Beiträge von inkman

    Hallo Johnny85,

    der schwarze Fond in deinem Beispiel bietet dem IR beste Möglichkeiten, absorbiert zu werden, also zu wirken. Die Stapeltemperaturen bestätigen dies auch. Dabei ist 45° nach meiner Erinnerung schon kritisch hoch.

    Ja, alle Vorgänge laufen schneller im zweiten Beispiel. Aber die oxidative Verfilmung gibt zusätzliche Wärme ab; sie ist deutlich exotherm. Damit kommt die Gefahr des Nachklebens im Stapel wegen zu hoher Temperatur und Erweichen der weggeschlagenen Farbschicht. Dann kann mehr Wärme durchaus Ablegen und damit ein schlechteres Ergebnis bringen. Wenn man also nicht die Bögen direkt aus dem Stapel prüft, sondern erst abkühlen lässt, kann der Bogen mit IR nur weiter verfestigt sein als der ohne. Oder sie sind gleich, weil beide fertig sind.

    Komische Verhältnisse könnte es nur geben, wenn die Luft im Stapel knapp ist und dadurch Verzögerungen kommen können. Aber dazu sollte es schon mindestens ein beidseitig gussgestrichenes Papier sein, am besten auch noch mit niedriger Grammatur.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

    hatte es damals so gelernt das die IR-Trocknung dazu da war schneller bei kleinen Auflagen zu Umschlagen, nicht das es schneller trocknet um in die Weiterverarbeitung zu gehen.

    Hallo thomas.drucker,

    du hast völlig Recht. Ich hatte den Satz zu schnell und falsch gelesen. Meine Erklärung passt auch gar nicht zu meinem Widerspruch. Danke. Auch die schnellere Umschlagbarkeit bedeutet ja, dass die "Trocknungs-" (=Verfestigungs-) Vorgänge schneller laufen. Hier geht es ja klar ums Wegschlagen.

    Die Weiterverarbeitbarkeit wird sicher auch irgendwie schneller im Vergleich zum Druck ohne Lackierung und ohne IR. Aber das merkt man viel schwerer.

    Viele Grüße ciao

    Inkman

    Hallo Dexter,

    danke für die nette Aufforderung. Ich habe mich absichtlich erst zurückhalten wollen, um den Praktikern von euch genügend Raum zu lassen. Aber ich antworte gerne, natürlich.

    Hallo Jonny85,

    ich wollte mich nicht gleich einmischen, weil ich doch die Sachen mehr labormäßig betrachte und Drucker an der Maschine manchmal Beobachtungen haben, die der Theorie zu widersprechen scheinen - und nicht immer waren die bisher falsch. Wenn etwas nicht erklärlich ist, fehlen meist Informationen.

    1. Du:"Einer der Drucker meinte letztens zu mir, dass beim Drucken OHNE Dispersionslack, er den Infrarot-Strahler an lässt, damit der Bogen schneller trocknet."

    Das ist definitiv nicht zutreffend. Früher, ohne Lackierwerke, wurde IR gerade eingeführt. um die Verfestigung abzusichern und zu beschleunigen. Man muss den Befund also näher untersuchen und herauskriegen, was er wirklich damit meint.

    2. Du:"Als ich früher an meiner Speedmaster Infrarot mal aus Versehen vergessen habe auszumachen und unlackiert gedruckt habe, hat es immer lange gedauert, bis es getrocknet ist und teilweise haben auch Bogen abgelegt."

    Auch hier fehlt eine Information, wenn die Beobachtung stimmen sollte. Ohne Dispersionslack dauert es immer viel länger, weil der als Schutzschicht mit seiner schnellen Verfestigung den noch klebrigen druck schützt. Sollte es abgelegt haben, und sollte das ohne IR weniger passieren, ist die Stapeltemperatur zu hoch geraten. Damit steigt die Klebrigkeit der Drucke. Auch IR nützt nur, wenn es kontrolliert eingesetzt wird.

    3.Du:"Dass IR-Farben schneller trocknen mit Infrarot ist mir ja klar, aber wie sieht es denn mit normalen Farben aus?

    Trocknen normale Farben mit IR besser oder nicht? Denn meine Erfahrung ist bis heute eher letzteres."

