Wie sollte man ein Referat über Buchdruck vor Leuten halten, die sich damit nicht auskennen?

  • Hallo Leute,


    ich soll in Geschichte ein Referat über den Buchdruck halten. Ich muss wohl noch dazu sagen, dass ich eine Ausbildung zum Medientechnologen gemacht habe und mich daher natürlich ein bisschen auskenne, aber meine Klassenkameraden haben alle Ausbildungen in komplett anderen Bereichen gemacht und daher bin ich noch ein bisschen am überlegen, wie ich das am besten anstellen soll...


    Der Schwerpunkt beim Referat soll darauf liegen, was für Auswirkungen der moderne Buchdruck für das Bürgertum hatte, da werde ich dann also was von Verbeitung von Wissen und Nachrichten etc. erzählen.


    Bin jetzt aber etwas ratlos, wie ich denen erklären soll, was Buchdruck überhaupt ist. Das Referat soll auch nur um die 5 Minuten dauern und daher ist für technische Details auch nicht viel Platz, aber wenn ich dann was von "beweglichen Lettern" erzähle, würden die anderen natürlich auch nur Bahnhof verstehen.



    Also wie würdet ihr das anstellen, damit das Referat einigermaßen interessant ist und die Leute einem folgen können, ohne zu sehr ins Detail zu gehen?

  • Hallo Miteinander,


    bei nur fünf Minuten Redezeit dürfte das kein Problem sein. Zunächst möglichst kurz auf Gutenberg eingehen. Erklären, dass er eine neue Technologie durch das Gießen von Einzelbuchstaben entwickelt hat. Dann dass der Buchdruck deshalb so hieß, weil hauptsächlich buchähnliche Dinge religiöser, später medizinischer oder wissenschaftlicher Art gedruckt wurde. Anschließend erklären, dass sich der Buchdruck nicht wie in vielen Beiträgen im Internet steht schnell verbreitet hat. Die neue Technologoie war sehr, sehr teuer. Es gab keine Papiergroßhändler, keinen Farbenlieferanten, keine Maschinenhändler oder Ersatzteile, keine Instruktoren usw. Die Klientel damals war sehr klein. Fast 50 Prozent der Leute konnte weder lesen noch schreiben und vielen somit als Zielgruppe weg. Nur in den großen Städten, Universitäten, an den Höfen von Königen, Grafen usw. also bei allen die "Hof hielten", konnte sich der Buchdruck weiterentwickeln. Zu jener Zeit gab es im übirgen noch die Zunft der Schreiber und Kopisten. Diese waren alles andere als erfreut über die neue Konkurrenz des effizienteren und ständig reproduzierbaren Drucks. Weiterer Hemmschuh der Verbreitung war die katholische Kirche, die zunächst mit allen Mitteln versuchte die Verbreitung zu verhindern. Später mussten dann alle Drucksachen durch die Kirche genehmigt werden. Städte hatten sogenannte Stadtdrucker, die alle Drucksachen einer Kommission vorlegen mussten und erst nach Freigabe durch diese die Weiterverbreitung erfolgen durfte. Übrigens durfte der Drucker selbst nur bis zu 12-seitige Drucksachen selbst weiterverkaufen. Größere Werke mussten nach dem Druck zum Buchbinder und gingen dann anschließen zum Verleger also Buchhändler.
    Schlussendlich hätte es ohne die neue Technologie durch Gutenberg keine Aufklärung gegeben, noch hätte jemand je von dem Wittenberger Luther gehört. Die Reformation hätte nicht stattgefunden und wir hätten heute noch immer 50% Analphabeten. So, fünf Minuten sind jetzt bei etwas Ausschmückung um. Viel Erfolg.


    Beste Grüße Print Peet

  • Hallo Miteinander,


    bei nur fünf Minuten Redezeit dürfte das kein Problem sein. Zunächst möglichst kurz auf Gutenberg eingehen. Erklären, dass er eine neue Technologie durch das Gießen von Einzelbuchstaben entwickelt hat. Dann dass der Buchdruck deshalb so hieß, weil hauptsächlich buchähnliche Dinge religiöser, später medizinischer oder wissenschaftlicher Art gedruckt wurde. Anschließend erklären, dass sich der Buchdruck nicht wie in vielen Beiträgen im Internet steht schnell verbreitet hat. Die neue Technologoie war sehr, sehr teuer. Es gab keine Papiergroßhändler, keinen Farbenlieferanten, keine Maschinenhändler oder Ersatzteile, keine Instruktoren usw. Die Klientel damals war sehr klein. Fast 50 Prozent der Leute konnte weder lesen noch schreiben und vielen somit als Zielgruppe weg. Nur in den großen Städten, Universitäten, an den Höfen von Königen, Grafen usw. also bei allen die "Hof hielten", konnte sich der Buchdruck weiterentwickeln. Zu jener Zeit gab es im übirgen noch die Zunft der Schreiber und Kopisten. Diese waren alles andere als erfreut über die neue Konkurrenz des effizienteren und ständig reproduzierbaren Drucks. Weiterer Hemmschuh der Verbreitung war die katholische Kirche, die zunächst mit allen Mitteln versuchte die Verbreitung zu verhindern. Später mussten dann alle Drucksachen durch die Kirche genehmigt werden. Städte hatten sogenannte Stadtdrucker, die alle Drucksachen einer Kommission vorlegen mussten und erst nach Freigabe durch diese die Weiterverbreitung erfolgen durfte. Übrigens durfte der Drucker selbst nur bis zu 12-seitige Drucksachen selbst weiterverkaufen. Größere Werke mussten nach dem Druck zum Buchbinder und gingen dann anschließen zum Verleger also Buchhändler.
    Schlussendlich hätte es ohne die neue Technologie durch Gutenberg keine Aufklärung gegeben, noch hätte jemand je von dem Wittenberger Luther gehört. Die Reformation hätte nicht stattgefunden und wir hätten heute noch immer 50% Analphabeten. So, fünf Minuten sind jetzt bei etwas Ausschmückung um. Viel Erfolg.


