Wir Chemiker machen sich es uns hier einfach: Wenn ein Medium ein anderes als Lösung in sich aufnimmt, ist es selbst das Lösungsmittel. Das kann Wasser sein, Ethanol - aber auch Salzschmelzen. Wichtig ist immer, das sich die Lösungsmittel-Moleküle um die gelösten Moleküle herum begeben und sie damit stabil als Moleküle und nicht als Kriställchen "in Lösung" halten, also feinst verteilt.
In der Drucktechnik werden nicht viele verschiedene Lösungsmittel verwendet: Wasser, ein paar Alkohole, Ester und Kohlenwasserstoffe (Benzine, Toluol). In manchen Druckfarben lösen sie tatsächlich etwas, z. B. Bindemittel im Flexo- und Tiefdruck. Im Offset und Hochdruck mit pastösen Farben sind sie nur flüssige Träger einer Verteilung von sehr feinteiligen, dispergierten Bindemitteln und Pigmenten, also gar keine Lösungsmittel im engen Sinne.
Weil sie irgendwie aus dem Labor stammen, nennen wir sie Lösungsmittel, englisch solvents. Im Offset machen wir dazu im Deutschen eine besondere Unterscheidung: Wir nennen unsere Flüssigkomponenten "Verdünner", damit wir sie politisch von den brennbaren "Lösungsmitteln" absetzen können. Es sind Kohlenwasserstoffe (Mineralöle) und Ester (Pflanzenöle und Fettsäureester) mit niedrigem Dampfdruck, also ohne die berüchtigte Flüchtigkeit. Das soll auch auf dem Etikett unsere Farben von den gefährlichen anderen absetzen.
Lösungsmittel und Lösemittel bedeuten das gleiche; Lösemittel ist sogar saubereres Deutsch.