    Die Bezeichnung "IR-Farben" ist eine reine Werbeaussage. Es gibt keine auch nur einer Strahlenhärtung ähnlichen Farbkonstruktion, die auf IR reagiert. Es gibt nur besonders schnell wegschlagende Farben, bei denen die Erwärmung durch IR sich deutlicher bemerkbar macht als bei fetten, langsamen - z. B. Folienfarben. Und die modernen Farben sind immer weiter darauf gezüchtet worden, schnell ihren Verdünner weitgehend an das Papier abzugeben und damit klebfrei zu werden. Das wird werblich als Besonderheit benutzt - schon seit Generationen, um Produkte aufzuwerten. Eine UV-Farbe ist eine ganz andere Sache, arbeitet nicht nur bei kürzeren Wellenlängen.


    4. Was dein Druckmeister da erzählt hat, ist entweder missverstanden - oder laienhafte Erklärung ohne Kenntnisse der Sache. Es ist durchaus möglich, dass er so etwas gesagt hat. In der "Fachliteratur" und auch manchmal in ernsthaften Lehrbüchern steht eine Menge zusammengereimter Quatsch. Besonders betroffen sind hier Platte und Farbe. Ich habe mir in der Ausbildung von Studenten ganz besondere Mühe mit den Lehramtsstudenten gegeben, weil die ihr Wissen ja weitertragen. Bei denen habe ich euch durch die Bank Engagement und Neigung zu naturwissenschaftlichem Denken gefunden.

    Falls du nähere Informationen gebrauchen willst, schaue mal in die Quizfragen hier:

    Frage 4, Farbentrocknung

    Kann man einen vollständig weggeschlagenen Druck als „trocken“ bezeichnen?

    Frage 45, Trocknung von Dispersionslacken

    Lack-, Farb- und Klebersysteme, die wässrig aufgebaut sind, bezeichnen wir in unserer Fachwelt als Dispersionen. Sie haben mehrere Arten der Trocknung und Verfestigung. Die einfachste betrifft das Wasser: Wie trocknen sie?

    Frage 116, Trocknungsaggregate 1

    Wozu dient die IR – Strahlung und wozu die Heißluft in einer Bogenoffset - Druckmaschine bei der Trocknung von Druckfarben und Dispersionslacken?

    Frage 117, Trocknungsaggregate 2

    Wo liegt der Unterschied zwischen den Trocknungsmechanismen von IR- und UV- Strahlung?

    Frage 262, Gibt es im Bogenoffset Farben, die mit Wärme trocknen?

    Frage 285, Wasser kann Lösemittel bzw. die Flüssigkeit in Druckfarben und -lacken sein. An welchen Trocknungsmechanismen nimmt es teil?

    Das war zwar schon viel Text. Aber ich habe schnell geantwortet, um nicht den Eindruck zu erwecken, es gehe mich nichts an. Eine klare Beschreibung dieser Trocknungsvorgänge und ihre Wirkungen mach ich noch. Aber das dauert ein, zwei Tage, weil mir gerne Zeit lasse, um einen Text auf Verständlichkeit und Korrektheit zu prüfen.

    Viele Grüße & ciao

    Euer Inkman

    Das weiß jeder: Licht ist eine elektromagnetische Strahlung. Weißes Licht setzt sich bekanntermaßen aus vielen unterschiedlichen Lichtfarben (Wellenlängen / Schwingungsfrequenzen) zusammen, die erst in ihrer Mischung für das menschliche Auge einen weißen Eindruck ergeben. Ein spektralreines (also nur eine Wellenlänge), weißes Licht kennen wir nicht.

    Dabei sind wir sehr großzügig und sprechen von "Weiß" - egal, ob es morgens, mittags oder abends ist. In Wirklichkeit nehmen wir diese verschiedenen Lichtmischungen durchaus unterschiedlich wahr und sprechen von kaltem und warmem Weiß usw.

    Das Weiß vieler Leuchtstoffröhren und LEDs hat noch nicht mal ein kontinuierliches (durchgehend laufendes) Spektrum wie unser Tageslicht, sondern nur einzelne Bereiche daraus.

