Frage 158, optische Aufheller

  • Was für Stoffe sind optische Aufheller, und wo liegen ihre Vor- und Nachteile?

    Danke, Schubbeduster für die Anregung. Meine Antwort:

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    Unsere üblichen Pigmente schlucken (absorbieren) einen Teil des sichtbaren Lichtes und geben uns den Rest zurück. Oder in buntem Glas lassen sie es durch.

    Tageslicht-Leucht-Pigmente (auch Fluoreszenz,- oder Neon-Pigmente) absorbieren auch im UV-Bereich, wie praktisch alle anderen. Ihre Besonderheit: Sie geben die gewonnene Energie nicht einfach als Wärme ab, sondern verdauen sie in den Molekülen und geben einen Teil bei niedrigerer Wellenlänge, hier im Sichtbaren wieder ab. Damit nehmen sie einen Teil des Lichts, den wir gar nicht selbst erkennen und senden zusätzliches, farbiges Licht an unsere Augen. Wir bekommen also nicht nur den Rest, sondern etwas Zusätzliches.

    Die Fluoreszenzfarbe, also die zusätzliche, kann irgendwo im Spektrum des sichtbaren Lichtes liegen – je nach Molekülbau des Pigmentes. Und wenn man die Pigmente so auswählt, dass sie gerade am energiereichen blauen Rand unseres Sichtbereiches senden, bekommt das Material einen leichten Blaustich. Damit wird der „natürliche“ Gelbstich vieler Bedruckstoffe überkompensiert, und wir finden das Ergebnis weißer als den ungeschminkten Zustand, Weißgrade über 100%.

    Das Ganze ist ein technischer Verkaufstrick. Wir kennen ihn auch aus anderen Gebieten, z. B. Waschmittel (Weißmacher).

    Im Grunde gewöhnen wir die Verbraucher damit an Dinge, die künstlich überhöht sind. Warum nicht? Spricht denn etwas dagegen?

    Ja, diese Substanzen sind zwar nicht giftig (toxisch), gehören aber auch nicht in die Palette der natürlich vorkommenden Stoffe. Wenn sie nötig oder wenigstens nützlich wären, könnte man ja ihr Risiko prüfen, abwägen und sie verantwortungsvoll einsetzen. Sie sind aber nicht notwendig, eher überflüssig und entwickeln unser Empfinden von einem natürlich gegebenen Maß in ein künstliches.

    Beim Rezeptieren von Sonderfarben machen die Aufheller Probleme, auf die man erst einmal kommen muss, um sie dann zu lösen. Die ersten Farbrezeptieranlagen hatten Spektralfotometer, die nur im Sichtbaren maßen. Das scheint ja auch vernünftig, weil es das System nicht unnötig verteuert. Mit ihnen gab es aber systematische Fehler bei den Farbkorrekturen. Es wurde lange gerätselt. Bis man dahinter kam, dass das Problem nur bei aufgehellten Papieren auftrat. Man musste sowohl die Pigmente, als auch die Bedruckstoffe über einen weiteren Spektralbereich vermessen, um der Sache Herr zu werden.

    Als Greenpeace die Chlorbleiche des Zellstoffes abschoss, gab es die historische Chance. Das chlorfrei gebleichte Papier war gelblicher, Recycling-Qualitäten sogar bräunlicher als gewohnt – und wurden zuerst besonders gelobt. Wir hätten auf eine, möglicherweise doch auch risikobehaftete, Stoffklasse verzichten können, quasi ein Neustart. Natürlich haben wir uns wieder für die „schöneren“ Papiere entschieden. Das ist so wie der aktuelle Hype um Diesel-Fahrverbote und E-Mobilität. Was kaufen nicht nur die Amis, sondern auch wir verstärkt? Dicke SUVs. Sind eben chic.

  • Wieder einmal sehr gut erklärt und erneut bedanke ich mich bei Dir das Du uns an Deinem Wissen teilhaben lässt.

    Irgendwann solltest Du einmal vor unserer Klasse referieren....

    Dieses Thema lag mir besonders am Herzen weil ich erst sehr spät darauf aufmerksam wurde.

    Ergänzen möchte ich noch das diese optischen Aufheller auch ein billiger Füllstoff für Papier sind . Dies wird auch gerne verschwiegen.

    Wir haben in der Schule eine schöne Testreihe an Papieren gehabt mit unterschiedlichen Anteil an optischen Aufheller. Unter UV-Licht betrachtet, konnte man sehr gut beobachten wie stark diese die Tonwerte von 10-30% im Yellow und 10-20% im Megenta beeinträchtigten. (Sie waren schlicht nicht mehr sichtbar und wurden überstrahlt!) .

    Ein weiterer Faktor der zu beachten wäre ist Proofpapier mit optischen Aufheller .

    Kann ich jedem Drucker nur einmal empfehlen. Ruhig mal mit einer UV Lampe kontrollieren ob Proof und Auflagenpapier gleich hell leuchten ;)

  • Und was macht dann der Drucker wenn aufgehelltes Substrat an der Maschine steht....steht ja nicht auf dem Ries „Vorsicht aufgehellt, mit Tonwertzunahme ist zu rechnen“! Wir haben so einige Substrate im Einsatz, das geht es mit dem Zuwachs,gerade im 40er steil nach oben! Und der Drucker muss sich rechtfertigen, die Maschine mal wieder nicht im Griff zu haben! Eigentlich müsste für jedes Substrat eine andere Kurve angelegt werden.....auf diesem Ohr sind die Herren Offiziere leider Taub

  • Hallo Schubbeduster und Brandeilig,

    optische Aufheller beeinflussen nicht die Tonwertzunehme im Druck. Die werden in eng begrenzten Wellenlängen - Bereichen gemessen, die weder mit der Absorption dieser Spezialpigmente im UV, noch mit deren Emission im Sichtbaren zu tun haben.

    Im Bedruckstoff gibt es natürlich noch eine ganze Menge Parameter, die sich auf die Ausbildung der Rasterpunkte und damit auf die TZ auswirken können. Dazu gehören die Rauigkeiten im Mikro- und im Makrobereich, die Größen und Verteilungen der Poren, die Benetzbarkeiten durch Feuchtmittel und Emulsionen.

    Man kann nur nicht alle diese Größen vorher entsprechend messen und einstellen. Nur die Maschineneinstellung, also der Druckereinfluss, ist vor Ort noch steuerbar, kann aber nicht immer alle anderen Schwankungen auffangen.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman