Frage 132, Fachsprache 1, Aufbau

  • Was ist der Unterschied zwischen „Aufbauen außerhalb des Druckformates“ und „Negativaufbau“?

    Meine Antwort:

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    Das erste erklärt sich selbst. Hier handelt es sich klar um eine Tonerscheinung, von der es ja reichlich viele unterschiedliche in Erscheinung und Ursachen gibt.

    Wenn Emulgat oder Farbanteile sich außerhalb des Formates sammeln und verfestigen, dann kann das auf dem Gummituch sein oder auch dem Gegendruckzylinder. Die Ursachen sind meist nicht ganz einfach herauszufinden. Ich habe hier nur relativ wenige eigene Praxiserfahrungen. Weil es irgendeine Art Tonen sein muss, wenn Farbe außerhalb des Formates auftritt, würde ich immer zuerst das Feuchtmittel und die Maschine kontrollieren. Der pH könnte zu hoch sein. Auch die Konzentratmenge könnte sich im Emulgierverhalten auswirken.

    Neulich wurde der Ausdruck „Framing“ verwendet. Ich finde es schlecht für die fachliche Verständigung, wenn ein etablierter Fachausdruck, der seinen Begriff auch noch deutsch bildhaft beschreibt, gegen einen englischen Nebelausdruck ersetzt wird. Diese Mode sollen Kaufleute und Werbefachleute mitmachen, wenn sie sich Vorteile versprechen. Unsere Fachsprache sollte nicht Wichtigkeit wecken, sondern Erscheinungen und Einrichtungen unmissverständlich erfassen.

    Ich habe Fachdiskussionen auch international weit verfolgt. Ich habe dabei festgestellt, dass die fachliche Tiefe für den Offsetdruck im deutschen Sprachraum ganz oft wesentlich besser ist als im englischen. Fogra, Maschinenbauingenieure und Hochschulen sind bei uns besonders starke Förderer.

    Negativaufbau bedeutet Verkrustungen um Druckelemente herum, also innerhalb des Formates im Kleinen. Das trennen wir klar vom Begriff „Tonerscheinungen“, weil es immer von den druckenden Flächen ausgeht. Ich kenne ihn auf dem Gummituch und auf der Platte. Die Ursachen können sehr kompliziert herauszufinden sein, meist abhängig von Inhaltsstoffen der Papieroberfläche / des Striches und der Druckfarbe. Dann wachsen diese Krusten sozusagen aus den Druckelementen als Ränder heraus, also z. B. Buchstaben.

    Negativaufbau wurde jahrelang im Rollenoffset Heatset diskutiert und hauptsächlich dem Bedruckstoff zugeschrieben. Ich habe an solchen einfachen Lösungen sehr komplexer Erscheinungen jedoch Zweifel. Die notwendige Analytik ist teuer und aufwändig. Und wenn mein Labor so einen Fall erfolgreich löst, denke ich gar nicht daran, die Einzelheiten klar genug zu veröffentlichen. Ich habe ja einen Wissensvorsprung. Und manche haben gar nicht die nötige Laborausrüstung und auch -erfahrung. Die mache ich doch nicht schlau.

  • Neulich wurde der Ausdruck „Framing“ verwendet. Ich finde es schlecht für die fachliche Verständigung, wenn ein etablierter Fachausdruck, der seinen Begriff auch noch deutsch bildhaft beschreibt, gegen einen englischen Nebelausdruck ersetzt wird. Diese Mode sollen Kaufleute und Werbefachleute mitmachen, wenn sie sich Vorteile versprechen. Unsere Fachsprache sollte nicht Wichtigkeit wecken, sondern Erscheinungen und Einrichtungen unmissverständlich erfassen.

    Dies Aussage kann ich nur unterstützen.

    Unsere Fachsprache wird seit einiger Zeit von von "Neuen Medien" beinflußt, die mit Drucken im eigentlichen Sinn, nichts mehr gemein haben.Vielfach stammen die Begriffe aus der Bürotechnik oder von Datentechnikern,die noch nie eine Druckmaschine gesehen haben. Das Wort "registerhaltig" z.B. ist dort scheinbar unbekannt. Dann erscheint immer wieder der Ausdruck "randabfallend", eine kreative Fehlleistung? Angeschnitten habe ich gelernt und das trifft den Nagel auf den Kopf. Wer lehrt so etwas?

    Neue Technik erfordert immer eine Erweiterung der Fachsprache - aber bestehenes und bewährtes nur durch "neues"

    zu ersetzen halte ich nicht für angebracht.

  • Ja, und das ist der Punkt. Als H. Teschner seine Ausbildung begonnen hat (nach 1986 und Studium auf Lehramt) gab es den Begriff angeschnitten schon sehr lange und ist meiner Meinung nach auch die treffendere Bezeichnung.

    Nur weil irgendwer etwas geschrieben steht, ist es noch lange nicht richtiger. Fachausdrücke sollen prägnant und

    unmißverständlich einen Vorgang/Sache beschreiben.

  • Ja, und das ist der Punkt. Als H. Teschner seine Ausbildung begonnen hat (nach 1986 und Studium auf Lehramt) gab es den Begriff angeschnitten schon sehr lange und ist meiner Meinung nach auch die treffendere Bezeichnung.

    Nur weil irgendwer etwas geschrieben steht, ist es noch lange nicht richtiger. Fachausdrücke sollen prägnant und

    unmißverständlich einen Vorgang/Sache beschreiben.

    Schande über mein Haupt...habe gerade nochmal nachgeschlagen und H.Teschner verwendet den Begriff "angeschnitten" mit den Hinweis das es auch unter den Begriff "randabfallend" bekannt ist!

    Sorry nochmal jetzt ist es richtig ;)