Frage 97, Karbonieren

  • Erklären Sie den Unterschied zwischen Karbonieren und Karbonisieren.


    meine Antwort:

  • Vor sehr langer Zeit habe ich in einer großen Formular-Druckerei gearbeitet. Einige Formulare wurden auf der Rückseite mit einer schwarzen
    Karbonfarbe aber auch Heißkarbon bedruckt, die dann ein durchschreiben ohne zusätzliches Kohlepapier (oder Blaupapier) ermöglichte. Dieser Vorgang wurde Fachsprachlich als "karbonisiern" bezeichnet. Den Ausdruck "Karbonieren" kenne ich nicht. Den beschriebene Vorgang, bei dem
    Teile eines Druckes auf der Rückseite des Bogens erscheinen kenne ich unter "abschmieren bzw."abliegen". Wenn der Buchbinder durch zu frühes schneiden oder zu hohen Pressdruck meine Drucke versaut, sollte man sich um einen fähigeren Mitarbeiter bemühen.
    Anmerken möchte ich noch, daß Fachsprache regional sehr unterschiedlich ist.

  • Hallo Silent74 und Boston Presse,


    ja, eine Scheuerfest-Farbe wird vermutlich immer stärker oxidativ verfilmen als eine Quickset-Farbe und nicht nur einfach mehr Wachs enthalten. Danach sollte sie auch karbonierfester trocknen. Ob das viel ausmacht, ist allerdings offen.


    Die Sache mit der Fachsprache ist ein interessantes Thema. Ich merke ja, dass wir zwei da teils unterschiedliche Ansichten haben. Das ist bezeichnend nicht nur für technisch arbeitende Fachleute.
    Wir haben ein paar Ausdrücke, die in Normen enthalten sind und daher Klarheit geben. Beispiel ist Tonwertzunahme anstelle Punktzuwachs usw. Andere sind nirgendwo festgehalten. Die Praxis fragt nicht erst, sondern redet einfach drauflos. Regional gibt es sicher auch noch Gewichtungen.


    Alle Fachsprachen verwenden Worte, die aus der Umgangssprache entlehnt sind mit eigener Definition. Wenn wir z. B. von einer unbunten Farbe sprechen, macht das für einen Automechaniker wenig Sinn. Unglücklicherweise meinen viele Fachleute, dass sie die richtige, nicht eine eigene Bedeutung benutzen. Das betrifft viele Drucker genauso wie Chemiker oder Ärzte. Sie sind sich nicht bewusst, dass es verschiedene Sprachen sind.


    Ein Beispiel aus dem Offset: Wenn jemand früher von einem „herkömmlichen Feuchtwerk“ sprach, musste ein Fachmann richtig überlegen, was er meinte. Bei uns heißt das Ding „konventionelles Feuchtwerk“ und wird dann sofort verstanden.


    Ich bin ja als Chemiker unter die Drucker gefallen. Deshalb fielen mir diese Unterschiede leicht auf. Aber solche Ausdrücke, die für meine Arbeit nicht zentral waren, habe ich auch nur so vage aufgenommen, wie sie mir begegnet sind. Beispiel: „Passer“ und „Register“.


    Viele Grüße & ciao
    Inkman

  • Hallo Inkman,
    daß wir nicht immer einer Meinung sind ist ja bekannt.
    Die Fachsprache ist schon eine Sache für sich.Tonwerzunahme und Punktzuwachs sind für mich ebenso zwei unterschiedliche Aussagen
    wie Passer und Register. Eine Tonwertzunahme im Druck setzt z.B.keinen Punktzuwachs im Bild voraus. Registerfehler ist immer ein Maschinenfehler
    der Passerfehler liegt oft in der Druckvorstufe oder z.B. bei Papierdifferenzen vor. Im Grunde ist es egal ob die Drucke karbonieren oder abliegen (ablegen ist in der Fachsprache schon besetzt), sie sind Müll. Karbonieren höhrt sich jedoch wesentlich intelligenter an. Zu den Feuchtwerken möchte ich nichts sagen oder kennt noch jemand Dalgreen-Werke?
    Die Fachsprache ist halt auch im Wechsel.



    Gruß
    Boston Presse