Colourman hatte mich vor einiger Zeit nach Informationen über Recycling-Bedruckstoffe gefragt. Da das Interesse breiter sein kann und die Recherche doch etwas Mühe gemacht hat, möchte ich sie hier im Forum weitergeben.
Bedruckstoffe, die Recycling-Material enthalten, sind ausschließlich Papier und Karton, keine Plastikfolien. Eventuell da: Bei Plastikkarten und Blechen kenne ich mich nicht aus.
In Papier und Karton wird hauptsächlich Papier und Karton wiederverwendet. Aber durch die Sammlungen geraten jede Menge artfremder Stoffe ins System. Die Wiederaufbereitung von „Altpapier“ zeigt eindrucksvoll, wie z. B. Metalle, Kunststoffteile und sogar ein Großteil der anhaftenden Druckfarben abgetrennt werden. Das geht nie 100 %ig, also analysenrein, muss ja auch wirtschaftlich bleiben.
Also gibt es Druckpapiere mit Quoten bis fast 100 % Recycling-Anteil - im Zeitungsdruck. Auch die Innenlagen von Kartons können viel solches Material verkraften, weil sie selbst ja nicht oder kaum bedruckt werden. Daher nimmt der Faltschachtelsektor auch riesige Mangen Altpapier auf.
In grafischen Papieren lässt sich nur in Sonderqualitäten auf dem Ökomarkt etwas unterbringen, weil Weiße und Bedruckbarkeit nicht auf unserem anspruchsvollen Niveau gehalten werden können.
In besonders geruchssensiblen Verpackungsbeispielen wird bevorzugt Frischfaserkarton verwendet, z. B. Zigarettenpackungen. Andere, auch sehr sensible Fälle sind aus wirtschaftlichen Gründen dagegen offener: Lebensmittelverpackungen direkt und indirekt für Süßwaren, auch Schokoladenteilchen, Kekse, Cerealien, Teigwaren und besonders die Tiefkühlpackungen. Hier regt sich auch immer wieder Kritik. Allerdings sind diese Märkte nicht bereit, Frischfaserkarton zu bezahlen.
Aus meiner Sicht gibt es drei Schwachstellen, die immer wieder zu Skandalen führen:
1. Die Papierindustrie postuliert, dass sie mit analytischen Kontrollen das verwendete Recycling-Material so sauber hält, dass es verwendbar sei. Das halte ich für mutig, weil eine Analyse nur messen kann, was sie schon sucht.
2. Der Sensationshunger einiger Presseorgane und der Zwang zur Arbeitsbeschaffung einiger Labore und Behörden führt hin und wieder zu Giftskandalen, die in der Hauptsache vom Halbwissen der Betreiber leben. Beispiele waren die optischen Aufheller und die aromatischen Mineralöle. Über konkrete Fälle der vergangenen Jahre kann ich bei Interesse berichten. Die Sache ist für Nicht-Fachleute kompliziert, und es gibt durchaus honorig klingende Organisationen, die hier unseriös arbeiten.
3. Es gibt überflüssige Produkte in der Verpackungsindustrie. Muss die Produkt-berührende Seite bedruckt werden wie in Bonbonrollen, Adventskalendern, Tablettdeckchen in Fastfood-Restaurants? Muss man wirklich so oft auf Innenbeutel verzichten, wie es einstmals als großer Umweltfortschritt gepriesen wurde, weil weniger Abfall anfiele? Auch wenn Druckfarbenbestandteile nicht toxisch (giftig) sind, sollte man keine Substanzen aus ihnen auf Lebensmittel übergehen lassen.
Die Recyclebarkeit ist heute ein starkes Argument in der Bilanz bestehender oder neuer Techniken, z. B. Zeitungsflexo, Dispersionslacke, strahlenhärtende Drucke auf Papier und Karton.
Recycling-Papier ist heute eine Commodity (Massenware), die containerweise über den Ozean geschippert wird je nach Marktpreis - also hier zählen wirtschaftliche Argumente zu den Umweltaspekten längst hinzu.