Beiträge von inkman

    Was bedeutet in der Reproduktions- und Drucktechnik optische Dichte?

    meine Antwort:

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    Die industrielle Reproduktionstechnik hat lange Zeit fotografische Mittel, Schwarz-Weiß-Filme, benutzt. Zur Qualitätsbeschreibung solcher Filme brauchte man ein Maß für Schwärzung, um die Qualität einer Vorlage, eines Filmes, einer Entwickler- oder Belichtertechnik zu beschreiben. Dazu bediente man sich des physikalischen Begriffes Extinktion (Auslöschung) und benannte ihn verständlicher in „optische Dichte“ um. Sie sollte uns ein Maß für die Schwärzung eines Filmes geben. Wenn eine geschwärzte Filmstelle doppelt so viel schluckte (= halb so viel Licht hindurch ließ) wie eine Vergleichsstelle, sollte - wenigstens einigermaßen - auch ein doppelt so hoher Wert für die Dichte herauskommen. Das klappte hinreichend gut mit dieser Extinktion.

    Dazu baute man sich „Durchlicht-Densitometer“, also oben eine Lampe und unten ein Lichtmessgerät. Ohne eine Messprobe hatte man eine optische Dichte von Null, mit einem Film dazwischen irgendeinen Wert. Und mit einer Metallplatte fand man kein Licht drunter, also eine unendlich hohe Dichte.

    Im Buchdruck und im Offset kann man mit Zonenschrauben die Farbschichtdicke an der Druckmaschine regeln. Aber nicht direkt messen. Also baute man sich ein „Auflicht-Densitometer“ und maß, wie stark farbig das zurückgestrahlte Licht war, also die optische Dichte. Und diesen Wert verglich man mit dem vom Blankopapier. So konnte man die Zonen so einstellen, dass die Farbauftragwalzen eine durchgängig gleichmäßige Farbschicht auf die Platte brachten, egal, wie ungleich die Farbabnahme war.

    Die optische Dichte hat keine Einheit, also kein cm, µm oder sec oder andere. Sie ist eine reine Zahl, weil sie aus einem Logarithmus entsteht. Man misst die Lichtströme und berechnet daraus die Dichte des Objektes. Heute gibt es Minicomputer in jedem Messgerät, und so benutzt keiner mehr die Murray-Davies-Formel oder das so genannte Nomogramm.

    Manchmal sagt man im, Jargon anstelle optischer auch densitometrische Dichte, um sie deutlich von der (Substanz-) Dichte in g/cm³ abzuheben.

    Was bedeutet „komplementäre“ Farbe?

    meine Antwort:

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    Hier gibt es viele „Lehren“, also persönliche Ansichten. Dieses Thema ist auch ein treffendes Beispiel, dass Wikipedia (wie auch alle anderen, vor allem meine) Veröffentlichungen aufgeschlossen kritisch gelesen werden müssen.

    Lateinisch steht „complementum“ für Ergänzungsmittel. In der Farbenlehre wird diese Ergänzung von vielen Autoren benutzt. Ich finde eine strenge Einordnung nützlich, wie in der Farbenphysik üblich, die ein farbiges Licht nimmt (also dessen spektrale Verteilung, die enthaltenen Wellenlängen in ihren Intensitäten) und genau die farbige Ergänzung zu weißem Licht als komplementäre Farbe definiert. Im Detail sollte man das als Anteil im Spektrum mit Wellenlängen und Intensitäten sehen. Um es noch weiter zu komplizieren, muss man hier auch das weiße Licht erst spektral definieren (siehe die verschiedenen Normlichtarten usw.).

    Einfach und sinngemäß genügt mir für die Praxis zu sagen, dass die komplementäre Farbe genau die ist, die eine Beispielfarbe zu weißem Licht ergänzt.

    Klar, dass es sich hier nur um Lichtfarben handeln kann. Der Ausdruck hat also einen guten Platz im z. B. RGB-System. Mit Körperfarben hat er nichts zu tun, also z. B. CMY.

