Tret-Tiegel gesucht

  • So ein Glück, dass ich über dieses Forum gestolpert bin!


    Ich suche, wie die Überschrift schon sagt, ein Tret-Tiegel. Dabei habe ich keine bestimmte Marke, Modell o.ä. im Sinn.

    Es wäre wunderbar, wenn der Tiegel einwandfrei funktioniert, ich scheue mich aber auch nicht von Restaurationsarbeiten?

    Gesucht wird der Tiegel für die Herstellung von Papeterie und Postkarten in einer kleinen Anzahl


    Freue mich, wenn ich hier fündig werde


    Herzliche Grüße :)

  • Acid Green

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Bei maschinensucher.de ist unter dem Suchwort "Trettiegel" ein sehr schönes Exemplar zu finden.


    Der Preis muss erfragt werden, liegt wahrscheinlich weniger bei 49 Euro fufzig als vielmehr bei 5000 bis 8000 Euro. Das ist die Preisspanne, welche ich bei gelegentlich ausgeschriebenen Maschinen gesehen habe.


    Der ausgeschriebene Tiegel bei maschinensucher.de sieht topp aus, einzig die Farbwalzen müssten wohl neu gemacht werden. Kollege "Boston Presse" kann dazu aber bestimmt eine bessere Einschätzung geben.


    Ich denke, die Gesamtinvestition von gegen 10000 Euro dürfte zu hoch sein für einen Hobbydrucker und auch zu hoch für einen Profi, der von der Herstellung von Papeterie und Karten leben will.


    Für den Hobbydrucker empfiehlt sich da eher ein Handtiegel und für den Profi der gute alte OHT, der unter Umständen günstiger zu haben ist als ein Trettiegel. Oder dann gibt es auch landauf, landab Typooffizine, in welche sich der Interessierte tageweise "einmieten" kann, Anleitung und Fachberatung inklusive.

  • Es ist wichtig zu wissen was mit der Maschine produziert werden soll. Zum klassischen Drucken ist ein Handtigel warscheinlich ausreichend. Soll jedoch geprägt werden wie z.B. im modernen Letterpress, reicht die Druckkraft nicht aus. Was die Preise anbelangt,wird sehr unterschiedlich viel verlangt, meiner Meinung nach oft zuviel aber es kommt auch auf den Zustand an. Ob die aufgerufenen Preise auch erzielt werden, ist nicht bekannt. Der Heidelberger Tiegel mit 40 Tonnen Druckkraft ist zur Zeit sehr preiswert zu haben, etwa zwischen 0,00 und 1500,00 Euro. Für das Geld und Formatklasse, gibt es keinen " besseren" Tiegel.

  • Vielen Dank für die Links - bis jetzt war leider die Suche noch erfolglos bzw. Habe ich noch keine Rückmeldung bekommen, aber ich warte jetzt noch kurz ab :)


    Ich wollte noch kurz die oberen Fragen beantworten. Wir produzieren in einer kleinen Zahl Papeterie für Hochzeiten, schön wäre es, wenn wir selbst das Letterpress anbieten könnten, sowohl aus wirtschaftlicher aber vor allem aus kreativer Sicht, da wir wirklich sehr gern handwerklich arbeiten. Ein Trettiegel wäre ideal, da wir zwar ein Studio haben, aber dennoch der Platz begrenzt ist und auch der Starkstromanschluss an einer blöden Stelle sitzt. Wenn wir im Laufe der nächsten Wochen nicht zufällig das perfekte Stück finden, wirds wohl doch wie Heidelberger und wir müssen und neu arrangieren. Die bis jetzt aufgerufenen Preise waren ebenfalls zu hoch, wenn auch gerechtfertigt. Unser Limitt ist aktuell um die 750,-€ und wir sind bereit selbst noch Arbeit reinzustecken.


    Aber vielen herzlichen Dank und ich freue mich über noch mehr Empfehlungen

  • Tellhem, vielen Dank für die Erläuterungen.


    Interessant zu wissen wäre, ob ihr drucktechnische Vorbildung habt? Der Heidelberger-OHT ist für die Herstellung von ein paar "Papeterie" nicht die richtige Maschine, da Einrichten und Putzen nach dem Druck ungleich aufwändiger sind als bei einem manuellen Tiegel.


