Lehrlingfragen

  • Guten Tag,


    ich befinde mich momentan in der Ausbildung zum Drucker und wir besitzen eine Heidelberger SM 102-10, Baujahr 2007,an der ich lerne. Wir bedrucken sehr viel 40-90 g Papier (Etiketten) aber auch dicken Karton.

    Meine Fragen beziehen sich alle auf den Anleger, dort wo relativ viel Pneumatik bei uns nicht funktioniert.

    - Wie heißt dieses Bauteil, wo man Karton/Papier einstellen kann kurz nach den Seitenmarken und vor den Vordermarken? Es ist eine dicke Stange, an der sich unten gekrümmte „Streifen“ befinden. Die Pneumatik für die Umstellung funktioniert nicht mehr und wir binden diese mit einem Band fest, wobei sich die Stange von den Vordermarken entfernt oder aber wir binden es nicht fest und die Stange schnallt in Richtung Vordermarken.

    Hatte gestern dünnes Papier in der Maschine und der Bogen ist immer in die Anlage gerutscht, wobei der Bogen zerfetzt wurde. Ich hatte die Stange nicht festgebunden, mein Meister bindete sie aber fest und der Bogen lief ordnungsgemäß in die Anlage..Lag das nur an dieser Stange? Hatte angeblich auch zu viel Luft.


    Was ist die Funktion dieser Stange und wann bindet man sie fest, wann nicht und welche Stellung ist für Karton/Papier?


    Wofür sind außerdem diese Ziehharmonikas genau unter dieser Stange und warum drückt man diese manchmal rein?


    Ist es üblich, dass man an den Vordermarken so wenig Luft gibt? Wir haben diese fast immer auf 11 %.


    Und was ist der Grund, wenn der Bogen immer schief (auf beiden Seiten) auf das Saugband vom Stapel gelangt? Zu wenig Luft am Saugkopf insgesamt? Die Schrägbogenautomatik bekommt das auch nicht geregelt, wobei diese fast immer aus ist, aber manuell kann man gar nicht so viel/oft stellen. Manchmal gibt es auch keine Stopper, obwohl der Bogen schief kommt und manchmal schon... Stapel vielleicht zu hoch/zu niedrig? Was ist ein guter Anhaltspunkt um die Höhe des Stapels einzustellen?


    Danke für eure Antworten.


    Gruß

  • Hallo Zoet,


    - Wie heißt dieses Bauteil, wo man Karton/Papier einstellen kann kurz nach den Seitenmarken und vor den Vordermarken? Es ist eine dicke Stange, an der sich unten gekrümmte „Streifen“ befinden. Die Pneumatik für die Umstellung funktioniert nicht mehr und wir binden diese mit einem Band fest, wobei sich die Stange von den Vordermarken entfernt oder aber wir binden es nicht fest und die Stange schnallt in Richtung Vordermarken.

    Das sind Niederhalter, die "nach unten gekrümmten Streifen" :). Da Papier nicht immer absolut Plan liegt helfen diese das Papier ordnungsgemäß in die Maschine zu führen.

    Die Pneumatik wieder in Gang zu setzen ist allerdings eine Kleinigkeit, ich gehe aber davon aus das somit die Auswahl im Anlegermenü ob Kartonstellung od. Papierstellung keiner mehr von euch betätigt (wobei dies eigentlich von der Maschine aufgrund der eingegebenen Papierstärke schon automatisch ausgewählt wird)

    Wählt man die Kartonstellung dann schaltet die Maschine diese "Stange" nach dem einlaufen des 1.Druckbogen in die hintere Position um den Radius bei der Bogenübergabe bei dickeren Materialien zu verbessern.


    Hatte gestern dünnes Papier in der Maschine und der Bogen ist immer in die Anlage gerutscht, wobei der Bogen zerfetzt wurde. Ich hatte die Stange nicht festgebunden, mein Meister bindete sie aber fest und der Bogen lief ordnungsgemäß in die Anlage..Lag das nur an dieser Stange? Hatte angeblich auch zu viel Luft.

    Eigentlich müsste bei dünnem Papier diese "Stange" Vorne sein. Bei dünnem Papier immer so wenig wie nur nötig Luft, hier sind erfahrungsgemäß die Voreinstelldaten der Druckmaschine meist viel zu hoch. Also runter mit der Luftmenge!


    Wofür sind außerdem diese Ziehharmonikas genau unter dieser Stange und warum drückt man diese manchmal rein?

    Das nennt sich "Faltschürze" und dient nur dem Zweck der Abdeckung über dem Formatantrieb für die Seitenmarken Formatverstellung.

    Und: Reindrücken tut man hier gar nichts :/


    Ist es üblich, dass man an den Vordermarken so wenig Luft gibt? Wir haben diese fast immer auf 11 %.