    Man sollte einfach den gängigen Fachausdruck „Gegenfarben“ dann verwenden, wenn „komplementär“ nicht genau passt. Das passt dann auf alle Farbkreise und Modelle. Nur sollte man jedes Mal auch dazu sagen, in welchem System man sich gerade gedanklich bewegt. Dann handelt es sich um fachliche Ausdrücke, nicht nur um Wichtigtun mit Schein-Fachausdrücken.

    Also ist nicht Gelb zu Blau komplementär und auch nicht Orange, sondern es gibt Gelbs, die zu Blaus komplementär sind und Oranges zu anderen Blaus.

    Sind unsere Fachausdrücke wahrer und richtiger als gleiche oder ähnliche Wörter der Umgangssprache?

    Sehr viele Fachleute, darunter viele Doktoren und Professoren, meinen, dass ihre Fachversion einer Sache die einzig richtige sei. Weil sie ja so viel von der Sache verstehen. Mit meinem Hausarzt hatte ich z. B. mal eine Diskussion um das Wort „Altersdiabetes“. Ich finde noch immer, dass er es aushalten muss, wenn ein Patient sich laienhaft ausdrückt und sollte lieber die Aussage verstehen als einen rechthaberischen Vortrag über Diabetes Typ 2 zu halten. In seiner fachlichen Arbeit sollte er natürlich sich an genaue Fachausdrücke halten. Wie wir auch.

    In Wirklichkeit muss man jedes Wort in seiner Sprache erkennen; dann ist es da richtig. Wenn ein Italiener in Spanien zum Kellner „burro“ sagt, kann er sich nicht sicher sein, dass er wirklich Butter bekommt.

    Fachsprachen verwenden gleiche Wörter auch innerhalb zusammenarbeitender Fächer teils sehr unterschiedlich. Nehmen wir die „Dispersion“. Für uns Farbfritzen bezeichnet es die innige Vermischung z. B. der pulverförmigen Pigmente im flüssigen Bindemittel. Wir nennen aber auch alle wässrigen Systeme, also Lacke und Farben in wässrigen Bindemitteln so. Das ist natürlich dumm gewählt. Aber wer sich in das Fach einarbeitet, muss es lernen. Sonst gibt es Probleme.

    Oder versteht ihr alle etwa das gleiche unter „trapping“?

    Ich werde gelegentlich solche Wortspiele im Quiz aufgreifen, weil sie lustig sein können und weil mir zu viele Leute nicht akzeptieren wollen, dass es kein allgemeines „richtig“ gibt.

    Welche Farbe zeigt uns ein blauer Körper unter orangem Licht?

    meine Antwort:

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    Er zeigt keine Farbe, bleibt also schwarz. Blaue Körper erscheinen uns ja blau, weil sie aus dem Spektrum den orangen Teil schlucken und nur den Rest zurückschicken. Und wo kein Rest ist, bleibt auch kein Farbeindruck. Diese Aussage gilt natürlich nur für spektralreine Farben. Man kann tatsächlich solche Beispiele für z. B. Unterrichtszwecke oder Vorträge konstruieren.

    Hallo neuhier2018,

    zu 1. Tonwert ist ein Ausdruck, der im Offset nur bei Rasterpartien eine Rolle spielt, also ja, das gleiche wie Rastertonwert. Er beschreibt die optische Wirkung als Prozentangabe, die eine Rasterfläche im Verhältnis zum Vollton hat.

    zu 2. Tonwertbereich ist kein spezieller Ausdruck und kann frei angewendet werden. Den Tonwertumfang beschreibt Wikipedia im ersten Satz ganz gut.

    zu 3. Eine Tonwertstufe habe ich noch nicht benutzt. Vermutlich handelt es sich um die Stufe, die ein Verfahren (Bebilderung oder Druck) zwischen 0 und 100 % unterscheidbar wiedergeben kann. Man kann durchaus nicht davon ausgehen, dass hier jedes Prozent auch wahrnehmbare Unterschiede macht. Eine Tonwertauflösung ist aus meiner Sicht ein nutzloser Begriff und kein Fachausdruck. Hier kann man sich jedenfalls leicht ausdenken, was einer damit meinen will, wenn er es benutzt.

    zu 4. Die Flächendeckung ist immer ein geometrischer Begriff. Zur Betonung sagt man manchmal „geometrisch“ dazu, weil viele „Praktiker“ den Unterschied zwischen geometrischer Konstruktion (Flächendeckung) und optischer Wirkung nicht schnallen. Wenn wir die optische Dichte messen, also densitometrisch, können wir sie im Vergleich zur Dichte einer Volltonfläche in einen Tonwert umrechnen. Der sieht aus wie eine Flächendeckung und kommt damit dem Verständnis von Praktikern entgegen.

