Berufliche Perspektive nach der Ausbildung - ein Auslaufmodell??

  • "Na dann versuch mal eine Stelle als Meister zu finden.


    Mit viel Glück gibt es vielleicht irgendwo mal eine, in der Regel findet man aber nichts.


    Aus unserem Meisterkurs weiß ich von 2 (!) Leuten die davon profitiert haben."


    Sehe ich nicht so.


    Ich habe verzweifelt über mehrere Jahre versucht, zwei Industriemeister als Schichtführer /Teamleiter zu finden. Unabdingabare Voraussetzung war aber, daß diese unseren recht umfangreichen Maschinenpark aber auch beherrschen, um in Problemfällen die Drucker zu unterstützen.


    Beworben hatten sich knapp 30 "Meister", meistens Medienfachwirte u.ä., welche nur am Schreibtisch sitzen wollten und die entsprechenden Vorkenntnisse nicht hatten. Kaum Praxis nach der Ausbildung... Dabei zahlen wir gut. Gefunden habe ich dann EINEN, die zweite Position haben wir intern nachgezogen.


    Neben dem Abschluss sind die persönlichen Fähigkeiten entscheidend. Der Markt benötigt definitiv die Fertigkeiten der MEISTER, nicht der "Schnelldurchläufer" diverser Kurssysteme.


    Gruß, Robert

  • Meister, Fachwirt, Studium ??? Wichtig ist immer, was man draus macht.


    Der Typ Mensch muss ja auch dazu passen.....und ohne eine gesunde Berufserfahrung geht auch mit dem bestem Studium nicht soo viel....in kaum einer Branche !


    Mir persönlich hat allein der Meister ( Fachwirt gabs noch obendrauf )schon viel geholfen..... mehrfach den Job gewechselt...jedesmal verbessert.


    Andere aus dem Kurs sind auch in leitenden Positionen...haben aber auch vorher schon viel dafür getan.


    Will sagen....ob nun Techniker, Meister, Fachwirt oder gar Studium sind alles noch keine Eintrittskarten für einen tollen Beruf. Da kommt jedesmal auch die persönlich Note hinzu....und oft auch das Glück. Aber wie gesagt, dass kenne ich auch so aus anderen Branchen !


    Außerdem macht man doch jede Weiterbildung auch immer ein Stück für sich selbst.....ich fand die Zeit super. :thumbup:

  • Zitat von »Dayshi«




    Die Aussage versteh ich ned ganz. Klar ist der Meister in der Form nicht mehr gefragt, aber die Inhalte an sich schon. Vergleichbar mit einem techniker wahjrscheinlich eher auf Kindergarten Niveau aber die BAndbreite des einsatzbereiches ist doch höher.


    Na dann versuch mal eine Stelle als Meister zu finden.
    Mit viel Glück gibt es vielleicht irgendwo mal eine, in der Regel findet man aber nichts.
    Aus unserem Meisterkurs weiß ich von 2 (!) Leuten die davon profitiert haben.
    Und das war in den Unternehmen, in denen sie vorher schon gearbeitet haben.


    Ich schließ mich der Meinung von Print Perfekt an. Es kommt auf dich an und der Titel ist mehr oder Minder Zweitrangig. Ich erleb es tagtäglich in der Arbeit. Da werden Leute mit Qualifikationen und Weiterbildungen übergangen und leute die, ich sag mal Menschlich besser drauf sin (mit dem der die entscheidungen fällt 8| ) bekommen den Posten.


    Fakt ist, in der Heutigen zeit, wenn du was erreichen willst, musst du was tun, Weiterbilden, Schule, Büffeln. Aber du darfst auch den Menschlichen Faktor bzw. das Soziale ned vergessen und vernachlässigen, weil nur durch diesen Faktor wirst du gesehn und geschätzt und ich will definitiv mein Wissensstand noch erweitern, weil des soziale steht super da. Nur ich seh nicht ein noch 40 jahre schicht zu arbeiten wo andere keine schicht arbeiten und mit mehr geld heim gehn wie ich... :bash:

  • Bin begeistert.
    Es geht ja darum irgendwie Chef zu werden oder einen vereintliche guten Posten zu ergattener,darum hier mal eine kleine Auswahl meiner ExCheffs.
    Der eine hat sich hochgeheiratet.
    Dann war da einer Sohn vom reichen Vater der da ne Druckerei zu leiten hatte weil er sonst nix anzufangen wusste.
    Dann war da einer der hauptberuflich (kein Scherz) der Rennschweinzüchtung verschrieben hatte.
    Achja ...einer hatte noch im Lotto gewonnen und sich reingekauft.
    Wo immer ich einer der oben genannten Weiterbildungen absolvieren kann bitte PN an mich.
    Wenn ich hier noch die Erlebnisse meiner Kollegen reinpacke wirds mal richtig skurrill...