    Ja!

    Die Venturibläser (ja du hast richtig gehört, diese Blasen und Saugen nicht) hatte ich in meiner ganzen Karriere zw. 10-30%.


    Und was ist der Grund, wenn der Bogen immer schief (auf beiden Seiten) auf das Saugband vom Stapel gelangt?


    Das kann viele Gründe haben!

    Regelt die Schrägbogenautomatik richtig?

    Wir der Verstell Wert weiß oder grau angezeigt?

    Schon mal die Automatik abgeschaltet und händisch geregelt?

    Sind die Taktrollen verschlissen od. nicht genau eingestellt?

    Wann wurden die Schleppsauger zuletzt erneuert?

    Und so weiter, und so fort ....


    Wenns beidseitig schief kommt kann auch zu viel Luft im Spiel sein ....


    Was ist ein guter Anhaltspunkt um die Höhe des Stapels einzustellen?


    5-8 mm unter dem obersten Punkt der Bogenklappe, dann klappts auch mit dem Papierlauf 8) Millionenfach erfolgreich getestet8)


    Na dann, gutes Gelingen!


    Grüße Cinema70

  • Hallo eine Frage an dich wegen Schrägstellung des Bogen:hast du bei der Maschine schon Blas/Sogdüsen. Wie hoch ist der Unterdruckniveau vorderen Kammer des Saugband ein gestellt. Deine Trennrollen sind eventuell zu hoch oben. Grüße Franky

  • Hallo cinema70,


    vielen Dank für deine Antworten. Das hilft mir schon enorm.


    - Habe ich es richtig verstanden, dass man die Stange festbindet, d. h. in Richtung Saugband zieht wenn man Karton hat und in Richtung Vordermarken wenn man Papier hat?


    - Ich weiß nicht, was ich mit den Voreinstelldaten immer anfangen soll. Teilweise kommt es gut hin, manchmal aber auch gar nicht. Für 90 g Papier (gestrichen) weiß ich folgende Einstellungen aus dem Kopf: Saugband 28 %, Venturibläser 11 %, Seitenmarke und Saugluft Anlagebereich (Ich denke, das bedeutet dieses Zeichen) 38 %. Findest du dieses schon zu viel Luft?


    - Gängig ist es bei uns, dass diese Faltschürzen reingedrückt werden, da der Bogen nicht mehr in die Anlage läuft und vermutet wird, dass er leicht gegen die Schürze läuft. ?


    - Wo befinden sich diese Venturibläser genau? In direkter Nähe der Vordermarken?


    - Bezüglich Schrägbogenautomatik: Diese ist fast immer aus, wäre sie an, leuchtet die links an der Seite Orange. Diese funktioniert sehr schlecht nur noch..Teilweise stellt sich diese auf -4, was totaler Quatsch ist. Wir stellen die Schräge vom Bogen aber meist immer per Hand.

    Du meinst zu viel Luft vom Saugkopf (Vorbläser) aus?


    Gruß

  • Hilfe für einen Azubi über das Forum ist ja schön und gut aber hast du keinen Ausbilder der dir zeigt wie alles eingestellt wird an der Maschine? Das ist seine Pflicht! Was machen die anderen Drucker die an der Maschine arbeiten? Da kann ich echt nur mit den Kopf schütteln...

    "Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken."

  • Auch wenn ich mir jetzt den Zorn der Firmeninhaber zuziehe, so kann ich nicht anders als die Wahrheit sagen:
    Dem armen Lehrling wird überhauptnichts gezeigt!
    Jeder Drucker hat Angst um den Job!
    Für den Lehrling heisst das "Learning by doing!"

    Mir selbst ist das passiert.
    Der Ausbilder ein Quartalsäufer, der Chef detto.
    Mir wurde eingeredet ich sei "dessinteressiert und zu blöd" für diesen Beruf.
    Ich als naiver 19jähriger hab das auch noch geglaubt.

    Nun kommt noch der schlechte Zustand dieser Branche hinzu.
    Die "Pflicht" des Ausbilder ist uninteressant, der eigene Job wichtiger!
    Idealvorstellung der grossen Betriebe (die es ja grossteils sind die Lehrlinge zum Drucktechniker einstellen), ist es wenn der Lehrling nach ein paar Wochen Einschulungszeit GEWINNBRINGEND arbeitet.
    Wenn´s sein muss auf einer kleinen Kuvertmaschine.
    So geht beispielsweise eine GROSSE Onlinedruckerei in Niederösterreich vor.
    Suchen auch ständig Drucktechniklehrlinge.
    Die aber NIEMALS auf den XL 105 Maschinen arbeiten.
    Maximal auf der Heidelberg Anicolor 4 Farben oder dieser kleinen Heidelberg Kuvertdruckmaschine.
    Wenn der Lehrling gekündigt werden sollte ist sein Schicksal LANGZEITARBEITSLOSIGKEIT!
    Da er ja keine Ahnung von den grossen Brummern hat und bei den kleinen Maschinen wiederrum nur Lehrlinge oder billige Hilfsarbeiter stehen.