    Der wichtige Unterschied liegt im Effekt des „Lichtfangs“. Wenn der Bedruckstoff das Licht ein wenig in sich eindringen lässt, unterstrahlt es die Rasterpunkte an den Rändern etwas und schafft so eine stärkere optische Wirkung, als es der reinen Fläche entsprochen hätte.

    Im Tiefdruck ist der Tonwert die einzige praktisch verwendbare Größe, weil eine Flächendeckung da keine Rolle mehr spielen kann.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

    Hallo Maik,

    deine Frage ist nicht ganz einfach zu verstehen. Meinst du. dass du einen unlackierten Offsetdruck mit Metallicfarbe am Folgetag mit Dispersionslack lackiert hast und dass danach die Abriebfestigkeit der Aluminiumplättchen schlechter war als vorher? Oder vergleichst du unlackierte mit lackierten Bögen? Welche Werke und Aggregate hat der Bogen gesehen?

    Dein Bedruckstoff ist Karton, und du vermutest wohl eine Chargenschwäche, nicht wahr? Dann hebe dir auf jeden Fall Musterbögen blanko, nur bedruckt und lackiert auf. Am besten auch von der Farbe und dem Lack, beides mit Chargennummer und Produktbezeichnungen.

    Grundsätzlich kenne ich solche Beschwerden, es kann also etwas dran sein.

    Deine Beobachtung, der Lack sei verschluckt worden, bedeutet sicher, dass er keinen Glanz gebracht hat. Ist das sonst anders bei diesen Produkten?

    Was bedeutet, „der Lack blaste aus und trocknete nichtrichtig durch“? Wie habt ihr das festgestellt?

    Hier ist sehr wahrscheinlich nicht die Farbe wiedererweicht, sondern ein Problem zwischen Lack und Metallic-Farbschicht aufgetreten.

    Gibt es Flächen ohne Silberdruck auf dem Bogen? Wie ist der Lack dort getrocknet?

    So eine Erscheinung ist zwar nicht abwegig, aber sehr selten. Die Ursache muss sich finden lassen.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

    Ist es möglich, dass eine einmal getrocknete Offsetfarbe von selbst wieder erweicht?

    meine Antwort:

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    Gelegentlich wird so etwas beobachtet. Bei näherer Kenntnis ist dies nur in einem Sinne möglich: Die oxidative Verfilmung, eine Radikalreaktion, läuft in Tausenden, miteinander konkurrierenden Reaktionsrichtungen. Dazu gehören nicht nur verknüpfende, also konstruktive Wege, sondern auch Brüche, also destruktive. Wartet man viele Jahre, dann überwiegen die zweiten: Der Druck wird wieder spröde und brüchig.

    Es ist sehr, sehr schwer, diese Abbaureaktionen so zu beschleunigen, dass ein anfangs fest getrockneter Druck in zwei, drei Tagen wieder spröde (und damit z. B. scheuerschwach) wird. Es sein denn, die Druckfarben wurden mit einer Überdosis Trockenstoff versehen, also übersikkativiert. Das macht nicht ein normaler Farbhersteller, weil er diese Dinge kontrolliert. Es gibt aber immer noch Drucker, die nicht nur aus Angst stärker pudern als nötig, sondern zur fertigen Farbe routinemäßig noch Trockner hinzugeben. Zum Glück sind die Trockenpasten so verdünnt, dass hauptsächlich eine Verdünnung der Farbe zu fürchten ist, damit ein Anwender ohne seriöse Dosiertechnik kein Unheil in der Trocknung anrichten kann.