  • Hallo. Nachdem in diesem Thread der Vorschlag kam, dass ich, als Dozent im Meister/Medienfachwirt-Kursbereich (HWK, nicht IHK), einmal meine Meinung zum Besten geben sollte will ich der Aufforderung hier nachkommen.


    Ich möchte allerdings darauf hinweisen, dass es sich natürlich nur um meine persönlichen Ansichten handelt und ich auch nur für Meister bzw. Medienfachwirte sprechen kann. Was staatlich geprüfte Techniker oder akademische Bildungsgänge angeht, da wissen andere besser bescheid als ich.


    Meine Kernansicht vorab: Arbeiten macht definitiv mehr Spaß, wenn man sich auskennt, vom Arbeitgeber geschätzt wird, aber nicht vom Arbeitgeber komplett abhängig ist.


    Die Printmedienbranche hat sich in den letzten zwanzig Jahren ziemlich verändert. Als Stichworte nenne ich hier: Internetdruckereien, Digitaldruck, Etablierung von Industriestandards und Farbmetrik, Automatisierung, kürzere Deadlines, kleinere Auflagen, kleinere Gewinnmargen, Austauschbarkeit der Druckereien bei Standarddrucksachen. Und was in den kommenden zwanzig Jahren bleibt ist: Ständige Veränderung.


    Printunternehmen befinden sich deshalb in einem ständigen Wandel. Arbeitnehmer, ob mit oder ohne Meistertitel, die in dieser Branche weiterkommen möchten, sollten sich nicht darauf verlassen dass demütiger Fleiß und bedingungslose Überstundenbereitschaft eines schönen Tages reichlich entlohnt werden.


    Meiner Erfahrung nach dauert es oft drei bis vier Arbeitgeberwechsel bis jemand eine gute Stelle, mit der er zufrieden ist, gefunden hat. Derjenige, der über den Tellerrand des eigenen Betriebes hinaus schauen kann, der seine Branche gut kennt, der ein paar Kontakte zu Leuten aus anderen Unternehmen hat und gute von schlechten Jobangeboten unterscheiden kann, hat hierbei natürlich bessere Karten. Aber auch für denjenigen, der seinem Unternehmen treu bleibt sind grundlegende EDV-Kenntnisse (damit meine ich Office-Programme, kein Photoshop oder InDesign), die Fähigkeit technische Fragen, beispielsweise übers Internet (offsetdrucker.net ;) ), selber zu recherchieren oder auch mal vor einer Gruppe (Kunden, Mitarbeiter) spontan etwas vorzutragen, hilfreich um sich beruflich zu steigern.


    In den Medienfachwirt/Meisterkursen kann man immer wieder beobachten, dass Leute, die während oder nach dem Kurs die Stelle wechseln, sich zum größten Teil, was Gehalt und Tätigkeit angeht, nach oben steigern. Innerhalb des eigenen Unternehmens kommt das zwar seltener vor, ist aber durchaus ebenfalls möglich. Natürlich gibt es auch viele, die ganz einfach bei ihrer bisherigen Tätigkeit bleiben und bei denen die Weiterbildung dann scheinbar spur- und folgenlos vorübergeht, was sehr schade und für denjenigen natürlich auch frustrierend ist. Ich denke inzwischen dass eine gewisse ehrgeizige Unzufriedenheit im Job sehr hilfreich sein kann um wirklichen Nutzen aus einer Weiterbildung zu ziehen.


    Wer den Medienfachwirt oder Meister macht bekommt mit Sicherheit nicht automatisch nach bestandener Prüfung den perfekten Job. Mit etwas Durchhaltevermögen und Mut schafft sich der Absolvent einer solchen Weiterbildung aber ein breites Feld an Möglichkeiten. Dies muss nicht zwangsläufig eine Tätigkeit in einer Druckerei sein sondern kann beispielsweise auch im Qualitätsmanagement eines Unternehmens, in der Kundenaquise, im Verkauf oder, wie bereits genannt, eine Tätigkeit in Verlagshäusern sein. Es ist immer wieder interessant nach einigen Jahren von ehemaligen Absolventen zu hören, die teilweise sehr (positiv) ungewöhnliche weitere Karrieren gemacht haben.