    Wie eine solche Lichtmischung entsteht, verdeutlicht gut ein Stück Eisen. Wird es erwärmt, merken wir das mit der Hand in der Nähe: Es strahlt Wärme ab. Heizen wir noch stärker, fängt es an zu glühen. Erst Rotglut, danach Gelb- und dann Weißglut. Je heißer es wird, desto mehr Wellenlängen im energiereichen Teil werden emittiert. Das steigert sich auch weiter zu noch kürzeren Wellenlängen. Nur sehen wir davon dann nix mehr.

    Außer durch Erhitzen von Körpern kann man noch auf unterschiedlichste Weise Licht erzeugen. Immer wird eine Energiezufuhr gebraucht, damit etwas leuchtet. Diese Energie kann aus unterschiedlichen Abteilungen der Physik kommen - Wärme (=Wärmebewegung der Teilchen), Elektrizität, Kernenergie usw., aus der Chemie über Reaktionen, die mal nicht nur Wärme freisetzen. Chemolumineszenz gibt es hier, ganz kalt. Und sogar die Biologie ist beteiligt - über und unter Wasser zum Beispiel. Sehr viele Lichterscheinungen haben weißes Licht, durchaus nicht alle ein Kontinuum wie glühendes Eisen.

    Viele Lichtarten haben Anteile außerhalb des sichtbaren Spektrums, weil es eben allgemein elektromagnetische Strahlung ist. Der sichtbare Bereich ist ja eine ganz willkürliche Abgrenzung von uns Menschen, der für andere Tiere durchaus anders gewählt würde. Wir sprechen von UV- bzw. IR-Strahlung. Aber natürlich geht es auf beiden Seiten immer weiter.

    Wikipedia zeigt das hier ganz gut. Diese Darstellung finde ich besonders anschaulich.

    Wie steuert man die Lasur oder die Opazität bei Papier, Farbe, Lack?

    Meine Antwort:

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    Für eine 100 % ige Lasur muss ein Körper Licht komplett hindurch lassen, also durchscheinend sein. Dazu sollte er am besten aus einer einheitlichen Phase bestehen wie ein Einkristall, ein Stück Glas oder eine Flüssigkeit.

    Wenn dieser Körper gefärbt ist, ist er nicht mehr 100 % ig transparent, weil er ein paar Wellenlängen absorbiert. Aber immerhin ist er noch 100 % ig lasierend.

    Wenn im Körper Phasengrenzen bestehen, weil er z. B. aus verschiedenen Kristallen besteht, kommt es sehr auf deren Brechungsindizes an, ihrer Kraft, das Licht zu brechen. Wenn wir Kristalle in z. B. Wasser dispergieren (verteilen), dann wird man sie nicht erkennen, wenn sie den gleichen Brechungsindex haben wie das Wasser. Je größer der Unterschied ist, desto mehr erkennen wir diese Phasengrenzen, desto trüber wird die Sache. Und am Ende ist sie ganz blickdicht, also deckend wie z. B. Milch.

    Beim Papier organisieren wir die Phasengrenzen (Brechflächen) durch den Sprung von Faser und Pigment zur Luft. Deshalb ist nasses oder fettiges Papier durchscheinend.

    Bei Farbe suchen wir uns Pigmente mit einem Brechungsindex nahe beim Bindemittel. Und dort auch Stoffe, die dicht beieinander sind.

    Für Deckweiß gilt das Gegenteil, natürlich. Und weil Titandioxid als Rutil den höchsten hat, ist er für unsere dünnen Druckfarbschichten das beste.

    Bei Lacken ist es zwar genau so wie bei Farben, nur viel strenger. Dort darf das Bindemittel möglichst keine Trübe bringen. Und die Trübe, die der Dispersionslack von selbst hat, muss beim Trocknen verschwinden.

    Hallo David28,

    jetzt habe ich dochmal bei Merck nachgeschaut. Die scheinen Iriodin überhaupt nicht mehr für pastöse Farben anzubieten.

    Zitat:

    Iriodin®-Perlglanzpigmente bieten auch in der Druckindustrie eine außergewöhnliche Vielfalt an Farbeffekten. Sie lassen sich in Druckfarbe einarbeiten oder im Vor- und Doppeldruck einsetzen – für verschiedenste Materialien, von Papier und Karton über Folien und Keramik bis hin zu Glas und sogar Textilien. Iriodin® eignet sich besonders für den Einsatz im Tief-, Flexo- und Siebdruck. Dabei gilt immer: Je glatter die Oberfläche des Druckmaterials und je dicker die Schicht, desto besser die Farb- und Schimmereffekte.