    Es gibt sogar den Trick, eine Farbe so wegschlagen zu lassen, dass die Drucke schon nach ein bis zwei Stunden schneidbar sind, weil der Farbfilm fest und elastisch ist. Für Innenplakate und Aushänge kann das sinnvoll sein. Nach vier Tagen können diese Drucke dann durch das restliche Wegschlagen ihre Elastizität verloren haben und Schwächen zeigen.

    Andere Dinge sind aber durchaus möglich - und weit wahrscheinlicher als eine Wiedererweichung: bei einer Veredelung oder buchbinderischen Verklebung werden Stoffe eingesetzt, die in Offsetbindemittel hinein migrieren können, also z. B. Mineralöle.

    Wenn das alles nicht vorliegt, ist ein nachträgliches Erweichen nicht verstehbar. Es wird eher wahrscheinlich, dass ein Beobachtungsfehler vorliegt. Z. B. kann der Drucker selbst erst einmal finden, dass die Drucke in Ordnung sind. Und wenn sein Kunde danach plötzlich eine schlechte Scheuerfestigkeit reklamiert, ist er möglicherweise bereit, an das Wunder der nachträglichen Erweichung zu glauben, weil die Scheuerfestigkeit nicht wirklich objektiv messbar ist.

    Eine ganz andere Lage ergibt sich, wenn ein Probebogendruck sich frisch problemlos z. B. folienkaschieren lässt, die ganze Auflage zwei Wochen später jedoch Verbundschwächen bringt. Dies gehört jedoch in ein anderes Kapitel, Stichwort Benetzung, Oberflächenspannung.

    Hallo Iagpa,

    alle UV-Bindemittel, auch die für LED-UV, sind als reizend gekennzeichnet. Die Vorschriften zur Arbeitshygiene sind streng und sinnvoll. Falls es eine solche Reizung ist, können die Substanzen sensibilisieren. Das bedeutet, dein Körper reagiert immer empfindlicher. Wenn man es nicht konsequent angeht, kann dir drohen, dass du diesen Arbeitsplatz verlassen musst.

    Im Zweifelsfall frage den Farblieferanten und die Berufsgenossenschaft. Wenn das solche Reaktionen auf die Acrylate sein sollten, befrage unbedingt einen kompetenten Facharzt.

    Ich wünsche dir, dass es eine andere, harmlose Sache ist, die schnell vorbeigeht.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

    Kommt Negativaufbau auf dem Gummi immer vom Bedruckstoff?

    meine Antwort:

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    Unter Negativaufbau verstehen wir Krustenbildungen in den bildfreien Bereichen des Gummituches (gelegentlich auch auf der Platte). Es gibt sehr viele unterschiedliche Arten von Negativaufbau - und damit auch viele mögliche Ursachen. Am häufigsten werden sie nach meinen Eindrücken im Rollenoffset Heatset gefunden. Dort hat es auch umfangreiche Untersuchungen z. B. der Fogra gegeben.

    Oft hat man Strichablagerungen gefunden, die über das Feuchtsystem wohl angelöst und dort abgelagert wurden. Weil das am einfachsten geht, sucht man hier meistens nur die Inhaltsstoffe der Streichpigmente. Aber eine Analyse kann keinen Stoff zeigen, der nicht ausdrücklich gesucht wird. Also sollte man immer auch untersuchen, was diese Pigmentteilchen zusammenklebt. Wer schafft es schon, reine staubförmige Teilchen nur mit Wasser an einem Gummituch festzubacken?

    An dieser Stelle kann natürlich wieder der Strich Auslöser sein - und damit das Papier oder der Karton. Es gibt aber auch eine Menge Substanzen in der Farbe, die hier wirken können. Sie müssen nur in die wässrige Phase, das Feuchtmittel gelangen. Irgendeine Emulgierschwäche muss also auch vorliegen.

    Oder denken wir beim Feuchtmittel selbst einfach an Gummiarabikum. Das kann kleben wie Leim. Und andere Stoffe können das auch.

    Ohne einen Binder gibt es keinen Aufbau. Leider sind die möglichen Substanzen sehr viele und manche der hilfreichen Untersuchungstechniken sehr teuer. In einigen Fällen der letzten Jahre im Heatset haben sich hier geradezu aufsehenerregende Erkenntnisse ergeben. Bei dem Preis solcher Untersuchungen muss man leider zugestehen, dass solche Ergebnisse dann oft nicht veröffentlicht werden, dass die Fachwelt also nicht unbedingt daraus lernen kann. Wichtige Fortschritte im Know How bleiben hier nur in den Firmen, die aufwendige Analysentechniken einsetzen können.

    Gibt eine Probelackierung eines Bogens die garantierte Sicherheit, dass die gesamte Auflage nachher UV-lackierbar ist?

    meine Antwort:

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    Bei Offsetdrucken besteht die Gefahr, dass die Farbe Spaltprodukte der oxidativen Verfilmung ausschwitzt und diese in die Unterseite des darüber liegenden Bogens einziehen oder sich auf beiden Flächen wieder niederschlagen (siehe Geistereffekte). Solche Stoffe stoßen oft UV-Lacke ab, weil diese ohnehin nicht besonders zur Benetzung getrockneter Offsetdrucke taugen. Dieses lackspezifische Risko kann tückisch sein. Ein junger Druck lässt sich oft problemlos UV-lackieren. Wenn er aber im Stapel erst ein paar Tage liegt. können diese Ausgasungen wirken. Danach perlt der Lack stellenweise ab, weil die Benetzung lokal gestört ist (s. Geistereffekte).

    Der Testbogen sollte demnach unbedingt aus dem Innenbereich des Original-Stapels gezogen werden. Und man sollte erst am Tag der geplanten Lackierung testen.

    Das Risiko solcher Benetzungsstörungen verkleinert man, indem man den Druckstapel möglichst mehrmals lüftet, bis er getrocknet ist. Auf keinen Fall sollte er mit Bandeisen befestigt noch mehrere Tage herumstehen.

    Das andere Risiko: analog der Folienkaschierung die Echtheitsfrage. UV-Lacke haben durchaus Eigenschaften von Lösemitteln, besonders die niedrig viskosen Anteile. Wenn der Farbfilm nicht dicht genug ist, um sie zu schützen, können Pigmente angelöst werden und Farbveränderungen erfahren.

    Können alle Druckverfahren grundsätzlich außer AM- auch FM-Raster drucken?

    meine Antwort:

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    Wenn man die Frage wörtlich nimmt, kann man sie klar mit „ja“ beantworten. Sicher können alle Verfahren Rasterelemente drucken, die stochastisch (zufällig) angeordnet sind.

    Einige Verfahren können besonders kleine Bildelemente sauber wiedergeben, andere eher nicht. Wenn FM-Raster auch noch als Feinraster umgesetzt werden können, spielen sie ihre Vorteile erst richtig aus. Die anderen könnten höchstens zu künstlerischen Zwecken solche Raster einsetzen, etwa in einer Art Pointillismus wie in der Malerei (z. B. Paul Signac).

    Flachdruck: Der Offsetdruck ist prädestiniert für diese Art von Rastern, weil er eine wirtschaftliche Plattenherstellung mit einer äußerst hohen Detailfähigkeit verbindet.

    Hier sind sie auch gestartet und haben sich entwickelt. Auch die raffinierten neuen AM-Raster mit besonderen Punktformen (eckige und Defekt-Strukturen, Flügelräder und andere) können einen hohen Qualitätsgewinn bringen (Farbverläufe, Feinzeichnung). Besonders scharf sind die Zeichnungen im wasserlosen Offsetdruck, weil er keine oder eine äußerst geringe Tonwertzunahme besitzt.

    Im Tiefdruck könnte man sich eine spezielle Laser-gerasterte Druckform vorstellen. Die Elemente müssen aber immer relativ grob bleiben, weil das Füllen der Näpfchen und das Entleeren Unschärfen bringt. Ähnlich geht es dem Hochdruck. Und der Durchdruck hat eine ganz ungeeignete Technik für feine Raster und Strukturen.