    Beste Grüße Print Peet


    Zunächst mal danke für deinen Beitrag, hat mir sehr geholfen!


    Hab allerdings noch eine kurze Nachfrage: Wie gelang es dem Buchdruck denn, trotz der von dir angesprochenen Umstände (zunächst sehr teuer, Kirche versuchte Verbeitung zu verhindern, 50% der Leute fielen als Zielgruppe weg) sich zu verbreiten?

  • Nochmals Hallo Miteinander,


    der Buchdruck konnte sich wie schon erwähnt in größeren Städten entwickeln, in denen ein gewisses Mass an Förderung und Bedarf vorhanden war. Viele Könige und Fürsten förderten die Gründungen von Universitäten und Wissenschaften - auch zur Mehrung ihres eigenen Ruhmes. Durch die neuen Erkenntnisse wurde der Bedarf an Publiziertem größer. Bis dato wurden diese noch von Schreibstuben und Kanzleien vervielfältigt, heißt händisch abgeschrieben. Dies dauerte in der Regel wesentlich länger und war dadurch natürlich auch teurer als der spätere Satz und der anschließende Druck. Spät erkannte schlussendlich auch die Kirche den Nutzen des neuen Verfahrens. Dauerte früher das Abschreiben einer einzigen Bibel bis zu vier Jahre, konnte dies im Druckverfahren wesentlich schneller und gleichzeitig in höherer Auflage erfolgen. Dennoch hielt die Kirche die Daumen auf die Veröffentlichungen und die Drucker mussten sich vor der Verbreitung der Werke die imprimatura = es werde gedruckt = Druckfreigabe einholen.


    Auch an den Höfen der Regenten gab es naturgemäß immer mehr Berichte, Anordnungen, Gesetze, die über das Verfahren des Buchdrucks schneller und in höherer Stückzahl preisgünstiger anzufertigen waren. So ist es nicht verwunderlich, dass die frühen Druckereien in den Städten mit Universitäten und den adligen Regierungssitzen entstanden und sich von dort aus nach und nach verbreiteten.


    Beste Grüße


    Print Peet


  • Nochmals vielen Dank!

  • Hallo Print Peet und mac-steve,


    das sind mal ganz andere Aspekte unseres Faches, als wir üblicherweise behandeln. Ich bin begeistert, weil dies eine menschliche und geschichtliche Komponente dazu gibt, die wir sonst so stiefmütterlich abfertigen.
    Wer einmal nach Antwerpen kommt, sollte unbedingt ins Plantijn-Museum gehen. Dort kann man diese alte Technik und Lebensweise hautnah erleben.
    Danke für die interessanten Informationen!


    Viele Grüße & ciao
    Inkman

  • Hallo Ihr beiden. Bezüglich der Alphabetisierung schaut man am besten bei Google nach. Unter dem Stichwort "Einführung der allgemeinen Schulpflicht in Deutschland" kann man jede Menge an Informationen auch länderspezifisch, und von denen gab es in in früherer Zeit jede Menge, abfragen. Viel Erfolg beim Referat.


    Acid, meine Aussagen sind die Erkenntnisse aus rund 60 Büchern über Bleisatz und Buchdruck, die ich in den letzten drei Jahren gelesen habe.


    Allen viel Spaß im Forum


    Print Peet

  • Hi,


    Martin Luther übersetzte zu der Zeit die Bibel vom lateinischen - somit konnten auch "Nicht-Geistliche" die Bibel lesen.
    Die Erfindung der Buchdruckkunst war somit für die Reformation ein Glücksfall - letztendlich auch für die Kunst des Druckens.


    Gruß

  • Das ist ein sehr interessantes Thema, immerhin hatte die Erfindung der Buchdruckerkunst weitreichende Folgen auch für die "normale" Bevölkerung. Bildung war plötzlich für jeden zugänglich. Nicht umsonst waren Buchdruckerei-Inhaber sehr angesehene Leute. Wobei leider Gutenberg selbst verarmt endete.
    Könnte man die Buchdruckerkunst vielleicht mit der heutigen digitalen Revolution vergleichen? Schließlich wurde dadurch erneut ein neues Medium für die Allgemeinheit zur freien Benutzung freigegeben.
    Also ich finde das Thema dieses Referates sehr interessant.