Offsetdrucker schwere Arbeit?

  • Hallo, kann mir bitte jemand helfen.



    Meine Frage an euch:


    Ist eurer Meinung nach Offsetdrucker ein anspruchsvoller Beruf?


    Wiso sollte ein Offsetdrucker mehr verdienen als ein Buchbinder?


    Wäre froh wenn ihr mir schlagkräftige Argumente geben könntet?


    Danke

  • Gute Frage...ich denk mal, daß Drucker n recht simpler Beruf ist....solange die Maschine läuft.
    Das dumme daran ist halt, daß sie nur läuft, wenn du die ganzen Störungen beheben kannst, die so auftreten und
    auch die Einstellarbeiten fachmännisch ausführst.
    Als Maschinenführer an der Rolle mußt du dich mit dem Rollenwechsler auskennen, mit der Bahnkantenregelung,
    den Druckwerken, dem Trockner, den Kühlwalzen, den Falzaufbau, den Falzapparat, die Bandstrecke der Auslage
    mit den Rota-Schneidern und dem Kreuzleger bzw. Stangenausleger. Das sind jetzt so mal die einzelnen Aggregate.
    Jede davon hat zig Einstellmöglichkeiten und sie alle können Problemquellen sein.
    Bis heut hab ich zwar nur am Dreischneider und am Planschneider gearbeitet, mir aber auch mal das Einrichten an
    nem Sammelhefter mit 6 Stationen und am Klebebinder mit 8 Stationen angesehen, aber ich behaupte mal, daß
    man da nur halb soviel wissen muß...wenn überhaupt.
    Das wird wahrscheinlich auch der Grund dafür sein, daß man an Druckmaschinen mehr verdient - is einfach umfangreicher.

  • @ Silent74: Also was Rollenoffset angeht, da kann ich dir nur beipflichten. Bei manchen Auträgen da rennst du nur von einem Aggregat zu anderen. Letztens haben wir für einen Automobilkonzern aus Sindelfingen deren Magazin gedruckt: Bilderdruckpapier 80g MATT! auf Stange! Da kannste dir ja vorstellen was das für nen Spass gemacht hat. Überall hats abgelegt sogar in der Stange. Naja aufjedenfall finde ich Drucken wesentlich anspruchsvoller als weiterverarbeiten. Ich denke aber auch da muss man unterscheiden.

  • Moin moin,



    ich denke, jeder Beruf ist auf seine Weise anspruchsvoll.


    Auch denke ich nicht, dass der Buchbinder weniger oder mehr verdienen sollte, als der Drucker.


    Genauer gesagt, wer schwierige Arbeiten sehr gut erledigt, sollte auch Leistungsgerecht entlohnt werden. Dieses Prinzip funktioniert in Deutschland leider nicht. Hier ist es so, dass man Aufgrund seiner Ausbildung/Berufsabschlusses grundbezahlt wird.


    Bsp. Der Fachhochschulabsolvent weiss viel und hat sicherlich auch schon an der Maschine oder im administrativen Bereich Erfahrungen gesammelt. Trotzdem ist es so, dass eben der Absolvent beim Einstieg ins Berufsleben mehr bekommt, als der Facharbeiter an der Maschine oder dessen Produktionsleiter, der sich hochgearbeitet hat.


    Auch innerhalb der Berufe stimmt das nicht ganz: Der Druzcker an der großen Maschine verdient so gesehen mehr, als der Drucker an der kleinen Maschine. Begründung: große Maschine/große Verantwortung.


    Wer aber and der GTO z.B. am Tag 20 Aufträge sehr gut abdruckt und der Großformatdrucker aufgrund des Großauftrages eben halt zig Tausend Bogen durchgelassen hat, sollte nicht bevorzugt oder benachteiligt werden.


    Bei den Buchbindern verhält es sich genauso. Der Sortimentsbuchbinder hat in meinen Augen genauso viel Verantwortung und Können in seinem Bereich, wie der Industriebuchbinder. Trotzdem werden hier grundlegende Unterschiede in der Bezahlung schon vom Verband her vorgesehen.



    Wie gesagt, in meinen Augen sollte die Leistungsgerechte Entlohnung mehr gefördert werden, so dass eine halbwegs gutes Gleichgewicht entsteht.

  • Natürlich ist auch Buchbinder eine schwere Arbeit. Aber ich denke sowie oben angeführt dass man als Drucker einfach mehr Wissen haben muss.