    Dann ist es wohl fair, eher abzuraten. Lackierwerke sind übrigens Flexo-Druckwerke für wässrige Flexofarben.

    Tut mir leid. Früher waren die wesentlich vollmundiger.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

    Meine Antwort:

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    Nein, natürlich nicht. Zum Scheuern gehören - wie im richtigen Leben - immer zwei. Einer ist der Druck und der andere ist der Angriff. Da es eine absolut scheuerfeste Farbe nicht gibt, wird immer zu fragen sein, wie scheuerfest ein Druck sein muss. Der Verwendungszweck einer Drucksache bestimmt hier das Maß.

    Wenn ich Schachteln für schwere Teile (Töpfe, Vasen, Nägel) herstelle, muss ich mit einem erhöhten Anspruch rechnen. Auch diese Frage muss mit Verstand und professionell beantwortet werden; man muss die Möglichkeiten kommerziell verfügbarer Technik berücksichtigen. In Reklamationsverhandlungen wird das gerne mal beiseite geschoben. Immerhin kann man heute mit Lackierung oder gar Folienkaschierung ein unerhört hohes Maß erreichen.

    Sollte der Abnehmer eine Anti-Rutsch-Lackierung wünschen, muss man ihm sagen, dass dies aber Scheuerschwächen einschließt. Die Rutschbremse machen nämlich Schotterstein-förmige, harte Partikel, die dann aber auch kratzen können. Das ist ja ihre Aufgabe.

    Jeder weiß, dass mattgestrichene Papieroberflächen abrasiver sind als glänzende. Hier gibt es seit vielen Jahren Verbesserungen durch immer raffinierter gebaute Kalziumkarbonat-Produkte. Aber ich sehe einer Papieroberfläche nicht an, ob sie halbwegs harmlos ist oder zu den problematischen gehört. Mir ist mal ein edles Kunstdruckbuch vorgelegt worden, das schon in der Weiterverarbeitung Schäden erhalten hat. Damals hat man außerhalb des Verpackungsdruckes noch nicht so oft lackiert. Und wenn man Pech hat und alte Meister mit düsteren Bildern dargestellt werden, will man vielleicht gar nicht den Glanz eines Dispersionslackes auf dem Bild.

    Durchaus tückisch können sich auch Papier-Tragetaschen verhalten, wenn sie z. B. für ein Parfüm große, dunkelblaue Flächen haben. Für Damen mit hellen Mänteln können die Gift sein...

    Hallo David28,

    jede Lösung im konventionellen Offset muss mit Einschränkungen leben, weil das Bindemittel schon so viskos ist und solche groben Pigmentteilchen nicht gut transportieren kann. Und der Interferenz-Effekt lebt - wie die anderen auch - von steigender Korngröße.

    Wer heute hier technische Lösungen anbietet, weiß ich nicht, und googlen kannst du vermutlich besser als ich. Früher hatte der Hersteller Merck Darmstadt diese Produkte stark gefördert. Es ist ja auch sein Markenname.

    Viel Erfolg & ciao

    Inkman

    Hallo David28,

    das klingt, als wolltest du die Pigmente vielleicht in einem Drucklack verdrucken. Die werden schlecht spalten, also nicht durch die Maschine laufen. Das wurde früher mal mit Dispersionslacken versucht - verzweifeklt. Die ersten Walzen filtrierten sauber alle Pigmentteilchen aus, und es wurde der reine Lack verdruckt.

    Wenn du eine fertige Farbe kaufst, ist das eine andere Sache. Die geht immerhin durch die Maschine. Wenn man mit etwas schwierigem Lithoverhalten und kürzeren Waschintervallen leben kann, lassen sich eindrucksvolle Dinge drucken.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

    Wir Chemiker machen sich es uns hier einfach: Wenn ein Medium ein anderes als Lösung in sich aufnimmt, ist es selbst das Lösungsmittel. Das kann Wasser sein, Ethanol - aber auch Salzschmelzen. Wichtig ist immer, das sich die Lösungsmittel-Moleküle um die gelösten Moleküle herum begeben und sie damit stabil als Moleküle und nicht als Kriställchen "in Lösung" halten, also feinst verteilt.

