Druckfarben Kobaltfrei

  • Liebe Kollegen,
    wer von euch arbeitet schon mit Kobaltfreien Farben und was sind eure Erfahrungen ?
    Vielleich ist das auch ein Thema für Inkman .


    Gruß Hein

    Es ist schwer im Tempel des Rechts logisch zu argumentieren, wenn der Hohepriester nicht ganz dicht ist.

  • Ja, " blauer Engel ".
    Das es da Entwarnung gibt wäre mir neu . Einige Fabenherstellerbieten bieten " Kobaltfreie " Farben an.
    Aber wieso warst du erschrocken ?


    Gruß Hein

    Es ist schwer im Tempel des Rechts logisch zu argumentieren, wenn der Hohepriester nicht ganz dicht ist.

  • ...erschrocken, weil unser Farblieferant zwar kobaltfreie Farbe liefern,-... aber sie nicht empfehlen kann, weil die Trocknung dann sehr problematisch ist. Wenigstens sind sie ehrlich...!


    Wir werden in den nächsten Tagen einen anderen Hersteller, mit zwei Farbserien testen und ich bin vorsichtig optimistisch, weil wir eine Serie schon mal vor längerer Zeit getestet haben und sie gut war. Damals war der blaue Engel noch gar nicht aktuell, zumindest bei uns nicht. Wenn diese Serie wirklich dann, wie versprochen dem blauen Engel entstspricht,- wäre es wirklich für uns eine richtige Entwarnung.
    Noch ist das Thema aber zu frisch. Gern werde ich aber unsere Erfahrungen hier weitergeben. Auch, wenn diese womöglich negativ sind....

  • Kobalt ist meines Wissens nach stark krebseregend ... Das schlimmste was man sich antun kann ist Trockner(Kobalt) im Feuchtmittel zu haben ... Ist zwar effektiv aber man kann da auch gleich nach 30 Jahren im Beruf den passenden Sarg ordern ... Der Feuchtmittelnebel ist damit allgegenwärtig im Drucksaal und wir durch die Lungen aufgenommen ... Bei der Farbe ist es auch so nur nicht ganz so dramtisch ... Hab auch schon mit alternativen experimentiert aber wirklich sinnvoll scheint dabei keine ... Kobalt ist und bleibt anscheinend Trockenstoff #1

  • @ acid green ,
    wenn man sich mit " blauer Engel " zertifizieren möchte dann geht kein Weg an " kobaldfreien " Farben vorbei.
    Das ist aber nicht alles . Waschmittel gehören auch dazu .
    Aber , es muß was getan werden - sprich Umweltschutz .


    Gruß Hein

    Es ist schwer im Tempel des Rechts logisch zu argumentieren, wenn der Hohepriester nicht ganz dicht ist.

  • Hallo Hein,


    wenn meine Reaktionen manchmal etwas dauern, liegt das daran, dass ich einige Antworten nicht mal eben in einer Stunde herunterschreiben kann ;( . Ich muss in eigenen Unterlagen und im Internet recherchieren, weil vieles sich weiter entwickelt wird und dann das, was man schon immer wusste, nicht mehr gilt. Ich hasse Halbwissen.


    Kobaltverbindungen stecken in den Trockenstoffen, also in Farben und Zusätzen. Früher gab es sie sowohl in der Farbe, als auch in speziellen Feuchtmitteln.


    In der Farbe waren sie für mich immer unverzichtbar, im Feuchtmittel reine Werbung ohne eigene Störwirkung auf den Offsetprozess. Kobalt ist in dieser Funktion fast einmalig. Man kann die ähnlichen Verbindungen des Kalzium, Barium, Mangan zur Verstärkung verwenden. Ohne Kobalt habe ich sie immer sehr schlapp erlebt :thumbdown: .