    Der von Poston Presse postulierte Null-Euro-Heidelberger kostet zudem auch nicht null Euro. Der steht beispielsweise im zweiten Stock ohne Lift oder muss teildemontiert werden, damit er durch die Türe passt. Kostet ganz schnell einmal eine vierstellige Summe.


    Der günstigste OHT auf Palett, den ich zum Verkauf ausgeschrieben gesehen habe, kostet 350 Euro. Dazu kommen Mehrwertsteuer, Transport, Ablad, Aufstellung, Elektriker, mindestens neue Farbwalzen und Verbrauchsmaterial, alles in allem weit über dem Budget von 750 Euro. Zudem braucht dieser OHT ganz viel Schweiss fürs Putzen und Zurechtmachen. Zumindest der ist gratis.


    Warum denkt ihr, nur mit Letterpress kreativ arbeiten zu können? Ich als grafischer Fachmann jedenfalls wäre mit meinem Hochzeitsplaner nicht zufrieden, wenn er mir ein bisschen Farbe von Bleibuchstaben in Papier gedrückt als "kreativ" verkaufen würde. Im besten Fall ist einfacher Letterpress für mich Nostalgie, die Sehnsucht nach der Zeit, in der man sich die Kreativität des modernen Druckens gewünscht hat...

  • Hallo Cyberfish,

    na da muss ich aber ganz heftigst widersprechen.

    Ich glaube fast, du hast nicht gesehen, was heutzutage so alles gemacht wird, das ist weit mehr als nur Bleibuchstaben ins Papier drücken.

    Da finde ich den modernen Druck eher langweilig, klar kriege ich die tollsten und schärfsten Farben aufs Papier, aber am Ende ist es dann doch nur der Aldi-Flyer, der direkt im Müll landet.


    Buchdruck, oder eben Letterpress ist weit mehr als nur Nostalgie.

    Sonst hätte ich auch keine Kunden, die mir ohne zu Murren fast zwei Euro pro Visitenkarte bezahlen.

    Und ich brauche da keine Millionen Euro teure Maschine für, sondern das kriege ich mit meinem wohl schon über einhundert Jahre altem Tiegel hin.

  • Da teile ich mit Monstermonster meine Meinung. Was Cyberfisch da scheibt kann ich nicht bestätigen. Mit Bleibuchstaben ist Letterpress (wie er heute verstanden wird) nicht zu machen. Da müssen schon Klischees her. Ob die Druckkraft eines Trettiegels ausreichend ist, kommt sehr auf die Ansprüche an. Daß ein Heidelberger Tiegel mehr Reinigungs und Pflegeaufwand benötigt als ein Hand/Trettiegel ist schlichtweg falsch. Im gegenteil ein Farbwechsel bei einem OHT dauert 10 Minuten, die Handwäsche bei dem Trettiegel leicht das doppelte, ebenso verhält es sich mit dem Einrichten einer Form. Ja, der Platzbedarf ist für den OHT evtl.etwas größer aber er punktet mit 40 Tonnen Druckkraft. Geölt und geputzt müssen beide Maschinen gleich viel. Zu den Preisen: Die in den Anzeigen aufgerufenen Preise für den OHT sind kein Maßstab,denn die werden sehr selten auch bezahlt. Der Transport und deren Kosten sind für einen OHT oder einen Tret-Tiegel fast gleich. MwSt. wird evtl.nur fällig, wenn ich bei einem Händler kaufe. Der verlangt generell mehr, da er eine Gewährleistung erbringen muß.

  • Hallo Monstermoster


    Auf Youtube ist aus der Handwerk-Serie "Der letzte seines Standes" die Episode "Der Schriftsetzer aus Nördlingen" zu finden. Eine wunderbare Ode an das althergebrachte Schriftsetzer-Handwerk. Der Meister erzählt von seinem geliebten Beruf, wie er mit Bleilettern einem Text "Gewicht" gibt und das Arbeiten mit dem Winkelhaken für ihn zum meditativen Ereignis geworden ist.


    Im Film wird gezeigt, wie eine Speisekarte gesetzt und gedruckt wird. Das Endresultat sieht so aus, wie eine Speisekarte eben auszusehen hat. Nicht besser und nicht schlechter, als man diese mit modernen Druckverfahren mit wesentlich weniger Aufwand auch herstellen könnte. Ich will damit sagen, dass Buchdruck nicht per se kreativ oder eben Kunst ist, auch dann nicht, wenn er zur esoterischen Findung des Setzers gehört.


