Meine Antwort:
Der Dispersionslack und auch die wässrigen Flexofarben für das Lackierwerk trocknen durch
1. Verdunstung von Wasser - klar, weiß jeder.
Während derVerdunstung des Wassers im Stapel wird die Menge an Flüssigkeit so klein, dass auch das darin gelöste alkalische Medium (aminartig) nicht mehr bleiben kann und sich verflüchtigt. Dadurch sinkt aber auch der pH-Wert in der Restflüssigkeit zum Neutralpunkt hin, und die Bindemittel fallen in ihrer Form als "Fettsäuren" aus. Somit sind sie inert (unlöslich und chemisch ziemlich tot). Man kann den Lack- oder Farbfilm nicht wieder wegwaschen, solange man kein neues Alkali, also Lauge dazu gibt. Der Film ist also
2. wasserfest.
Beide Vorgänge spielen sich in Minuten bis Stunden im Stapel ab, je nach Lüftung.
Unsere modernen Bindemittel sind so gebaut, dass sie aus ganz langen Molekülketten bestehen. Die sind zwar zu groß um zu wandern. Aber sie bewegen sich wie Schlangen in der Grube - das ist die Wärmebewegung. Je wärmer die Stapelluft ist, desto quirliger geht das. 10 bis 15 min sind in unserer Praxis eine Größenordnung. Die schlangenförmigen Moleküle verknoten und verschlingen untereinander zu Knotenhaufen - wie Wolle in Einzelfäden. Oder wie mein Kabel vom Rasenmäher. Auch wenn das gar kein chemischer Prozess ist, weil alle Moleküle sie selbst bleiben, bewirkt dieses Ineinander-Umschlingen eine unglaubliche
3. Filmfestigkeit, deutlich besser als unsere gute alte oxidative Vernetzung von Pflanzenölen & Co. Das erst bringt die fantastische Scheuerfestigkeit der Dispersionen. In anderen technischen Anwendungen von Acrylat - Dispersionen passt man die Bindemittel genau für die Verarbeitung so an, dass sie erst ab einem beabsichtigten Temperaturbereich koagulieren. Man steuert die technische Bearbeitbarkeit und die Endfestigkeit genau nach Bedarf.