Kündigung

  • Guten Abend allerseits,


    ich hab ne Frage an die Personaler, Chefs, oder sonstigen Rechtsbewanderten.


    Folgende Situation: Ich habe heute meine Kündigung zum 15.04 eingereicht. Da wir in der Druckerei nur noch 2,5 Drucker sind, hab ich meinem Chef das Angebot gemacht, noch bis zum 31.7 zu bleiben, wenn er mir das komplette Weihnachts- und Urlaubsgeld für 2020 bezahlt (ca. 4500€ brutto). Die Sache ist, dass ich der Einzige bin, der die 700er Roland beherrscht und meinen Nachfolger anlernen könnte. Außerdem drucken wir im Juli die Jahresberichte der umliegenden Schulen. Dass meine Kollegen Urlaube und Elternzeit verschieben/absagen müssten, steht auch noch im Raum.

    Deshalb sehe ich mich eigentlich in einer guten Verhandlungsposition.

    Wie seht ihr meine Lage?


    Und noch was. Wie sieht es aus mit einer anteiligen Zahlung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld? Ich bin seit 18 Jahren im Betrieb und abgesehen von meinem Lehrvertrag hab ich noch nie etwas unterschrieben. Die Sonderzahlunngen wurden immer bezahlt.

    Steht mir eine anteilige Zahlung zu?


    Danke für eure Einschätzung und einen schönen Abend


    Andi

  • Wenn der Betrieb Tarifbindung hat, steht das mit anteiligen Zahlungen im Tarifvertrag. Ansonsten kann man das auch als Orientierung verwenden.


    Für solche arbeitsrechtlichen Fragen ist es prinzipiell gut, wenn man Gewerkschaftsmitglied ist und sich dort beraten lassen kann.


    Aus Arbeitgebersicht würde ich mich da nicht von Dir erpressen lassen, die kompletten Sonderzahlungen nach 7 Monaten halte ich persönlich für überzogen.

  • Ich wäre mit einer Kündigung generell sehr vorsichtig bei der Lage der Druckindustrie

    in den letzten Jahrzehnten. 18 Jahre Betriebszugehörigkeit würde ich nur "wegwerfen",

    wenn das Aus der Firma unabwendbar abzusehen ist.

    Davon mal ab - Urlaubs- und Weihnachtsgeld zahlen nur noch wenige Firmen. Selbst bei

    den Schichtzuschlägen machen viele Abzüge. In so einer wirtschaftlich schlechten Lage

    mit zusätzlichem Corona-Background wird sich der Chef nur Notgedrungen auf deine

    Forderung einlassen.

    ...ansonsten kann ich mich nur Butzenfänger anschließen.

  • Guten morgen,

    ich habe natürlich schon was anderes. Mein jetziger AG ist 55km entfernt, der zukünftige 8.

    Tarifbindung herrscht keine.

    Ich habe zu meinem Chef gesagt, dass ich nach 18 Jahren nicht einfach alles stehen und liegen lassen will und ich durchaus kompromissbereit bin. Aber für lau verlängere ich meine Kündigungsfrist nicht von 4 auf 20 Wochen! Zumal ich bei dem zukünftigen AG auch mehr verdiene. Spritkosten spare ich mir natürlich auch.

    Da ich von einer anteiligen Sonderzahlung ausgegangen bin, ist die Differenz von 7/12 zu 12/12 ca. 2000€.

    Wie kann ich denn rausfinden ob mir die anteiligen Sonderzahlungen zustehen? Gewerkschaftsmitglied bin ich nicht.


    Edit:

    Zitat

    Aus Arbeitgebersicht würde ich mich da nicht von Dir erpressen lassen, die kompletten Sonderzahlungen nach 7 Monaten halte ich persönlich für überzogen.

    Ich seh' jetzt da nicht wirklich eine großartige Erpressung, sondern ein Angebot meinerseits, einen geregelten Fortbestand zu ermöglichen. Abhängig davon, ob und wann ein Nachfolger eingestellt wird und von welcher Maschine selbiger kommt.

  • Hab' mal gerade in den Mantentarifvertrag geschaut, den hatte ich gestern auf dem Sofa nicht parat :)

    Die tarifliche Jahresleistung ("Weihnachtsgeld") würde Dir bei arbeitnehmerseitiger Kündigung nach über 5 Jahren Betriebszugehörigkeit anteilig zustehen. Das Urlaubsgeld ist im Tarif an die Urlaubstage gekoppelt, also entsprechend auch anteilig.