    Tut mir leid das jetzt schreiben zu müssen, doch ich finde es wirklich traurig, dass der arme Kerl hier in diesem Forum Fragen stellen muss die eigentlich sein Ausbilder zu beantworten hat!
    Ich würde ihm raten, die Lehre abzubrechen und einen BERUF MIT ZUKUNFT zu erlernen, noch hat er Zeit dazu.

  • Finde ich nicht so schlimm Kammerrakel wenn man hier sowas fragt. Wenn du bei sowas nicht helfen willst musst du auch nicht antworten ;) Mein Ausbilder zb. war ab den 1.Lehrjahr krank und dann schwanger....hallo Selbststudium ;)

    Es ging nicht ums nicht helfen. Ich bin selber seit vielen Jahren Ausbilder nur verstehe ich nicht, wie die einfachsten Einstellungen an einer Maschine, einen Azubi nicht gezeigt werden. An seiner Stelle würde ich die Kammer einschalten und den Ausbilder zu rede stellen. Es gibt einen Ausbildungsrahmenplan an den sich gehalten werden muss.

    "Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken."

  • Das wäre eine Möglichkeit.
    Nur wird das nicht viel helfen.
    Genau vor demselben Problem stand ich während meiner Lehrzeit auch.
    Ich wurde als "Spinner", "unzufriedener Querulant" oder eben einfach "dessinteressiert und zu dämlich" bezeichnet.
    Natürlich gibt es auch bei uns in Österreich für solche Fälle Interessensvertretungen.
    Doch es gab immer die Drohung der Kündigung falls ich mich an diese wenden sollte.

    Ich sehe jetzt, mit 50 vieles anders als damals.
    Wenn das meinem Kind passieren sollte, würde SOFORT gekündigt, sofern sich die Firma stur stellt.
    Zum Hilfsarbeiter kann man sich in einem anderen Beruf auch ausbilden lassen.

    Das Lehrverhältnis als DRUCKTECHNIKER aufzulösen ist wahrlich nicht schlimm!
    In Österreich geht eine Druckerei nach der anderen in Konkurs oder ist auf den besten Weg dorthin.
    Unlängst hat es die renomierte Druckerei "Gutenberg" in Wiener Neustadt erwischt.
    Nein, mein gutgemeinter Rat an den Lehrling ist nach wie vor:
    Brich die Lehre ab, versuch gar nicht erst die "Ausbildner" oder "Kollegen" weiter zu fragen.
    Lustige Vorstellung:
    Eine "Online-Lehre".
    Bekommst einen Laptop und wenn Du Probleme hast, frag das Druckerforum.
    Schräg.

    Jeder andere TECHNISCHE Beruf ist besser als dieser.
    Denn selbst wenn man als Lehrling das Glück hat die grossen "XL" Maschinen zu beherrschen, wo sind frei Stellen?
    Sofern man nicht zum Weltenbummlewr werden will?




  • In Deutschland gibt es das Berufsbildungsgesetz woran sich jede Firma die ausbildet halten muss.

    Einen Azubi zu kündigen oder ihn mit Kündigung zu drohen ist totaler Quatsch, weil das nicht geht. Ich habe versucht einen Azubi loszuwerden weil der mehr krank als auf Arbeit war und wenn er auf Arbeit war dann hatte er nur das große Maul und war stinken faul. Solange er nicht selber kündigt, hast du den an der Backe bis zum Ausbildungsende.

    "Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken."

  • Wenn es in Deutschland wirklich so ist, dann sollte dieser Lehrling sich an diese Stellen wenden.
    Sich ja nicht einschüchtern lassen wie ich damals!
    Das Recht auf Ausbildung hat er!

    Ich meine, das kann´s ja wirklich nicht sein, dass er diese wirklich verständlichen Fragen nicht vom Ausbilder erklärt bekommt!
    Ich schreibe deshalb so eindringlich weil ich mich selbst sehe wie es mir vor dreissig Jahren ergangen ist.
    Nun stehe ich da mit einem Halbtags-Druckerjob!
    Muss froh sein, ansonsten wäre ich ein Fall für die Sozialhilfe.
    (Das ist das österreichische Pendant zu Deutschlands Harz 4).

    Also, junger Lehrling, mach Druck, dass Du zu Deinem verbrieften Recht der Ausbildung kommst!
    Oder brich diese Lehre ab, wie ich schon empfohlen habe.
    Es geht um Deine Zukunft!
    Nicht die Deines Chefs, Ausbilders oder Kollegen!