    Wo ist überhaupt der Unterschied, ob eine einfache Karte im Buchdruck, Offset oder Digitaldruck hergestellt ist? Für mich ist der nirgends zu finden, ausser vielleicht auf der Rechnung. Mit "Quetschrändchen" und "Schattierung" des Buchdrucks als "kreatives Merkmal" kann ich definitiv nichts mehr anfangen.


    Ebenfalls auf Youtube sind viele Beiträge zu finden, wo mittels Letterpress wahre Druckkunst zelebriert wird. Für mich sehr interessant, dass es heute vor allem junge Menschen sind, die sich mit dem alten Handwerk auseinandersetzen und das Druckverfahren, kombiniert mit moderner Druckvorstufe, bis zum äussersten ausreizen. Da hat für mich der Buchdruck seine Berechtigung als Kunstform, wenn mit diesem etwas hergestellt werden kann, was in anderen, weniger aufwändigen Druckverfahren nicht erreichbar ist. Mit dem lithografischen Flachdruck werden heute auch keine "Aldi-Prospekte" mehr hergestellt, Lithografie ist zur reinen Kunstform geworden, wo "Kunst" wirklich mit "Können" gleichgesetzt werden kann. Ich bin der Meinung, Letterpress wird bzw. muss sich auch in diese Richtung entwickeln.


    Daneben sind auf Youtube auch andere "Schwarz-Künstler" zu finden, denen offenbar niemand gezeigt hat, wie ein Winkelhaken überhaupt in die Hand zu nehmen ist. Da werden dann Fraktur- oder Schreibschrift-Versalien zusammengestiefelt, im Domino-Verfahren zur Form geschlossen, millimetertief aufs Papier geschmiert, um anschliessend das Gequetschte stolz in die Kamera zu halten. Ist das nun kreativ, einzigartig, vielleicht sogar Kunst? Das muss jeder für sich selbst beantworten. Für mich jedenfalls sind solche Jekami-Machwerke typografische Pornografie und niemals der Schwarzen Kunst zugehörig.


    Ich hoffe, mit meinem Text niemandem auf den Schlips getreten zu sein. Meine Hochachtung gehört allen, welche den Buchdruck heute noch leben und davon leben können.


    ...und das mit dem Schlips wird ja kaum möglich sein. Auch Setzer und Drucker tragen heute keine Kravatte mehr...




    Zum Einwand von Boston Presse


    Die Wette, ob etwas "Papeterie" mit dem Tischtiegel oder am OHT schneller gedruckt ist, gehe ich gerne ein.

    Einmal editiert, zuletzt von Cyberfisch () aus folgendem Grund: Text präzisiert, ergänzt und korrigiert

  • Wo ist überhaupt der Unterschied, ob eine einfache Karte im Buchdruck, Offset oder Digitaldruck hergestellt ist?

    Ein Buchdrucker stellt diese Frage? Das hätte ich nur von einem Berufsfremden erwartet. Der Informationsgehalt ist warscheinlich gleich. Bei der Ausführung ist der Unterschied genau so wie zwichen einem Maßschuh und einem China-Import. Wenn ich beide auf das Minimum reduziere, umschließen beide doch nur meine Füße.

    Warum also mehr Geld ausgeben? Mehr will ich dazu nicht sagen.

  • Wir arbeiten aktuell mit einer Druckerei, die für uns die Letterpress Sachen anfertigt. Das würden wir gern in Zukunft selbst machen. Wir haben sowohl mit einer Heidelberger als auch einem Trettiegel arbeiten dürfen und haben die Erfahrung. Wir haben Ideen, die wir im Moment so nicht umsetzen können, da uns die Möglichkeit für das experimentieren fehlt. Auch sehen wir im Letterpress extrem viel Potential, aber das muss ich hier gar nicht groß erzählen, da seid ihr bestimmt gleicher Meinung.


    Übrigens, falls ihr doch noch was findet, wir freuen uns riesig darüber! Auch ist der Transport kein Problem für uns :)


    Ich danke euch!

  • Ein Buchdrucker stellt diese Frage? (...)

