Wo soll das noch hinführen?!?

  • Hi,


    ich habe mich ziemlich aufgeregt:


    Im Moment herrscht bei uns in der Gegend ziemlich ruhe in den Druckereien - alle jammern mal wieder. Und in diesen Zeiten muss man natürlich die Maschinen auf Teufelkommraus voll kriegen - und wenn der Preis auch total im Eimer ist.
    Ich habe jetzt einen (für uns) recht großen Auftrag verloren weil ein "Kollege" mich total unterboten hat. Damit meine ich nicht 3 Euro pro 1000 sondern das Mehrfache davon.
    Der Auftrag war schon im Haus - Papier war bestellt, da kam der Anruf. Ich konnte es der Dame nicht erklären und die dachte, ich wollte Sie über den Tisch ziehen.
    Also erstmal die Komplette Kalkulation überprüft, dann den Papierhändler angerufen. Ich weiß, welche Druckerei es ist und er hat nachgesehen, ob die einen anderen Preis bekommen haben - aber nein, der war sogar höher.

    Das Papier gibt es auch nur in einem Format und ist kein Billigpapier (Papierpreis bei dem Auftrag EK 4700 Euro für 130.000 Briefbogen)
    Die andere Druckerei druckt diese 130.000 jetzt für insg. 5200 Euro... also für 500 Euro drucken, schneiden und liefern (ca. 60KM) die 130.000 Briefbogen in 2 Sonderfarben auf einen teuren Papier.... ;(


    Naja, den Kunden sind wir jetzt natürlich los - und er hat sich von uns richtig verarscht gefühlt.
    Die andere Druckerei möchte anscheindend an die Broschüren, Werbung usw. dieses Konzerns... und hofft wohl so, an lukrativere Aufträge zu kommen!! Ich verstehe diese Herren nicht die sowas machen.
    Das lustige ist, dass es ein großer Konzern ist und jetzt wahrscheinlich die Briefbogen von allen anderen Filialen auch bei denen landen - bei dem Preis könnte ich das verstehen. Mal sehen, wie lange die diesen Preis dann halten können! ;(

  • Wenn der Auftrag schon im Haus war und das Papier bestellt, dann berechne ihr doch 10% vom Auftragswert Stornogebühren, dann verdienst Du das gleiche wie der Kollege ;)


    Ich verstehe das auch nicht, außer er hätte das Papier als Rest auf Lager liegen und ist froh, dass er es losbringt. Aber bei der Menge!?


    Solche Kunden kann man aber über EINEN günstigen Preis doch nicht an sich binden, die fragen doch bei den anderen Drucksachen wieder mehrere an und nehmen dann den billigsten. Das wird (hoffentlich) nichts mit "lukrativen Aufträgen", die dürfen dann immer nur die Briefbogen zum Sch..preis drucken.


    Halt die Ohren steif, solche Geschichten gibt's in jeder Druckerei. Man kann nur hoffen, dass man selber den längeren Atem hat, und der Markt sich endlich mal selbst von solchen Billigheimern bereinigt.

  • Das lustige ist, dass es ein großer Konzern ist und jetzt wahrscheinlich die Briefbogen von allen anderen Filialen auch bei denen landen - bei dem Preis könnte ich das verstehen. Mal sehen, wie lange die diesen Preis dann halten können! ;(


    Wir hatten mal einen Kunden mit sehr großem Volumen, jahrelang Kunde, dann weg wegen über 30 % Preisnachlaß des Mitbewerbers, nach zwei Jahren klopft er wieder an der Tür!

  • Wir hatten mal einen Kunden mit sehr großem Volumen, jahrelang Kunde, dann weg wegen über 30 % Preisnachlaß des Mitbewerbers, nach zwei Jahren klopft er wieder an der Tür!


    Deswegen habe ich das mit den 10% auch nicht gemacht... wer weiß, ob er nicht wieder zurück kommt. Im Moment fühlt er sich verschaukelt - aber mal sehen, ob er die nächste Charge Briefbogen wieder für diesen Preis bekommt?!??


    Ich verstehe es nicht, dass man Aufträge verschenkt und dann hofft, dadurch an andere lukrativere zu kommen. Ich versuche an jedem Auftrag normal zu verdienen und nicht bei einem viel und beim anderen nichts.

  • mh.. da könnte es doch mehrere Gründe geben. Nicht gleich an das Böse im Menschen denken, ihr seit doch alles Geschäftsmänner.
    Sammeldruck, verschiedener Kunde in einem Durchgang.
    Sommerloch stopfen, hauptsache Fix Kosten sind gedeckt.
    Azubi Arbeitsbeschaffung, druckt dann eben an einer abgeschriebenen Maschine.


    Meckern hilft nix, ranklotzen. :)

  • So ist der Wettbewerb. Wenn er dadurch an weitere Aufträge kommt, die das Geld reinholen, dann ist es gut. Wenn nicht, hat er Pech gehabt. Ein wenig Spekulation darf bei einer Unternehmung schon sein.
    Das Benehmen des Kunden ist allerdings daneben.

    • Offizieller Beitrag

    Na ja, dann siehts du den Kunden mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nie wieder.
    Da muss das Ego evtl. mal zurückschalten.
    Die Situation ist natürlich blöd wenn man die Materialien schon im Haus hat.

  • Also für 500 EUR 2/0 drucken und schneiden ist doch kein Problem auch wenn man schon hoch kalkuliert:


    2 Platten und einrichten: 2x40 EUR = 80 EUR


    130.000 Briefbogen bei 9 Nutzen = 14.500 Bogen drucken bei 20 EUR/1.000 = 290 EUR


    schneiden, verpacken 2 Stunden á 65 EUR = 130 EUR


    Macht in allem 500 EUR, ist zwar kein Versand drin, aber wie schon erwähnt hoch kalkuliert.


    Mit Briefbögen kann man nun halt kein Geld Verdienen, dazu gibt es viele andere schöne Produkte an denen der Drucker noch sein Geld verdienen kann;)

  • Das ist leider so....
    verdienen wir mal gar nix dran...
    in der Hoffnung das restliche Druckvoluma des Kunden mitnehmen zu können
    sollte das nicht funktionieren bekommt der Kunde bei der nächsten Anfrage
    einen deutlich höheren Preis angeboten...Papierpreis erhöhungen usw.


  • Falsch!


    Das Papier gibt es nur in 45x64 - also nicht 14500 Druck sondern mind. 32500 Druck.
    Schneiden, 500erter weise bündeln und zu 1000 in Kartons - da kommst du mit 130 Euro nicht hin zumal die Kartons 130 x 0.45 Euro = 58,50 Euro kosten.
    Dann kommt der Lohn, die Maschine, das Bündelband, die Messerabnutzung, die Strechfolie, usw usw. hinzu. Alles nur Cent bzw. wenige Euro beträge die sich aber läppern (siehe Kartons)
    Und in 2 Stunden schneidest du keine 2,5 Paletten Papier runter und verpackst diese. Drucken: Mind. 3 h Maschinenbelegung mit einrichten. + Pantone Sonderfarben die bestellt werden müssen (dummer Grauton und ein Drecksorange)


    KEINE Druckerei kann diesen Auftrag für dieses Geld drucken ohne draufzulegen.
    Am Papier sollte man normalerweise ja auch etwas verdienen - es könnten ja auch mal 500 Bogen verdruckt oder verschnitten werden. Und bei knapp 4700 Euro Papierkosten ist das ein Witz....


    Wäre es ein billiges OnBusiness oder Target könnte man ja drüber nachdenken und es auf ne große Maschine legen. Aber so....



    Warhscheinlich wurde in dem Betrieb genauso gerechnet wie du es eben gemacht hast. Wir lassen alle Kosten die man nicht so sieht einfach weg und kalkulieren mal gut...

  • Hallo erst mal,
    gab es vor der Papierbestellung, bzw vor Aktivitäten zur Auftragsabwicklung eine schriftliche Auftragsbestätigung des Kunden? Dann ist es kein Problem:)


    Herzliche Grüße
    Dieter

  • ich vermute mal das dein Konkurent einfach eine Auftragslücke stopfen wollte und vllt noch passende Farbe oder eventuell einen Rest Papier da hatte. Die Aussage deines Papier-Lieferanten würd ich auch nicht einfach so akzeptieren. Der darf eigentlich so was gar nicht weitergeben.
    Und es ist doch legitim sehr knapp zu kalkulieren. Verdienen tut man da nicht dran. aber ne laufende maschine ist besser als ne stehende.


    wurd ja schon gesagt... Fixkostendeckung

    "Mehr als das Gold hat das Blei in der Welt verändert – und mehr als das Blei in der Flinte das im Setzkasten."


    (Georg Christoph Lichtenberg)

  • ich vermute mal das dein Konkurent einfach eine Auftragslücke stopfen wollte und vllt noch passende Farbe oder eventuell einen Rest Papier da hatte. Die Aussage deines Papier-Lieferanten würd ich auch nicht einfach so akzeptieren. Der darf eigentlich so was gar nicht weitergeben.
    Und es ist doch legitim sehr knapp zu kalkulieren. Verdienen tut man da nicht dran. aber ne laufende maschine ist besser als ne stehende.


    wurd ja schon gesagt... Fixkostendeckung



    Natürlich gibt es eine Auftragsbestätigung - zum Glück hat uns der Papiergroßhänder keine Probleme bei der stornierung gemacht... und somit haben wir es auch darauf beruhen lassen.
    Aber natürlich wollte der Papiergroßhänder auch wissen, warum ihm ein solcher Auftrag durch die Lappen gegangen ist und eine andere Niederlassung den Auftrag bekam (die stehen ja untereinander auch im Konkurrenzkampf, die schlechten Niederlassungen werden ja vielleicht mal geschlossen)
    Und dann kann er natürlich nachsehen, was die andere Niederlassung für einen Preis abgegeben hat - und der war Identisch mit unserem und es wurden 500 Bogen weniger bestellt als wir bestellt hätten. Warum sollte er das nicht raussuchen dürfen?
    Ich rede mit meinen Kollegen ja auch über Preise - und ich gebe den Papiergroßhändlern auch manchmal vor, dass ich den gleichen Preis möchte wie Druckerei XYZ. Und wenn man Jahrelang mit bestimmten Innen und Außendienstlern zu tun hat und mit denen gut kann, dann bekommt man viele Infos :D


    Ist ja egal - ich werde es nicht verstehen, dass man ein teures Papier praktisch verschenkt... 0815 Lagerpapiere kann man ja mal mitmachen.

  • Bei uns heisst das "den Fuß in die Tür bekommen".
    Man bietet ein Paar Aufträge unterpreisig an und versucht den Kunden an Board zu ziehen.
    Wenn die ersten Aufträge gut gelaufen sind, erhöht man unter einem Vorwand den Preis (z.B. gestiegene Energiekosten oder Papierkosten) nach und nach.


    In dem Fall hat der Konkurrent das sogar so clever eingefädelt, das der Kunde sich bei euch verarscht vorkam und wohl nicht wieder zurück kommt.
    Bedeutet, ein Konkurrent für diesen Kunden ist somit vorerst vom Markt.


    Ich finde das auch nicht toll, aber so läuft das halt.
    Es gibt halt zu viele Druckereien und zu viel Konkurrenz.


    Bedenklich finde ich eigentlich nur, das der Kunde gleich weg gegangen ist...
    Ich hätte erwartet, das der Kunde euch erstmal mit den neuen/anderen Preisen konfrontiert und versucht zu drücken.
    Kann es sein, das der Kunde eh nicht so besonders zufrieden war?

    Optimismus ist nur ein Mangel an Information
    (Heiner Müller)

  • Hehe... der Kunde hat es versucht - er hat mir ja den Preis und den Namen genannt von der Druckerei.


