lohnen.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

    7. Irrtum: Man kann die oxidative Verfilmung der Farbe durch Trocknerzusätze ins Feuchtmittel beschleunigen.

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    Der Wunsch, dass so etwas klappt, ist leicht zu verstehen. Allein, aus meiner überprüften Erfahrung ist es eine klare Illusion. Ich gebe höflicherweise zu, dass man experimentell schlecht nachweisen kann, dass es etwas nicht geben kann. Trotzdem bin ich mir hier sicher.

    Früher hatte man einfach Kobaltsalze im Feuchtmittelkonzentrat für diesen Zweck verwendet. Das war klar ein Schwindel - oder wahrscheinlicher - ein naiver Versuch von Farb-Fachleuten, etwas plausibel Klingendes anzubieten. Ich habe mehrmals versucht, eine nachweisbare Verstärkung der oxidativen Verfilmung zu erfassen. Hoffnungslos.

    Auch vom chemischen Verständnis ist eine Unterstützung durch z. B. Kobaltsalze aus der wässrigen Phase heraus unwahrscheinlich. Sie sind im Wasser gelöst. Wie sollen sie dann den Sauerstoff zwischen die Doppelbindungen der Leinöle bringen? Die leben doch komplett in der öligen Welt.

    Seit die wasserlöslichen Kobaltsalze nicht mehr zugelassen sind, werden andere Stoffe eingesetzt. Ein Kollege sagte mir mal, dass es auch Sikkativ-ähnliche Wirkungen von Farbstoffen gebe. Aber da komme ich wieder mit meinem Einwand, dass der hier ja aus der wässrigen Phase heraus helfen muss. Witzigerweise habe ich solche Farbstoffe nur rosa vorgefunden, der Farbe von Kobaltsalzen…

    Hallo Nordwind,

    der Flachdruck ist vom Verfahrensprinzip her rein flächenvariabel. Das bedeutet, es gibt im Idealfall nur druckende und nichtdruckende Stellen. Deshalb müssen wir rastern, wenn wir eine veränderte Farbwirklung an einer Stelle wollen, eben, weil wir nicht gezielt mal mehr, mal weniger Farbe drucken können.

    Maschinentechnisch ist es gar nicht einfach, das Prinzip zu erfüllen und bei jeder Farbverteilung den Farbauftrag so zu lenken, dass jede druckende Fläche die geforderte Volltondichte bekommt. Mit unseren pastösen Farben regeln wir das durch die Verreibung quer zur Laufrichtung der Maschine. So gut es geht.

    Schablonieren ist klar eine Fehlerscheinung und fällt aus dem „idealen“ Offset heraus.

    Dein Beispiel der Negativschrift zeigt dies ebenso wie z. B. ein Passepartout um ein Bild in einem Kalender. In solch einer Situation entscheidet tatsächlich nicht mehr nur die Platte, wo immer nur die volle Dichte gedruckt wird, und wo nicht. Es entscheidet auch die Dynamik der Farbverreibung auf den Auftragwalzen, wenn sie es mal nicht ganz schafft.

    Es ist übrigens logisch, dass auch im Hochdruck die Farbauftragwalzen im Idealfall eine perfekt gleichförmige Farbschicht-Dicke anbieten müssen. Auch der arbeitet ja rein flächenvariabel. Boston Presse und seine Kollegen werden hier reichhaltige Erfahrungen besitzen. Die Freunde vom Flexo haben es seit den Anilox-Walzen besser. Die füllen nach jeder Abgabe ihre Näpfchen voll auf.

    Da fällt mir ein, dass auch der Durchdruck seine Farbschicht nicht gezielt variieren kann. Nur füllt der jedes Mal das Sieb je nach Schablonenhöhe mit Farbe voll. Damit kann er kein Schablonieren haben.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

    Hallo zusammen,

    mein Like für jotemel war etwas schnell. Natürlich lag er falsch.

