Was meint der Druckfachmann, wenn er von „Schön- und Widerdruck“ (S+W-Druck) spricht? Ist das ein klarer Fachausdruck, oder hängt seine Bedeutung noch von den Gegebenheiten des Benutzers ab?
Beispiel für Ausdrücke, deren Inhalte sich mit der Technik ändern
Meine Antwort:
Ursprünglich war es synonym für beidseitigen Bogendruck, also in zwei einzelnen Maschinengängen. Sinnvoll wäre dieser Ausdruck gewesen, wenn man nicht beide Seiten in gleicher Qualität hinbekam. Ob das so war, weiß ich allerdings nicht. Hier habe ich das Pech der späten Geburt...
Dann gab es S+W-Maschinen mit 1 oder 2 Werken, Wendung und dann bis zu 4 Werken. Die zuerst gedruckte Seite wurde ja frisch über die Gegendruck - Zylinder nach der Wendung gepresst und verschmierte gerne. Auf den Zylindern baute die frische Farbe auf und brachte Probleme im Raster. Es waren nur Drucke von Werbezetteln oder andere Massenware üblich, bei denen eine Seite wenig anspruchsvoll sein durfte.
Dann kamen die Gegendruck - Zylinder mit raffiniert strukturierten Oberflächen, zuerst von Miller-Johannisberg, dann von den anderen. Hier durfte sich frische Farbe in den Vertiefungen ansammeln, nur nicht klebrig verkrusten. In wenigen Jahren verbesserte sich diese Funktion der Zylinderoberflächen so dramatisch, dass sich am Ende bei den großen 8- bis 10- Farben - Maschinen beide Seiten visuell nicht mehr unterscheiden durften. Und das mit schnell wegschlagenden Quickset - Farben. Das war eine der Revolutionen der industriellen Technik, deren Ausmaß nur beteiligte Insider wirklich verstehen und erfassen können.