    In der Drucktechnik werden nicht viele verschiedene Lösungsmittel verwendet: Wasser, ein paar Alkohole, Ester und Kohlenwasserstoffe (Benzine, Toluol). In manchen Druckfarben lösen sie tatsächlich etwas, z. B. Bindemittel im Flexo- und Tiefdruck. Im Offset und Hochdruck mit pastösen Farben sind sie nur flüssige Träger einer Verteilung von sehr feinteiligen, dispergierten Bindemitteln und Pigmenten, also gar keine Lösungsmittel im engen Sinne.

    Weil sie irgendwie aus dem Labor stammen, nennen wir sie Lösungsmittel, englisch solvents. Im Offset machen wir dazu im Deutschen eine besondere Unterscheidung: Wir nennen unsere Flüssigkomponenten "Verdünner", damit wir sie politisch von den brennbaren "Lösungsmitteln" absetzen können. Es sind Kohlenwasserstoffe (Mineralöle) und Ester (Pflanzenöle und Fettsäureester) mit niedrigem Dampfdruck, also ohne die berüchtigte Flüchtigkeit. Das soll auch auf dem Etikett unsere Farben von den gefährlichen anderen absetzen.

    Lösungsmittel und Lösemittel bedeuten das gleiche; Lösemittel ist sogar saubereres Deutsch.

    Meine Antwort:

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    Sofern der Bedruckstoff Poren besitzt und von Wasser benetzt wird, schlägt ein großer Teil des Wassers aus dem Farbfilm in den Bedruckstoff weg. Wesentlich langsamer geht dann die Verdunstung des restlichen und des weggeschlagenen Wassers vor sich, weil es eine sehr hohe Verdampfungswärme besitzt. Durch Darüberblasenmit warmer Luft lässt sich die Verdunstung enorm beschleunigen, weil warme Luft Wasserdampf gierig in sich aufnimmt.

    Durch das Verdunsten engt sich bei Dispersionslacken und wässrigen Tief- und Flexodruckfarben auch der Lösungsraum für Ammoniak bzw. Amine ein, und sie verdunsten ebenfalls. Hier ist das Wasser also indirekt mitbeteiligt. Immerhin bewirkt dieser Mechanismus, dass eine vorher wasserverdünnbare Farbe nachher wasserfest trocken wird, weil nun das Ammoniak fehlt, das die Harzsäuren früher gelöst hatte.

    Eine Ergänzung fällt mir noch ein:

    Bei Beispielmessungen damals im Siegwerk für einen Fogra-Vortrag kamen Farbtondifferenzen bis deutlich über 10 bis 15 DeltaE-Einheiten vor. Wie es plausibel ist, traten die stärksten Unterschiede bei den sehr kräftigen, bunten Farbtönen auf.

    Bronzeerscheinungen gaben nochmal deutlich mehr her. Hierzu hat 2009 ein Student in Wuppertal, Matthias Prinzmeier, eine sensationelle Bachelor-Thesis angefertigt, die weit über das hinausging, was in der Fachliteratur vorher vorhanden war.

    Meine Antwort:

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    Beim Wegschlagen schrumpft die Farbschicht: Sie konzentriert sich auf. In diese Richtung wirkt auch die Verfilmung, wenn auch weniger stark. Dadurch wird die Oberfläche rau und der Farbton entsprechend schmutziger (verschwärzlicht). Mit einer Lackierung kann man diesen Effekt allerdings weitgehend kompensieren.

    Bei unlackierten Drucken kommt noch ein weiterer Effekt hinzu, das Bronzieren. Hier bringt ein optischer Effekt konzentrierter Pigmentschichten einen Lüster, einen bunten Schein hervor, der im Farbton der Pigment - Absorption liegt. Reflexblau ist besonders bekannt dafür.

    Außerdem vergilben viele Bindemittel mehr oder weniger mit der Zeit an der Luft. Das kann bei Pastelltönen durchaus störend bemerkbar sein. Hier hilft keine Lackierung; man muss grundsätzlich vergilbungsarme Bindemittel einsetzen. Das ist nicht nur eine Preisfrage, sondern steht auch in direktem Zusammenhang mit dem Anteil an oxidativer Verfilmung.