    Ich hoffe, meine Einschätzung hat ein wenig zum Thema beigetragen. Die Hauptsache ist eigentlich dass niemand bemerkt hat dass ich an dieser Stelle eigentlich nur eigennützug Werbung für die Infoveranstaltung anlässlich unserer anstehenden Medienfachwirt/Druckermeisterschulen machen wollte.


  • Dann bin ich ja froh das ich den Schritt schon hinter mir habe, sonst währe ich ja für diese Werbung empfänglich. :D

  • Ich habe den Medienfachwirt Print bei der IHK gemacht und muss sagen das ich dem Beitrag von ASchuett nur bedingt zustimmen kann.


    Bei meinen letzten 6-8 Bewerbungen war es vielmehr so, dass der Arbeitgeber mich sehr wohl als Mediengestalter - nicht aber als Fachwirt eingestellt hätte. Das Aufgabengebiet hätte dabei, exemplarisch am letzten Jobangebot (Digitaldruck), so ausgesehen:


    Kundenberatung
    Machbarkeitsprüfung
    Kalkulation
    Produktionsplanung
    Gestaltung
    Recherchieren und Beschaffen von Bildern/Grafiken
    Produktion
    Abwicklung
    teilweise Auslieferung (z.B. Messestand-Installation überwachen) - teilweise Reisetätigkeit
    Nachkalkulation
    Produktionsplanung
    Ich wäre für den Kunden verantwortlich gewesen und hätte dessen Aufträge von der Auftragserteilung bis zur Auslieferung überwacht (QM).


    Das hörte sich vom Aufgabengebiet sehr anspruchsvoll und interessant an, Probearbeiten bestanden, Job hätte ich bekommen - deshalb war das Lohnangebot ein Schlag in die Fre**e... 10,50 Euro/Brutto.


    Gerne hätte ich meine Arbeitsleistung, Kenntnisse und Fähigkeiten diesem Arbeitgeber zur Verfügung gestellt aber genauso gerne will ich davon leben können. Jetzt schieße ich Schrottdaten von Kunden aus und verliere allmählich den Glauben an den Berufsstand. "Goldener Schnitt", "typografische Regeln", "Farbraum", "Anschnitt", "Schusterjunge", "Hurensohn"... alles Fremdworte - da ist selbst die DIN nebensächlich, passt das Fensterfeld des Briefbogens nicht werden einfach Umschläge dazu verkauft, Gliederung von Bankleitzahlen, Konto-, Telefonnummern... lassen wir das, Beispiele habt ihr täglich im Briefkasten. Nach dem Motto "Hauptsache bunt" werden die Aufträge von ich-hab-mal-eine-gute-Werbung-GESEHEN-Layouter geliefert. Pre-Flight? - Nö machen wir nicht, da gibt es immer so viele Fehlermeldungen. Daten sind schlecht aufgelöst? - Auf meinem iPad sehen die toll aus. Und die Kunden sind nicht Tante Erna sondern Agenturen! Da erwartet der Kunde, dass man das Colormanagement nachträglich in Pitstop "geraderückt" um anschließend die "roten" Gesichter zu reklamieren.


    Ich liebe meinen Beruf und finde es deshalb schade das ich miterleben muss wie dieser immer mehr vor die Hunde geht. Ich habe die komplette Entwicklung von der Papier-/Filmmontage mit manueller Plattenentwicklung (im ersten Lehrjahr sogar Bleisatz), über CtF bis hin zum CtP miterlebt. Aber ich habe auch die Entwicklung von der fundierten Gesellen-Ausbildung hin zur "angelernten Tätigkeit mit Gesellenbrief" erlebt - also vom Auszubildenden hin zum Hilfsarbeiter, der nebenher läuft und irgendwann Abschlussprüfung macht. Schlimm wird das ganze, wenn so ein "Hilfsarbeiter-mit-Gesellenbrief" nach seiner Abschlussprüfung den "Fachwirt" macht und dann unterrichtet (auch erlebt). Das sind die Fachwirte, die die Praxis aus dem Fachbuch kennen und eine Schreibtischtätigkeit dem Geruch von Farbe, Papier, Entwickler und Gummierung vorziehen.


