Wenn man die Geschichte des Schlaraffenlands ganz genau nimmt, hast Du recht, ja. Aber das Wesen des Schlaraffenlands ist, dass alles im Überfluß (bzw. in unbegrenzter Menge) vorhanden ist, und Du dafür nichts tun musst. Und wenn Du für das Bekommen von Gütern nichts tun musst, also nicht handelst (nicht unbedingt im wirtschaftlichen Sinne, sondern in Form der Handlung), dann brauchst Du für diese Handlungen auch keine (moralischen) Maßstäbe, weil eben keine stattfindet.
Zum zweiten vermeintlichen Irrtum. Das stimmt nicht. Denn wo kommt denn die gesellschaftliche Moral her? Das ist doch keine Mitgift der Evolution. Dafür muss es doch mal einen Zweck gegeben haben. Und der kann ja nur im Miteinander zu finden sein. Im Austausch. Was zeichnet denn das menschliche Miteinander aus? Ist es nicht die Tatsache, dass wir voneinander profitieren? Sonst hätte das doch keinen Sinn. Wieso sollte ich mich mit Menschen umgeben, wenn ich davon keinen Nutzen hätte? Ich will etwas von den Menschen und die wollen was von mir. Da findet doch ganz klar ein Tausch statt. Und dass dieser Austausch (materiell wie auch immateriell) leichter vonstatten geht oder vorhersehbar ist, haben wir die Moral. Bzw., ohne Moral käme gar kein Tausch zustande. Ein Dieb handelt unmoralisch. Er nimmt sich etwas einfach. Moralisch ist, wenn er Dir dafür etwas gibt. Im beiderseitigen Einvertändnis.
Aber da Du den Markt mit der Wirtschaft übersetzt, sprechen wir wohl eher von einem anderen Marktbegriff. Die Wirtschaft ist Teilnehmer des Marktes, nicht der Markt selbst. Der Markt, das sind wir alle.
Das, was Acid Green, macht, ist doch das, was ich sagte. Er orientiert sich doch schon um. Er reagiert auf die Umstände. Er könnte auch einfach nur Drucker bleiben und mehr Lohn verlangen, einfach so.
Das Beispiel mit dem Gärtner war doch eben nur das. Die Quintessenz meiner Aussage war doch eigentlich, dass man einen wegbrechenden Markt nicht am Leben erhalten kann. Die ganzen Schriftsetzer zum Beispiel. Die mussten auch etwas anderes tun, weil sie nicht mehr gebraucht wurden. Das ist doch eine natürliche Entwicklung. Wenn der einfach Drucker aufgrund der modernen Maschinen nicht mehr gebraucht wird, dann kann man entweder die Maschinen nicht mehr so modern machen (Fortschrittsbremse), man bezahlt dem Drucker weniger, weil die Maschine ja im Grunde seine Arbeiten teilweise übernimmt, man kündigt dem Drucker, weil weniger qualifizierte Personen die nun verbleibende Arbeit übernehmen können oder aber der quaifizierte Drucker überimmt die Überwachung der Produktion mehrerer Maschinen, was ihm wiederum die weniger qualifzierten Arbeiter, welche die Maschinen fortan bedienen unterstellt. Dafür braucht man in der Summe weniger qualifizierte Drucker. Aber was willst Du denn da nun tun? Das sind Einzelschicksale, wenn jemand als Drucker keine Stelle ehr bekommt, aber da muss sich doch der Drucker fragen, was er nun tun kann oder auch, ob er nicht eventuell Chancen ausließ oder gar nicht erst erkannte. Acid Green erkennt sie. Die "übrig gebliebenen" Drucker müssen nun natürlich sehen, was sie tun können. Vom Markt nun allerdings zu verlangen, dass er sich selbst verraten, seine Regeln brechen soll, um das eigene Leben konstant zu halten, das ist negativ egoistisch und führt letztendlich zu noch größeren Schäden.