    Meine Antwort: Begriffe aus dem Zusammenhang mit Oberflächen- und Grenzflächenspannung sind Randwinkel, Benetzung, spreiten, abperlen, polar, dispers (chemischer Ausdruck für fettig), hydrophil, hydrophob, oleophil. Das Wort oleophob dagegen halte ich für Quatsch, weil Öle praktisch alles außer Wasser benetzen.

    Noch bis in die 80 er Jahre benutzte man Messungen der Benetzbarkeit, um die Plattenfunktion im Offsetdruck zu beurteilen. Auch wenn man heute ein anderes Verständnis in den Vordergrund stellt (Substanzmodell mit Gummiarabikum und Wasser), hilft die Messung der dynamischen Oberflächenspannungsverhältnisse den Fachleuten noch immer erheblich. Und für viele Benutzer und technische Laien scheint es eine griffige Erklärung (wenn für Fachleute auch überholt) zu sein.

    Für den Drucker ist eine Messung einer Oberflächenspannung auf jeden Fall wichtig, wenn er lackiert oder veredelt. Sie regelt die Fragen der Benetzbarkeit einer Oberfläche durch ein fremdes Medium, eben Lack oder Kaschierkleber.

    In der Weiterverarbeitung z. B. in Klebeprozessen ist mir eine Anwendung nicht bekannt, könnte aber gebräuchlich sein. Kleberhersteller arbeiten jedenfalls viel mit Kohäsion und Adhäsion, messen vielleicht auch Randwinkel. Sie unterscheiden z. B. bei Verklebungen den Kohäsionsbruch vom Adhäsionsbruch. Beim ersten reißt ein Körper Material aus dem anderen heraus, war also fester verbunden als sein Material es in sich selbst ist. Beim Adhäsionsbruch trennen sich beide Körper wieder an der Verbindungsstelle.

    Weitere Stichwörter für Interessierte:

    Young-Gleichung und -Modell, Emulsion und Stabilität, Zisman-Regel, Spaltprodukte der oxidativen. Verfilmung

    Welche ihrer Eigenschaften sind hierfür verantwortlich?

    Meine Antwort:

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    Das Trapping wird maßgeblich durch den Zügigkeitssprung des verdruckten Emulgates zur reinen Farbe bestimmt, indem blitzschnell das einemulgierte Feuchtmittel wegschlägt, damit das Emulgat der Folgewerke sich gut verankern kann.

    1. Die Farbe hat den Haupteinfluss mit ihrer eigenen Zügigkeit und der Wasseraufnahme / -abgabe.

    2. Der Bedruckstoff stellt die Basis der Vorgänge mit Poren und Benetzbarkeit für das Feuchtmittel. Ein bindemittelreicher Papierstrich ist eher wasserabstoßend, bremst also ein bisschen. Sind die Poren aber klein und viele, dominiert die Porosität klar und unterstützt das Trapping.

    3. Maschine und -einstellungen sind ebenfalls wesentlich. Klar, die Laufgeschwindigkeit bestimmt die Zeitintervalle, in denen genug Wasser weggeschlagen sein muss für ein vernünftige Farbannahme. Aber auch Walzentemperatur und -oberflächen helfen mit.

    4. Zu guter Letzt kann auch das Feuchtmittel leichter oder schwieriger das Emulgat verlassen und somit im Gesamtprozess mitwirken.

    Es ist mal wieder die alte Leier: Alles hängt von allem ab, nur eben unterschiedlich stark.

    bei denen eingesetzt wird:

    a, eine monopigmentierte Farbe (Sonderfarbe) über ein Werk,

    b, eine monopigmentierte Farbe (Sonderfarbe) über zwei Werke,

    c, eine Farbe, vorgemischt aus Cyan und Yellow über ein Werk und

    d, eine Rastermischung?

