Frage 367, Warum lassen sich im Offset sehr kleine Rasterlöcher nicht mehr offen halten?

  • meine Antwort:

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    Das hat mit der Oberflächenspannung des Feuchtmittels zu tun. Je höher sie ist, desto mehr Energie kostet es, sehr kleine und gekrümmte Oberflächen zu erzeugen. Die wehren sich und kriechen zusammen, sobald sie können. Oder sie überbrücken kleine Rasterlöcher auf der Platte, ohne ganz auf den Boden zu kommen. So springt das Feuchtmittel auch über winzige Zwickel, also aufeinander zuwachsende Spitzen zwischen zwei Rasterpunkten.

    Die Farbe schafft es aber, denn die hat immer eine sehr niedrige Oberflächenspannung, benetzt also auch schwierige Flächen. Sie braucht mit ihrer Viskosität dann höchstens mehr Zeit oder mehrere Anläufe.

    Ohne das Wasser verstehen wir jetzt auch, warum der Wasserlose solche Feinstrukturen besser meistern kann.

    Den Effekt nützen wir ja auch in Anstrichfarben und Textilstoffen: Etwas kann Wasser abperlen lassen, aber Wasserdampf durchgehen lassen, wenn die Löchlein nur klein genug sind.

  • Während einer ÜA bei meiner Ausbildung haben wir das zum Spaß mal an einer GTO ausprobiert. Ist auch schon wieder 20 Jahre her und es war der einzige Berührungspunkt mit einem wasserlosen System.

    "In nennenswerter Menge" kann ich mir da kaum vorstellen ;) .

  • Ich habe einmal Trockenoffset instruiert in den USA. Mit ner rapida 105. War ne online Druckerei in Kentucky. Für kleine Auflagen bis 3000bg war es eigentlich sehr gut. Aber danach wurde die Maschine zu warm. Fing an zu tonen. Da die Gegendruckzylinder nicht gekühlt waren. Nur Walzentemperatur hat nicht ausgereicht.

  • Wasserlose (Toray)-Druckplatten wurden bereits in den siebziger Jahren des vorderen Jahrhunderts propagiert als Alternative zu den damals schwer zu händelnden Plüschfeuchtwerken vor allem im Kleinformatoffset. Ab anfangs 2000er wurden Sie in DI-Maschinen eingesetzt und mit dem Aufkommen von leistungsstarken Kühlsystemen wurde immer wieder die Renaissance des wasserlosen Offsets postuliert.

    Durchgesetzt haben sich diese Platten eigentlich nie. Zu teuer, zu empfindlich, zu Unberechenbar das Verhalten beim Kürzerwerden der Farbe während des Drucks.

    Parallel dazu wurde der konventionelle Offset perfektioniert, die konventionelle Druckplattenherstellung radikal verbessert und vereinfacht... Wo soll heute der Vorteil vom wasserlosen Offset noch gefunden werden?