Abriebfestigkeit Naturpapiere

  • Hi,


    welche Möglichkeiten kommen in Betracht die Farbe auf Naturpapieren/Ungestrichenen Papieren speziell Planojet oder Focuscard ab 300g/m² abriebfest zu bekommen?


    Der Druck ist nicht das Problem, eher beim schneiden mit niedrigster Einstellung des Pressbalkens zeichnet sich die Farbe bei angeschnittenen Flächen 1-2mm auf der Rückseite des Bogens ab.


    Dispolack auf diesen Papiersorten bringt so gut wie garnichts. Öldrucklack würde bei uns einen 2. Durchgang bedeuten.


    Die Auflage mehrere Tage sitzen und trocknen lassen ist meist auch nicht möglich und bringt auch nicht viel Besserung.


    Was könnte man noch ausprobieren? Spezieller Lack oder Farbe?


    Danke

  • Wir verwenden für solche Produkte sehr erfolgreich die Pro-Laser Farbe von Epple,- ohne Lack! Ich kann diese Farbe für Natur und Offsetpapiere absolut empfehlen.


    Man muss aber wirklich aufpassen, weil diese Farbe auch auf den Walzen und Farbkästen sehr schnell trocknet. Wenn man das aber weiß und beachtet, sollte einer erfolgreichen Anwendung nix im Wege stehen.

  • Definitiv eine oxidativ schnell trocknende Farbe für ungestrichene Substrate verwenden! Auch sollten die Farben nicht auf schnellstes Wegschlagen getrimmt sein, da so nur noch mehr Bindemittel im Bedruckstoff verschwindet. Das hat zum einen den Nachteil, das sich die Trocknung durch die mangelnde Sauerstoffzufuhr nur noch mehr verzögert - aber auch die Pigmente nicht ausreichend in den Farbfilm eingebunden werden. Hier solltest du mit deinem Farblieferanten des Vertrauens sprechen.
    Lack bringt wie du schon richtig geschrieben hast nur bedingt etwas, da auch hier alles in der Papieroberfläche verschwindet. Dennoch solltest du mit einer 10er Rasterwalze eine Verbesserung sehen, da die Farbe die Oberfläche schon etwas "versiegelt" hat.

  • Hi,


    als Skalenfarbe nehmen wird von Saphira die Classic Speed. Laut Sicherheitsdatenblatt wird die von Flint hergestellt :D


    Diese Farbe nehmen wir für alle drei Papierklassen und nur auf die ist die Maschine kalibiert.


    Muss daran etwas geändert werden bei einem Wechsel?

  • Wir hatten letztens erst das Vergnügen, eine Broschur mit sehr hoher Farbbelegung und ganzseitigen Fondflächen auf ungestrichenem Material (Umschlag 350g, Inhalt 150g) zu verdrucken und standen vor dem gleichen Problem. Da ich schon einmal in der Vergangenheit mit Dispersionslack und eher mäßigem Erfolg versucht habe, der Problematik entgegenzuwirken, war ich auch erneut etwas reserviert bei dem Thema Dispo-Lack und Naturpapier.
    Allerdings habe ich dieses Mal einen spannungsarmen Lack speziell für Naturpapiere getestet und muss sagen, es hat mich positiv überrascht, was aus der Auslage herauskam. Ich konnte den Umschlag, mit voller Fläche bedruckt, fast wie einen lackierten Bilderdruckbogen handhaben, was das Umschlagen, Ausziehen beim Widerdruck usw. angeht. Ebenfalls gab es eine kaum nennenswerte Rollneigung des Materials nach dem ersten Durchgang (was bei ungestrichenem Material nicht ganz unerheblich ist).

  • Grafo Drier haben wir und probier ich beim nächsten mal aus.


    Anderer Lack ok auch mal bei Saphira nachfragen.