    Aber es gab mal den Versuch, das Feuchtmittel gleich beim Farbenhersteller in die Farbe einzumischen und damit ein Einkomponentenprodukt zu liefern. Die Idee war natürlich, das Feuchtwerk einzusparen.

    Aus mehreren Gründen ist die Sache gestorben: Ein paar Wochen oder Monate eine Emulsion zu lagern ist schwierig. Das Feuchtmittel ist durchaus chemisch nicht nur aktiv, sondern sogar aggressiv gegenüber Sikkativen und anderen Komponenten.

    Der Wasserlose bietet hier jklar die beste Strategie.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

    Ist Papier und Karton auf der Basis chlorfrei gebleichten Zellstoffs („chlorfrei gebleichtes Papier“) besser als das alte, mit Chlor gebleichte?

    Meine Antwort:

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    Um es kurz zu sagen, nein. Das Papier ist nicht besser, aber das Bleichverfahren für den verwendeten Zellstoff schädigt die Umgebung weniger.

    Papier und Karton bekommen in der Herstellungskette auch biologische Keime mit, die später bei der Lagerung den Abbau, also das Vergammeln, fördern. Mit dem Chlor wurden diese Keime ebenfalls radikal zerstört. Nun bleiben ein paar mehr aktiv. Und das kann dazu führen, dass z. B. Karton für Lebensmittel-Verpackungen bei monatelanger Lagerung zu gammeln beginnt und dann Gerüche entwickelt, die ihn für Lebensmittel nicht mehr geeignet sein lassen. Neuerdings sollte man also auch Paletten von Karton oder Papier, die einmal z. B. nach Robinson-Tests o. ä. für Lebensmittel-Direktverpackungen geeignet waren, nach monatelanger Lagerung mindestens geruchlich nachprüfen.

    Dieser kleine Nachteil hebt allerdings den wichtigen Vorteil nicht auf, die Dioxine im Abwasser der Zellstofffabriken zu vermeiden.

    Was ist der Unterschied zwischen den Bleichverfahren?

    Früher wurde mit Chlor gebleicht. Das ist ein brutaler chemischer Angriff auf alles, was oxidierbar ist.

    Unglücklicherweise entstehen bei diesem Bleichprozess Abfallstoffe, die sehr giftig sind, u. a. Dioxine, die über das Abwasser in die Umgebung gelangten. Wegen deren Giftigkeit haben Umwelt-Aktivisten diese Bleichtechnik vor einigen Jahren öffentlich so geschickt bekämpft, dass dieses Verfahren schrittweise abgelöst wurde durch eine Bleiche mit Sauerstoff oder Peroxid. Diese sind chemisch erheblich milder, und ihre Aktion erzeugt nicht so stark schädliche Abfallprodukte.

    Unter den Dioxinen sind die so genannten Seveso-Gifte, benannt nach einem Unfall vor vielen Jahren in einem chemischen Betrieb in Norditalien. Sie können schon in geringer Dosis auch Menschen schwer schädigen oder gar töten. Also hatte diese ganze Kampagne eine gute Wirkung im allgemeinen Umweltbewusstsein.

    Hallo Nordwind,

    wenn dein Problem ist, dass die Farbe zu gut fließt, also zu niedrig viskos ist, kann ich dir leider keinen Zusatz empfehlen, der sie viskoser macht. Es gibt nur Verzweiflungstaten mit strengen Firnissen oder - besser - höher molekularen Alkydharzen. Das sagt dir schon, dass es keine Mittel sind, die wir Druckern an die Hand geben. Handhabung gnibbelich und Erfolgsquote unter aller Kanone.

    Die alten Recken haben früher Bologneser Kreide in die Farbe gemischt. Das müsste die Konsistenz erhöhen. Wie man das allerdings in einer Druckerei macht und dennoch eine verdruckbare Farbe erhält, weiß ich nicht.

    Nachträgliche Zusätze, die die Viskosität (oder doch Zügigkeit oder Wasserresistenz?) der Farbe zu erhöhen, sind nicht ernsthaft erfolgreich, weil sie immer auch die Farbe noch weiter verdünnen.


    PMS 272 ist nach dem Fächer ein Ton mit ¾ Lasurweiß, also eigentlich angefärbtes Streckmittel. Hier ist entweder der Farbfilm für die lokalen Transportverhältnisse zu dick oder zu dünn, oder das Lasurweiß ist für deine Feuchtungsverhältnisse nicht geeignet. Mit solchen Maschinentechniken habe ich leider keine eigene Erfahrung, und meine ernsthafte Literatur gibt mir auch nichts her. Schade.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

    Hallo Nordwind,

    du hast mich erwischt. Ich bin in diesen Feinheiten des Offset-Fachdeutschs nicht zu Hause. Umso besser, dass du mir hilfst. Danke.

    In der Drucktechnik allgemein verstehe ich es als Tonen, wenn es irgendwo druckt, wo es nicht drucken soll. Im Offset gibt es wichtige Gründe, unterschiedliche Ausdrücke zu wählen, weil es so unterschiedliche Ursachen gibt. Ich werde deine Definition von Tonen und von Schmieren gerne übernehmen.

    Mir geht es genauso mit dem Passer und dem Register. Da hat mir Boston Presse schon wertvolle Hilfen gegeben.

    Wenn es Erwähnungen in Normen (DIN oder ISO) gibt, wäre es nett, wenn uns jemand hier helfen könnte. Ich komme leider nicht mehr an aktuelle Normen heran, seit ich nicht mehr aktiv bin. Es gibt in Wikipedia einen Teil „Druckersprache“. Der scheint mir allerdings wenig seriös. Beim Tonen ist der auch nur so weit wie ich noch vor deinem Tipp.

    Übrigens gibt es ja auch in anderen Druckverfahren solche spezifischen Ausdrücke für gewisse „Tonerscheinungen“. Der Flexodruck kennt den Fliegenschiss (linting), wenn zwei Druckpunkte verbrückt werden. Da ist es ein rheologisches Problem der Farbe. Vermutlich gibt es noch mehr solche Ausdrücke. Ich würde sogar das Überfluten der Näpfchen im Tiefdruck dazu zählen.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

    sorry, ich habe eben einen Text ins falsche Fach kopiert. Das soll es sein:

    Hallo Nordwind,

    gut beobachtet. Ja, wir verdrucken Suspensionen, also Schlämme.

    Von oben betrachtet unterscheidet die Physik bei solchen Phasensystemen homogene Phasen und Mischphasen. Homogene sind reine Stoffe und Lösungen (mehrere Gase ineinander, Stoffe in Flüssigkeiten und auch mehrere Feststoffe ineinander).

    Mehrphasensysteme sind Dispersionen (Verteilungen von dispergieren, dispers).

    Flüssig in gasförmig ist Nebel, fest in gasförmig Rauch.

    Gas in flüssig ist Schaum, flüssig in flüssig ist Emulsion, fest (als Pulver) in flüssig ist Schlamm (=Suspension).

    Ich habe als Druckfarbenchemiker also im Schlamm gewühlt.

    Wie entsprechende Mischphasen in Feststoffen heißen, müsste ich mir ausdenken. Das ist mir in der Physik noch nicht so nahe gekommen. Gas in Feststoff könnte Schwamm sein; die gibt es ja mit elastischen und festen Feststoffen.

    Wenn jemand hier korrigieren oder ergänzen kann, wäre es interessant und hilfreich.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

    6. Irrtum: Es gibt Plattenoxid oder Plattenkorrosion. Sie führen zu Tonerscheinungen.

    Meine Antwort:

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    Oxid und Korrosion sind zwar chemische Fachwörter. Sie wurden aber von chemisch Ahnungslosen ins Offsetdeutsch eingeführt.

