Zu eurer Unterhaltung und gegebenenfalls zur Diskussion stelle ich hier hin und wieder einfache Fachfragen. Wer Lust hat, kann sich nach der eigenen Beantwortung meine Lösung anschauen. Wenn jemand erweitern, korrigieren oder widersprechen will - jederzeit gerne.
Frage:
Im Bogenoffset werden die Papiere bevorzugt als Schmalbahn verdruckt. Wie laufen dann die Zellulosefasern, und was sind die Gründe für diese Bevorzugung?
meine Antwort:
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Die Fasern der Papiermasse laufen bei Schmalbahn quer zur Bogentransportrichtung, also parallel zu den Achsen der Zylinder und Walzen. Das hat einmal einfache mechanische Vorteile: Die Biegesteifigkeit des Papiers ist quer zur Faserrichtung geringer als parallel. Also biegen sich die Bögen (für Boston Presse: hier ist Bögen wieder kein Zählmaß, weil keine Zahl folgt. Es ist ein Begriff. Und da gilt die normale Sprache) in Schmalbahn leichter um die Zylinder und passen sich den Oberflächen an, auf denen sie liegen. Das erleichtert Passer und Planlage. Bögen in Breitbahn führen daher viel häufiger zu Stoppern.
Im traditionellen, also dem Nassoffset, wirkt außerdem die Tatsache, dass sich die Fasern beim Befeuchten hauptsächlich in ihrer Breite ausdehnen (quellen). Der Bogen wird sich durch Feuchtigkeit also eher in Laufrichtung längen als zu verbreitern. Dem kann der Drucker währen der Auflage mit Hilfe der Register etwas entgegenarbeiten. Eine Dehnung des Bogens in der Breite kann er gar nicht mehr kompensieren. Dazu bräuchte er immer wieder eine neue Platte.
Wenn übergeordnete Ansprüche da sind (Buchbinder, Etikettenverarbeitung etc.), muss der Offsetdrucker in den sauren Apfel beißen und Breitbahn drucken.
Viele Grüße & ciao
Inkman
; genau anders herum verhält sich die Biegesteifigkeit zur Faserrichtung.