    Das Risiko liegt also in der oxidativen Trocknung. Und die ist zuständig für Scheuerfestigkeit, Laserbeständigkeit und solche Sachen. Ihre Wirkung ist frühestens 10 - 20 Stunden nach Druck nachweisbar, weil sie eben langsam ist. Alles andere an Ansprüchen wendet sich an das Wegschlagen. Das macht auch verständlich, warum Allround-Farben für den Bogenoffset seit 20 Jahren immer weniger Anteil an oxidativer Verfilmung haben und immer mehr (Termindruck, Umschlagbarkeit, Schneidbarkeit usw.) aus der wegschlagenden Trocknung geholt wird. Das bedeutet, dass eine kobaltfreie Farbe heute weniger riskant rezeptierbar ist als von 10 Jahren.


    Außerdem gibt es im Verpackungsoffset wohl kaum noch eine Maschine ohne Lackierwerk. Und auch im Akzidenzdruck sieht man sie immer häufiger. Der Dispersionslack ist jetzt unsere Wunderdroge, die den Druck schützt. Der Druck von Lebensmittelverpackungen kommt seit 20 Jahren ohne oxidative Verfilmung, also ohne Kobaltverbindungen aus. Wo ist da heute noch das Problem? :)


    Die wenigen Drucker, die wirklich noch sikkativierte Farben verdrucken müssen, arbeiten also z. B. viel auf ungestrichenem Papier und lackieren nicht nass-in-nass. Die sollten das auch beibehalten. Es gibt ja so viele Probleme, die uns die oxidative Verfilmung so einbrockt. Sie war und ist immer ein ungeliebtes Kind. Wir wenden sie doch nur da an, wo sie unersetzlich ist. Sollten wir jedenfalls. Folien und Laserdrucker-Formulare sind auch solche Beispiele. :|


    Noch allgemein ein Trost: Ich hatte damals große Gewissensbisse, als wir die Bleioctoate aus den Rezepturen nehmen mussten. Ohne sie waren keine sicher verfilmenden Schwarzfarben möglich, meinten wir. Auch ein Druckfarben-Chemiker lebt gelegentlich von mehr Angst und Vorsorge als überprüftem Wissen :) .


    Auf der anderen Seite wird in der Presse, gerade auch in Fachzeitschriften, in der Politik und in vielen Behörden und Institutionen allzu leichtfertig mit Halbwissen gearbeitet. Das führt dazu, dass kobaltfreie Drucke gefordert werden für verkaufsträchtige Umweltlabel.


    Die Risiken von Kobalt:
    Physiologisch (also hier gesundheitlich) schädlich können nur Stoffe sein, die bioverfügbar sind. Sonst liegen sie als tote Hunde irgendwo herum. Bioverfügbarkeit setzt aber Wasserlösbarkeit voraus; sonst kommt die Störung überhaupt nicht an. Das betraf zu Recht die Kobaltverbindungen in Feuchtmitteln. Sie wurden damals oft mit violetten Farbstoffen ersetzt. Die wirkten - genau wie Kobaltsulfat - psychiologisch beim Drucker und damit kommerziell befriedigend
    Unsere aktuellen Trockenstoffe in den Druckfarben sind nicht bioverfügbar. Hier hat es also mal wieder profundes Halbwissen auch im Blauen Engel zu Entscheidungen gebracht :( .


    Aus früherer Zeit weiß ich noch, dass alle Kobaltverbindungen bei der Müllverbrennung im Beisein von Halogenverbindungen (Chlor und Brom) unter sehr speziellen und seltenen Verbrennungsbedingungen (Sauerstoffdefizit) als Katalysator die Entstehung von Dioxinen fördern können, ganz extrem giftigen Substanzen (Seveso-Gifte). Davon liest man aber schon lange nichts mehr. Vermutlich werden solche Bedingungen in der Müllverbrennung nicht angesteuert.


    Fachinformationen:
    Gesundheitliche Auswirkungen von Kobalt hier
    gesundheitliche Risiken von Kobalt hier
    Literatursammlung hier
    Chemie-Lexikon hier


    Druckfarben ohne Kobaltsikkativ haben übrigens kein besonderes Verdruckbarkeitsrisiko, weil nur ~0,1 % der Rezeptur eines öligen Stoffes fehlen.