    Meine Antwort:

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    a, Die grüne Volltonfläche ist durchgehend gefärbt, aber fleckig und wolkig. Bei einigen, besonders farbintensiven Tönen ist es schwierig, die geforderte Einfärbung zu erreichen. Dieser Konflikt trat früher häufiger auf, weil z. B. der PANTONE-Fächer im Hochdruck gedruckt worden war. Und der transportiert eine dickere Farbschicht als der konventionelle Offset. Auch Effektfarben wie Tageslichtleuchtfarben oder Deckweiß brachten nicht immer genügend Schichtdicke. Inzwischen hat sich der Farbtransfer durch Farb- und Feuchtwerkskonstruktion verbessert, und das Problem tritt seltener auf.

    Der Farbton ist über die Auflage konstant.

    b, Die Farbfläche ist ebenfalls durchgehend eingefärbt, aber gleichmäßiger. Das bedeutet, es gibt weniger Flecken und Wolken. Und eventuelle Schwierigkeiten mit der Farbkraft sind weg. Farbtonschwankungen gibt es ebenfalls nicht.

    c, Es könnte sein, dass besonders die Reinheit der monopigmentierten Farbe nicht erreicht wird, weil beim Mischen von Gelb und Blau immer etwas Verschwärzlichung hinzukommt. Für den Rest gilt hier a.

    d, Die Farbfläche ist nicht nur fleckig, sondern sogar gerastert. Das bedeutet, dass wir einerseits wieder mehr Fleckigkeit haben, andererseits aber einen kleinen Beitrag an Farbtonreinheit gegenüber c zurückgewinnen können (Lichtfang). Der große Nachteil: Raster-Flächendeckungen schwanken im Offset immer über die Auflage. Dabei schwanken die gedruckten Farbtöne einzeln. Je unbunter der Ton, also Graus oder Beige-Töne, desto stärker wirkt sich das fürs Auge aus. Z. B. ein Rosenthal-Grau oder den Hintergrund für Mercedes-Prospekte konnte man damit nicht verkaufbar über eine Auflage bringen.

    Wenn man eine Farbe mit z. B. 1,5 g/m² andruckt - kann das Aufliegen der Farbe den Farbton merkbar beeinflussen?

    Meine Antwort:

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    Dazu nehmen wir ein theoretisches Modell mit einem perfekt glatten Bedruckstoff und einer perfekt gleichförmigen Farbverteilung. Da die Farbschicht und der Untergrund ganz gleichförmig sind, messen wir überall genau die gleiche optische Dichte und den gleichen Farbton. Wir wollen es übersichtlich halten: Die Farbschicht soll in unserem ganzen Modell immer zusammenhängend bleiben. Damit schließen wir einen zusätzlichen Einfluss, den Lichtfang, aus.

    Jetzt denken wir uns das Aufliegen der Farbe immer unruhiger, fleckiger. Es gibt Stellen mit höherer Farbschicht und solche mit niedriger. In den dickeren Schichten ist die optische Dichte entsprechend höher, in den dünneren niedriger. Wir befinden uns im quasilinearen Bereich; damit heben sich beide Unterschiede einigermaßen auf. Die optische Dichte bleibt also, wie sie vorher war.

    Der Farbton dagegen wird an den dicken Stellen dunkler und schmutziger (verschwärzlicht). An den dünnen Stellen wird er zwar heller und reiner, aber in geringerem Ausmaß reiner. Die Verschwärzlichung mit steigender Farbschicht ist eben nicht linear, sondern folgt einer gekrümmten Kurve. Somit wird der Druck insgesamt schmutziger. Und je stärker die Fleckigkeit wird, desto schmutziger wird der Gesamteindruck.

    Geben wir jetzt dem Bedruckstoff auch noch die für die Praxis üblichen Unebenheiten bis Rauigkeiten, wird unser Effekt immer stärker. Nehmen wir erst ein gussgestrichenes, danach ein Bilderdruckpapier und zuletzt ein Naturpapier, dann gehen die Unebenheiten schnell weit über die Farbschichtdicke selbst hinaus. Die Farbschicht hat theoretisch 1,5 µm bei einer angenommenen Dichte von 1 g/m³ (in Wirklichkeit unwesentlich niedriger). Unebenheiten gestrichener Papiere können nach meinen eigenen Erfahrungen (Perthometermessungen) locker bis 15 µm gehen. Bei Naturpapieren müssen wir je nach Glättung mit Hügeln und Tälern bis zu Felsen und Schluchten rechnen.

