Beiträge von inkman

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    Bei periodischen Rastern wachsen die Punkte mit der Flächendeckung und kommen sich an den Ecken immer näher. Wenn zwischen Rasterpunkten sehr geringe Abstände auftreten, werden sie auf der Platte von Farbe überbrückt. Störungen von Rasterverläufen und Sprünge in der Druckkennlinie sind die Folge. Beispiel "Punktschluss im Raster".jpg

    Quadratische Punkte kommen alle bei 50% aneinander. Damit spielt sich dieser Punktzuwachs gleichzeitig bei allen Rasterpunkten ab, und seine Störwirkung ist deutlich. Kreise haben dieses Problem bei 66 %. Zur Verbesserung hat man fotografisch Ellipsen als Rasterpunkte eingesetzt und damit den Störeffekt halbiert – in einer Richtung bei 33 %, in der senkrecht dazu liegenden bei 66 %.

    Die Gründe für den Punktschluss können vielseitig sein. Unser Offsetdruck hat hier ein eigenes Problem, besonders der konventionelle Offset mit Feuchtmitteln (s. a. Frage 62).

    Solange wir bei periodischen Rastern bleiben, können wir nur an der Punktform etwas machen. Immerhin geben die modernen Bebilderungsverfahren mit Pixeln vielfältige, neue Möglichkeiten. Man kann Defekte in die Punkte einbauen, etwa abgeknabberte Ecken. Oder die Punktform je nach Flächendeckungsbereich ändern. Oder ganz pfiffig, die Punkte so raffiniert formen, dass sie sich fast bis in die letzten Werte hinauf nicht berühren wie beispielsweise bei Sandy P.

    Liebe Forumsmitglieder,

    ich melde mich zurück nach einem Krankenhausaufenthalt für eine Hüft-OP. Jetzt geht es wieder aufwärts, und ich komme auch wieder an meinen Computer.

    Danke nebenbei für den schmeichelhaften Titel von jotemel.

    Klar kenne ich Gerüche und Gestänke auf Druckprodukten. Aber - wie oft - muss man mehr wissen, um die Quelle einzugrenzen.

    Wenn das Papier schon von selbst stinkt, ist wenig Hoffnung auf Besserung. Dann stecken die Übeltäter sicher fest drin und lassen sich nicht einfach rauslüften. Mit so etwas kann man vielleicht Außen-Afichen drucken...

    Uwe, deine Beobachtung, dass der Geruch sich erst im Stapel entwickelt, kann helfen.

    Entweder ist es etwas, was im Papier steckt und durch die Feuchtigkeit des Offsetdruckes aktiviert wird. Von Naturpapieren kenne ich das schon mal. Es riecht aber nicht faulig, sondern eher scharf, formaldehydmäßig. In einem Fall war es tatsächlich ein Zusatz im Papier, ich meine ein Nassfestmittel.

    Die meisten der mir bekannten Fälle wurden aber nicht bis zum Ergebnis gebracht, sondern kommerziell gelöst.

    Außerdem entwickelt sich mit der oxidativen Verfilmung ein charakteristischer Geruch, auch "Oxidationsgeruch" genannt. Er ist unser Hauptproblem bei Farben für z. B. Lebensmittel-Verpackungen. Mittlerweile sind die ganz besonders gerucharm bis -frei. Man unterbindet jede oxidative Verfilmung. Und MHM hatte mal - oder noch - ganz speziell ausgesuchte Bindemittel Alkydharze), die bei der Verfilmung keine flüchtigen Stoffe absondern.

    Allerdings können die Farben alle nicht scheuerfest auf Matt- und Naturpapier sein. Dazu bräuchten sie doch einen ordentlichen Schluck Verfilmung. Also nur brauchbar, wenn ein Dispersionslack drauf kommt.

    Der Farbenvertreter war vermutlich ein Kaufmann. Die nachwachsenden Rohstoffe sind umgeesterte Pflanzenöle, klar auch Leinöl. Leinöl direkt kann man da auch einsetzen, allerdings in unteren Mengen. Und es wurde traditionell auch in Mineralöl-basierten Farben verwendet. Es ist der Vorläufer der Alkydharze. Immerhin hat es einen charakteristischen Geruch, eher weich- und warm-stinkig als scharf.