    Viele Grüße & ciao
    Inkman

  • Lieber inkman ,
    ich habe alle die Hinweise gelesen . Sie sind sehr interessant - sehr gut auch erklärt inwieweit Kobald erst zur Gefahr werden kann .
    Kann ich daraus ableiten das zuviel " Wind " um den Kobaldgehalt in der Farbe gemacht wird ?
    Fazer-jk hatte erwähnt das es Probleme mit der Trocknung gibt - da fällt mir in dem Zusammenhang ein,
    daß gewiss dabei auch eine Rolle spielt wieviel Alkohol gefahren wird .
    Sehr viele Druckereien fahren immer noch Werte zwischen 5 - 10 % . Diese würden dann natürlich tatsächlich Schwierigkeiten bekommen .
    Ich denke mit unseren Werten um die 2,6 % sind wir ganz gut .


    Gruß Hein

    Es ist schwer im Tempel des Rechts logisch zu argumentieren, wenn der Hohepriester nicht ganz dicht ist.

  • Hallo Hein,


    ja, das ist falscher Wind. Aber Kobalt ist nicht das einzige solcher hysterischer Argumente im Kampf um vermeintlichen Umweltschutz.


    Fazer-jk hat ja recht. Wenn wir ein Risiko haben, dann für die oxidative Verfilmung. Absolut kein Risiko für das Wegschlagen. Und wer kobaltfreie Farben verdruckt, sollte dann auch selbst keinen violetten Trockner hinzugeben. Diese Farbe kommt nämlich von den Kobaltverbindungen.


    Alkohol spielt für die Trocknungsmechanismen keine negative Rolle. Mit mehr IPA geht sogar der Feuchtmittel-Anteil in der „guten“ Emulsion etwas zurück. Damit sinkt auch ein wenig die Gefahr, dass die Trockenstoffe hydrolysieren, also deaktiviert werden. Die Trocknungsstörungen, die der Praktiker beobachtet, liegen nämlich gar nicht daran, dass zu viel Wasser in die Farbe aufgenommen worden ist. Wenn die Farbe wirklich schlecht emulgiert, also wenn sie zu viel Wasser aufnimmt, dann kippt die Emulsion in eine wässrige Phase, in der sich Farbtröpfchen verteilen. Die druckt gar nicht vernünftig aus. Diese „schlechte“ Emulsion verhält sich nach außen wie Wasser und geht auf die bildfreien Stellen der Platte. Das bedeutet, die Sache tont.


    Solange das Druckbild in Ordnung scheint, muss man nur dafür sorgen, dass die „gute“ Emulsion schnell auf den Bedruckstoff geht und sich nicht erst lange auf den Walzen aufhält. Eine lange Kontaktzeit zwischen Trockenstoff und Feuchtmittel ist das Karnickel, erst nachgeordnet die Menge.


    Die wirklichen Nachteile eines höheren Alkoholgehaltes liegen auf der gesundheitlichen und der Umwelt-Seite.


    Viele Grüße & ciao
    Inkman

  • Ich drucke seit 2 Jahren mit Epple Cobano und habe null Probleme mit Trocknung bei Standard Material. Fahre normal 10% IPA. Nur bei chromolux muss ich andere Farbe nehmen da die Trocknung hier ziemlich bescheiden ist und mit Dispolack marmoriert es sofort.

    "Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken."

  • Die Cobano von Epple ist wohl die einzige Druckfarbe, die bei denen Kobaldfrei ist...ausser vielleicht noch spezieller Farbserien, welche dann aber unbedingt dispersionslackiert werden müssen,- wie z.B. BOFOOD Farben.


    Allein das Datenblatt lässt aber eine gute Trocknung nicht erwarten. Wir brauchen eine Farbe, die sehr schnell trocknet und eine sehr gute Scheuerfestigkeit bietet.


    Hat jemand hier vielleicht Erfahrungen mit K+E BIO-Skalenfarben?

  • Meine Rapida ist 10 Jahre alt und da sind 10% normal. Früher war es etwas weniger, mit der Cobano und 10% IPA +3% Zusatz gibt es keine Probleme bei der Trocknung ohne Dispolack. Ich kann nach 15min eine Form umschlagen ohne das etwas ablegt oder abschmiert. Mich interessieren keine Datenblätter oder IPA werte die irgendwo und irgendwann mal jemand an irgendwelchen Maschinen getestet und für gut befunden hat. Ich drucke seit 25 Jahren und seit 10 Jahren an der Rapida, da weißt du was dein "Mädchen" braucht um nicht rumzuzicken ;). Spaß bei Seite, bei einer relativen Luftfeuchte von max 38% braucht man schon etwas mehr IPA als üblich.

    "Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken."

  • @ Kammerrakel ,
    10% Alk zu fahren hat nix mit dem Alter der Maschine zu tun . Meine 102er ist 13 Jahre alt
    und ich fahre bei 2,5 - 2,8 % .
    Doch eines braucht man unbedingt , neue Feuchtwalzen und ganz wichtig eine ordentliche Wasseraufbereitungsanlage .
    Aber, wie meinst du es das die Luftfeuchtigkeit mit dem Alkoholwert zu tun hat ?
    Aber zurück zu Thema .
    So wie ich hörte hat K&E schon koplett Kobaltfreie Farben .


    Gruß Hein

    Es ist schwer im Tempel des Rechts logisch zu argumentieren, wenn der Hohepriester nicht ganz dicht ist.

  • Ich fahre mit 5% alc. Prinzipiell finde ich es aber überhaupt nicht bedenklich mit 10% zu drucken.


    Wer Alkohol reduziert oder ohne Alkohol druckt muss bedenken dass man viel häufiger wasser wechseln muss. Desweiteren verkleinert sich ganz eindeutig die "range" der farb/Wasser Balance.


    Alle Prozesse müssen 1a stimmen, sonst wird das nichts mit alc reduzieren oder gar ohne drucken.


    Ich persönlich drucke lieber mit mehr Alkohol und weniger sorgen als andersherum.


    Das soll aber nicht heißen, dass man nicht auch ohne Alkohol drucken kann.


    Liebe grüße Klaus

  • Lieber Klaus,
    sicher bist du mit 10 % auf einer ganz sicheren Seite - vermeintlich .
    Ich fahre zwischen 2,5 - 2,8 % Alkohol und bin damit nicht unsicherer - auch bei metallicfarben.
    Nur, Alkohol schadet uns sowie der Umwelt.
    Wir fahen diesen Wert konstant, ohne Probleme - aber mit einer Wasseraufbereitungsanlage !
    Das ist unerlässlich. Diese Anlage kostet - incl. Luftbefeuchtung kostet ca. 12.000 €.
    Die Filterboxen usw. kosten im Jahr ca. 2.000 € .
    Dafür aber ist alles okay - und wir Drucker haben Frieden - vorausgesetzt, wir stellen unsere Feucht/Farbwalzen ganz korrekt ein.
    Aber das gehört zu unserer Berufsehre, sollte es .


    Gruß Hein

    Es ist schwer im Tempel des Rechts logisch zu argumentieren, wenn der Hohepriester nicht ganz dicht ist.

    2 Mal editiert, zuletzt von Hein ()

  • Und wenn man diesen ganzen Schnickschnack nicht hat..... fährt man 10% IPA.
    Jetzt mal im ernst, ich glaube kaum das mein Chef in eine Wasseraufbereitungsanlage investiert nur um 7% weniger IPA zu fahren.
    Solche Spielereien können die "Großen" machen, wir kleinen Handwerksbetriebe haben andere Sorgen.
    Und deine Frage mit der Luftfeuchtigkeit hast du dir schon selber beantwortet.
    Zitat:
    "Das ist unerlässlich. Diese Anlage kostet - incl. Luftbefeuchtung ca. 12.000 € "


    wenn die Luftfeuchtigkeit beim IPA keine Rolle spielen würde, wieso ist sie dann unerlässlich???

    "Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken."