Drucksachen auf Naturpapier riechen

  • Hallo Kollegen,


    wir haben immer wieder mal das Problem, dass Drucksache stark riechen. Besonders bei hohem Farbauftrag auf Naturpapier - aber nicht immer. Konkret hatten wir einen Auftrag mit Pantone + Skala auf 120 g/m² Circle Offset. Wenn der Bogen aus der Maschine kommt riecht er kaum, erst einige Tage später entwickelt er einen nicht so angenehmen Geruch. Da gab es konkret den Wunsch des Kundens den Geruch abzustellen.


    Ein Farbenlieferant meinte, dies liegt am Leinöl in den Farben auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Bei Farben auf Mineralölbasis gab es dieses Problem nicht, da der Leinölanteil geringer war. Es gibt auch eine geruchsarme Skala, die hat allerdings das Problem nicht scheuerfest zu sein.


    Habt ihr Erklärungen oder Maßnahmen wie man das Geruchsproblem in den Griff bekommt?


    Beste Grüße
    Uwe

  • Wir hatten mal Beschwerden von Kunden, welche Ihre Drucksachen wie Briefbogen und Flyer im Büro quasie unter dem Schreibtisch lagerten und die Mitarbeiter sich über unangenehmen Geruch beschwerten.

    Es stellte sich aber heraus , dass es die Graukartons waren, die übelst " muffelten".

    Wer weiss , was da bei der Herstellung alles reingemixt wird.

    Jedenfalls bestellten wir andere, weisse Klimakartons für den Kunden ; und er war zufrieden.

    Nun bestellen wir die Graukartons auf Vorrat und lagern / lüften die sozusagen 1/2 Jahr...in einem Lagerraum.

    das wird bei Euch zwar nicht zutreffen; wollte es aber erwähnt haben...

    Gruss! stolki

  • Hallo Uwe,

    das Problem kennen wir auch. Wir drucken diverse Wochenblätter und da ist die Produktion immer auf der letzten Rille. Sprich zwischen Druck und Verteilung liegen oftmals nur 12-14 Stunden. Im Sommer hörst du keine Reklamation aber wehe es ist Winter mit viel nasskalter Luft. Da jammern einige sensible Lesernasen über einen üblen Fischgeruch. Ich bin mir sicher das hier eine Wechselwirkung frische Farbe/hohe Farbbelegung/Naturpapier von statten geht. Die Zeitungen liegen im Briefkasten oder schauen zum Teil noch heraus und das nasskalte Wetter tut sein übrigens dazu. Wie gesagt Frühjahr und Sommer und teilweise Herbst überhaupt kein Thema.

    Gruß Michael

  • Vor Jahren hatten wir mal äußerst günstiges Zeitungspapier aus Russland. Das stank so extrem

    nach Kloake....schon nach dem auspacken. Wurde reklamiert und nie wieder gekauft. Wir haben

    damals gewitzelt, ob die Papierfabrik wohl ihr Wasser aus dem Einlauf einer Kläranlage

    bezogen hat ;)

  • Du kannst den Geruch nicht "abstellen".

    Er ensteht beim Trocknungsprozess der Farbe, speziell wenn sich unter Einwirkung von Sauerstoff längerkettige Moleküle bilden. Dabei enstehen eine Reihe von kurzlebigen Verbindungen und Spaltprodukten, die flüchtig sind und nur bei genügender Belüftung den Stapel verlassen können. Wenn also die Geruchsbelästigung minimiert werden soll, dann: LÜFTEN!.

    Oft fehlt hierzu die Zeit, und da beißt sich die Katze in den sprichwörtlichen Schwanz. Sinnvoll wäre, die Auflage am nächsten Tag nochmals ohne Druck durch die oder eine andere Maschine laufen zu lassen, falls das der Termin (und die Auslastung) zulassen.

    Eigentlich eine klassische Frage für His Highness Mr. Inkman, der das bestimmt in epischer Breite erklären könnte:):?:.


    Auch der Einsatz von Trockenstoffen(Sikkativen) beseitigt die Geruchsprobleme nicht.

    (Wenn ich das Wort "Trockenstoff" benutze, finde ich es paradox, dass diese immer flüssig sind:)).

  • Liebe Forumsmitglieder,

    ich melde mich zurück nach einem Krankenhausaufenthalt für eine Hüft-OP. Jetzt geht es wieder aufwärts, und ich komme auch wieder an meinen Computer.


    Danke nebenbei für den schmeichelhaften Titel von jotemel.


    Klar kenne ich Gerüche und Gestänke auf Druckprodukten. Aber - wie oft - muss man mehr wissen, um die Quelle einzugrenzen.

    Wenn das Papier schon von selbst stinkt, ist wenig Hoffnung auf Besserung. Dann stecken die Übeltäter sicher fest drin und lassen sich nicht einfach rauslüften. Mit so etwas kann man vielleicht Außen-Afichen drucken...


    Uwe, deine Beobachtung, dass der Geruch sich erst im Stapel entwickelt, kann helfen.

    Entweder ist es etwas, was im Papier steckt und durch die Feuchtigkeit des Offsetdruckes aktiviert wird. Von Naturpapieren kenne ich das schon mal. Es riecht aber nicht faulig, sondern eher scharf, formaldehydmäßig. In einem Fall war es tatsächlich ein Zusatz im Papier, ich meine ein Nassfestmittel.

    Die meisten der mir bekannten Fälle wurden aber nicht bis zum Ergebnis gebracht, sondern kommerziell gelöst.


    Außerdem entwickelt sich mit der oxidativen Verfilmung ein charakteristischer Geruch, auch "Oxidationsgeruch" genannt. Er ist unser Hauptproblem bei Farben für z. B. Lebensmittel-Verpackungen. Mittlerweile sind die ganz besonders gerucharm bis -frei. Man unterbindet jede oxidative Verfilmung. Und MHM hatte mal - oder noch - ganz speziell ausgesuchte Bindemittel Alkydharze), die bei der Verfilmung keine flüchtigen Stoffe absondern.

    Allerdings können die Farben alle nicht scheuerfest auf Matt- und Naturpapier sein. Dazu bräuchten sie doch einen ordentlichen Schluck Verfilmung. Also nur brauchbar, wenn ein Dispersionslack drauf kommt.


    Der Farbenvertreter war vermutlich ein Kaufmann. Die nachwachsenden Rohstoffe sind umgeesterte Pflanzenöle, klar auch Leinöl. Leinöl direkt kann man da auch einsetzen, allerdings in unteren Mengen. Und es wurde traditionell auch in Mineralöl-basierten Farben verwendet. Es ist der Vorläufer der Alkydharze. Immerhin hat es einen charakteristischen Geruch, eher weich- und warm-stinkig als scharf.


    Wer die Quelle der Gerüche finden will, muss also zu allererst seine Nase einsetzen und Erfahrung besitzen.


    Viele Grüße & ciao

    Inkman