    Wer die Quelle der Gerüche finden will, muss also zu allererst seine Nase einsetzen und Erfahrung besitzen.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

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    Das kommt auf das genaue Problem an.

    Ist es die Angst vor einer Verfärbung aus Echtheitsgründen? Dann sollte eine Vorlackierung mit Öldrucklack helfen können, weil der das schwache Pigment abdeckt - wenigstens solange er nicht total durch-getrocknet ist.

    Weit häufiger haben wir aber Benetzungsprobleme, z. B. gestörte Lackannahme. Dann perlt der Lack ab oder bildet wenigstens Nadelstich-artige Löcher als Fehlstellen.

    Oder es gibt nach der Lacktrocknung Verbundprobleme. Das zeigt der Tesatest oder Kratzen mit dem Fingernagel.

    Unlackierte Offsetdrucke, die den Lack schlecht annehmen, brauchen einen Verbinder, einen Primer. Am mildesten hilft hier ein alter, langweiliger Öldrucklack, der aber nicht gerade auf hohe Scheuerfestigkeit aus sein darf (Wachse!). Ich habe mal mit einem mild verfilmenden Öldrucklack eine Auflage retten können, die mit ungeeigneter Farbe (so genannte Fischer-Tropsch-Wachse aus dem Heatset) gedruckt worden war. Bei so einem Rettungsversuch sollte der Hilfs-Lack möglichst nur wenige Stunden vor der endgültigen Lackierung aufgetragen werden. Frisch weggeschlagen schützt er noch am besten. Wenn er erst knochenhart durchtrocknet, kann er verspröden und die ganze Hoffnung zunichte machen.

    Einen Dispersionsprimer nass-auf-trocken aufzubringen, halte ich schon für schwieriger, weil er eben das gleiche Annahme-Problem haben sollte wie der endgültige Lack. Vielleicht hat hier ein Lackhersteller doch einen speziellen Pfeil im Köcher.

    Bei in-line- geprimerten Drucken kann es nur die Lackannahme über starken Farbpartien sein. Dann hilft bestimmt eine zweite Primerschicht.

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    Verglichen mit einer nachträglichen Lackierung ist die moderne in-line- Lackierung geradezu risikolos. Obwohl die fettigen Offsetfarben ganz fremd für die sehr polaren wässrigen Lacke sind, habe ich nie Annahmestörungen erlebt. Immerhin ist das Feuchtmittel in der frisch gedruckten Farbe ein guter Kontaktpartner für den Lack.

    Fragt man nach Echtheitsproblemen, gibt es auch nicht viel Böses zu melden. Ganz offensichtlich schützt der Bindemittelfilm die Pigmente wirksam vor chemischen Angriffen. Das passt auch zu der Erfahrung, dass eine nachträgliche Lackierung von Offsetdrucken erst mit der Trockenzeit immer riskanter wird.

    Ich kenne sogar Heatset- Drucker, die in line mit Dispersionslacken lackieren. Nach dem Trockner an der Kühlwalze wird die Lackoberfläche geradezu kalandriert. Ein super Ergebnis.

    Die größte Schwierigkeit liegt in den alten Walzen- Auftragssystemen. Gerade über dicken Farbschichten im Zusammendruck wird weniger Lackschicht übertragen als auf einfachen Farbschichten. Damit besteht gerade bei den dunklen Farbpartien eher mal ein Scheuer-Risiko. Wegen des Lackes erwartet man Schutz, kann aber gerade hier Schwächen bekommen.

    Ein Risiko gibt es aber immer: Bei beidseitiger Lackierung mit Dispersionslack besteht die Gefahr, dass die Lackschichten im Stapel miteinander verkleben. Dieses Risiko gibt es allerdings auch, wenn man in zwei Gängen lackiert, weil die leicht alkalischen Trocknungsgase (Ausdünstungen) der zweiten Lackierung auch die erste wieder anweichen können.

