Drucken eine Kunst ?

  • Ist das Drucken eine Kunst ?


    Wie seht ihr das eigentlich ?
    Ist das Drucken für euch eine Kunst ? Wenn ja, was genau macht es eurer Meinung nach zur Kunst ?
    Oder ist das Druckern inzwischen ein normaler Arbeitsplatz in der Industrie, wo man zum Bediener einer Produktionsanlage geworden ist ?


    Wie seht ihr das ? Bin mal gespannt...

    Optimismus ist nur ein Mangel an Information
    (Heiner Müller)

  • Zitat

    Oder ist das Druckern inzwischen ein normaler Arbeitsplatz in der
    Industrie, wo man zum Bediener einer Produktionsanlage geworden ist ?

    So siehts meiner Meinung nach, ab einer bestimmten Betriebsgröße und mit einem bestimmten Maschinenpark, aus, da es heutzutage eher auf Schnelligkeit und damit verbunden einen möglichst niedrigen Preis ankommt. Wenn die Qualität dann noch stimmt gut, sollte das nicht der Fall sein bzw. der Kunde reklamieren endet es meist so dass wir mit dem Preis runtergehen und dann nimmts der Kunde dann doch.

  • „Das Drucken“ selber war und bleibt eine Kunst. Nur das Arbeiten in großen Druckereien wird notgedrungen zu einem Industriearbeitsplatz, mit Displays, Standards, Dichtemessungen und Tonnen pro Stunde - am End.


    Die Kunst beginnt beim Entwurf, natürlich, und wird vom handwerklich guten Drucker zu einem Erlebnis umgesetzt. Für den guten Handwerker, der damit ein Künstler ist, hat das Papier einen Ton, einen Klang, eine Haptik, ein Gefühl. Farben und Lacke tragen die Aussage der Drucksache zum Auge. Ein gut gedrucktes Blatt weckt unsere Sinne. Im jüdischen Kulturkreis war Drucken die „Heilige Kunst“, inhaltlich könnte man über das Kulturtransportvermögen von Gedrucktem schwelgen.


    Aber auch heute gilt: der sein Handwerk verständig betreibende Drucker ist ein Künstler.


    Gott grüß' die Kunst!

  • Hallo,




    wie schon geschrieben, kommt es darauf an wo und wie man schafft. Ist man aber wie ich in einer mittelgrossen Druckerei mit 3B Maschinen und hohem Zeitdruck...da wird das nur auf reines drucken beschränkt. Man hat das Papier/Vorlage/Maschine und daraus macht man dann was.


    Mit Kreativität oder so hat das nichts mehr zu tun. Das ist ein reiner Arbeitsplatz geworden. Meine Liebe zum Druckprodukt oder die Gestaltung eines solchen bis zum Ende behalte ich mir daheim im stillen Kämmerlein vor. Ich komme ja aus einer "grafischen Familie", da kann man das schon noch ausleben. Jedoch nicht in der Firma. Da ist das nicht so...perfekt durch die Maschine bekommen und gut ist es!


    Früher war der Beruf des Druckers, bzw. der Drucker selber recht hoch angesehen, er war in der Tat ein Künstler und hat etwas richtig erschaffen. Er hatte auch oft beratende Funktionen bei den hohen Leuten. Er galt ja auch als Gelehrter seines Ortes. Hach, naja...heute bekommste Probleme wenn der Zeitplan nicht eingehalten wird und jeder kleine Furz bläst sich gegenüber einem auf!


    Ich kenne allerdings auch noch einige Leute, die das handwerklich noch richtig machen. DAS sind für mich noch die Künstler. Alles andere ist Industrie! Das soll jetzt natürlich nicht bedeuten, die anderen Drucker wären Deppen....keineswegs...nur ist das halt eine andere Art. :)


    Gruss

  • Ich persönlich glaube nicht an den Gegensatz Kunst-Industrie,


    denn: Wer unterstellt Industrie, oder industrielle Produktion=deppenzentrierte Produktion, der erlebt über kurz opder lang sein "buntes" Wunder.


    Nein, drucken ist heute meist keine Kunst mehr, d'accord. Ich würde mich aber jetzt mal weeeeeeeeiiiiiit vorwagen und behaupten, dass große, übergroße Teile der Branche noch weit entfernt von dem Begriff "Druckindustrie" sind.


