Frage 181, Fachsprache 3, Lack

  • Für welche Dinge steht in unserer Branche der Ausdruck „Lack“?

    Meine Antwort:

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    Dies ist eines der schönsten Beispiele, dass jeder mit seiner Fachsprache tut, was er will, und wenn er seine Meinung irgendwann ändert, benutzt er das Wort einfach für etwas anderes. Ohne das anzukündigen. Wahrscheinlich sogar, ohne sich dessen bewusst zu sein.

    Im grafischen Fach steht der Ausdruck „Lack“ für eine unpigmentierte Druckfarbe. Logisch wäre eher „Drucklack“. Aber diesen Ausdruck sehen viele Praktiker reserviert für den Öldrucklack, weil man ihn vom Farbwerk aus verdruckt. Lacke werden bei uns im Offset über eine Lackiereinrichtung verarbeitet, also im Flexo verdruckt. Viele Offsetter sehen gerade das gerne anders und akzeptieren nur „lackieren“.

    Die Rezeptur eines Lackes / Drucklackes ist die einer Farbe - nur ohne Pigmente. Wenn man eine Farbe bauen will ohne Farbton, könnte das ein Lasurweiß oder Mischweiß sein. Ein Lack ist bei uns nie so viskos wie eine Farbe.

    Natürlich bringen technische Entwicklungen innovativer Produkte auch mit der Nomenklatur manchmal Konflikte. Einmal war es meines Wissens von MAN Roland ausgegangen, die sehr erfolgreich Versuche machten, in einen Dispersionslack Metallicpigmente von Eckart einzurühren und über das Lackierwerk auf die Bögen zu bringen. Nach dilettantischen (aus der Sicht eines Farb- und Lackherstellers) Anfängen und viel Schweiß und Grips kam etwas heraus, das eine echte technische Revolution bedeutete.

    Was hat die geritten, nicht nur zu sagen, dass sie aus ihren speziell modifizierten Lackierwerken nicht nur Flexolacke, sondern nun auch Flexofarben druckten? Und dass das gerade für Effektfarben mit sperrigen Pigmenten geradezu segensreich war? Klar, die Werbung. Flexo ist wohl für viele von uns noch immer Kartoffeldruck... Und pigmentierter Lack ist doch höherwertig, oder?

  • Imgrafischen Fach steht der Ausdruck „Lack“ für eineunpigmentierte Druckfarbe. Logisch wäre eher „Drucklack“.

    Genau das habe ich auch gelernt. Das Wort Lack halte ich nicht für einen Ausdruck unserer Fachsprache wie z.B. Butzen, ausschießen oder Ries und Bogen. Unter Lack bzw. lackieren kann sich jeder Kunde, auch der Laie, etwas vorstellen. Ob Lack nur eine unpigmentierte Druckfarbe ist möchte ich nicht beurteilen, es ist aber bestimmt mehr als nur Bindemittel. Selbstverständlich ist ein heutiges Lackwerk ein Flexowerk, auch wenn es sich an einer Offsetmaschine befindet. Das solch ein Werk nicht nur lackieren kann sollte sich schon rumgesprochen haben.

    In früheren Zeiten gab es neben Lack der über das Farbwerk lief auch dünnflüssigen "Wasserkasten-Lack" der über das Feuchtwerk verdruckt wurde. Egal wie,es handelte sich immer um ein Hochdruckverfahren, auch der Flexodruck gehöhrt dazu. Noch vor einigen Jahren wurde Lack nur zum Schutz einer Drucksache eingesetzt, heute wird Lack, mit all seinen Varianten, als "Veredelung" eingesetzt.

    Flexo ist wohl für viele von uns noch immer Kartoffeldruck.

    Traurig, wenn es denn so ist. Für mich ist Flexo eines der atraktivsten Druckverfahren, das in den letzten 30 Jahren

    eine enorme Entwicklung durchgemacht hat. Flexodruck habe ich schon kennengelernt als er noch Anilindruck genannt wurde. Drucken ohne Zonenschrauben und zurichten,herrlich!

    Übrigens:

    Kartoffeldruck ist auch ein Hochdruckverfahren, nur ist er aus der Kategorie "Künstlerische Verfahren/Handdruck.

    Einmal editiert, zuletzt von Boston Presse (8. April 2019 um 08:07)

  • Hallo Boston Presse

    das gerade möchte ich verstanden wissen. Es gibt nicht die Fachsprache mit ihren Ausdrücken und die Laiensprache, die jeder versteht. Es ist das Recht jeder Fachrichtung, neue Wörter oder Konstruktionen oder auch umgangssprachlich bestehende Ausdrücke mit einer eigenen Bedeutung zu versehen. Fachsprache wird nicht angeordnet, sondern wächst aus dem Gebrauch. Nur möchte ich das Bewusstsein schärfen, dass ein Wort hier eine klar definierte Bedeutung haben kann und dort eine andere. Es gibt gar kein falsch oder richtig. Möglicherweise habe ich dich etwas eng interpretiert, und wir meinen das gleiche.

    Dein Kommentar zum Flexodruck liegt ganz auf meiner Linie. Er ist ein kostengünstiges Druckverfahren - ja - aber die simple Qualität findet man vielleicht noch auf Pizzakartons und Bäckertüten.

    Ich habe Briefumschläge, denen auch ich nicht mit einem Fadenzähler ansehen kann, dass sie nicht aus dem Offset kommen. Und ich habe in den 90ern spektakulär gute Rasterdrucke auf Zigarettenpackungen gesehen. Leider bin ich aus der Praxis heraus und erfahre nicht mehr viel Aktuelles. Aber ich bin mir sicher, dass es inzwischen immer stärkere Flexodrucke auch mit realistisch feinen Rastern gibt.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

  • Hallo Inkman :)

    ich *schmunzelte* ja ein wenig über den Begriff *Kartoffeldruck*

    aber gibt schon echt klasse drucke im Flexo, alleine die Möglichkeiten in der Druckveredelung

    sind schon der Knaller.

    Einmal bewarb ich mich bei einer Flexodruckerei, da gab man mir zu verstehen,

    ein Offsetdrucker kann das nicht! Was ich persönlich schon bezweifeln möchte,

    war aber auch mein einziger Ausflugsversuch in eine andere Sparte des Drucks 8)

    Und die *Fachsprache* entwickelt sich ja immer weiter, mit neuen Drucktechniken

    die auf uns einprasseln, vergeht kaum ein Quartal wo nicht von was neuem zu hören ist,

    natürlich vieles noch in den Kinderschuhen aber die Branche bleibt ja nicht stehen,

    ich persönlich finde dass Fachsprache schon wichtig und richtig ist, nur sollte das der Nutzer

    auch an der richtigen Stelle einsetzen und nicht irgendwo wo es keinen Sinn ergibt...

    dann lieber gar nichts sagen :D

    Gruß, Nob