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    Die bekanntesten Risiken liegen in den Echtheitsanforderungen der verwendeten Lacksysteme: Dispersion (Alkali-), Lösemittel (Sprit-, Nitro-Echtheit), UV (alle drei Standardechtheiten). Hier handelt es sich um Lösemittel- und chemische Angriffe, und die Risiken liegen in der Verfärbung der Drucke. Alte Drucke sind schwieriger als junge, weil der Bindemittelfilm schon versprödet sein kann und die Pigmente nicht mehr gut schützt.

    Die falsche Farbe kann man aber auch wegen der enthaltenen Wachse wählen. Ausgesprochene Scheuerfest-Farben können hier ein Abstoßen des Lackes verursachen. Falls noch jemand so etwas verwendet.

    Das tückischste Risiko liegt aber in der oxidativen Verfilmung der Farben. Hierbei werden halb-flüchtige Stoffe ausgeschwitzt, die sich wieder auf der Druckoberfläche niederschlagen und dann für jedes neue Kontaktmedium Benetzungsschwierigkeiten bringen. Sie entstehen erst während der Trocknung der Drucke im Stapel. Je hitziger diese vor sich geht, desto schlimmer werden sie. Viel Farbe und hohe Stapeltemperaturen begünstigen sie. Und wer seine Stapel nicht lüftet, riskiert mehr als der Fleißige.

    Ich habe mal eine Reklamation gehabt, da hatte man die Stapel fast sofort nach Druck mit Bandeisen zusammengeschnürt und zum Lackierer gefahren. Nur hatte der umdisponiert und sie noch zwei Wochen so stehen gelassen, bevor er sie in seine Maschine nahm. Das Lackierergebnis war grauenhaft. Überall da kein Lack angenommen, wo auf der Gegenseite Farbe war.

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    Die Densitometrie misst eine Färbungsintensität als optische Dichte im Durchlicht oder im Auflicht. Dazu muss der Farbton (und natürlich Lichtart) schon definiert sein, da nur seine Intensität gesucht wird. Ein Densitometer besitzt dazu bestimmte Farbfilter, üblicherweise für die Skalenfarben. Spektraldensitometer simulieren den Filter: Der Computer lässt nur die Wellenlängen gelten, die auch der Filter durchlassen würde, sogar in realistischer Intensitätsverteilung.

    Zur Messung der optischen Dichte eines Druckes wird immer auch der Blanko-Bedruckstoff gemessen und als "Nullpunkt" zur Messung gerechnet. Damit wird die reine Farbwirkung erfasst.

    Die optische Dichte von Drucken wird als Steuergröße im Skalendruck des Buch- und des Offsetdruckes verwendet, weil sie ein gutes Maß für Farbschichtdicke ist und somit die Maschinensteuerung erleichtert.

    Die Farbmetrik bestimmt den Farbton in der Aufsicht und gibt ihn als Farbort in Koordinaten an. Hierzu wird die Remission einer farbigen Fläche mit einem Spektralfotometer über verschiedene Wellenlängen (typisch sind 16, 20 oder mehr) gemessen. Messen wir den Farbort eines Druckes, wird alles zusammen erfasst - Lichtart, Druckfarbe, Bedruckstoff und ggf. Untergrund, falls der Bedruckstoff durchscheinend ist. Um ihn zur Maschinensteuerung verwenden zu können, brauchen wir eine Menge Eich- und Vergleichsdaten. Das ist in modernen Maschinen kein großer Aufwand, weil die beteiligten Computer gewaltige Datenmengen in der kurzen Zeit verarbeiten können, die an der laufenden Maschine zur Verfügung steht.

    Farbmetrik kann den Abstand zweier verschiedener Farbtöne voneinander quantitativ angeben (Delta E), ist also für die Qualitätskontrolle nutzbar.

    Hallo Derreen Print,

    ein wirklich schöner Fund. Wenn jemand Näheres über Wertpapierdruck wissen will, empfehle ich

    Klaus W. Bender, Geldmacher, WILEY-VCH Verlag, informativ und trotzdem kurzweilig zu lesen.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

    Diese Frage habe ich zwar aus meiner alten Sammlung noch. Schubbeduster hat das Thema in Frage 218 gerade so angeschlagen (danke), dass ich sie jetzt bringen möchte.

