Für welche Dinge steht in unserer Branche der Ausdruck „Lack“?
Meine Antwort:
Dies ist eines der schönsten Beispiele, dass jeder mit seiner Fachsprache tut, was er will, und wenn er seine Meinung irgendwann ändert, benutzt er das Wort einfach für etwas anderes. Ohne das anzukündigen. Wahrscheinlich sogar, ohne sich dessen bewusst zu sein.
Im grafischen Fach steht der Ausdruck „Lack“ für eine unpigmentierte Druckfarbe. Logisch wäre eher „Drucklack“. Aber diesen Ausdruck sehen viele Praktiker reserviert für den Öldrucklack, weil man ihn vom Farbwerk aus verdruckt. Lacke werden bei uns im Offset über eine Lackiereinrichtung verarbeitet, also im Flexo verdruckt. Viele Offsetter sehen gerade das gerne anders und akzeptieren nur „lackieren“.
Die Rezeptur eines Lackes / Drucklackes ist die einer Farbe - nur ohne Pigmente. Wenn man eine Farbe bauen will ohne Farbton, könnte das ein Lasurweiß oder Mischweiß sein. Ein Lack ist bei uns nie so viskos wie eine Farbe.
Natürlich bringen technische Entwicklungen innovativer Produkte auch mit der Nomenklatur manchmal Konflikte. Einmal war es meines Wissens von MAN Roland ausgegangen, die sehr erfolgreich Versuche machten, in einen Dispersionslack Metallicpigmente von Eckart einzurühren und über das Lackierwerk auf die Bögen zu bringen. Nach dilettantischen (aus der Sicht eines Farb- und Lackherstellers) Anfängen und viel Schweiß und Grips kam etwas heraus, das eine echte technische Revolution bedeutete.
Was hat die geritten, nicht nur zu sagen, dass sie aus ihren speziell modifizierten Lackierwerken nicht nur Flexolacke, sondern nun auch Flexofarben druckten? Und dass das gerade für Effektfarben mit sperrigen Pigmenten geradezu segensreich war? Klar, die Werbung. Flexo ist wohl für viele von uns noch immer Kartoffeldruck... Und pigmentierter Lack ist doch höherwertig, oder?