    Wir haben für die sowieso nur VIsitenkarten und Briefbogen (ab und an mal ein Paar Flyer) gedruckt - der Rest ist bei einer anderen Druckerei gelaufen.
    Die Preise waren schon immer ziemlich untere Fahnenstange - viel verdient hat man sowieso nie.
    Zufriedenheit hin oder her (ich glaube die waren schon zufrieden sonst wären sie ja nicht über 10 Jahre immer wieder gekommen) - wenn ein Preis so weit auseinander liegt, wechselt man eben. Würde ich ja auch nicht anders machen.
    Pantone können alle Drucken und das Papier ist auch das gleiche... und wenn es nicht so ist, dann reklamiert man eben und zahlt nicht.


    Wir drucken seit über 10 Jahren für die - jetzt wurde anderes Papier und anderes Design gemacht. Vorher war alles billig - jetzt auf einmal ein teueres Papier.
    Die hatten auch mehrere Preise - der Auftrag war schon da. Wir lagen da gut im Rennen mit den anderen - bis eben der Kollege da voll reingehauen hat.


    Ich halte mal die Füße still - wer weiß, was nach dem Auftrag passiert.


    Uns geht es ja nicht so schlecht, dass wir unbedingt jeden Auftrag brauchen.
    Mich nervt es nur, dass 3 Druckereien ungefähr gleich liegen und einer so weit darunter. Das kann Absicht sein oder verkalkuliert... wir werden sehen!
    Ich habe ja noch weiterhin Kontakt zu der Frau von dem Konzern - sie fand es ja auch nicht toll, dass sie den Auftrag abziehen musste.

  • Sehe das mit dem Preiskampf ähnlich.
    Meine jetzige Firma hat auch nen riesen Job verloren der jahrelang im Hause war.


    Mehrere Ansätze habe ich bei den Firmen gesehen wie sie Ihre Kunden halten und einfangen.Da war die eine Firma die wunder was auf Image gesetzt hat.Neue Kunden wurden in ein wirklich teures Büro geladen .mit Präsentationsvideo und auf ein Getränk an einer Art Minibar.Es war ne ganz normale Druckerei nur eben hat die sich ganz anders präsentiert. Wenn wir Paletten zum Buchbinder gefahren haben waren diese eingeschweisst und mit richtig gedruckten Aufklebern versehen.Es durfte keine Maku mit ausgeliefert werden.Die Auslage musste perfekt sein und ...es stand geschrieben (kein scherz ) " Diese palette wird Ihnen präsentiert von xxxxx" ----


    Andere Firma ,anderer Klinkenputzer.Der hat die Jobs rangeholt indem er mit den Kunden irgendwie befreundet war.Der war so super drauf,wenn der mit den Leuten am telefon geschnaggt hatte der hat die schwindelig geredet.Vollkommen überteuerte Briefbogenbestellung kam jeden Monat rein.Aus 400 Kilometer Entferung die aber IMMER zu dem einen Termin fertig sein musste.WEIL derjenige Kunde eine kleine Liebschaft hatte in meiner Stadt und er einen Vorwand brauchte ( die Briefbogen ) um zu kommen.


    Die nächste Firma hat einfach nur beschissen.135g matt gestrichen war gleichzeitg 150 g und 115 g. Briefpapier chamois 90g wurde einfach bisschen gelb im Hintergund gedruckt.
    Wurde doch mal teures Papier wie im vorliegenden Falle bestellt dann auch nur die exakte Auflage oder schon von vornherein weniger mit der argumentation" zählt ja eh keiner nach"
    Lehrlinge wurden ausgebeutet und Samstags in die Firma gestellt um Pizzalappen zu 50 mit Gummibändern zu versehen und es gab Bargeld.
    Kleine Hefte die dort liefen.Im Impressum stand Auflage 30000 aber soviel wurden nie gedruckt.Hauptsache man konnte die Werbeanzeigenkunden abziehen.
    Der hat anderen Jobs abgezogen und hat sich im endeffekt dann doch aus dem Staub gemacht.


    Das es Druckereien gibt die vom Staat subventioniert werden kann man auch noch schreiben ist ja kein Geheimniss und das ganze hat allles andere als mit Fairness oder " der markt regelt sich selbst" Gerede zu tun.
    Darum macht es mich traurig sowas lesen zu müssen.