    Die Plattenoberfläche besteht typischerweise aus Aluminiumoxid Al2O3. Auch wenn das Plattenmaterial Aluminiummetall ist, überzieht es sich an der Luft sofort mit einer dünnen Oxidschicht: Aluminium ist ein sehr unedles Metall. In unserem Fall wird diese Schicht sogar technisch besonders dick gemacht und gehärtet (eloxiert). Es lässt sich auch durch viel Sauerstoff nicht höher oxidieren als zum dreiwertig gebundenen Alu. Was soll da noch eine weitere Oxidation bedeuten? Auch Korrosion ist hier Quatsch, weil sie der chemische Angriff von Feuchte und Luft ist, also Wasser und Sauerstoff. Die bewirken bei Al2O3 nix.

    Wie Nordwind schrieb, wird hier die Plattenoberfläche verletzt. Das kann einfach ein momentaner Mangel an Feuchtmittel an diesen Stellen sein. Das kann z. B. während eines Stoppers passieren.

    Es kann aber auch Kornspitzenabbruch sein. Der ist eine mechanische Angelegenheit und wohl tatsächlich existent. Wer einmal die Oberfläche einer Platte mit einem Perthometer nachzeichnet, weiß, dass unsere Platten ein schroffes Gebirge darstellen mit lauter Spitzen und Spalten. Wenn ein mechanischer Angriff kommt, können solche Spitzen abgeschert werden. Dann sieht die Bruchfläche des Stumpfes heraus. Und die hat nur die dünne Oxidschicht, die sich immer sofort spontan bildet. Die ist noch nicht gummiert und auch nicht mit der Eloxalschicht zu vergleichen.

    Ich besitze leider keine Bilder davon. Aber bedenken wir, dass durch die Eloxierung die Oberfläche eines m² auf 10 m² vergrößert wird, eine gewaltige Zerklüftung.

    Meine Antwort:

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    Viele Techniker und Wissenschaftler gehen mit Farbmitteln um. Jeder hat natürlich seine eigene Fachsprache dabei. Ein Textilhersteller und eine Farbmischküche für Offsetfarben können nichts mit chemischen Namen und Formeln anfangen. Für Chemiker und Physiker ist dagegen „Warmrot“ nicht brauchbar. Aus diesem Dilemma haben sehr früh zwei englischsprachige Institutionen einen Ausweg konstruiert, der inzwischen Standard in allen beteiligten Industriebereichen ist.

    Seit 1925 gibt es ein Nachschlagewerk, das allen unterschiedlichen Beteiligten einen Zugang zu den wichtigen Informationen nach einem Zahlen- und Buchstabencode gibt. Es wurde von der British Society of Dyers and Colourists und der American Association of Textile Chemists and Colorists aufgestellt und wird mit dem technischen Fortschritt immer weiter ergänzt.

    Von den insgesamt 5 Bänden enthalten die ersten drei die Farbmittel eingeteilt nach Eigenschaften und Verwendung, jeweils mit einem „C.I. Generic Name“ (Gattungsname). Dieser ist als Bezeichnung eindeutig und für jeden klar benutzbar. Hier heißen unsere Skalenpigmente z. B.:

    Schwarz für Ruß: CI Pigment Black 7, meist getönt mit CI Pigment Blue 18,

    Phthalocyanin für Cyan: CI Pigment Blue 15:3,

    Rubinpigment für Magenta: CI Pigment Red 57:1 und

    Diarylidgelb für Yellow: CI Pigment Yellow 12 und 13.

    Band 4, auch Teil 2 genannt, enthält einen Zahlencode mit Verknüpfung zu der jeweiligen chemischen Konstitution (falls der Hersteller die überhaupt angegeben hat). Und im 5. Band stehen Markennamen und Hersteller-Bezeichnungen.

    Euch als Offsetdrucker wird das nicht gerade brennend interessieren. Aber falls jemand so etwas sucht, weiß er jetzt, dass es das gibt. Wikipedia hat hier übrigens einen sehr detaillierten und klaren Artikel, ein geradezu leuchtendes Beispiel für eine Enzyklopädie.

