Einfachste Antwort wäre "Farbraum- Erweiterung". Das ist aber zu platt.
Natürlich gibt es Zwänge zu zusätzlichen Skalenfarben, wenn bestimmte Motive farbtonmäßig nicht erreichbar sind. Aber ehe man auf ein zusätzlichen Werk kommt, reizt man doch erst alle anderen Möglichkeiten aus, siehe auch Fragen 53 und 114.
Die Firma PANTONE hat einmal versucht, eine Skala aufzubauen, die möglichst viele Töne des damaligen PANTONE- Fächers hinreichend brauchbar trifft. Und nach der eigenen Darstellung kam sie auf einen Satz von 6 Farben, mit denen man auf 90 % Treffer kam, PANTONE HEXACHROME. Man dachte sich, dass es z. B. beim Druck von Verpackungen und Etiketten oft Fächertöne gab. In solchen Druckereien gab es auch häufiger Maschinen mit 6 Werken. Mit denen konnte man entweder zwei PANTONE- Töne zusätzlich zur Skala erreichen, oder mit dem speziellen Farbensatz praktisch beliebig viele auf einem Bogen. Damit gab es einen wirtschaftlichen Grund für ein solches besonderes Skalensystem.
Einen rein theoretischen Ansatz verfolgte einst Harald Küppers mit einem Siebenfarben - Druck. Er war eifriger Verfechter der UCR (under color removal, Unterfarben - Reduzierung). Um die Farbschichtdicke möglichst weit zu reduzieren (Ablegen, Trocknung ...) suchte er sich 7 Farben inklusive Schwarz aus, die es erlaubten, praktisch nie mehr als zwei Buntfarben übereinander zu drucken. Die Idee ist theoretisch brillant, hatte aber verständlicherweise keine echte Verbreitung gefunden.
Dann gab es noch eine Reihe anderer Ideen:
FMsix von M.Y. PrinTech B.V. in NL verwendete Normfarben und dazu zwei andere. Dabei kann Orange, Blau oder Grün gewählt werden - je nachdem, was besser passte.
OPALTONE kombinierte CMYK mit RGB, also 7 Farben. Hier ist "RGB" wie auch an anderen Stellen, wo es angeblich gedruckt wird, ein Schwindel. Das RGB - System baut auf Leuchtfarben auf. Und ich habe noch keine Lämpchen gesehen, die im Offset druckbar wären. Es ist klar, was die Leute wirklich meinen. Aber da finde ich z. B. FMsix seriöser, der eine Farbphilosophie aufbaut und nicht einfach Slogans umsetzt.
Einen noch exotischeren Ansatz verfolgte ederMCS. Sie kombinierten 4 Grund - Skalenfarben mit 3 Sekundärfarben und 6 Zwischenfarben in einem theoretischen System, aus dem sie nach Analyse der Druckobjekte nur die am besten geeigneten Farben zum Skalendruck auswählten.
Kodak Spotless postulierte 5, 6 oder 7 Skalenfarben, um Sonderfarben zu vermeiden.
Es gab auch Ansätze mit Effektfarben, vielleicht eine wirklich originelle Idee. EKART-WERKE hat eine eigene Skalenwelt mit Metallicdrucken aufgebaut: MetalFX.
Auch MIPP, Metallic Integrated Process Printing, von Pantone Inc und Eckart- Werke verband den Vierfarbendruck mit Metallicpigmenten - reizvoll.
Petzold Concept und hubergroup brachten einen sehr ehrgeizigen Namen: ECP, Exact Colour Print. Es verwendete 4 Skalenfarben mit normaler oder erhöhter Dichte plus Effektfarben.
Es gab noch weitere. Aber nicht jede solche Orchideenblüte lebt ewig.