  • Es ging nicht ums nicht helfen. Ich bin selber seit vielen Jahren Ausbilder nur verstehe ich nicht, wie die einfachsten Einstellungen an einer Maschine, einen Azubi nicht gezeigt werden. An seiner Stelle würde ich die Kammer einschalten und den Ausbilder zu rede stellen. Es gibt einen Ausbildungsrahmenplan an den sich gehalten werden muss.

    Ja da gebe ich dir Recht! Schande übern mein Haupt ;) werde vllt auch bald den Schein machen dürfen =)

  • In Deutschland gibt es das Berufsbildungsgesetz woran sich jede Firma die ausbildet halten muss.

    Einen Azubi zu kündigen oder ihn mit Kündigung zu drohen ist totaler Quatsch, weil das nicht geht. Ich habe versucht einen Azubi loszuwerden weil der mehr krank als auf Arbeit war und wenn er auf Arbeit war dann hatte er nur das große Maul und war stinken faul. Solange er nicht selber kündigt, hast du den an der Backe bis zum Ausbildungsende.

    Da war wohl eure max. 4 Monatige-Kündigungsfrist schon rum?

  • Hallo ZOET,


    freut mich wenn dir meine Ratschläge schon ein Stück geholfen haben :)


    - Habe ich es richtig verstanden, dass man die Stange festbindet, d. h. in Richtung Saugband zieht wenn man Karton hat und in Richtung Vordermarken wenn man Papier hat?

    Eigentlich würde ich es REPARIEREN lassen wenn ich dein Chef wäre, aber JA, deine Vermutung ist Richtig! Das ist keine kostspielige Sache!


    - Ich weiß nicht, was ich mit den Voreinstelldaten immer anfangen soll. Teilweise kommt es gut hin, manchmal aber auch gar nicht. Für 90 g Papier (gestrichen) weiß ich folgende Einstellungen aus dem Kopf: Saugband 28 %, Venturibläser 11 %, Seitenmarke und Saugluft Anlagebereich (Ich denke, das bedeutet dieses Zeichen) 38 %. Findest du dieses schon zu viel Luft?

    Kommt meiner Meinung ganz gut hin, würde ich vorerst so lassen, vl. am Saugband sogar etwas weniger oder Bypass einschalten .... je nach Zustand und Verschleiß vom Saugband selbst (das idealerweise spät. alle 80 Mio erneuert werden sollte)

    - Gängig ist es bei uns, dass diese Faltschürzen reingedrückt werden, da der Bogen nicht mehr in die Anlage läuft und vermutet wird, dass er leicht gegen die Schürze läuft. ?

    Hä? Wenn die Faltschürze nicht verknickt ist läuft da definitiv kein Papier dagegen! Sieh sie dir mal genauer an oder bestell einfach 2 neue, sorgfältig in die Führung legen und dann für alle Zeit in Ruhe lassen, da läuft kein Papier dagegen!


    - Wo befinden sich diese Venturibläser genau? In direkter Nähe der Vordermarken?

    Direkt vor den Vordermarken ein kleiner Luftschlitz, hier gilt die Devise so wenig Luft wie möglich, bei Zuviel Luft kann der Bogen so fest angesaugt werden das der "kleben" bleibt.


    Du meinst zu viel Luft vom Saugkopf (Vorbläser) aus?

    Ja! So wenig wie möglich, so viel wie nötig, alte Weisheit meines Meisters vor 30 Jahren;)


    Zu den Vorrednern die hier bemängeln das ihm nichts gezeigt wird, er die Lehre wegen unsicherer Zukunft abbrechen sollte, usw. ........

    Natürlich ist unsere Branche eine gebeutelte, fast monatlich von Insolvenzen und Konkursen überschattet.


    Ich kann aber von mir behaupten das der Job auch noch nach Jahrzehnten immer noch Spaß macht.

    Ich habe mir auch sehr viel selbst erarbeiten müssen, ich glaube ich war nicht untalentiert weil ich schon Ende des 2 Lehrjahres an einer 5farb Ganzbogenmaschine voll in der Produktion integriert war.


    Weiters vertrete ich die Ansicht das es manch junger Drucker schon beim zweiten Mal begreift was er gezeigt bekommt und der andere es nach dem dreißigsten Mal immer noch nicht rafft, völlig talentfrei. Und die Erfahrung zeigt von 10 Druckern nur 1-2 wirklich brauchbare überbleiben im Gewerbe.


    Also ZOET, immer mutig ran ans Werk, ich hoffe du hast die nächsten Jahrzehnte genau so viel Freude daran wie ich ;)


    Grüße Cinema70