Allgemein sagen wir ja, der Flachdruck lebt von Vorstellungen über Benetzungsvorgänge. Wie sehen wir aktuell diese Frage?
Auf der klassischen Offsetplatte benetzt die Farbe die druckenden Partien, weil sie aufgrund ihrer niedrigen Oberflächenspannung praktisch alle Materialien benetzt. Sie benetzt ja auch problemlos die bildfreien Partien, solange darauf kein Wasser liegt. Oberflächenspannungen und Benetzungsvorgänge sind hier also wenig hilfreich. Wir schauen besser auf die Substanzen. Und da sorgt die Wasserschicht auf einer gefeuchteten Platte dafür, dass von den bildfreien Partien die Farbe (das Farbemulgat) nicht angenommen wird, sondern abperlt. Genauer besehen, schafft sie es nicht, durch die Wasserschicht hindurch die Eloxalschicht der Platte zu erreichen. Das ist schon ein bisschen kompliziert und macht vielen unserer Fachleute Schwierigkeiten.
Im wasserlosen Offset ist es übersichtlicher: Silikon (bildfreie Partien) lässt sich mit seiner besonders niedrigen Oberflächenspannung von der Farbe gar nicht benetzen. Dazu muss sie gar nicht abperlen. Sie bleibt einfach nicht darauf haften. Auf den druckenden Partien (z. B. oxidierte Aluminiumoberfläche) dagegen wird sie gut angenommen. Hier kann man sehr nützlich mit Oberflächenspannungen argumentieren.
Bei Papier- und Polyesterplatten und besonders bei den Silberdiffusionsplatten wäre es für mich als Chemiker interessant, die kontaktierenden Substanzen zu kennen. Leider ist es hier nicht leicht, solche Informationen zu bekommen. Ich habe es einige Jahre bei Plattenleuten und auf DRUPAs versucht, bekam aber nur „kaufmännische“ Auskünfte. Aber grundsätzlich ist Ähnliches zu erwarten wie auf der Alu-Platte.
s. a. Frage 230