    Hallo Nordwind,

    Wenn eine gummierte Platte ins Wasserkommt, löst sich nur ein Teil des Gummiarabikum im Wasser. Es bleibt immer ein Rest, der im dynamischen Gleichgewicht zwischen Adsorption auf der Plattenoberfläche und Löslichkeit im Wasser begründet ist.

    Mit dem Lauf von mehr Wasser darüber, also in einer Auflage, wird damit immer mehr von der Gummierung abgespült. Deshalb müssen wir es im Feuchtmittel zusätzlich einsetzen, um dieses zu ersetzen.

    Dynamisches Gleichgewicht bedeutet, dauernd desorbieren ein paar Moleküle von der Platte ins Wasser, andere adsorbieren aus dem Wasser neu auf die Platte. Im Gleichgewicht geht beides gleich schnell, so dass scheinbar kein Umsatz geschieht.

    Deine zweite Frage nimmt mir ein bisschen die Pointe bei der Frage 147 weg. Du hast Recht, und ich möchte sie erst in der übernächsten Frage ausführlicher beantworten.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

    5. Irrtum: Bei geringer Farbannahme und bei zu hoher Feuchteführung emulgiert die Farbe und trocknet nachher schlecht im Stapel.

    Meine Antwort:

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    Ganz wörtlich gesehen, ist dieser Satz natürlich wahr. Die Sikkative für die oxidative Verfilmung sind äußerst wasserempfindlich, besonders da unser Feuchtmittel auch noch leicht sauer ist. Aus der Praxis weiß ich allerdings, dass nicht der Kontakt von viel Wasser und wenig Farbe die Knackpunkte sind, sondern die Kontaktzeit dabei. Also die Dauer, wie lange Farbanteile im Farbwerk mit Wasser durchgewalkt werden.

    Das passt schon zu der Situation „wenig Farbe und viel Wasser“. Aber wenn man einen nur knappen Farbvorrat im Farbwerk hält und gelegentlich sogar abrakelt und frische Farbe nachfüllt, reduziert man die Angriffswirkung.

    Zu hohe Wasserführung alleine bringt erst sichtbare Bildstörungen und erst nach einigem Lauf Trocknungsverzögerungen. Soweit lässt es ein normaler Offsetdrucker also gar nicht erst kommen.

    Was für Stoffe sind unsere aktuellen Pigmente?

    meine Antwort:

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    Mineralische Farbmittel wie gemahlenes Gestein (Ocker, Eisenoxide, Lapis Lazuli) werden in Malerfarben und Fassadenfarben (?) schon seit langer Zeit verwendet. Sie lösen sich nicht im Bindemittel der Farbe, sondern bleiben als gröberes oder feineres Korn ungelöst. Das gibt gute Stabilitäten. Licht und Löseangriffe zerstören sie längst nicht so leicht, wie sie es bei den Farbstoffen können.

    Mineralische Pigmente haben eine hohe Abrasivität (ein Kratzproblem) in vielen technischen Verarbeitungsprozessen. Hier öffneten sich durch die weichen organisch - synthetischen Farbmittel völlig neue Wege mit einer unglaublichen Vielfalt.

    Fast alle dieser organischen Stoffe sind jedoch in Lösemitteln, ein erheblicher Teil sogar in Wasser löslich. Sie müssen erst durch eine chemische Kopplung an andere Moleküle unlöslich gemacht werden („verlackt“), damit brauchbare Pigmente daraus werden.

    Wenn Licht und Sauerstoff ein Pigmentkriställchen angreifen, erwischen sie zuerst die Außenschicht. Dadurch halten solche mikrokristallinen Farbmittel länger im Licht aus als die gelösten Farbstoffe.

    Die Buntpigmente in Druckfarben und Tinten für moderne Druckverfahren sind heute ausnahmslos Produkte der Erdölchemie.