    Und die Digitalen? Hier kenne ich mich in den aktuellen Formen nur oberflächlich aus. Man kann aber vom Ink Jet Potential für anspruchsvolle Raster erwarten, da inzwischen unglaublich keine Tröpfchen mit guter Präzision geschossen werden. Die Trockentoner liegen wegen des Aufpuderns ungünstig. Nasstoner (Indigo) dagegen kenne ich als äußerst zeichnungsscharf. Hier kann ich mir Feinraster vorstellen.

    Wenn man eine Farbdose mit der Beschriftung PANTONE 282 einmal auf glänzend gestrichenes Papier druckt und ein andermal auf Naturpapier, erhält man dann die Farbtöne PANTONE 282 C und 282 U?

    meine Antwort:

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    Grob gesehen, stimmt diese Aussage, weil das Aufbauprinzip der Fächer so gewählt ist, dass die gleiche Farbe einmal auf Naturpapier (U - Fächer), einmal auf glänzend gestrichenes Papier (C - Fächer) und auch noch auf mattgestrichenes Papier (C - matte - Fächer) gedruckt wurde. Schaut man genauer hin, so muss man mindestens die einzelnen Papiersorten genau ansehhen, weil durchaus nicht jedes glänzend gestrichene Papier den gleichen Farbton bewirkt wie das spezielle von PANTONE. Immerhin sind die neuen Fächer auf aufgehelltes Papier gedruckt und damit näher an der Praxis als frühere.

    Schaut man noch genauer hin, so muss man auch das Druckverfahren berücksichtigen, weil der Farbauftrag z. B. im Offset ganz anders liegt als im Buchdruck. Aber auch hier ist PANTONE mit seinen neuen Fächern inzwischen näher an der verbreiteten Druckpraxis, weil dort nicht mehr im Buchdruck auf einer Spezialmaschine von nebeneinander laufenden Walzen gedruckt wird, sondern im Offset von einer speziellen KBA - Maschine.

    Bringt ein hoher Papierglanz immer auch hohen Druckglanz?

    meine Antwort:

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    Man kann wohl allgemein sagen, dass die gleiche Farbe auf einem glänzenderen Papier im Bogenoffset auch einen stärker glänzenden Druck ausbildet als auf einem matt oder ungestrichenem. Gussgestrichene Papiere beweisen, dass allerdings der Papierglanz auch höher liegen kann als der Druckglanz, weil die Farbe ja nicht nur Bindemittel enthält, sondern auch Komponenten wie Wachse, Füllstoffe und Pigmente. Die können durchaus mattieren. Hier liegt auch ein Grund, wenn zwischen zwei glänzend gestrichenen Papieren das stärker glänzende nicht auch den besseren Druckglanz bringt. Die Glätte der Druckoberfläche und damit ihr Glanz hängen sehr stark vom Wegschlagen ab und davon, was alles oberhalb des Striches im Druck bleibt.

    Im Heatset entscheiden die Kühlwalzen primär den Druckglanz, weil dort ja der angeschmolzene Druck abgeschreckt und geglättet wird. Bei Pulvertoner - Druckern wird die Oberfläche an der Fixierwalze ausgebildet, und die entscheidet, ob der Druck überhaupt nennenswert glänzt.

    Hallo Olaf,

    das IR ist gar nicht so unnütz, wie du meinst. Bevor sich an jeder Offset-Maschine ein Lackierwerk befand, wurden IR-Strahler durchaus mit Sinn eingesetzt. Nur ist die Stapelkontrolle eben essentiell. Ich kenne diese Zeit noch gut, weil wir die Reklamationen wegen Ablegen und Verblocken häufig bekamen und ich dafür oft in eure Praxis zog.

    Der Zusatz von irgendwelchen Pasten, besonders den Trocknern, hat nur Nachteile beim Wasserverhalten und bei der Tonwertzunahme. Und Risiken in der Verfilmung bei Übermaß.