    Ohne Tarifbindung und einzelvertragliche Regelung könnte der Arbeitgeber das im April evtl. wegfallenlassen bzw. es zumindest versuchen. Aber da muss dann wirklich ein Arbeitsrechtler dran.


    Als Argumentationsgrundlage würde ich eher in die Richtung gehen, dass Du für's gleiche Geld wie beim neuen Arbeitgeber plus Fahrtkostenausgleich weiterarbeiten würdest. Dazu für die "Betriebstreue" dann die anteiligen Sonderzahlungen.


    Vielleicht läuft das finanziell auf's gleiche raus, hört sich aber wesentlich fundierter an, als "leg mal 4.500 € auf den Tisch, damit ich Dich nicht hängen lasse". Ist zwar überspitzt ausgedrückt, aber das meinte ich mit "Erpressung".

  • Ein Rechenbeispiel:

    Momentaner Stundenlohn 19,67€/Stunde bei 35h/Woche = 2983,28€ + 150€ Fahrtkostenzuschuss = 3133,28€ pro Monat (ich werde momentan nach tatsächlichen Stunden bezahlt).

    Zukünftiger Lohn 3480€ pro Monat (bei 40h/Woche) = 20€/Stunde.


    Das heißt mir "entgehen" auf 3,5 Monate gerechnet (3480€ - 3133€) 1740€ (edit: es sind richtigerweiße nur 1215€) , unabhängig von anteiligen Sonderzahlungen, die ich allerdings bei dem zukünftigen AG auch bekomme. Spritkosten außen vor.


    Der Vorteil für ihn: Er hat 3,5 Monate Zeit, einen Drucker zu finden und diesen anzulernen. Ein Instruktor würde wohl wesentlich mehr kosten. Eingetragener Oster- und Pfingsturlaub der Kollegen könnte problemlos genommen werden, genau so wie eine anstehende Elternzeit eines Druckerkollegen.

    Da ich noch 7,5 Tage Resturlaub habe, müsste ich wenn's hart auf hart kommt, nur noch bis kommenden Freitag (20.3) arbeiten.


    Also aus meiner Sicht, ist mein Angebot an meinen Chef nicht so schlecht oder gar unverschämt. Dass ich ihn damit unter Druck setze ist mir durchaus bewusst und auch so gewollt.

  • Vllt könnt ihr euch auf einen Kompromiss einigen. Welche Summe er bereit wäre zu zahlen und du mit leben kannst so wäre es eine win win situation für beide. Der Arbeitgeber hat noch Zeit jemanden zu finden. Sollte er sich total querstellen dann kündige und fertig. Klar sollte man nicht den Arbeitgeber erpressen. aber es ist komischerweise immer legitim wenn der Arbeitgeber einen Arbeitnehmer erpresst. Manche Ag reagieren auf eine Kündigung sehr empfindlich und meinen einem ein schlechtes Arbeitszeugnis reinzudrücken. Spreche da aus eigener Erfahrung

  • Ich finds ok was er macht. Er kann ein Angebot machen, entweder sagt der Chef ja oder nein. Er muss es ja nicht annehmen.
    Bei Lohnverhandlungen macht der Chef ja auch ein Angebot was er für richtig empfindet. Er denkt dann auch nicht der arme dem gebe ich mal 2 Euro mehr die Stunde.

    Im Endeffekt denkt jeder an sich. Wenn er eine neue Stelle hat und da mehr verdient warum soll er Einbußen eingehen?

  • In der heutigen Zeit hattest du einen guten Arbeitgeber und hast wieder einen guten gefunden, was es mit der Bezahlung betrifft! Darf man fragen aus welchen Bundesland du kommst?

    Gefällt dir der Arbeitsweg oder die Arbeit nicht mehr? Weil du von 35h/Woche auf eine 40h/Woche wechselst?^^


    Noch als kleine Info, wenn du über den 30.06 im Betrieb bleibst und danach kündigst hättest du noch vollen Urlaubsanspruch bei deinem alten Betrieb und somit denke ich auch aufs volle Urlaubsgeld.

  • Ich komme aus Bayern. Kündigungsgründe sind die absolut geringe Wertschätzung und offensichtliches Misstrauen mir gegenüber, nicht vorhandene Perspektiven (ich bin Medienfachwirt), ein desaströses Unternehmenskonstrukt (3 Sachbearbeiter auf 2,5 Drucker...), keinerlei Investitionswillen und natürlich der Arbeitsweg.

    Dass ich jetzt von 35h auf 40h aufstocke, ist halt so, einen Tod muss man immer sterben.

    Zitat

    hast du schon Mal ausgerechnet wieviel Tage du im Jahr jetzt mehr arbeiten darfst ??

    Wenn ich die Fahrzeit von 1,5h täglich dazu zähle, komm ich auf mehr, und die werden mir nicht bezahlt!

  • Also wie du es beschreibst ist da auch nichts mehr zu retten bzw ich würde dann halt so bald wie möglich Kündigen und dann ist das Thema erledigt. Mit den Voraussetzungen wie Misstrauen und zu geringe Werschätzung kannst du es auch vergessen deinen Vorschlag deinem Chef darzulegen. Für mich hörte es sich zuerst an das ihr ein gutes Ag/An Verhältnis habt.Dann wäre die Situation eine andere gewesen. Also für dich ist der neue Ag eine super Sache mehr Verdienst sowie nur 8km bis zur Arbeit dann (Auto schonst du somit auch gewaltig) auch noch der Zeitgewinn von 1,5Std was will man mehr ^^Die 40 Std finde ich deshalb nicht wirklich schlimm.Arbeitest du in dem neuen Unternehmen 3 Schichtig?Wenn ja kommen dann ja noch die Zuschläge von der Spätschicht und Nachtschicht dazu. Das ist auch nicht wenig Geld. Und wenn du in deinem neuen Unternehmen an einer Heidelberg Xl 105/106 arbeitest darfst dann ist das eh die Jrönung

  • In dem neuen Betrieb arbeite ich zweischichtig. Und da treff' ich alte Kollegen wieder, die in den letzten paar Jahren gegangen sind ?. Ich bin mittlerweile der sechste, der seit 2015 gekündigt hat (oder in Rente ging).


    Ich geh in den nächsten Tagen zu nem Anwalt und lass das mit dem anteiligen Weihnachts- und Urlaubsgeld überprüfen. Anscheinend ist das ja nicht so leicht zu sagen, ob mir das zusteht oder nicht.

  • Meinen Recherchen zufolge ist der späteste Stichtag der 31.3. Da ich aber bis mindestens 15.4 angestellt bin, ist das für mich nicht relevant.


    Und meine "neue" Maschine wird wieder eine Roland 700 sein. Wie die letzten 10 Jahre auch schon ?.

  • Ich komme aus Bayern. Kündigungsgründe sind die absolut geringe Wertschätzung und offensichtliches Misstrauen mir gegenüber, nicht vorhandene Perspektiven (ich bin Medienfachwirt), ein desaströses Unternehmenskonstrukt (3 Sachbearbeiter auf 2,5 Drucker...), keinerlei Investitionswillen und natürlich der Arbeitsweg.

    Dass ich jetzt von 35h auf 40h aufstocke, ist halt so, einen Tod muss man immer sterben.

    Wenn ich die Fahrzeit von 1,5h täglich dazu zähle, komm ich auf mehr, und die werden mir nicht bezahlt!

    Ich weiß nicht ob das Unternehmenskonstrukt überall so ist. Bei uns 3 Sachbearbeiter auf 3Drucker u 2 Lehrlinge(Drucksaal: 2 Druckmaschinen) . Wir Drucker gehen aber auch in die WTV und verarbeiten die Aufträge + fahren die noch zum Kunden.... Ist nicht jeden Tag so aber es kommt häufig vor. An deiner Stelle hätte ich genauso gehandelt!

  • Hab' mal gerade in den Mantentarifvertrag geschaut, den hatte ich gestern auf dem Sofa nicht parat :)

    Die tarifliche Jahresleistung ("Weihnachtsgeld") würde Dir bei arbeitnehmerseitiger Kündigung nach über 5 Jahren Betriebszugehörigkeit anteilig zustehen. Das Urlaubsgeld ist im Tarif an die Urlaubstage gekoppelt, also entsprechend auch anteilig.

    Ohne Tarifbindung und einzelvertragliche Regelung könnte der Arbeitgeber das im April evtl. wegfallenlassen bzw. es zumindest versuchen. Aber da muss dann wirklich ein Arbeitsrechtler dran.

    Gibts denn den Manteltarifvertrag irgendwo zum downloaden? Ich find nix ?