Im Offsetdruck tritt immer eine Zunahme auf, wenn man die Rasterflächen der Platte mit der optisch wirksamen Flächendeckung des Druckes vergleicht. Wo liegen die Ursachen?
Meine Antwort:
Zuerst tritt eine Verbreiterung der Rasterpunkte während des Druckes auf. Hier führt ein Großteil der Fachliteratur nur die mechanische Punkteverbreiterung auf, die durch Auseinanderquetschen des Rasterpunktes funktionieren soll. Dabei werden leichte Hochdruck - Charakteristiken des etwas erhabenen druckenden Punktes auf der Platte und die Quetschvorgänge zwischen Platte und Gummituch und dann besonders zwischen Gummituch und Bedruckstoff angeführt.
In Wirklichkeit gibt es eine starke Tendenz der druckenden Zonen, die farbbenetzte Fläche auszudehnen, eine Konkurrenz der Grenzlinien zwischen druckend und bildfrei (1). Schon durch Änderungen des Feuchtmittel - pHs oder durch bestimmte gelöste Substanzen wird die Punktgröße fühlbar verkleinert oder vergrößert.
Bei der Schichtdicke des Fotopolymers von etwa 2 µm und einem Punktdurchmesser von 100 - 150 µm im Mittelbereich scheint ein Quetschrand als starker Verursacher (2) wenig plausibel. Und die geringere Tonwertzunahme des wasserlosen Offset ist auch eher dem anderen Trennprozess zuzuschreiben als der Tatsache, dass dort die druckenden Stellen etwas tiefer als die Silikonschicht liegen.
Die mechanische Verbreiterung zwischen Druckplatte und Gummituch (3) hat sicher einen Teileinfluss, besonders aber die vom Gummituch auf den Bedruckstoff (4), wenn dieser sehr kompressibel (weich) ist.
Alle diese Einflussgrößen zusammen haben etwa so viel Wirkung wie die Verstärkung der Rasterwirkung durch Lichtfang. Auf Bedruckstoffen, in die das Licht hinein dringen kann wie z. B. in Papier, wirken Rasterpunkte optisch stärker durch Licht, das sie unterstrahlt und dann durch ihren Rand nach oben austritt. Auf der Platte oder auch beim Druck auf Alu - bedampftes Papier gibt es keinen Lichtfang.
Der Lichtfang ist der Grund, warum in der Fachsprache der Tonwert auch als FD, „optisch wirksame Flächendeckung“ bezeichnet wird. Besser wären hier Flächendeckung FD für die geometrisch im Druck vorhandene und Tonwert A für die optisch messbare Wirkung. Unsere Augen nehmen natürlich den Tonwert wahr.