    Hier geht es nicht um Verfilmung, sondern ums Wegschlagen. Und das kann man nicht nachträglich durch Zusätze verbessern. Deine anderen Vorschläge sind weise und zeigen deine lange praktische Erfahrung.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

    Hallo,

    es empfiehlt sich, bei der Unterstützung durch IR oder Heißluft, die Stapeltemperatur zu überwachen. Aus meiner alten Erinnerung sind ohne Dispersionslack max 38 °C zu wahren und mit Dispersionslack max 28 °C. Das habe ich aus Kundenbesuchen durch Fragen erfahren, kann also etwas ungenau sein. Vielleicht häng es auch von den Auflagenbedingungen (Farbbelegung, Materialstärke) ab.

    Das Risiko zu hoher Stapeltemperatur liegt klar im Ablegen der Bögen oder gar Verblocken - wenn es niemand rechtzeitig merkt.

    Bei viel Farbabnahme sollte die Maxtemparatur noch niedriger gehalten werden, weil die Gefahr des Nachklebens kommt. Erklärung: Die oxidative Verfilmung der Farben ist exotherm, d. h. es entwickelt sich zusätzliche Wärme. Dann kann der Stapel eine Weile nach Druck in Ordnung sein; am Morgen danach ist aber alles verblockt.

    Gegenmaßnahmen bei Gefahr? Stapel rechtzeitig lüften, leider.

    Ich bin wie smut der Meinung, ohne Wasser (Dispersionslack) ist Heißluft nutzlos, nur IR interessiert.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

    Wo liegt der Unterschied zwischen den Trocknungsmechanismen von IR- und UV- Strahlung?

    meine Antwort:

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    IR-Strahlung ist etwas längerwellig als sichtbares Licht, also energieärmer. Noch weiter hinunter kommt die Wärmestrahlung.

    Wärme bedeutet in der Physik Schwingungen von Teilchen, hier also z. B. Molekülen. Je nach Beweglichkeit schwirren sie im Raum umher (Gase), quirlen in Flüssigkeiten durcheinander und stoßen sich oft gegenseitig. Dabei übertragen sie einen Teil der Bewegungsenergie auf die getroffenen Nachbarn und erwärmen so am Ende die ganze flüssige Menge, die z. B. in einer Tasse ist. In Festkörpern können sie sich nicht frei bewegen; also schwingen sie um ihren Ruhepunkt, meist ein Ort in einer Art Gitteranordnung.

    Bis auf ein paar ganz schlappe Vertreter gehen dabei keine Moleküle kaputt. Alle Substanzen bleiben, wer sie sind, schmelzen bestenfalls oder verdampfen. Also keine chemische Veränderung; alles passiert flotter, weil alle beweglicher sind. Für diese Beschleunigung springt das IR der vorangegangenen Quizfrage ein. Dazu kommt: Gase können in der Wärme meistens mehr Dampf aufnehmen als kalt. Damit arbeitet die Warmlufttrocknung an Druckmaschinen, aber auch an Papiermaschinen, Papierstreichanlagen und allen ähnlich arbeitenden Techniken.

    Teilweise schon im Sichtbaren, deutlich aber im UV reicht die Energie, dass eine Menge Moleküle einen angeregten Zustand annehmen. Das ist wie ein Flirt zwischen Personen. Einige der Getroffenen mögen nicht und geben die Energie bald wieder im längerwelligen Bereich ab, z. B. durch Fluoreszenz oder Phosphoreszenz. Einige aber sind unternehmungslustiger und schauen sich nach Partnern um, vielleicht Sauerstoff. Manche sind auch direkt begeistert und zerfallen in Molekülbruch, so genannte Radikale. Die greifen dann auch harmlosere Aspiranten an und verursachen die Entstehung neuer Moleküle, chemische Reaktionen also.

    Deshalb ist es klarer, wenn wir einmal von Trocknung sprechen, das andere Mal von Härtung. Wollen wir aber in unserer Technik nicht…

    Um die Sache weiter zu komplizieren: Man könnte auch mit IR eine echte chemische Reaktion auslösen, die eine so genannte Sprungtemperatur zum Starten benötigt, z. B. 70°C. Die Gummiindustrie nutzt diesen Trick beim Vulkanisieren. Es gibt auch Patente über solche besonderen Bindemittel. Sie ähneln denen der UV-Härtung. Meines Wissens werden sie in unserer Praxis jedoch nicht eingesetzt.