    Ein Kollege machte nach dem Fachwirt den Industriemeister hinterher - war ja nur eine zusätzliche Prüfung und eine zweite Hausarbeit.
    Wenn ich jetzt diese Hausarbeit (Aufgabenstellung) mit der meines Ausbilders (Meister 1988) vergleiche gibt es da nicht nur inhaltliche sondern auch qualitative Unterschiede. Ich weiß, dass das auch IHK-spezifisch ist ;) Ich verstehe auch die Intension von IHK's und HWK's und deren Bildungsinstitute - die Einnahmen sind ja nicht zu verachten.

  • Hallo,


    dass sich ein Prüfungsstück aus den 80er Jahren, ob IHK oder HWK, kaum mit einem Prüfungsstück aus den letzten fünf Jahren vergleichen lässt, sehe ich allerdings genauso. Dazu hat sich die Technik einfach zu sehr verändert. Um daraus jedoch auf insgesamt gesunkene Anforderungen oder Leistungen schließen zu können sollte man sich schon sehr genau mit der eigentlichen Prüfungsaufgabe, den zur Verfügung stehenden Gerätschaften, den Zeitvorgaben und vor allen Dingen mit der vorher möglichen Eingrenzung möglicher Prüfungsthemen auseinandersetzen. Sich einfach nur die zustande gekommenen Prüfungsstücke anzuschauen reicht definitiv nicht für eine objektive Beurteilung aus. Ich kann nur jedem Absolventen einer Meister- oder auch Gesellenprüfung raten auf diese Dinge hinzuweisen wenn das eigene Prüfungsstück einer "prüfungsfremden Person" (blödes Wort) vorgelegt wird.


    Dass es immer wieder die eben geschilderten Stellenangebote gibt, bei denen die geforderte Qualifikation in keinem Verhältnis zur gebotenen
    Entlohnung steht, stimmt leider. Das halte ich allerdings nicht für ein Problem welches nur unsere Branche betrifft. Deshalb ist deine Entscheidung, dieses zweifelhafte Jobangebot nicht anzunehmen mit Sicherheit richtig.

  • Ich habe auch das Gefühl das in letzter Zeit immer mehr die "billig-billig" Mentalität zuschlägt.
    Man kann nur hoffen das es am Ende mehr Leute gibt, denen Qualität wichtig ist.


    Weißt Du auch wo die "billig-billig" Mentalität herkommt?


    Ich kanns Dir sagen, von uns Druckern selbst!


    Haben wir nicht bis bis in die späten 80er Jahre hinein unsere Kunden mit zum Teil unverschämten
    Preisen einfach nur abgezockt, und uns eine goldene Nase verdient?
    Viele wissen halt auch noch genau, dass Druckerei > Daten erstellen > drucken = sehr Teuer bedeutet.


    Spätestens mit Einzug des PC´s, Farbdrucker und Publishing Programmen in Verbraucherhand kamen dann
    natürlich auch sämtliche "Möchtegern-Grafiker" auf den Plan, daß das alles ja noch viel billiger geht.


    Leider sind die Programme aber teilweise schon so gut geworden, daß selbst Laien brauchbare Ergebnisse erzielen können,
    und das Können der Grafiker und Drucker zweitrangig wird.

  • Hi Leute,
    also ganz so schwarz wie manche Leute die Situation unserer Branche malen, sehe ich das nicht. Klar wir haben eine beschissene Preissituation, das Druckprodukt und der der es Produziert haben nicht mehr den Wert wie noch vor 20 Jahren. Begriffe wie Überkapazität oder Auslastung fallen in diesem Zusammenhang immer wieder. Aber wir sind durchaus nicht die einzige Branche der es so geht, es gibt sogar Branchen die noch schlimmer dastehen (z. B. Textilindustrie da darfste in der Probezeit umsonst arbeiten weil die Einarbeitungszeit für die Firmen zu "teuer" ist xD).


    Ich bin erst 22 Jahre alt war aber auch schon 2x in der Situation, dass ich mir einen neuen Job suchen musste (einmal unfreiwillig einmal freiwillig) und es haben sich jedesmal mehrere Möglichkeiten ergeben, alle als Drucker und alle im Umkreis von 50km. Ich bin nie in die Sitation gekommen dass ich arbeitslos geworden bin. Das war natürlich nicht der Verdienst von 5 Telefonanrufen und 3 Bewerbungen. Ich habe bestimmt bei über 100 Firmen angerufen ob sie suchen, ca 35 Bewerbungen raus geschickt wovon die meisten Initiativbewerbungen waren. Und sogar im Nachhinein haben sich noch mehrere Firmen, die meine Bewerbung im Hinterkopf hatten gemeldet. Ich kann nur für mich sprechen und meine Erfahrungen erzählen und ich weiß natürlich nicht wie die Situation in anderen Bundesländern ist (komme aus Bayern). Bestimmt war da auch Glück im Spiel. Es ist jedoch meiner Meinung nach kein Ding der Unmöglichkeit einen ordentlichen Job in der Druckindustrie zu bekommen, der einigermaßen honoriert wird.


