Heidenreich Print ist insolvent und stellt die Produktion ein

  • Die haben ihre Bude seit meiner Lehre schon so oft umfirmiert, dann war der Sohn vom Chef Geschäftsführer, der Nachbar, der Hund, da durfte doch jeder mal. Wir haben da unsere Broschüre vom Techniker gedruckt vor fast 20 Jahren. Das pure Chaos, am Ende haben sie sich nicht an getroffene Absprachen gehalten. Wollten uns Material berechnen, was vorher alles als Sponsoring versprochen war. Letzte saubude war das.

  • Wenn ein Betrieb in Konkurs geht, ist das schon tragisch genug. Braucht eigentlich kein Nachtreten hier im Forum.


    Der Konkurs wird wohl auch anders begründet sein als in der Frustration eines unzufriedenen Kunden vor zwanzig Jahren.


    Ich kenne Heidenreich nicht, habe eben ihre Homepage angeschaut. Aus meiner Sicht sehe ich da einen Mitgrund, welcher zum Konkurs geführt haben könnte: Heidenreich preist sich an zum Veredeln und Individualisieren sowie für die Herstellung von Display-Artikeln. Vor zwanzig Jahren ist jeder Druckerei eingeredet worden, veredeln sei ab jetzt ein Muss und auch das Hohelied vom Individualisieren wurde angestimmt. Die Maschinenbauer verkauften gerne dazu die Maschinen, was sie leider nicht dazu verkauft haben. die Kunden, denen solche veredelten und individualisierten Druckerzeugnisse zu verkaufen sind.


    Bei Heidenreich hat das Geschäftsmodell mit veredelten bzw. individualisierten Drucksachen lange funktioniert. Bei rückläufigen Auflagen, erodierenden Preisen und aufkommender smarter Produktionsweise aber allem Anschein nach nicht mehr. Wer hätte vor zwanzig Jahren gedacht, dass es zum Stanzen von kleinen Auflagen keine Autoplatine mehr braucht, geschweige denn für den Druck eine millionenschwere XL.


    Kommt dazu, dass es gerade für zu veredelnde Drucksachen einen enormen Beratungsaufwand braucht und auch viel Human-Knoffhoff auf allen Stufen des Betriebs vorhanden sein muss. Das gesamte Druckvolumen hat sich in Westeuropa in den letzten zwanzig Jahren um rund die Hälfte verringert. Wahrlich eine selbstmörderische Arbeit, heute eine XL-Maschine mit klein gewordenen Auflagen füttern zu müssen.

  • Ich habe vor 2 Monaten alle Maschinen abbauen lassen weil wir demnächst den Geschäftsbetrieb aus Altersgründen einstellen.

    Heute habe ich wieder 10.000 Briefbogen bei einer Onlinedruckerei zugekauft. Brutto Preis vor 12 Monaten 179 Euro, jetzt 159 Euro!

    Ich glaube mehr muss ich dazu nicht schreiben! Dafür brauche ich keine schwere Technik mehr im Haus haben.

  • Ich habe vor 2 Monaten alle Maschinen abbauen lassen weil wir demnächst den Geschäftsbetrieb aus Altersgründen einstellen.

    Heute habe ich wieder 10.000 Briefbogen bei einer Onlinedruckerei zugekauft. Brutto Preis vor 12 Monaten 179 Euro, jetzt 159 Euro!

    Ich glaube mehr muss ich dazu nicht schreiben! Dafür brauche ich keine schwere Technik mehr im Haus haben.

    Dazu ist zu bemerken, dass auch Online-Druckereien immer mehr ihr Geschäftsmodell in Frage gestellt kriegen. Sammelformdruck ist nicht mehr DER Vorteil, um günstige Preise anbieten zu können. Auch im Onlinedruck sinkt die Auflagezahl pro Form, die Kosten einer XL-Maschine bleiben aber immer gleich hoch. Trotz aller Einrichtroutinen an der Maschine, mit dem Drucker als Discjockey ist nicht einfach Geld zu verdienen.


    Und auf einmal hat der Dorfdrucker wieder eine Chance als Geschäftsmodell, weil der sich aus Kostengründen immer auf eine smarte Produktion beschränken musste.

  • "Wenn ein Betrieb in Konkurs geht, ist das schon tragisch genug. Braucht eigentlich kein Nachtreten hier im Forum"


    Na ja, eine Analyse der möglichen Fehler ist doch für alle lehrreich. Die angesprochene Thematik "Drucken für die Onliner" wäre sicher einen extra Strang wert. Morodin hat vielleicht etwas verkürzt, aber aus meiner Sicht nicht nachgetreten.


    Zum Thema. Heidenreich hat als klassischer Akzidenzdrucker, aus 70x100 kommend, in das 145/162 Format investiert. Mir fallen auf Knopfdruck gleich drei bzw. vier ähnliche Druckereien ein, welche nach der drupa 2008 auf das gleiche Pferd gesetzt haben - alle gibt es nicht mehr.


    Wo lag das Problem?


    Es ist ja nicht nur die größere Druckmaschine. Neue Papierformate, mehr Lagerfläche, zweites Plattenformat, neuer, zweiter Belichter. Neue Schneidemaschine. HD hat "damals" die Bogentrennung in der Auslage nicht hinbekommen. Folglich benötigte man auf einmal eine 176 Schneidemaschine mit Peripherie. Platz, Geld usw. Dann musste man auch erst einmal einen Buchbinder finden, der Druckbögen in der Formatklasse auch verarbeiten kann. Alles sehr teuer, was die zusätzliche Produktivität der Maschine wohl nicht ausgleichen konnte.


    Verpackungsmarkt ist etwas anders. Aber die Reserven in Bünde wurden wohl im oben genannten Bereich verbrannt - in Kombination mit einem kleiner werdenden Markt.


    Das "große" Druckformat im Akzidenzbereich hat nie richtig funktioniert. Weder für HD noch für die Druckereien. Einzig ein paar Onliner haben damals mehrere Maschinen gekauft - und mit ihrer Verhandlungsmasse ordentlich die Preise gedrückt.


    Grüße, Robert,

  • So wie es in dem Image Filmen aussah, haben die sich ja auf "hochwertige" Akzidenzen spezialisiert.Das die auch Online Druck angeboten haben oder für eine Online Druckerei mit produziert haben wäre mir neu.

    Bin gespannt wie es in den kommenden Jahren weiter geht.So wie ich es von HD Service Mitarbeitern so mitbekomme,haben viele die Druckbranche verlassen und orientieren sich ganz neu.Entweder das Unternehmen ist insolvent gegangen oder sie haben einfach die Faxen dicke von der Druckindustrie oder verdienen woanders mehr.

    Wenn ein Kollege Interesse hat an nem Job in einer sehr sehr gut laufenden Druckerei in der Nähe des Bodensees kann er sich gerne bei mir melden!

  • So wie es in dem Image Filmen aussah, haben die sich ja auf "hochwertige" Akzidenzen spezialisiert.Das die auch Online Druck angeboten haben oder für eine Online Druckerei mit produziert haben wäre mir neu.

    Bin gespannt wie es in den kommenden Jahren weiter geht.So wie ich es von HD Service Mitarbeitern so mitbekomme,haben viele die Druckbranche verlassen und orientieren sich ganz neu.Entweder das Unternehmen ist insolvent gegangen oder sie haben einfach die Faxen dicke von der Druckindustrie oder verdienen woanders mehr.