Beitrag 260, Wo liegen die Motive für Skalensystemen mit mehr als vier Grundfarben?

  • Einfachste Antwort wäre "Farbraum- Erweiterung". Das ist aber zu platt.

    Natürlich gibt es Zwänge zu zusätzlichen Skalenfarben, wenn bestimmte Motive farbtonmäßig nicht erreichbar sind. Aber ehe man auf ein zusätzlichen Werk kommt, reizt man doch erst alle anderen Möglichkeiten aus, siehe auch Fragen 53 und 114.


    Die Firma PANTONE hat einmal versucht, eine Skala aufzubauen, die möglichst viele Töne des damaligen PANTONE- Fächers hinreichend brauchbar trifft. Und nach der eigenen Darstellung kam sie auf einen Satz von 6 Farben, mit denen man auf 90 % Treffer kam, PANTONE HEXACHROME. Man dachte sich, dass es z. B. beim Druck von Verpackungen und Etiketten oft Fächertöne gab. In solchen Druckereien gab es auch häufiger Maschinen mit 6 Werken. Mit denen konnte man entweder zwei PANTONE- Töne zusätzlich zur Skala erreichen, oder mit dem speziellen Farbensatz praktisch beliebig viele auf einem Bogen. Damit gab es einen wirtschaftlichen Grund für ein solches besonderes Skalensystem.


    Einen rein theoretischen Ansatz verfolgte einst Harald Küppers mit einem Siebenfarben - Druck. Er war eifriger Verfechter der UCR (under color removal, Unterfarben - Reduzierung). Um die Farbschichtdicke möglichst weit zu reduzieren (Ablegen, Trocknung ...) suchte er sich 7 Farben inklusive Schwarz aus, die es erlaubten, praktisch nie mehr als zwei Buntfarben übereinander zu drucken. Die Idee ist theoretisch brillant, hatte aber verständlicherweise keine echte Verbreitung gefunden.


    Dann gab es noch eine Reihe anderer Ideen:


    FMsix von M.Y. PrinTech B.V. in NL verwendete Normfarben und dazu zwei andere. Dabei kann Orange, Blau oder Grün gewählt werden - je nachdem, was besser passte.


    OPALTONE kombinierte CMYK mit RGB, also 7 Farben. Hier ist "RGB" wie auch an anderen Stellen, wo es angeblich gedruckt wird, ein Schwindel. Das RGB - System baut auf Leuchtfarben auf. Und ich habe noch keine Lämpchen gesehen, die im Offset druckbar wären. Es ist klar, was die Leute wirklich meinen. Aber da finde ich z. B. FMsix seriöser, der eine Farbphilosophie aufbaut und nicht einfach Slogans umsetzt.


    Einen noch exotischeren Ansatz verfolgte ederMCS. Sie kombinierten 4 Grund - Skalenfarben mit 3 Sekundärfarben und 6 Zwischenfarben in einem theoretischen System, aus dem sie nach Analyse der Druckobjekte nur die am besten geeigneten Farben zum Skalendruck auswählten.


    Kodak Spotless postulierte 5, 6 oder 7 Skalenfarben, um Sonderfarben zu vermeiden.


    Es gab auch Ansätze mit Effektfarben, vielleicht eine wirklich originelle Idee. EKART-WERKE hat eine eigene Skalenwelt mit Metallicdrucken aufgebaut: MetalFX.

    Auch MIPP, Metallic Integrated Process Printing, von Pantone Inc und Eckart- Werke verband den Vierfarbendruck mit Metallicpigmenten - reizvoll.


    Petzold Concept und hubergroup brachten einen sehr ehrgeizigen Namen: ECP, Exact Colour Print. Es verwendete 4 Skalenfarben mit normaler oder erhöhter Dichte plus Effektfarben.


    Es gab noch weitere. Aber nicht jede solche Orchideenblüte lebt ewig.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Inkman,


    einige der Systeme sind mir, zumindest aus der Theorie, bekannt.

    Gibt es denn eines, das auch in der Praxis funktioniert?

    Warum werden diese Systeme nicht eingesetzt?


    Ich kann mir das bspw. damit erklären, dass es in der Praxis dann doch nicht so gut ausschaut.

    Passer/Papierverzug, Doublieren etc. wird ja beim Rasterdruck direkt zu relativ starken Abweichungen führen oder?