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    Wir wollen einen Druck im Rahmen der Normbedingungen annehmen. Die Fläche innerhalb der gelb markierten Linie wäre der verfügbare Farbenraum. Man muss sich dann natürlich noch die dritte Dimension dazudenken, denn die Schuhsohle ist in Wirklichkeit eine Tüte, die nach oben spitz zuläuft. Je mehr Schwarz im Farbton ist, desto höher liegt er. Und der Unbuntpunkt E geht von Weiß über Grau nach Schwarz oben an der Spitze. Wir betrachten einfachheitshalber meist die Grundfläche der reinen Farben, sollten uns aber immer den Aufbau nach oben dazu denken.

    In einem ersten Schritt machen wir es uns einfach: Das Papier habe einen Gelbton genau wie gedrucktes Skalengelb. Also lauter Töne mit 100 % Yellow als Grundlage und dann Magenta und Cyan drauf. Weiteres Yellow dazu zu drucken, macht keinen Sinn, weil wir dann ja den ProzessStandard Offset verließen. So reduziert sich unser System auf Tiefe mit zwei Buntfarben. Der "Farbenraum" wäre der Teil der gelben Kurve vom bisherigen Punkt C+Y über Y bis M+Y, da Yellow immer als Vollton beteiligt ist. Die rote Linie deutet das an.

    In einem zweiten Schritt gehen wir mit dem Farbort des Papiers von Yellow aus nach innen auf der Schuhsohle auf den Unbuntpunkt E (Weiß) zu. Jetzt macht es wieder Sinn, auch noch etwas Yellow dazu zu drucken, falls ein Farbton die volle Y-Stärke braucht. Auch die von C+Y und M+Y kommenden Punkte rücken zum Zentrum mit, und es tut sich ein Farbenraum auf zwischen der neuen Kurve und der alten, vollen (gestrichelte und gepunktete rote Umrandungen). Aus der Kurve bei Version 1 wird wieder eine Fläche - desto größer, je weiter unser Papierfarbton nach innen wandert.

    Je nach Verschwärzlichung im Papierfarbton gilt diese Diskussion sinngemäß für jede der Schichten von unten mit ganz weißem Unbuntpunkt, immer kleiner werdend bis oben in die Spitze mit Schwarz (s. Frage 164).

    Meine Skizzen sollen nur den Verlauf verdeutlichen, sind nicht genau bemessen.

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    Die meisten Wasserlosfarben sind aus ähnlichen Rohstoffen aufgebaut wie konventionelle, trocknen also wegschlagend und oxidativ. Es gibt auch hier die Alternative der UV-Härtung.

    Eine Zeitlang wurde versucht, wasserverdünnbare bzw. -abwaschbare Druckfarben hier einzusetzen. Trotz hervorragender technischer Aspekte wird diese Entwicklung offensichtlich inzwischen fallen gelassen, weil eine zu schnelle Trocknung (bereits in der Maschine) durch Verdunsten von Wasser und der resultierende Viskositätsanstieg offensichtlich noch nicht beherrschbar sind.

    Im Rollenoffset Heatset trocknen auch die Wasserlosfarben durch Hitze-unterstützte Verdunstung von Mineralölen oder alternativer Verdünner, im Coldset (Zeitungsoffset) nur durch Wegschlagen.

    Wir drucken auf ideal weißes und auf ideal schwarzes Papier jeweils eine ideal lasierende und eine ideal deckende Farbe. Wie sieht der Druck aus bei

    a, Weiß,

    b, Schwarz und

    c, Rot?

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    Auf dem weißen Papier werden alle lasierenden Farben ihre Farbwirkung entfalten können, weil das Licht durch sie hindurchgeht, im Papier gestreut wird und wieder durch sie hindurchgeht. Wir sehen sie also Weiß, weil nichts absorbiert wird, Schwarz, weil alles absorbiert wird und Rot, weil grüne Wellenlängen absorbiert werden.