    Und das eine Weiterbildung nichts bringt oder sogar schlecht ist halte ich für ein Gerücht. Eine Meisterstelle zu bekommen ist nie leicht, weil diese Stellen meistens einfach intern vergeben werden. Aber alleine die Möglichkeit danach studieren zu können und das nicht nur fachbezogen machen so etwas immernoch attraktiv. Und wenn man irgendwann vielleicht doch nach mehr strebt als Schicht zu arbeiten und u. U. Löhne zu kassieren die mittelprächtig bis ausreichend oder teilweise sogar schlecht sind, ist eine Weiterbildung unumgänglich.


    Gruß Benny

  • @ Benny :


    Nix für ungut, aber du wohnst im Süden der Republik. Da ist die Lage noch nicht so ernst wie im Norden oder Osten.
    Hier im Norden existieren nicht mal mehr 100 Firmen im Umkreis von 50 km (zumindest von meinem Wohnort aus).
    Es ist ja schön für euch im Süden, wenn es da noch etwas entspannter zugeht, aber hier geht inzwischen garnix mehr.
    Was meinst du was hier nächstes Jahr im Hamburg + Umland los sein wird, wenn zu den bisher arbeitsuchenden Druckern noch mal 1200 Prinovis Mitarbeiter auf Jobsuche gehen müssen.


    Hatte letztes Jahr mal ein Vorstellungsgespräch bei einer Firma in Hamburg, die gesucht hat (auch über die Agentur für Arbeit).
    Ich kam da an einen Tisch, wo etwa 100-150 Bewerbungen für diese Stelle auf dem Tisch lagen (gesucht wurde 1 Drucker).
    Da hast du schon Glück, wenn du unter die besten 10 Bewerber kommst.
    Was du da dann noch für Ansprüche stellen kannst, kannst du dir ja ausmalen.
    Der Knaller war, das sich mein Gegenüber auch noch darüber aufgeregt hat, das einige sich nicht beworben haben, obwohl sie ja von der Agentur für Arbeit ein Vermittlungsvorschlag bekommen hatten.
    150 Bewerber waren ihm wohl zu wenig ?(


    Zitat

    Und wenn man irgendwann vielleicht doch nach mehr strebt als Schicht zu arbeiten und u. U. Löhne zu kassieren die mittelprächtig bis ausreichend oder teilweise sogar schlecht sind, ist eine Weiterbildung unumgänglich.


    Nein !
    Wer da raus will, muß die Branche wechseln, bevor er/sie zu alt ist.
    In dieser Branche wird man nicht mehr gut verdienen können in Zukunft.
    Die Preise sind jetzt schon im Arsch und werden noch weiter sinken.
    Woher soll denn die Beruhigung kommen :?:
    Es gibt (trotz diverser Insolvenzen) noch immer viel zu viele Druckwerke und Drucker in Deutschland.
    Und alle Druckereien werden immer produktiver.

    Optimismus ist nur ein Mangel an Information
    (Heiner Müller)

  • Ich bin erst 22 Jahre alt war aber auch schon 2x in der Situation, dass ich mir einen neuen Job suchen musste

    Dann stell dich mal die nächsten 40 Jahre drauf ein dass dass so weiter geht und baue am besten kein Haus und erkläre deinen Kindern und deiner zukünfigen Frau möglichst früh dass Du immer mal wieder wo anders hin muss zum Arbeiten, wenn es sein muss auch mal 100 km oder 200 km um einen guten Job zu bekommen.


    Ich will nicht alles Schwarz sehen aber besser ist es wenn du so an die Sache rann gehst dann wird es dir auch in der Zukunft gut gehen ausser jemand findet du bist mit 40 zu alt für den Job bist und nimmt dafür lieber einen 22 jährigen.


    Mit 22 ist das doch alles noch locker - da war ich auch noch nicht sesshaft.

