Beiträge von Monstermonster

    Ein Winkelhaken wäre ja eigentlich DAS Werkzeug was da rein muss. Hätte ich auch über für ein paar Euro.

    Ein paar dicke grüne Handschuhe, graue Putzlappen, Schnittreste vom Buchblock, alles Dinge mit denen er bestimmt viel hantiert hat.

    Das schöne an diesen alten Maschinen ist ja, das solange nichts großes gebrochen ist oder fehlt, die meisten Teile von einem halbwegs fähigen Schlosser problemlos repariert, oder nachgebaut werden können.

    Ich kenne das nur zu gut, mein Tretriegel ist schon weit über ein hundert Jahre alt.

    Das Pedal fehlte, an einem ähnlichen ausgemessen, mein Vater hat mir dann aus einer Lenkstange fürs Auto und einem Bremspedal was neues geschweißt.

    Funktioniert tadellos.

    Da sind dann meistens wirklich die neuen Walzen das teuerste.

    Wenn man Glück hat und einen Schlosser findet, der Spaß an sowas hat und etwas Abwechslung mag, wird es auch nicht so teuer.


    So sieht das an meiner aus, ist aber auch ein größeres Modell.

    Deine hat damals Orginal wahrscheinlich die einfachen Federhaken gehabt.



    Eine Schlosserei mit einer Drehbank sollte eigentlich keine Probleme haben, sowas recht schnell herzustellen. Am besten mit einer Walze hin und genau erklären.


    Es gibt auch (ich glaube aus England) Walzenlager die aus zwei Scheiben mit einer dicken Gummischicht in der Mitte bestehen. Man kann die Scheiben zusammenschrauben, dadurch wird das Gummi gepresst und ragt dann über die Scheiben hinaus, so kann man individuell den Durchmesser einstellen.

    Was du für den Anfang machen kannst, ist die Lager sauber mit Tesafilm umwickeln, bis sie den gleichen/größeren Durchmesser wie die Gummiwalzen haben. Ist zwar nicht optimal, aber für den Anfang sollte es langen.

    An meinem Trettiegel ist eine ähnliche Halterung, da sitzt aber die Schöpfwalze einzeln und die Farbwalzen an einem Arm, der aber deutlich kürzer ist.

    Ich denke das wollte der Drucker auch damals so haben, hat dann aber mit den Maßen nicht ganz geklappt.

    Also,

    die Walzenhalterung ist eindeutig nicht Orginal und wurde später neugebaut.

    Der Tiegel lief auch ursprünglich mit drei Walzen, die saßen aber einzeln an diesen Federstangen mit Haken (heißt wahrscheinlich irgendwie anders) in dem schwarzen Teil, man sieht da ja das dritte Loch.

    Weil die neue Halterung zu weit nach unten ragt gibt es das Problem mit dem gegen das Korpus drücken.

    Ein Problem sind auch die Laufrollen, eigentlich müssen sie zwingend den gleichen Durchmesser wie die Gummiwalzen haben.

    Da sie aber kleiner sind, rollen sie auch etwas langsamer als die Gummiwalzen, dadurch kann dann das Druckbild verschmieren. Nicht viel, aber bei feinen Motiven kann das durchaus ein Problem sein.

    Wichtig ist auch die Laufschienen so einzustellen, dass die Gummiwalzen nur ganz leicht über das Druckmotiv rollen, sonst schmiert es auch.

    Auch müssen die Lager für die oberste Walze einen größeren Durchmesser haben als die Walze selbst, die ist einzig dafür da, Farbe von der Metallwalze im Farbwerk aufzunehmen und sie auf dem Farbteller zu verteilen.

    Da sie jetzt auch auf dem Motiv wendet wirst du an der Stelle immer einen dickeren schmierigen Streifen im Bild haben.

    Man kann aber auch ohne das Farbwerk drucken, dann einfach die beiden Laufschienen am Farbwerk so weit hochschrauben, dass die Gummiwalze nicht an die Metallwalze rankommt. Das mache ich auch immer, wenn ich kleine Auflagen drucke, es dauert immer ewig das Farbwerk sauberzumachen.

    Dann einfach etwas Farbe (weniger ist mehr, es muss leise zischen und nicht laut schmatzen beim Drucken) auf dem Farbteller verteilen und ein paar mal hin und her rollen.

    Die oberste Walze verteilt die Farbe über den Teller und verhindert so auch die unregelmäßige Einfärbung.



    Die kleine Presse diente wahrscheinlich zum prägen und stanzen. Wenn in dem oberen Teil runde Löcher sind, konnte man da auch Heizpatronen einsetzen und die Presse dann auch für die Heißfolienprägung benutzen.

    Natürlich ist es geil, die geradezu pornografisch ausgestellten Maschinen zu begaffen. Aber Montagmorgen, noch besoffen von den vielen Drupa-Eindrücken, zurückgekehrt in den Druckalltag, die Frage: «Wie kann mit diesem Museum hier überhaupt noch gearbeitet werden», brauche ich definitiv nicht.

    Da schiele ich doch mal rüber zu meinem ein hundert Jahre alten Trettiegel und der

    Korrex von 1958…

    Aber ich backe ja auch nur gaaaaaaanz kleine Brötchen in einer ganz kleinen Nische.