    Auf dem schwarzen Papier sehen alle Drucke schwarz aus. Egal, was die Farbschicht absorbiert hatte, verschluckt ja das Papier alles.

    Bei den deckenden Farben geschieht alles schon in der Farbschicht, und die Wirkung des Untergrundes kommt gar nicht zum Tragen.

    Wer bei Weiß gestutzt hat, bitte daran denken, dass es reales Lasurweiß gibt, eine Art Verdünnungsfarbe für Schmuckfarben. Auch wenn die keiner alleine druckt, brauchte ich sie für den Vergleich.

    Siehe auch Fragen 25 und 41

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    Bei der fotografischen Übertragung des Rasters in Positiv - Kopie verlieren wir ca. 2% Flächendeckung, bei der Negativ - Kopie wächst sie etwas an.

    Im Druck bringt die dynamisch ablaufende Konkurrenz zwischen druckenden und bildfreien Flächen immer einen Zuwachs, mehrere Prozent. Hinzu kommt auch eine mechanisch bedingte Punktvergrößerung ja nach Gummituch und Papierglätte. Der Druck hat dann also schon eine geometrische Flächendeckung von z. B. 49 % .

    Auf Papier kommt hierzu noch der Lichtfang. Er ergänzt den Tonwert, also die "optisch wirksame Flächendeckung", durch intensivere Farbwirkung auf 56%.

    Diese Zuwächse sind keine Fehler des Druckers, sondern verfahrenstypische Veränderungen der zu übertragenden Informationen. In den Richtlinien des ProzessStandard Offsetdruck sind sie in dieser Größenordnung festgehalten, also quasi vorgeschrieben. Wer "spitzer" oder "noch breiter" druckt, druckt zwar nicht falsch, liegt aber außerhalb der Standardisierungsvereinbarung.

    siehe auch Fragen 54 und 170

    Hallo toasti3,

    das sollte man mal aus der Nähe analysieren. Es gibt hin und wieder Negativaufbau um Rasterpunkte auf Gummi oder Platte, der den Punkt schrittweise einengt. Sehr wahrscheinlich ist das eine Zusammenwirkung von Feuchtmittel- und Farbkomponenten. Allerdings bestand früher auch mal ein Verdacht, dass das Material des Gummituches eine Rolle spielte. Die echte Analyse ist sehr aufwändig, weil ihr ein Feinlabor braucht. Dein Versuch, einzelne Komponenten auszutauschen, ist schon ein guter, pragmatischer Weg, wenn man dabei auch nicht wirklich das Karnickel erfasst.

    Ich empfehle, eventuelle neue Farben oder Feuchtmittelkonzentrate in Absprache mit dem aktuellen Lieferanten auszusuchen. Nur der kann in seine Rezeptur gucken und eine echte Alternative heraussuchen, nicht nur einen anderen Markennamen. Aber wenn der nicht kooperieren sollte, bleibt dir nur ein willkürlicher Wechsel, der immer ein Blindversuch ist.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

    Wir wissen, dass für eine gute Benetzung die Oberflächenspannung eines Druckes größer sein muss als die des Lackes. Wie können wir sie messen, wenn der Lack z. B. perlig aufliegt und wir eine Ursache suchen?

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    Es gibt eine Reihe von Hilfsmitteln zu kaufen - Filzstifte, Testtinten, ganze Messapparaturen für beispielsweise Randwinkelverfahren. Ein Drucker braucht gewöhnlich nur einfache, auch für Laien benutzbare Testmöglichkeiten, weil er so etwas nur gelegentlich mal in Notfällen einsetzt. Dazu sollten kein extra geschultes Personal und teure Apparaturen nötig sein.

    Eine Flüssigkeit benetzt dann einen Festkörper, wenn sie auf ihm spreitet, also auseinander läuft. Ist ihre Oberflächenspannung zu hoch, oder hat der Festkörper eine zu niedrige, gibt es Risiken für eine nachträgliche Lackierung - Haftungsschwächen, Nadelstiche oder gar Zusammenkriechen (Stichwort für physikalisch Interessierte: Zisman-Regel).

    Praktisch sind aus meiner Sicht die Testtinten. Es gibt sie als Satz von Fläschchen mit abgestuften Einstellungen. So kann man z. B. mit 32 dyn/cm anfangen. Kriecht der Tropfen zusammen, muss man auf eine Tinte mit geringerem Wert wechseln. Läuft er breit, ist man zufrieden, oder misst mit einer höheren weiter.

    Jetzt das wichtigste zum Messen: Meistens wir die Oberflächenspannung einer Flüssigkeit (Testtinte) durch bestimmte Lösemittel "ermischt". Jede noch so kleine Verunreinigung kann sie total verfälschen. Also muss man um jeden Preis vermeiden, dass z. B. ein Pinsel zum Herausnehmen und Auftragen verwendet und dann wieder in die Flasche zurückgeführt wird. Damit ist der Rest in der Flasche nicht mehr vertrauenswürdig. Besser sind hier Tropffläschchen wie bei Nasentropfen. Oder man taucht ein Wattestäbchen hinein, das man nach dem Test wegwirft.

    Verständlicherweise sind diese Testtinten zwar einfach in der Zusammensetzung, aber wegen des Reinheitsanspruches höllisch teuer in der Herstellung.

    Von Filzschreibern als Testschreiber rate ich völlig ab. Sie sind schon nach einer Benutzung nicht mehr vertrauenswürdig, weil sie ja schon rück-verschmutzt sein können.

    Die Oberflächenspannungen von Festkörpern und von Flüssigkeiten lassen sich nämlich einerseits von ihrer stofflichen Zusammensetzung erklären (Glasmischung, Plastikfolie o. ä.). Sie werden andererseits empfindlich von Verunreinigungen beeinflusst (Farbbestandteile wie Wachse, Oxidationsprodukte der Stapeltrocknung usw.).

    Bei mir ist diese Praxis leider viele Jahre her, und ich habe kein Gefühl mehr, welche Werte praxisüblich sind. Hier hoffe ich eure Mithilfe.Wenn man nämlich einen guten Orientierungswert hat, genügt meist eine Testtinte oder zwei. Man will ja nur kontrollieren, ob alles klappt, oder ob sich Probleme hieraus ableiten lassen. Hat jemand hier seriöse Informationen? Gehen 32 dyn/cm?

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    Wachszusätze zu Druckfarben bestehen typischerweise aus teilkristallinem Polyethylen (PE). Die Partikel dieses pulverförmigen Produktes sind durch Kaltmahlung auf Kornfeinheiten unter 6, 8, 10 oder etwas mehr Mikrometerm zerkleinert worden. Bei Raumtemperatur ist dieses PE nicht mehr spröde, sondern recht weich und verschmierbar.

    Zu einigen Zehntelprozent in die Druckfarbe eingearbeitet, ragen sie aus der Oberfläche des fertigen Druckes heraus. Kleinere von ihnen schwimmen sogar aus, weil sich PE auf seiner Oberfläche von praktisch nichts benetzen lässt.

    Wenn jetzt ein mechanischer Angriff auf die Druckoberfläche ausgeübt wird (z. B. Scheuern oder Karbonieren), dann verschmiert er zuerst die Wachsteilchen und schafft so einen gleitfähigen Schutzfilm, der leichte bis mittlere Angriffe ableitet.

    Wegen ihrer schlechten Benetzbarkeit durch andere Medien (Dispersionslack, UV-Lack, Kaschierkleber...) stören allerdings schon mittlere Mengen von Wachsteilchen eventuelle nachfolgende Druckveredelungen. Außerdem neigen viele Wachsqualitäten dazu, im Offsetdruck z. B. sich aus der Farbe abzusetzen und Beläge auf z. B. dem Gummituch zu bilden, können also Druckstörungen verursachen.

    Der Heatset kennt keine nachträglichen Veredelungen. Deshalb kann er sich sogar die billigen Fischer-Tropsch-Wachse leisten, die im Bogenoffset verboten sind.

    Etwas harmloser, aber sehr teuer, sind PTFE - Wachse ("Teflon"). Wir setzen sie daher nur für schwierige Fälle in etwas größeren Mengen ein.

    Unser Ausdruck "Oberfläche" enthält eine kleine, aber praktische Lüge: Die Teilchen in einem Gas sind so dünn im Volumen verteilt, dass man als Feststoffmolekül oder als Flüssigkeitsmolekül nur selten eines trifft. Wir tun so, als sei es das Vakuum, was über unserer Flüssigkeit steht. Das macht die Modelle sehr einfach. Immerhin stimmen die Dinge, die wir damit messen noch so gut, dass sie das Typische treffen.

    Deutlich anders geht es zwischen zwei kondensierten Phasen ab (z. B. fest und flüssig, eben nicht mit Gas). Dort sagen wir deshalb Grenzfläche und Grenzflächenspannung. Und die hängen immer deutlich von beiden Kontaktpartnern ab. Es gibt also keinen Wert für Wasser, sondern einen für Wasser gegen Glas und einen anderen für Wasser gegen Kalkstein, Aluminiumoxid usw.

    Die Begriffe Phase, Oberflächen- und Grenzflächenspannungen dienen uns bei der Beschreibung von Benetzungsvorgängen. Und die sind das A und O im Offsetprozess.

    Das Beruhigende in dieser scheinbar formalen Diskussion ist, das man alle diese Dinge messen kann, sowohl in Reinsubstanzen im Labor, als auch an praktisch vorkommenden in der Technik.

    In einer Flüssigkeit, nehmen wir mal Wasser, sind alle Moleküle von gleichartigen umgeben und kuscheln miteinander, weil sie enge Anziehungskräfte untereinander besitzen. Jedes Teilchen (Molekül) hat gleichzeitig Beziehungen zu mehreren Freunden. Nur die Moleküle an den Außenflächen haben Pech: Sie müssen auf der Außenseite der flüssigen Phase mit Fremden zufrieden sein. Die sind in der Regel anders gebaut und pflegen andere Kräfte untereinander. Wenn es sich auch noch um Luft (oder ein anderes Gas) handelt, sind die Fremden auch noch kaum anzutreffen, weil gasförmige Phasen etwa 1000 mal weniger Teilchen pro Volumen haben als kondensierte. Jedes Randteilchen versucht deshalb, wieder ins Innere zu gelangen.

    Wenn keine anderen Kräfte wirken (Gravitation usw.), wird ein Wassertropfen also eine Form annehmen, die eine möglichst kleine Oberfläche besitzt, die Kugelform.

    In der Physik bedeutet gemütlich, möglichst wenig Energie für einen Zustand zu brauchen. Wenn wir einen Tropfen platt quetschen, müssen wir Energie aufwenden. Das ist z. B. der Fall, wenn wir ihn auf einer Offsetplatte flach verteilen wollen (spreiten). Wenn es sich nicht um eine vorgefeuchtete bildfreie Stelle handelt, kriecht er immer wieder zusammen und perlt ab.

    Die Energie, die nötig ist, einen cm² Wasseroberfläche zu bilden, kann man messen. Sie wird als spezifische Oberflächenenergie bezeichnet. Spezifisch bedeutet hier, pro cm² gemessen. Der Begriff ist praktisch, weil er bei gegebener Temperatur einen eigenen Wert für jede Flüssigkeit gibt. So hat z. B.reines Wasser 80 dyn*cm/cm².

    Diesen Bruch kann man kürzen zu 80 dyn/cm. Damit machen wir aus einer Einheit für Energie pro Fläche eine für Kraft pro Länge, also eine Spannung. Durch so eine reine Formalität kommt das Ding zum Namen "Oberflächenspannung".

    Ein Stoff in einheitlicher chemischer Zusammensetzung, mit bestimmtem Aggregatzustand ist eine Phase. Ein zusammenhängender Schluck Wasser ist eine Phase, auch wenn er heiß ist. Der darüber stehende Wasserdampf ist wieder eine eigene Phase.

    Zwei oder mehr Phasen können sich untereinander mischen - oder nicht.

    Wenn wir ein Mischaggregat auslegen wollen oder die Qualität einer Farbe beurteilen, ob sie grießig oder glatt ist, nützt dieser Ausdruck "Phase". Dann wollen wir z. B. wissen, wie gut eine Phase in einer anderen verteilt ist.

    Uns im Offset interessieren ein paar feste Phasen (Platte druckend / bildfrei, Walzen- und Zylinder), zwei flüssige (Feuchtmittel, Farbe) und eine gasförmige, die Luft. Deren Eigenschaften sind der Hauptschlüssel zum Verständnis unseres Druckverfahrens.

    Außerdem interessieren uns noch ein paar Mischphasen - Die verschiedenen möglichen Emulsionen aus Farbe und Feuchtmittel (Wasser-in-Öl und Öl-in-Wasser) und Luft in z. B. Dispersionslack => Schaum.

    Hier habe ich absichtlich etwas geschummelt, weil Farbe und Lack, genau betrachtet, schon Mehrphasen-Gemische sind. Allgemein werden sie als Dispersionen (hier physikalisch gemeint, nicht technisch) bezeichnet. Sie sind bei uns meist fest-in-flüssig oder auch fettig-in-wässrig (Dispersionslack).

    Was soll man unter Rubbelsilber und Rubbelweiß verstehen?

    Meine Antwort:

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    Auf den ersten Blick handelt es sich um zwei Gagfarben. Sie sollen ein darunter gedrucktes Symbol zuverlässig verdecken und sich erst vom Verbraucher durch Rubbeln so weit abkrümeln lassen, dass das Symbol wieder zu Tage tritt. Wo es sich nur um Gags handelt, ist es nicht tragisch, falls man doch im Schräglicht oder irgendwie anders den Unterdruck erraten kann. Anders verhält es sich bei Rubbel - Lotterien. Dort muss die Abdeckung zuverlässig sein, und man muss klar erkennen, wenn jemand das Symbol darunter erkennbar gemacht hat. Sonst können hohe Kosten für den entstehen, der den Druckaufbau zu verantworten hat.

    Es hat einmal in den 90ern hiermit einen spektakulären Schadensfall gegeben, weil die Abdeckung nicht zuverlässig war.

    Die komplette Abdeckung braucht eine ausreichend dicke Farbschicht über dem Vordruck. Dann funktioniert Silber mit den Alu - Flittern als Pigment ganz gut. Deckweiß mit Titandioxid als Pigment ist etwas anspruchsvoller, weil es nicht undurchsichtig ist, sondern nur seinen hohen Brechungsindex anbietet.

    Das Bindemittel sollte eine Art Latex - Matsche sein, damit man den trockenen Farbfilm auch abreiben kann. Klar, das geht am besten im Flexodruck - also aus einem Lackierwerk oder gar in einem extra Lackiergang - oder für große Auflagen im Tiefdruck.

    Unglücklicherweise ist der Ausdruck "Rubbelweiß" missverständlich. Er wird auch verwendet für ein abrasives, also kratzendes Deckweiß. Mit dem kann man z. B. Konturen einer Zeichnung vordrucken. Die erkennt man zwar im Schräglicht, aber für Gags und Kinderheftchen ist es gut genug "unsichtbar".

    Reibt man dann mit einer Kupfermünze oder einem Bleistift über das Blatt, färben sich die Deckweißlinien und geben nach und nach eine Zeichnung frei. Solches Deckweiß kann man locker im Offset verdrucken, weil ja keine Latexfarbe gebraucht wird, und weil unsere Schichtdicken hierfür ausreichen. Man kann nur nicht jedes einfache Deckweiß nehmen, sondern eines mit speziell abrasivem Pigment.

    Für so ein Rubbelweiß bekamen wir einmal eine Reklamation. Der Kunde hatte den Mechanismus missverstanden und meinte, auch mit drei Schichten bekäme man das vorgedruckte Symbol nicht versteckt. Zum Glück hat er erst probiert...