    Hallo Brandeilig,

    da hast du einen Nerv getroffen bei einem Farbenmann! Man sollte im Normalfall überhaupt keine Zusätze einmischen. Die Farbe muss ihren Job alleine tun. Wenn man häufiger meint, man braucht etwas zum Korrigieren, sollte man mal einen Farbtechniker zu Rate ziehen. Und wahrscheinlich eine besser geeignete Farbe finden.

    Nur in Ausnahmefällen soll man Zusätze verwenden. Verdünner oder Paste zur Tackreduktion oder einen Durchtrockner (Perborat-haltig), wenn man wenig Sauerstoff im Stapel erwartet, z. B. bei Plastikfolien o. ä. Alles andere ist Kurpfuscherei. Es hat für die Alten nur Tradition, weil Farben und Papiere viel stärker schwankten und "der Buchdrucker" immer auch als Pantscher aufgewachsen ist.

    Wenn wirklich mal ein Zusatz von Co- oder Mn- Trockner Erfolg bringt, müssen schon ganz besondere Verhältnisse herrschen. Ein Farbhersteller, der die Trocknerdosis nicht genau ausoptimiert, ist entweder volltrunken oder hat den falschen Job. Bestenfalls kann es ein Ansatzfehler sein. So ein Produkt wird am Markt nicht lange bestehen.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

    Meine Antwort:

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    Es gibt eine Menge Farbzusätze, die die Zügigkeit einer Offsetfarbe herabsetzen. Das bringt zwar weniger Rupfen, kostet aber Punktstand.

    Das Problem ist, die Zügigkeit nachträglich hinaufzusetzen. In der Farbenfabrik nimmt man einfach ein Konzentrat und stellt es auf den gewünschten Tack ein. Der Drucker bräuchte Reagenzien, die das Bindemittel verändern, z. B. die Moleküle untereinander zu größeren verknüpfen.

    Das kann schon gar kein Zeug sein, dass sich leicht und ohne spezielle Hilfsmittel einarbeiten lässt. Es wird selbst ja ganz knackig zügig sein. Man sieht leicht ein, dass es hier mindestens ein kritisches Dosier-Risiko gibt, wenn nicht noch mehr Tücken.

    Also sucht man einen „strengen Firnis“, der mit ein paar Prozent Zusatz etwas bewirken soll. Es gibt Leute, die auf solche Mittel schwören; besonders hochviskose Alkydharze können hier Verwendung finden. Ich rate aber grundsätzlich davon ab, weil für einen fühlbaren Effekt recht viel eingearbeitet werden muss, die Farbe also deutlich herunter pigmentiert wird. Das lässt den Punkt eher breiter werden als spitzer. Und das Untermischen benötigt viel Energie.

    Besser ist hier der Wechsel auf eine andere Farbe oder der Zusatz z. B. eines Konzentrates, falls es verfügbar ist. Wenn es nur um den Druckkontrast geht, könnte ein Zusatz oder der komplette Wechsel auf eine der speziellen hoch pigmentierten Skalenfarben (Novaspace, Aniva, High Body usw.) helfen.

    Meine Antwort:

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    Auch wenn keiner Natronlauge mit einem Druck zusammen verwendet, ist die Prüfung auf Alkaliechtheit = Laugenbeständigkeit ein nützliches Kriterium. Oft sind Lacke leicht alkalisch, z. B. Dispersionslacke. Auch manche anderen Moleküle greifen in wässriger Umgebung andere auf eine Weise an, die sonst von Lauge kommt. Das kann sogar den Löseangriff in UV-Bindemitteln betreffen. Hier ist es hilfreich, nicht lauter solche Sonderfälle aufzulisten, sondern die Prüfung mit einer verdünnten Natronlauge auszuführen.

    Hierbei sind zwei Risiken zu beachten: Das Pigment kann löslich werden, also ausbluten. Es kann aber auch chemisch so verändert werden, dass es gar nicht mehr farbig ist oder einen anderen Farbton bringt.

    Sollte man in eine juristische Auseinandersetzung wegen dieser Echtheit (z. B. im Plakatdruck) geraten, lohnt sich immer, den genauen Wortlaut der aktuellen Norm nachzuschauen, z. Zt. ISO 2836. Bitte korrigieren, wer es aktueller weiß.