Frage 318, Wenn man den pH - Wert des Feuchtmittels zum Neutralpunkt hin anhebt, welche neuen Schwierigkeiten muss man dann auf anderem Wege bekämpfen?

  • Meine Antwort:

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    Der klassische Bereich für ein Feuchtmittel im Offset ist 4,7 bis 5,3. Um so wenig Kalziumkarbobat wie möglich aus dem Papier- oder Kartonstrich herauszulösen, wird immer wieder versucht, näher an den Neutralpunkt pH 7 heranzukommen. Hier kann jeder kleine Schritt schon eine Entspannung bringen, da Kalziumkarbonat gerade ab pH 5,3 nach unten deutlich angegriffen wird.

    Steigt der pH-Wert, dann drohen diverse Tonerscheinungen: Raster laufen zu, bevorzugt im Magenta, aber häufig auch im Gelb. Das Freilaufen der Platte wird schwerfälliger.

    Also muss man diese Erscheinungen auf andere, eigene Weise bekämpfen. Hier kann man z. B. Komplexbildner (z. B. Entkalker) oder andere Substanzen einsetzen. Diese haben jedoch wie jede Medizin auch Nebenwirkungen. So tritt auf Walzen schon mal ein Blanklaufen auf. Sie transportieren dann keine Farbe mehr, weil ihre Oberfläche polar geworden ist und sich wie die bildfreien Partien der Platte verhält. Wenn dann noch z. B. genügend Gummiarabikum im Feuchtmittel ist, wird diese Tendenz noch verstärkt.

    Man muss in solchen Fällen immer abwägen, ob ein Ziel nicht mit einer noch unangenehmeren Störung erkauft wird. Es ist also nicht unbedingt falsch, den pH anders einzustellen, als es die Schulmeinung sagt. Man muss es nur sehr kontrolliert tun und am besten schon vorher wissen, welche Nebenwirkungen wie bekämpft werden.

    Einmal editiert, zuletzt von inkman (4. Dezember 2021 um 12:19)

  • Also meine Erfahrungen mit einem höheren ph Wert sind eher schlechter, als wie mit einem zu niedrigen. So haben wir z. B. immer noch einen Eimer mit Zitronensäure, der hin und wieder zum Einsatz kommt, wenn wir höhere Auflagen mit viel Gold drucken. Hier durch wird tonen vermieden. Die Platten laufen besser frei.

  • Macht es denn Sinn, die gepufferten Feuchtmittelzusätze abzuändern? Funktioniert das denn? Das ist mir zu viel Hexenküche! Wenn ich Probleme mit dem Feuchtwasser habe, setze ich mich mit dem Hersteller zusammen! Kann mir nicht vorstellen, wenn ich da rumwurschtle,das das von Erfolg gekrönt ist! Habe auch gar nicht das Equipment um das alles nachzumessen!

  • Macht es denn Sinn, die gepufferten Feuchtmittelzusätze abzuändern?

    Nein, da hast du ganz recht. Auch wenn das ein Chemiestudent im zweiten Semester lernt, ist es doch schon Spezialwissen. Man sollte wissen, welches Puffersystem gerade drin ist, um es modifizieren zu können - oder es gegen das austauschen, das für den beabsichtigten Bereich besser geegnet ist. Man muss darin die Lage des Pufferbereiches und die Pufferkapazität berücksichtigen, damit es nicht Zufallsarbeit wird.

    Und - nebenbei - auch als Anorganiker habe ich immer lieber den Chemotechniker um Rat gefragt, der diese Produkte bei uns verwaltete, weil der eine tiefe Erfahrung mit den Zusätzen hatte. Auch bei uns ist die praktische Erfahrung sehr hilfreich.

  • Vor nicht einiger Zeit, hatte ich diese Ablagerungen auf den Walzen ( Alle Farben) der erste Gedanke war, Wasser zu sauer!

    Das Feuchtwasser ist vom Hersteller analysiert worden! War aber nichts auffällig! Zusatz gewechselt und die Sache war erledigt!

    @karsten.

    Ich kann mir gut vorstellen, das ein Fingerhut Zitronensäure bei Metallic helfen kann! Probleme mit freilaufen hatten wir auch!

    Es gibt spezielle Feuchtmittelzusätze für Metallicfarben, haben wir auch eingesetzt. Mit mäßigem Erfolg! Es lag eindeutig an der Farbe! Und nicht am Wasser!

  • Ein Fingerhut auf 120l denke ich bringt nicht wirklich etwas. Wir nehmen die Kappen von den sprühdosen für das kettenspray. Wenn das pulver verklumpt ist, gerne Tennisball Größe. Wie gesagt lieber zu sauer, als zu basisch. Mit dem normalen zusatz ist das feuchtmittel eher an der oberen Grenze bei 5.2-5.4ph.

  • Kappen von Sprühdosen…..herrlich, überall das gleiche 😉😀

    Irgendwie arbeiten wir doch in einem seltsamen Gewerbe, auf der einen Seite eine Millionenschwere Investitionen von Druckmaschinen, automatisiert bis zum geht nicht mehr! Auf der anderen Seite, eine Verschlusskappe Zitronensäure.Manchmal schwer zu verstehen, das ganze😉

    Einmal editiert, zuletzt von Brandeilig (4. Dezember 2021 um 23:19)

  • Weißt Du, wenn ich die Aktuelle Print Online lese!,

    „Die neue Dimension im Großformat“

    Und dann laufen wir mit einer Verschlusskappe Zitronensäure um die Maschine….da hab ich Kopfkino😅

    Wir wissen das wir uns damit behelfen können, nur im Sinne des Erfinders ist das bestimmt nicht😉

  • Das Feuchtmittel bzw. der Zusatz wird zumindest laut meinem Gefühl immer wichtiger. Ich habe den Eindruck das der Einfluss auf die neue Generation von Materialien (Platten, Farben, etc.) immer größer wird.

    Ich habe da auch mittlerweile von Top bis Flop alles gesehen. Es kommt aber auch immer auf die Kombination an..

  • Guten Morgen☀️

    Ich bin so froh, das ich mit Hilfe des Forums, Herstellers und ein wenig Glück , die richtigen Produkte gefunden habe! Im Moment läuft alles problemlos…… hoffentlich bleibt das alles so😉