  • Ich freue mich für jeden, der einen tollen Job an Land gezogen hat oder der seine Berufung gefunden hat. Doch für diejenigen ist es recht schwierig sich in die Lage von Leuten reinzuversetzen, die sich weiterbild(et)en, sich auf die Aussage/Werbung der Bildungsinstitute Kammern verlassen (haben), dass Fachkräfte händeringend gesucht werden. Leute, die Geld investiert haben in ihren Wertegang und jetzt Dutzende Bewerbungen verschickt haben und auf diese nicht einmal eine Reaktion bekommen... Ja, soviel wert ist man der Industrie - nicht einmal eine Absage wringen sich die Unternehmen aus dem Ärmel.


    Kommt man doch zu einem Vorstellungsgespräch wird recht schnell klar was gefordert und geboten wird.
    Man muss sich dann in Bewerbungsgesprächen fast schon dafür entschuldigen, dass man (über-)qualifiziert ist. Lohn-Verhandlungen beginnen grundsätzlich mit der schlechten Marktlage und ortsüblichen Entlohnung. Die Leistungsgerechte Entlohnung wird ganz gezielt nicht angesprochen. Beim letzten Vorstellungsgespräch wurde mir sogar die Lohnsteuerklasse III "angelastet" - schließlich hätte ich bei gleichem Stundenlohn Netto mehr Geld zur Verfügung als die Kollegen, die Single sind. Deshalb wäre mein Bruttostundenlohn niedriger ausgefallen als bei den anderen - logisch, oder?



    Ein trauriges Kapitel bei der ganzen Geschichte nehmen die Bildungsinstitute und Kammern ein.
    - Bildungsinstitute haben ein Interesse Fachwirte und Meister auszubilden. Ohne Lehrgänge keine Einnahmen. Ich habe selbst einen Lehrgang an so einem Institut gemacht - Software-Spezialisierung. Ein Dozent sagte, dass sie die Lehrgänge nicht machen um einen Bedarf zu decken sondern weil es Bildungsgutscheine vom Amt gibt - und ich bezahlte dafür, wie doof kann man eigentlich sein ;) . Alleine in diesem Institut fand zeitgleich ein Netzwerk-Administrator-Lehrgang statt. 60 Teilnehmer, alles Kunden der Agentur für Arbeit - Jobperspektive? Kurz mal nachdenken... Alleine in Leipzig gibt es zirka 20 ähnliche Lehrgänge - macht vorsichtig geschätzt ungefähr 800 Absolventen, die alle Zeitgleich auf den "Markt" kommen.
    Im Zimmer nebenan wurden Mediengestalter Print und Digital "gemacht". Am Kaffeeautomat kam ich ins Gespräch und erfuhr, dass keiner der Teilnehmer eine Jobperspektive sieht und alle vom Amt "hineingedrängt" wurden. Vorbei die Zeiten in denen man Eignungstests für den Beruf machen musste.



    - Kammern haben ebenfalls ein finanzielles Interesse. Nicht nur die Gebühren werden da eingenommen, viele betreiben selbst solche Weiterbildungsinstitute. Inzwischen gibt es doch für alles und jeden Sondergenehmigungen. Theoretisch ist es möglich in 21 Monaten den Mediengestalter zu machen und in 9 Monaten den Fachwirt hinterher abzureissen. Selbst der Fachwirt für Branchefremde ist, wenn zur richtigen IHK geht und den richtigen Ansprechpartner hat, kein Problem. So kenne ich einen Fall, bei dem ein Mediengestalter Bild und Ton (IHK) den Fotografenmeister (HWK) machen konnte - ganz ohne fotografische Ausbildung. Wichtig war lediglich, dass die Meisterschule im voraus gezahlt wurde ;)



    benny: Und keine Angst - dieser Trend wird auch nach Bayern kommen. In Baden-Württemberg ist er schon angekommen. Alles eine Frage der Zeit.


    Die Zeiten in denen der Arbeitnehmer der größte Unternehmenswert darstellte sind vorbei. Wie sagte mein Chef vor kurzem: "So ein bisschen rumgeklicke am Computer kann auch mein Enkel"

  • Die Branche scheint ja viele Ansichten zu produzieren ...


    Ich persönlich habe ganz andere Erfahrungen gemacht. Hier im Norden habe ich bis jetzt immer locker einen Job bekommen. Freue mich auch in den nächsten 30 Jahren in dieser tollen Branche arbeiten zu dürfen.

  • mit 22 hatte ich auch noch keine Probleme bei der Jobsuche..werde erstmal 50. sieht die Sache ganz anders aus
    da nützt dir deine ganze Qualifikation nichts mehr...da wird regelrecht drauf geschissen
    du darfst nichts kosten..musst jung sein..das sind derzeit die einzigen Kriterien die zählen