Frage 48, Farbtransport und Feuchtung

  • Nehmen wir an, eine Offsetdruckmaschine läuft regulär. Jetzt schalten wir in einem Werk die Feuchtung aus: Was wird beobachtet?


    meine Antwort: [spoiler]


    Zuerst tont die ganze Platte dieses Werkes. Wenn wir die Maschine weiter laufen lassen, wird das Emulgat auf den Walzen nach und nach durch reine Farbe ersetzt. Diese ist zügiger als das Emulgat und transferiert besser durch die Maschine. Die Platte druckt also eine große Vollfläche mit einer optischen Dichte, die deutlich über der Volltondichte von vorher liegt.


    Möglicherweise fängt es auch noch an zu rupfen, weil die reine Farbe viel zügiger ist als das zuvor im Offset verdruckte Emulgat. Wahrscheinlich rollen sich aber die Bögen nach dem Ablösen vom Gummituch stärker als zuvor. [\spoiler]

  • Hallo Inkman,

    ich arbeite mich jetzt erst so langsam in das Forum ein und deshalb erst heute meine Idee zu dieser Frage. Wenn ich an der Maschine die Feuchtung abstelle, mache ich folgende Beobachtung. Bei Feuchtung ab läuft die Druckplatte gleichmäßig von außen nach innen mit Farbe zu. Und dies würde ich nicht unter den Fachbegriff Tonen stellen, sondern Schmieren. Tonen entsteht doch immer dann, wenn Farbe überemulgiert ist und sich kleinste Farbteilchen auf den wasserführenden Stellen absetzen. Stelle ich die Feuchtung ab, fehlt Wasser und dann "schmiert" die Platte zu. Ist sie komplett "zugeschmiert" und ich stelle die Feuchtung wieder an, muss die Druckplatte gleichmäßig von der Mitte her freilaufen. Bei schlechter Walzenjustage läuft eine Seite schneller frei als die andere etc.


    Gruß Nordwind

  • Hallo Nordwind,


    du hast mich erwischt. Ich bin in diesen Feinheiten des Offset-Fachdeutschs nicht zu Hause. Umso besser, dass du mir hilfst. Danke.


    In der Drucktechnik allgemein verstehe ich es als Tonen, wenn es irgendwo druckt, wo es nicht drucken soll. Im Offset gibt es wichtige Gründe, unterschiedliche Ausdrücke zu wählen, weil es so unterschiedliche Ursachen gibt. Ich werde deine Definition von Tonen und von Schmieren gerne übernehmen.

    Mir geht es genauso mit dem Passer und dem Register. Da hat mir Boston Presse schon wertvolle Hilfen gegeben.


    Wenn es Erwähnungen in Normen (DIN oder ISO) gibt, wäre es nett, wenn uns jemand hier helfen könnte. Ich komme leider nicht mehr an aktuelle Normen heran, seit ich nicht mehr aktiv bin. Es gibt in Wikipedia einen Teil „Druckersprache“. Der scheint mir allerdings wenig seriös. Beim Tonen ist der auch nur so weit wie ich noch vor deinem Tipp.


    Übrigens gibt es ja auch in anderen Druckverfahren solche spezifischen Ausdrücke für gewisse „Tonerscheinungen“. Der Flexodruck kennt den Fliegenschiss (linting), wenn zwei Druckpunkte verbrückt werden. Da ist es ein rheologisches Problem der Farbe. Vermutlich gibt es noch mehr solche Ausdrücke. Ich würde sogar das Überfluten der Näpfchen im Tiefdruck dazu zählen.


    Viele Grüße & ciao

    Inkman