    Dass ich hier als "Nestbeschmutzer" der Buchdruckerkunst gehandelt werde, kann ich natürlich nicht stehenlassen.


    Wer meine Texte hier ohne angeschwollene Zornesader liest, wird diese auch verstehen: Es macht keinen Sinn, mit grossem Aufwand etwas im Buchdruck herzustellen, wenn das gleiche Resultat in anderen, wesentlich weniger aufwändigen Druckverfahren zu erreichen ist. Wo der Buchdruck seine Berechtigung hat, beispielsweise als Druckkunst, habe ich nie in Frage gestellt.


    Der Vergleich von Bosten Presse zwischen Massschuh und China-Import kann auch nicht stehengelassen werden, wenn er mit "Massschuh" Buchdruck meint und alles andere mit "China-Import". Ich jedenfalls habe die gesamte Entwicklung vom Buchdruck, über Offset bis Digitaldruck mitgemacht, von Bleisatz, Reinzeichnung, Fotosatz bis DTP, nie hätte ich gemeint, "China-Import" herzustellen. Nein, ich habe alle neuen gestalterischen und drucktechnischen Möglichkeiten stets begierig aufgenommen, weil diese meine Arbeit vielseitiger gemacht haben.


    Buchdruck ist in erster Linie Handwerk und erst wenn das Handwerk aus dem ff beherrscht wird, kann Buchdruck kreativ werden. Fragesteller Tellhem, der seinen Ausführungen nach nur wenige Buchdruck-Kenntnisse hat, wird sich erstmals mit dem Buchdrucker-Handwerk auseinandersetzen müssen, bevor er, wenn noch nicht müde geworden, kreativ zu experimentieren beginnen kann. Dafür braucht er dann auch noch den tiefen Griff ins Notenfach.


    Wie geschrieben, kreativ kann man auch ohne Buchdruck sein. Tellhem würde ich darum empfehlen, seine Kreativität mit den modernen Druckverfahren auszuleben. Mit einem guten Farblaser, einer kleinen Schneidemaschine und vielleicht einem Laminiergerät für den Anfang hätte er ungemein mehr kreative Möglichkeiten als mit Handtiegel und Setzregal.

  • Wie geschrieben, kreativ kann man auch ohne Buchdruck sein. Tellhem würde ich darum empfehlen, seine Kreativität mit den modernen Druckverfahren auszuleben. Mit einem guten Farblaser, einer kleinen Schneidemaschine und vielleicht einem Laminiergerät für den Anfang hätte er ungemein mehr kreative Möglichkeiten als mit Handtiegel und Setzregal.

    Meinungen möchte ich nicht in Frage stellen, nur kann ich das in diesem Fall nicht übernehmen. Mag sein,daß mein "Maß-Schuh" Vergleich etwas hinkt, doch möcht ich zu dem Zitat einen neuen Vergleich anstellen: Ein Maler der mit Farbe und Pinsel arbeiten möchte, kann ich doch nicht davon überzeugen eine digitale Kamera zu kaufen, nur weil er mit Photoshop und Tintendrucker preiswerter produzieren kann. Es gibt hier mehrere Blickwinkel: Kunst, Handwerk und Industrie. Ich finde es toll,wenn sich jemand für das "Alte" Handwerk interessiert - und er werden immer mehr. Wie heißt es doch:

    Gott grüß die Kunst!

  • Ihr driftet vom eigentlichen Thema ab. Auch wenn ich es sehr interessant finde etwas über verschiedene Ansichtsrichtungen zu lesen, für uns ist es ganz klar: Wir können den Letterpressdruck so nicht anbieten, wollen es aber. Auch das kreative Arbeiten wurde vielleicht in der Hinsicht hier falsch verstanden - wir arbeiten sehr kreativ und das ebenfalls deutlich professioneller, als mit einem kleinen Drucker oder Laminiergerät. Jedoch mussten wir bis jetzt alle Aufträge mit Letterpress über eine (etwas in die Jahre gekommene) Druckerei anbieten und waren/sind seeeehr eingeschränkt mit Farben, Größen etc.. Wir wollen uns jedoch weiter entwickeln und wollen das deshalb auch selbst machen. Deswegen suchen wir immer noch und lassen uns gar nicht abbringen von der Idee :))


    Liebe Grüße,


    Zwei Mädels, die endlich einen Trettiegel wollen 🥰