    Sobald die Farbe emulgiert, beginnen die Probleme: Tonwertzunahmen, Bildstörungen, Trocknungs-Verlangsamung, Kantenspritzen, Pelzen

    Aktuelle Fachmeinung:

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    Manche Fachleute sehen als Emulsion nur den Zustand an, den sie aus Störungen kennen. Das ist durchaus nicht einfach nur dumm. Wenn man das Medium unter dem Mikroskop betrachtet, das gerade verdruckt wird, sieht man keineswegs zwei klar abgegrenzten Substanzen. Die Fogra hat hierzu an ihrer Labor-Heatset-Maschine Aufnahmen gemacht und publiziert.

    Allerdings ist es so ein Problem, zu sagen, dass man auch den wirklichen Zustand in flagranti erfassen kann. Sobald man auch nur kurz anhält, ordnet sich alles schnell um. Aber auch Aufnahmen mit einer Hochgeschwindigkeitskamera sind schwierig durchzuführen.

    Hier haben wir mal ein Beispiel, das zeigt, wie man sich helfen kann. Wenn die Beobachtungen der Praxis und von Laborexperimenten nicht alle zusammenpassen, macht man sich ein Gedankenmodell, eine Hypothese. Und die ist dann brauchbar, wenn alle bisherigen Beobachtungen hinein passen. Das ist also ein Hilfsmodell, keine reine Wahrheit.

    So etwas hat Vorteile, solange man damit Dinge erklären und regeln kann, die in der alten Vorstellung nicht verständlich sind. Sollten aber neuere Erkenntnisse dazu kommen, die nun nicht mehr passen, muss man sein Modell verfeinern. Oder man braucht sogar ein komplett neues. Die Wissenschaften leben mit solchen Verfahren sehr erfolgreich. Unsere Technik ist so kompliziert, dass bildhafte Vorstellungen und „das, was wir sehen“, nicht immer weiter helfen.

    Physikalisch gesprochen gehen wir von zwei Phasensystemen aus, der Wasser-in-Öl - Emulsion und einer Öl-in-Wasser-Emulsion. Definitiv haben wir noch die andere, im einfachen Fall, rein wässrige Phase vor uns, die mit arbeitet.

    So lange nur so wenige Wassertröpfchen in die Farbe ein-emulgiert werden, dass die Sache sich nach außen als Farbe zu erkennen gibt und vernünftig durch die Maschine transferiert wird, läuft unser Offsetprozess. Auf der Platte entsteht eine gewisse Tonwertzunahme durch Überfärben der Druckflächen, aber alles im erwarteten und berechenbaren Rahmen.

    Diese Emulsion spaltet zwischen den Walzen fast 50/50 und „fließt“ glatt durch das Farbwerk. Sie verteilt sich aufgrund der erniedrigten Zügigkeit deutlich glatter als eine reine Farbe, siehe Aufliegen bei Buchdruck oder wasserlosem Offset.

    Zwingen wir mehr Wasser hinein, verliert die Sache so an Zügigkeit und wird höher viskos („butterig“). Dann spaltet sie schlechter, kann „pelzen“, sich z. B. an den Walzenkanten ansammeln - und dann in Placken davon geschleudert werden. Hier passt das Modell „Öl-in-Wasser - Emulsion“.

    Es hilft leider nichts, hier den Ausdruck „Emulgat“ für die böse Variante zu wählen. Sprachlich ist jedes Emulgat auch eine Emulsion, für uns also zwei völlig gleichwertige Wörter.

    Es gibt auch Fachleute, die zwischen einem „Binnenwasser“ und einem „Außenwasser“ unterscheiden. Das eine sind die ein-emulgierten Tröpfchen, das andere das eigentliche Feuchtmittel. Für die Offsetpraxis habe ich hieran noch keinen besonderen Nutzen gefunden. Es ist immerhin von fachlichem Interesse bei bestimmten Messtechniken, mit denen man den Zustand des Wassers beschreiben will (Thermoanalysen).