  • Hallo Thomas,


    das müssten besser unsere Forumsfreunde aus der Praxis beurteilen. Zu meiner Zeit war immerhin HEXACHROME wohl im Etiketten - und Kleinpackungen - Druck mit Sammelformen und 6 Werken schon mal auch außerhalb der Werbedarstellung vertreten.


    Und vor zwei Jahren hat mich jemand um nähere Informationen über FMsix gebeten. Interesse gibt es wohl hin und wieder. Vielleicht kann uns hier jemand helfen?


    Viele Grüße & ciao

    Bernd

  • Tatsächlich findert sich der Sieben/Acht Farbdruck in der Anwendung wieder. Im Verpackungsdruck um Waschgänge für Sonderfarben zu vermeiden. Habe Druckmuster gesehen und sie sind tatsächlich brauchbar. Voraussetzung ist natürlich eine perfekte Vorstufe mit entsprechendem Colormanagement. Der Drucker kann bei CMYKRGB nur noch an die Dichtewerte ranfahren und fertig. Der Bedruckstoff muss dies natürlich entsprechend hergeben bezüglich Passer u.s.w. Vielleicht schreibt ja Dexter mal was dazu, der druckt nämlich so ;)

    Der erste Gedanke ist in der Regel, dass irgendwelche gesättigten Farben am Ende des Farbraums getroffen werden, die mit CMYK nicht erreicht werden. Hier gibt es sicherlich Anwendungen. Ein Beispiel aus der Praxis habe ich noch aus dem Etikettendruck. Es ging um einen Auftrag deren Farben im Sujet nahe des Unbuntpunkt lagen, heisst Beige und Lindgrün usw. Diese wurden im Flexodruck aufwendig gemischt und führten trotzdem zu Reklamation. Der Auftrag wurde dann an der Indigo mit den Farben CMYK und Light CMYK produziert. Hier ist eben durch die Lightfarben eine viel genauere Reproduzierbarkeit der Farben erreicht worden da feiner abgestimmt werden konnte, Motive hingegen kamen brilliant und kräftig rüber.

  • Wir haben vor 3 Jahren die hochpigmentierten Farben getestet, unsere Wahl fiel damals auf die NovaArt-Serie von Flint. Weil wir es wissen wollten haben wir zusätzlich noch mit dem 6c-Druck ála Hexachrome gearbeitet, wir haben dabei die hochpigmentierten Farben mit einem Blauviolett und einem Orange erweitert. Dabei ist eine wirklich ansehnliche und farbkräftige Broschüre entstanden, vor allen Dingen waren wir in der Lage die Druckergebnisse mit den Farbproofs sicher vorherzusagen.


    Allein, Kunden hat das alles überhaupt nicht interessiert. Und das zurecht! Während der Aufwand bei „Hochpigmentiert“ noch überschaubar ist, steigt er bei „6c“ ins unermessliche. Kunden möchten aber nicht einmal den Aufwand betreiben auf die v3 umzusteigen. Und sich dann erst recht nicht für ein Projekt in einem neuen Farbraum bewegen, viel zu aufwändig!


    Zudem mussten wir uns eingestehen, dass der normale 4c-Farbraum schon sehr groß ist, und obwohl wir ein Umfang-Plus von 18% bei Hochpigmentiert und sogar 38% bei 6c „ermittelt“ haben, hatten wir große Mühe genug passende Bilder zu finden an denen wir das Plus grafisch darstellen konnten.


    Viel Aufwand also, für wenig Effekt, das kauft keiner. Wir sind über die Arbeit im Umgang mit Profilen sehr sicher geworden und nutzen die entstandene Unterlage heute nur noch um Kunden die Sicherheit zu geben, dass er mit einem gut umgesetzten 4c Bild meist alles Gewünschte erreichen kann.

  • Ich sag nur eines dazu. es ist sehr schwierig umzusetzen und das wichtigste die Kunden müssen da auch mitspielen.wenn im verpackungsdruck der Kunde sagt er will die Farbe Pantone 280 auf seinem Produkt haben meint er bestimmt nicht erzieltes P.280 und er bezahlt auch den Preis der Farbe.also muss man mit dem kunden reden und er muss einwilligen.das andere ist würde es so einfach umzusetzen sein wären längst alle verpackungsdruckereien und Etikettendruckereien darauf umgestiegen.mich persönlich überzeugt es nicht.es gibt klar paar Vorteile aber auch ne Menge Aufwand der betrieben werden muss um das umzusetzen.