    Man muss auf mehr vorbereitet sein, evtl. druckprobleme während des Drucks. Man hat viel mehr Sachen zu beachten die während des Druckens passieren können.


    Natürlich wäre der Beruf nicht so schwer wenn die Maschine läuft, und keine Fehler auftreten. Die Realität sieht leider anders aus.


    Habe neulich auf einer Roland 5farben prospekte gedruckt: 5/5 farbig + pantone gold 871, pantone silber 877 + pantone gold 876 plus innen Dispersionslackiert.


    5 Sprachwechsel in Schwarz und in 2 Pantone Farben. Also so eine Arbeit erfordert höchste Konzentration, 100prozentige Genauigkeit, man darf sich keinen Fehler erlauben óbwohl die Fehlerquote höher ist durch die Metallfaren, durch das doppelte Durchlassen, durch die Sprachwechsel. Und solche Arbeiten sind bei uns keine Seltenheit.


    Ich glaube dass Drucker der anspruchvollste Beruf in der Druckerei ist, bin aber auch überzeugt dass das nur Leute verstehen die schon mal als Drucker gearbeitet haben.

  • Also wenn mir hier im wilden Osten als gelernter Drucker nur 8 Euro Stundenlohn angeboten wird, dann
    ist das mit leistungsregrechte Bezahlung bestimmt so gemeint, daß ich nur die Halle fegen und
    den anderen Druckern n Bogen ziehen und bringen darf *g*
    ...sicherer Arbeitsplatz...naja, bezieht sich ja auf den Platz, nicht auf die Person, die kann halt
    jährlich gewechselt werden ^^

  • Was mir schon immer ein Rätsel war, dass man an einer 5-Farben Speedmaster mehr verdient
    als an Ein- oder Zweifarben.
    An der Speedmaster einen Prospekt drucken, also das war doch eine echte Freude,
    wenn ich mich da an meine Zeit an der Einfarben MO erinnere, Papier muss im
    druckfrischen Zustand 8x durch die Maschine, oft 10 oder 12x, mein lieber Schwan,
    also an der Einfarben hab ich das Drucken gelernt, kann ich ruhigen Gewissens sagen.

  • Eine z.B. 8-Farben hat einen Stundensatz von 300 bis 500 Euro, eine Falzmaschine von 40 - 60 Euro. Deshalb verdient ein Drucker mehr.
    Ob ein Drucker oder ein Buchbinder mehr wissen muß, ist eigentlich nicht relevant. Ein Drucker der schnell ist kann in 2 Stunden mehr für den Betireb verdienen, als ein Buchbinder in 8 Stunden nicht imstande ist zu verdienen.

  • Evtl. könnt ich noch argumentieren, daß an der Rolle der Falapparat mit Heftung/Leimung dabei ist und auch
    der Endbeschnitt, sodaß wir oftmals Drucker und Buchbinder in eins sind und das Produkt z.B. 64S. Broschüre schon komplett
    fertig aus der Maschine kommt...dazu noch die Personalverantwortung über 3-4 Leute, die permanent mit
    dir zusammen arbeiten, was ja auch koordiniert werden muß.
    Der Stundensatz der Lithoman IV 48S. lag vor Jahren bei 1000€...is auch mehr, wie an vielen Buchbindermaschinen,
    wahrscheinlich auch n Grund.
    Manchmal sehne ich mich zu den Zeiten zurück, wo ich nur 1/1 schwarz an der GTO52 Notenblätter im Ein-Schicht-Betrieb
    gedruckt habe...man verdient schon ne ganze Ecke weniger, dafür war die Arbeit aber auch wie Urlaub :thumbup: .

  • Moin moin,



    @ andreas: Ich klann also davon ausgehen, dass wenn z.B. eine Maschine nach sagen wir mal 8 Jahren abgeschrieben ist und der Stundensatz dann sinkt, der Drucker dann auch weniger verdient?


    So mancher Klebebinder hat auch sehr hohe Stundensätze, trotzdem ist die Entlohung der Facharbeiter in diesem Sektor nicht so, wie Du die im Verhältnis siehst. Und die Stundensätze


    sind deshalb so hoch, weil fast alle Betriebsinhaber eine lineare Abschreibung praktizieren, um sich nach 5-8 Jahren die nächste neue Maschine ins Haus zu holen.


    @ alle anderen: Es gibt in jedem Betrieb mindestens einer, der sich wirklich von der Menge abhebt und deshalb auch mehr verdienen sollte (der sog. 1. Drucker z.B.) allerdings gibt es auch in jedem


    Betrieb einen, der sich durchmogelt. Der verdient komischerweise nie weniger als der Durchschnitt. Warum? Schaut euch das Tarivsystem an, da steht nirgendwo was von leistungsgerecht.

  • @ andreas: Ich klann also davon ausgehen, dass wenn z.B. eine Maschine nach sagen wir mal 8 Jahren abgeschrieben ist und der Stundensatz dann sinkt, der Drucker dann auch weniger verdient?


    Hallo, nein kannst du nicht.
    Erstens sind die Abschreibungszeiten heute kürzer und es wäre betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll, die Stundensätze zu senken, da alte Maschinen eigentlich ersetzt werden
    müssen und das verdiente Geld für den Neukauf eingesetzt werden sollte. Bei einer neuen Maschine müssen dann die Stundensätze gezwungenermaßen wieder angehoben werden.
    Scheinbar hast du meinen Vergleich aber nicht ganz verstanden. Es war ein Beispiel welche Umsätze die jeweiligen Maschinen erzielen und daß klarerweise eine Verhältnis des
    Lohnes zum generiertem Umsatz besteht. Bei einem Stundensatz einer Maschine von angenommen 300 Euro ist es natürlich leichter möglich 30 Euro die Stunde zu bezahlen als bei
    einem Stundensatz von 50 Euro.

  • Evtl. könnt ich noch argumentieren, daß an der Rolle der Falapparat mit Heftung/Leimung dabei ist und auch
    der Endbeschnitt, sodaß wir oftmals Drucker und Buchbinder in eins sind und das Produkt z.B. 64S. Broschüre schon komplett
    fertig aus der Maschine kommt...dazu noch die Personalverantwortung über 3-4 Leute, die permanent mit
    dir zusammen arbeiten, was ja auch koordiniert werden muß.


    das kann ich nur unterschreiben. Als Rollendrucker haste auf jedenfall mehr zu tun als ein Buchbinder. Das is mal Fakt. :P

  • Eine z.B. 8-Farben hat einen Stundensatz von 300 bis 500 Euro, eine Falzmaschine von 40 - 60 Euro. Deshalb verdient ein Drucker mehr.
    Ob ein Drucker oder ein Buchbinder mehr wissen muß, ist eigentlich nicht relevant. Ein Drucker der schnell ist kann in 2 Stunden mehr für den Betireb verdienen, als ein Buchbinder in 8 Stunden nicht imstande ist zu verdienen.


    Das ist aber ne Milchmädchenrechnung....
    Jetzt rechnen wir mal anders: Ne Falzmaschine kostet z.b. in der Anschaffung zw. 30.000 und 150.000 Euro (ne normale Maschine) - und ne 8 Farben - wohl das mind. das 8Fache von den 150.000 Euro..... Dann berechnen wir daraus die Leasingraten.... und was daraus, was die Maschinen "erwirtschaften" müssen!


    Wieviel Verbrauchsmaterialien hast du an der Falzmaschine und wieviel an der Druckmaschine. Wieviele Ersatzteile/Monteursstunden brauchst du an beiden Maschinen?


    Wenn du alles genau berechnest wirst du feststellen, dass die Maschinen fast gleichwertig sind was die Stundensätze anbetrifft.... nur weil der Stundensatz höher ist heißt das nicht, dass damit mehr Geld verdient wird!


    Anders sieht´s wohl bei abbezahlten Maschinen aus - aber welcher Betrieb hat schon alle Maschinen abbezahlt?

  • Tach auch,



    wenn Ihr genau nachliest, werdet Ihr feststellen, dass jeder etwas anders kalkuliert.


    Allerdings denke ich, dass nur weil eine Maschine einen hohen Stundensatz hat, man halt auch ein höheres Stundenentgelt der Mitarbeiter "verstecken" kann, so heute sicherlich nicht mehr geht. Der Markt ist derart knüppelhart, dass eher ganz knapp kalkuliert wird. Und da zählt das Gehalt eben dazu.


    Früher gab übrigens der Kalkulationsleitfaden der Druckindustrie, heute sind das Programme, die für die jeweiligen Betriebe extra mit deren Kennzahlen geschrieben werden.


    Diese Kennzahlen werden von der Gf vorgegeben, meist aus den jeweilgen Statistiken der Betriebe generiert.


    Und für Abschreibungen gilt: Je kürzer der Abschreibungszeitraum desto höher die jährliche Abschreibung (Bsp. bei 8 Jahren sind das 12,5% des Anschaffungspreises, bei 4 Jahren 25%, linear gesehen)


    Da brauchst sich der Chef nicht zu wundern, dass nach einer Neuanschaffung der Betrieb plötzlich nicht mehr so gut dasteht.


    Andererseits braucht der Betrieb wiederum Abschreibungen (für die Steuer).


    Jetzt kommt dann sicherlich noch der Einwand, dass man ja technisch möglichst immer Ball bleiben sollte. Stimmt schon, nur wenn der Bertrieb sich durch eine Neuanschaffung übernommen hat, nur am Ball zu bleiben, hat keiner was von.


  • Klar ist das eine Milchmädchenrechnung, doch der %uelle Anteil der Personalkosten am Stundensatz spielt bei der Gehaltsberechnung eine Rolle. Die Stundensätze der beiden Maschinen sind aber nicht annähernd gleich. Druckplatten und Farbe werden bei einer Druckmaschine nicht als Verbrauchsmaterial in den Stundensatz eingerechnet, sondern jedem Auftrag zugeordnet. Der Vorteil einer Falzmaschine ist der Nutzungsgrad welcher dort bei fast 100 % liegt, bei einer Druckmaschine zwischen 80 - 85 %.
    Grundsätzlich sollte man aber davon ausgehen, daß bei einem höheren Stundensatz der Gewinn auch höher ist, wenn dies nicht so ist, liegt das Problem woanders, dafür kann der Drucker eigentlich nichts dafür.

  • Moin moin,



    @ andreas: Also ich weiss nicht, aber wenn ich so Deine Beiträge zur Kalkulationgrundsätzen lese, dann erinnert mich das doch sehr an Schulmaterial.


    In der Praxis sieht das ganz anders aus, da werden die Stundensätze anders gerechnet.


    Falzmaschine 100% Nutzungsgrad? Mein lieber Schwan, wird also nie umgestellt, laufen immer 16 S. A4.


    Druckmaschine 80-85% ? Top Druckerei, muß ich sagen. Wenns bei euch tatsächlich so ist, bist Du in einer der wenigen Top-Druckereien beschäftigt.


    Das bedeutet aber nicht, dass man dann eure Kalkulationsgrundsätze auf alle anderen Betriebe anwenden kann/sollte.


    Aus Erfahrung weiss ich, dass sich die Kalkulationsgrundlagen von Firma zu Firma sehr unterscheiden, das reicht von Pie mal Daumen bis zur monatlichen Anpassung der Stundensätze.


    Aber bei allen war eines immer gleich: Der Stundenverdienst der Mitarbeiter war immer ein recht geringer Teil, meist unter 5% (Bogenoffsetdruck)

  • Powerprinter
    Scheinbar ist nicht ganz klar, was der Nutzungsgrad ist. Bei Falzmaschinen ist er deshalb so hoch, da kaum Wartungs - oder Reinigungsarbeiten anfallen und deshalb fast die gesamten Stunden direkt einem Auftrag zugeordnet werden können. Wenn bei einer Falzmaschine umgestellt wird, ist dies Einrichten und dies bezahlt der jeweilieg Kunde. Beim Druck wären bei einer 24 - Stundenschicht 80 % Nutzungsgrad fast 5 Stunden die du nicht einem Auftrag zuordnen kannst. So abwegig sind die 80 - 85 % gar nicht.
    Nutzungsgrad ist nicht nur die Zeit in der die Maschine läuft, sondern alle Stunden die ich einem Kunden direkt verkaufen kann und nicht als Allgemeinkosten aufteilen muß, wie z.B. das abendliche Waschen bei der Druckmaschine.

  • Genauso ist das auch bei uns. Unser Chef hat uns immer Bespiele von Firmen vorgehalten....95% bis 97% Nutzungsgrad. Lt. unseren letzten Zahlen liegen wir an meiner Maschine (die kenne ich halt gerade) bei 93%. Irgenwie denke ich auch dies ist Augenwischerei....real liegt die Zahl sicherlich niedriger. Das ist immer toll wenn wir so Benchmarks von Druckereien vorgerechnet bekommen...ich glaube nicht das die so immer ganz der Wahrheit entsprechen. Bei uns wird immer wg. den Qualitätskosten (Reklamationen etc.)rumgejammert...da soll es Druckereien geben, die liegen bei unter 3%.....naja...weiß nicht was die drucken. Sicherlich nicht die S*****e, die wir drucken :)