    Die so genannte IR-Farben oder IR-reaktiven Farben sind bloß typische Quicksetfarben, die den Erwärmungseffekt deutlicher zeigen, weil sie schon selbst etwas auf der Spitze stehen. Sie schlagen durch die Erwärmung deutlicher spürbar weg, mehr nicht. Also eher eine Werbeaussage als eine besondere Trocknung.

    Wozu dient die IR – Strahlung und wozu die Heißluft in einer Bogenoffset - Druckmaschine bei der Trocknung von Druckfarben und Dispersionslacken?

    meine Antwort:

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    IR-Strahlung überträgt Wärmeenergie auf Partien des Bogens, die viel IR absorbieren, sehr effektiv, also gerade die dunkel bedruckten. Dadurch werden alle Prozesse beschleunigt, physikalische wie chemische. Der Drucker merkt die Wirkung z. B. an einer Erhöhung der Stapeltemperatur.

    Liegt über den Druckpartien ein Dispersionslack, so wird auch das Wegschlagen und das Verdunsten des Wassers mit der Temperaturerhöhung beschleunigt. Nach Arrhenius bewirkt eine Erhöhung um 10 °C eine etwa Verzehnfachung der Vorgänge.

    Aber: Über dem Druck bildet sich noch während des Laufs in der Maschine eine Wasserdampfschicht, die das weitere Verdunsten von Wasser behindert (Diffusionsbarriere). An dieser Stelle greift die Warmluft ein: Sie saugt begierig Wasserdampf auf und transportiert ihn von der Bogenoberfläche weg, lässt dadurch weiteren Wasserdampf aus dem Druck heraustreten.

    Heiße Luft wäre ein schlechtes Mittel, den Bogen zu erwärmen, weil Wärmeleitfähigkeit und Wärmekapazität der Luft recht niedrig sind. Hier ist IR-Strahlung das Mittel der Wahl.

    Eine Kombination beider Heiztechniken ist folglich am effektivsten.

    Übrigens heizen auch die meisten UV-Strahler die Bögen stark auf. Natürlich tun sie das nicht mit ihrer UV-Strahlung, sondern mit der bei den üblichen Quecksilberlampen als Nebenprodukt abgegebenen IR-Strahlung. Die modernen UV-LEDs sind hier klar im Vorteil, weil die Aufheizung oft stört.

    Gibt es lebensmittelechte Druckfarben für den Bogenoffset?

    meine Antwort:

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    Diese Forderung bezieht sich auf den Druck von Direktverpackungen, also z. B. Schachteln ohne separaten Innerbeutel. Der bestimmungsgemäße Gebrauch entscheidet hier, nicht nur der Aufbau der Schachtel.

    Beispielsweise ist Butterechtheit für Buttereinwickler nicht von konventionellen Bogenoffsetfarben erzielbar, weil die sich in jedem Fett oder Öl anlösen und dann das Füllgut kontaminieren.

    Generell ist diese Frage im Offset falsch gestellt, also nie positiv beantwortbar. §§ 30/31 des LmBG (Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes) schreiben vor, dass kein Materialübergang von der Verpackung aufs Füllgut stattfinden darf. Und wenn er technisch unvermeidbar ist, darf er das Füllgut geruchlich und geschmacklich nicht beeinträchtigen.

    Das bedeutet, dass bei Direktverpackungen bestenfalls der Außendruck erlaubt ist und dann auch nur unter besonderen hygienischen Rahmenbedingungen, weil die Bogenrückseiten im Stapel während der Verfilmung mit den bedruckten Vorderseiten in Kontakt kommen.

    Mit solchen Verboten geht es aber anders als in der Verkehrsordnung. Hier gilt „Wo kein Kläger, da kein Richter“. Es gibt einen gummiweichen Graubereich, der je nach Marktlage und Skrupelfreiheit betreten wird. Eine Bedrohung bei Übertretungen ist bestenfalls das Produkt-Haftungsgesetz. Das weist jedem Profi eine weitreichende Verantwortung zu, wenn er seine Produkte an Laien verkauft. Aber hier ist die Nachweisbarkeit sehr, sehr schwierig für Laien.