Frage 151, Welche sind die Wirkungen und Risiken der Druckpuder?

  • Meine Antwort:

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    In der Auslage einer Bogenoffsetmaschine wird ein staubförmig verteiltes Material auf die Bogenoberseiten aufgeblasen, das sich im Stapel dann zwischen den jeweiligen Bogenlagen finden soll. Früher wurden feinst gemahlene Kalksteinmehle eingesetzt, so genannte mineralische Puder. Die Korngrößen lagen je nach Anwendung bei z. B. 15 µm für Papier und 25 µm für Karton. Einige Jahre wurden Bestäubungspuder aus Zucker angeboten, weil man hoffte, dass sie sich besonders nach einer Dispersionslackierung im Wasser auflösten. Schon sehr lange gibt es Puder pflanzlicher Herkunft (Stärke), die ein rundes Korn aufweisen und nicht hart und kratzig wirken.

    Der Puder soll als Abstandhalter zwischen den Bögen verhindern, dass bedruckte Partien mit Bogenrückseiten in Kontakt kommen und dann zu Ablegen oder Blocken führen. Außerdem hält er ein Luftpolster zwischen den Bögen, das die oxidative Trocknung der Bögen unterstützt. Weiterhin gibt ihr Kugellagereffekt eine Erleichterung beim Vereinzeln der Bögen.

    Nachteilig ist, dass mineralische und lösliche (Zucker) Puder abrasiv sind, also bei der Bewegung der Bögen zu Kratzern führen – und damit die Scheuerfestigkeit der Drucke untergraben. Hier empfehlen sich Stärke – Puder, also pflanzliche, besonders die mit einer Beschichtung der Körner, die das Riesel- und Verteilverhalten wesentlich verbessert (Hydrophobisierung ähnlich den Löschpulvern in Feuerlöschern).

    Außerdem stört Puder bei den nächsten Prozessschritten. Wenn ein zweiter Druckgang nötig ist oder nass – auf – trocken lackiert wird, sammeln sich Puderanteile und bauen an Maschinenteilen auf. Sie stören die Annahme von Lacken und bewirken Blasen unter Folien (Zellophanierung, Laminierung = Folienkaschierung). Beim Druck der Bogenrückseite stört der Puder ebenfalls in der Maschine.

    Wenn Puder stören, kann man sie schlecht abwischen. In der Praxis wird man z. B. das erste Werk leer laufen lassen, um Puder abzunehmen – wenn man eines übrig hat.

    Manchmal wird auch ein so genannter Knackgang vorgenommen. Da lässt man die Bögen mit der bepuderten Seite nach unten durch eine leere Maschine und presst dabei die Puderkörner vom Gegendruckzylinder her in die Bogenoberflächen hinein. Das funktioniert allerdings nicht bei extrem niedriggewichtigen Bedruckstoffen.

  • Zitat

    gibt es auch Infos bezgl. der Gesundheitsbelastung durch die verschiedenen Pudersorten?

    Hallo R500PowerPrinter,

    ich habe zwar keine individuellen Daten zu diesen Pulvern. Aber so viel ist einfach zu sagen: Die Substanzen sind unkritisch: Kalziumkarbonat, Zucker, Stärken und Stearinsäre, also Kerzenwachs.

    Gefahren könnten höchstens von der Korngröße der Teilchen kommen, wenn sie lungengängig sind. Das betrifft einen sehr feinteiligen Bereich. Es geht auf die Gefahr der Staublunge hinaus wie bei der Asbestose. Hier müsste man den individuellen Hersteller fragen, weil der die Teilchengrößenverteilung kennt.

    Ich nehme aber an, nach all´den Geschichten mit Asbest und Co. wäre so ein Puder kennzeichnungspflichtig und würde es auf der Packung offenlegen. Vielleicht arbeitet einer von uns bei einem solchen Zulieferer und schaut einfach mal in ein Sichheitsdatenblatt.

    Danke Blackfranky, dir und Mided1990 für die netten Aufmunterungen.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

    Einmal editiert, zuletzt von inkman (15. September 2018 um 10:02)

  • Der Puder selbst ist ungefährlich, wie inkman schrieb, die Substanzen sind unkritisch, man kann höchstens einen trocknen Hals bekommen.

    Gefahr geht eher davon aus, dass der Puder sich überall, besonders in der Maschine absetzt. Kommt es es hier zu einer Verpuffung, kann dieses böse ausgehen.

    Dazu arbeitet das Puder gegen Trockner gegen an, besonders die IR-Trockner, weil es sich dort einbrennen kann.

    Für die sichere Produktion wird im Zweifel mit mehr Puder gefahren, absolut verständlich. Auf längere Sicht ist dieses aber in der Regel kontraproduktiv, wenn keine Zeit die Maschine mindestens einmal im Monat gründlich zu reinigen.