    @ Buntpapier


    In unserem Fall war es eine Geschäftskarte EU-Skala 4/4-farbig mit angeschnittener Fläche (Rotton) auf 400g/m² Planojet.

  • Hallo Offsetfreunde,

    es ist eindrucksvoll, wie viele schlechte Erfahrungen immer wieder als neu gesammelt werden, obwohl eine gute Sachkenntnis die Erklärung liefert und es gute Anleitungen gibt. Seltsamerweise gibt es unter den selbsternannten Praktikern einige mit einer Chemophobie. Und auch Physikophobie. Und Mathephobie sowieso.

    Warum? Wenn ich etwas nicht verstehen kann, frage ich einfach mal nach. Dann lernt auch der Erklärende, wie er seine Botschaft besser an die Leute bringt. Das möchte er nämlich. Er schreibt keineswegs nur um sich wichtig zu tun. Höchstens ein bisschen…
    Einige der Beiträge hier haben schon die ganze Wahrheit gesammelt, besonders das Zitat von Jocero. Trocknerzusätze sind wirklich Notmaßnahmen und auf keinen Fall als Generalregel für Naturpapiere gedacht.

    Was haben ungestrichene Papiere und Kartons denn Besonderes? Sie haben grobe Poren (Löcher bis Krater). Und damit ist im Stapel reichlich Luft, nix wie bei Folien. Das ist doch kein Problem für die oxidative Trocknung, sondern eher hilfreich. Nur beim Wegschlagen machen sie die Probleme, weil sie zu viel und das falsche Zeug aufsaugen. Sie saugen nicht nur den Verdünner weg, sondern auch zäher fließende Teile, die eigentlich als Bindemittel im Farbfilm gedacht sind. Na, und die fehlen dann bei der oxidativen Verfilmung. Habt ihr euch mal gefragt, warum man bei Naturpapieren mehr Farbe führen muss, um eine gleichartige Einfärbung zu bekommen wie bei Bilderdruck? Da verschwindet manchmal sogar ganze pigmentierte Farbe in den groben Poren. Mehr Trockenstoff würde im günstigen Fall nur die Verfilmung unterstützen, keine Bindemittel auffüllen. Was soll man also tun?

    Günstig verhält sich eine bindemittelreiche Farbe, also eine Glanzserie, Scheuerfestserie, Laserdruckerserie o. ä. Was hauptsächlich auf Wegschlagen aufgebaut ist wie die modernen Allroundserien mit schnellster Weiterverarbeitung, kann hier nur mit Glück funktionieren. Oft tun sie es auch, weil nicht alle ungestrichenen Papiere so kritisch sind. Das lullt uns ein.

    Unglücklicherweise gibt es keine Kennzahl für Naturpapiere, die vor der Gefahr für die Trocknung warnt. Also bleibt der schwarze Peter bei dem, der alle Komponenten zusammen führt. Ratet mal, wer das ist.

    Und wenn ich für nur einen Auftrag nicht eine extra Farbserie einsetzen will? Dann besorge ich mir einen Firnis, der die Verfilmung verstärkt, damit ich mehr Bindemittel habe, ohne gleich die Zügigkeit (=>Tonwertzunahme) zu verschlabbern. Notfalls kann man diesen Zusatz auch noch sikkativieren, weil mit den niedrig viskosen Anteilen vermutlich auch der in Öl gelöste Trockner der Farbe abgesaugt wird.

    Besser ist allerdings die bindemittelreiche Spezialserie, die zielgerecht rezeptiert ist.

    Übrigens ist an der Beobachtung auch etwas dran, dass bestimmte Farbtöne besonders zu Abrieb- und Karbonierproblemen neigen. Das liegt nicht nur daran, dass man es bei dunklen Blaus leichter sieht als bei Gelbs. Viele dieser Farben werden auch auf besonders feinteiligen Pigmenten aufgebaut und beanspruchen das Bindemittel stärker als ein Cyan oder Magenta.

    Viele Grüße & ciao