Frage 345, Welche Geistereffekte kennen Sie im Bogenoffset?

  • Meine Antwort:

  • Danke Inkman,


    Mechanische Ghosting ist immer auf der Vorderseite vom Bogen.


    Chemische Ghosting auf der Rückseite. Ich habe dass letztes jahr noch erlebt. Fast 30 Grad im Drucksaal Abends alles in Ordnung, Morgens schrecken bekommen.

    Viel belüften und danach lackiert mit Mattlack.

    Hinterher noch mal gluck gehabt.

    War nach dem Schneiden einzelne fast nichts mehr zu sehen.

  • Ghosting kann mitunter sogar wieder von alleine verschwinden.

    Hatten wir erst letztes Jahr bei einer sehr dunklen Broschüre.

    Wir dachten schon wir müssten den Auftrag neu produzieren.

    1-2 Tage später war nichts mehr zu sehen.


    Gibt es denn auch eine Erklärung zur Entstehung dieser Effekte?

  • Hallo zusammen,

    es gibt ein paar Vorstellungen über die Ursachen der ghosting-Effekte. Sie geben immerhin Hinweise zur Besserung der Lage und zur Vermeidung. Nicht jede Auflage ist zu retten.

    1. "mechanische Ursachen" heißt ja, es gibt an unterschiedlichen Stellen im Motiv irgendwo Aufbauerscheinungen, die so auftragen, dass sie sich im Druckbild abzeichnen. Das muss sofort zu sehen sein, sonst ist es nicht mechanisch. Und es kann nur beim Widerdruck passieren - woher sollte der Aufbau sonst kommen? Ich kenne hier nur den Fall der S+W-Maschine.

    2. rein physikalische Ursachen bedeutet, es ist keine stoffliche Reaktion beteiligt. (Wörtlich umfasst das Wort natürlich auch die Mechanik). So kann Mineralöl aus dem ersten Druckgang im Stapel ausdünsten und in die darüber liegende Bogenseite hineinkriechen. Wenn dort z. B. die Ölaufnahme besonders niedrig ist, kann das beim Widerdruck die Farbannahme beeinflussen. Dann kommt der Geist bei diesem zweiten Gang direkt aus der Maschine und zeigt Stellen mit erhöhter oder erniedrigter Farbdichte. Das lässt sich nicht mehr ausheilen. Manchmal gibt es hier auch Glanz-Matt-Erscheinungen. Die lassen sich in Einzelfällen ausheilen. Dieser Effekt passiert klar auch bei rein wegschlagend trocknenden Farben, braucht also gar keine oxidative Verfilmung, nur Mineralöl.

    3.Die größte Gruppe hat chemische Ursachen, die oxidative Verfilmung. Je nach Heftigkeit werden gasförmige Stoffe (Aldehyde, unterschiedliche Kleinmoleküle) ausgedünstet und setzen sich im Stapel in die Bogenrückseite. Deshalb lüften, lüften, lüften. So etwas passiert an warmen Tagen stärker als an kalten. Eine höhere Stapeltemperatur bringt auch mehr Ausgasen, klar. Mit großen Farbflächen ist auch einfach mehr Material vorhanden zum Ärgern als mit kleinen. Volltonflächen sind wahre Effektverstärker für Glanz-Matt-Profile. Und dunkle Flächen ganz besonders.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

    s. a. Fragen 35 allg., 37 Rückseitenvergilbung, 38 Glanz Matt, 153 Gegenätzen

  • Dies passt somit auch zu unserem "Geister"-Auftrag.

    Es waren viele ziemlich dunkle Volltonflächen, teils mit Negativschriften.

    Das Ghosting ging kurz nach der Weiterverarbeitung (falzen, Rückendraht) von alleine weg.


    Mal wieder vielen Dank für deine interessanten Fragen und natürlich auch für die Antworten inkman .