    Warum?
    Weil Automatisierung immer als Feind gesehen wird
    Weil die Herangehensweise an Kunden und Produkte __sehr__ bauchzentriert erfolgt (um nicht zu sagen vorurteilszentriert)
    Weil zentrale Komponenten und Parameter entweder unbekannt sind oder ignoriert werden (Kein Witz, wenn Druckermeister sagen "Papier ist doch Papier...")
    Weil zu viele sagen "die Maschine muss laufen", statt zu sagen "die Maschine muss Geld bringen"
    Weil zu viele "einfach drucken" wollen, statt dem Kunden maßgeschneiderte Produkte zu fertigen
    Weil bei zu vielen die Kenntnisse der Druckvorstufe und ihres Einflusses auf den Druck und das Gesamtprodukt leider miserabel sind


    Die Liste läßt sich nahezu beliebig verlängern. Das sind eher die am meisten genannten Punkte.


    Kunst hingegen schert sich um sowas einen Sch*** ;)
    "Echte" Industrie würde zumindest versuchen, sowas zu managen.


    Beste Grüße
    m


  • So sehe ich das auch! Und ich bin froh, dass ich ein klein wenig Künstler sein darf und, wenn ich eigene Drucksachen fertige, auch richtiger Künstler sein kann. :thumbup: Denn dann kümmere ich mich ja um alles. Das ist eigentlich das Beste. Wenn man die gesetzten Buchstaben dann endlich gedruckt sieht und das Zusammenspiel zwischen Typographie (oder Bilder) und Papier dann richtig wirkt, oder eben nicht, wenn man die falsche Wahl traf.

  • Da ich an einer 3B Maschine drucke, sehe ich mich nicht als Künstler sondern eher als "Handwerker".
    Kunst hat für mich immer etwas mit Kreativität zu tun. Und diese ist einfach nicht mehr gegeben.
    Ausser bei den Tageszetteln.. ;)

    so sehe ich das auch.Dank PSO und Fogra etc wird man noch mehr eingeschränkt.Ich seh mich schon gar nicht mehr als Handwerker,weil ich ja noch nicht einmal mehr Werkzeug brauche.Knöpfedrucker sach ich nur...


  • so sehe ich das auch.Dank PSO und Fogra etc wird man noch mehr eingeschränkt.Ich seh mich schon gar nicht mehr als Handwerker,weil ich ja noch nicht einmal mehr Werkzeug brauche.Knöpfedrucker sach ich nur...


    Zum letzten Satz nur dieses: Wer in die Zeiten VOR PSO/ISO zurückwill, hat davon einiges nicht verstanden.
    Siehe auch mein Post weiter oben.


    Beste Grüße
    m

  • Auch von mir absolute Zustimmung...


    Das ist alles eine super Sache, die jedoch konsequent bei allen Produktionsschritten angewendet werden muss. Und da liegt der Hase im Pfeffer! Bei uns gibt es da auch abundan "Alternativlösungen" um das erwünschte Ergebniss zu erzielen. Natürlich müssen solche Gags dann immer im Druck erledigt werden! Wir sind ja die billigste Abteilung der Firma...hehehe

  • Hm.. wenn gewisse Monteure sagen, bzw. in ihren Bericht schreibn: Maschine abstellen bla,bla,bla, da bringt ma nix mehr raus.


    Und dann doch 4/4 farbig produziert. Is es eha Kunst mit dem altn Hobel zu recht zu kommen, als handwerklich begabt.


    Mfg arbi

  • Die Frage stellt sich für mich von der Seite des „Druckens“ her, nicht von meiner Rolle selbst.


    Bin ich ein Künstler - im Tagesgeschäft? Sicher nicht! Mit der richtigen Einschränkung von printarbi, dass allein die Erzielung des gewünschten Ergebnisses mit den zur Verfügung stehenden Mitteln eine Kunst sein kann.


    Aber das Drucken selbst, das technisch gekonnte Herstellen einer optisch erfahrbaren Idee, ist der wesentliche Arbeitsschritt von der virtuellen Anfangsgestaltung über den digitalen Cyberspace zur sehbaren und greifbaren Realität. Unsere Arbeit ist eine künstlerische Arbeit, nicht so einfach vergleichbar mit einer anderen Industrie- oder Handwerksarbeit. Es ist eine besondere Arbeit. Wer sie gut macht trägt seinen Teil zu dieser „Kunst“ bei.


    Natürlich macht uns das nicht besser oder wichtiger als andere Arbeiter. Und wenn macbookmatthes tatsächlich einen Druckermeister mit „Papier ist doch Papier“ zitiert, dann wäre dieser Meister mit der auftragsgemäßen Bedienung einer Industriefriteuse sicher auch glücklich. Aber das ist die berühmte Ausnahme, die die Regel bestätigt.


    Wir sind Teil eines künstlerischen Prozesses; die einfachste Pharmaverpackung mit sechs Textzeilen und einer Bauchbinde in Hausfarbe ist die Umsetzung einer Idee im Schrankenwald europäischer Normierungen. Und wir machen diese Idee lebendig, stellen sie her. Deshalb sind wir selber keine Künstler, wenigstens die meisten von uns nicht, und der Rest auch eher selten.


    Grüße

  • Ich hatte mal einen Kollegen, dessen Meinung war: Natürlich sind wir Künsstler, TECHNISCHE Künstler!!!. Allerdings war er eher Vervielfältiger als Drucker, von Künstler ganz zu schweigen. Das nur nebenher.
    Vor einigen Jahren war ich mal bei einer Präsentation von KBA in Dresden, die haben da ihre Rapida 75 Gravuflow beworben. Nachher habe ich mich mit der Lehrgangsleiterin noch auf ein Bier zusammengesetzt. Ihre Meinung war, daß es die "schwarze Kunst" eigentlich nicht mehr gibt. Sie meinte wohl damit, daß an der Druckmaschine nicht mehr 1000 Püllekens und der berühmte Wassereimer mit 2 Schwämmen und Korrekturstifte und so Gedöns an der Maschine liegt. Irgendwie konnte ich ihre Gedankengänge nachvollziehen. Durch die Standardisierung der letzten Jahre ist viel von dem alten Zauber verloren gegangen, macht uns Druckern aber vieles beweisbarer bzw. nachvollziehbarer. Andererseits habe ich so oft Kunden beim Andruck an der Maschine, die sich ein Bein ausfreuen, wenn man ihnen sagt, daß ich links etwas mehr gelb geben kann, damit das Bild freundlicher, "sonniger" aussieht, und rechts mehr blau oder schwarz für mehr Kontrast reinkann. Kommt gerade bei Gemälden immer gut. Und wenn der Kunde auf der selben Zone unten mehr magenta haben will, oben aber eher weniger, dann versuche ich es halt über Verreibereinsatz. Klappt sicher nicht immer, aber der Kunde sieht meine Bemühungen, und kommt sicher beim nächsten Auftrag wieder, weil er sich gut aufgehoben fühlt.

  • Verreiber-Einsatz? Hör mir auf, geh mir wech....na, ok...im Bogendruck als Notlösung für pingelige Kunden.
    An der Rolle hatten wir auch ab und an son Kunstverlag und dann rauschten die 3 vollbärtigen Ikonen zur
    Farbabnahme an und jeder wollts anders haben...und dann auch so, wie du sagtest...oben mehr Farbe,
    unten weniger...da hieß es bei uns nur, daß sie das mit der Vorstufe klären sollen, wir können nur
    Zonenmäßig Farbe stellen....und dann ab inne Kopie, ewiges Gelaber mit den Abt-Leitern, nach 2 Stunden
    dann neue Platten...und im Ergebnis haste keine Veränderung gesehen, aber die waren endlich zufrieden
    und meinten dann immer "Jaaaa, sooooo muß das aussehen" -.-
    Einbildung is halt auch ne Bildung...und ich hab echt die Bogen vom vorm Plattenwechsel rangehalten an
    den neuen Farbbogen....ohne Worte

  • Das kenne ich auch zur Genüge...kommen angerauscht in voller Anzahl, manchmal echt stundenlanges Abstimmen über Nuancen, die ich bei 10 gezogenen Bg. sowieso habe. Mann oh mann, ich weiß manchmal nicht was dieses Profiliergehabe soll. Denn meiner Meinung nach, bestehen 70% der Abstimmtermine nur aus solchen Selbstdarstellungen. Ich lege mir auch immer einen Bg. mit meinem IST-Stand zur Seite, wenn wir den dann nach dem Abstimmen vergleichen ...wird immer der Kopf geschüttelt. Wir hatten mal so ein Männermagazin mit nackten Tatsache einige Jahre laufen, da wurde doch tatsächlich das Gummituch stellenweise untelegt, damit von dieser Farbe etwas mehr zu sehen war. Aber echt ne richtige Zurichtung, ging manchmal nur um ein Gesicht oder Bein, also einzelne Bildstellen. Ich freue mich wirklich wie ein Schneekönig, wenn ich Kunden habe, die wissen was sie wollen. Komischerweise geht es bei denen ruckzuck.

  • Wir haben mit pingeligen Kunden seltener Probleme. Wenn sie wegen Kleinigkeiten oder Nuancen mäkeln, wird ihnen ganz nüchtern eine Zahl auf einen Zettel geschrieben, was die Änderungen und der Mehraufwand kosten, danach sind sie in der Regel sehr einsichtig.
    Das sollte man ja auch im Blick haben, was das ewige Hin und Her kostet: Zeitaufwand bei einem Stundensatz von 250-300€, Papier, evtl. neue Platten etc.