Frage 123, Trocknung von Drucken

  • Ist es möglich, dass eine einmal getrocknete Offsetfarbe von selbst wieder erweicht?

    meine Antwort:

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    Gelegentlich wird so etwas beobachtet. Bei näherer Kenntnis ist dies nur in einem Sinne möglich: Die oxidative Verfilmung, eine Radikalreaktion, läuft in Tausenden, miteinander konkurrierenden Reaktionsrichtungen. Dazu gehören nicht nur verknüpfende, also konstruktive Wege, sondern auch Brüche, also destruktive. Wartet man viele Jahre, dann überwiegen die zweiten: Der Druck wird wieder spröde und brüchig.

    Es ist sehr, sehr schwer, diese Abbaureaktionen so zu beschleunigen, dass ein anfangs fest getrockneter Druck in zwei, drei Tagen wieder spröde (und damit z. B. scheuerschwach) wird. Es sein denn, die Druckfarben wurden mit einer Überdosis Trockenstoff versehen, also übersikkativiert. Das macht nicht ein normaler Farbhersteller, weil er diese Dinge kontrolliert. Es gibt aber immer noch Drucker, die nicht nur aus Angst stärker pudern als nötig, sondern zur fertigen Farbe routinemäßig noch Trockner hinzugeben. Zum Glück sind die Trockenpasten so verdünnt, dass hauptsächlich eine Verdünnung der Farbe zu fürchten ist, damit ein Anwender ohne seriöse Dosiertechnik kein Unheil in der Trocknung anrichten kann.

    Es gibt sogar den Trick, eine Farbe so wegschlagen zu lassen, dass die Drucke schon nach ein bis zwei Stunden schneidbar sind, weil der Farbfilm fest und elastisch ist. Für Innenplakate und Aushänge kann das sinnvoll sein. Nach vier Tagen können diese Drucke dann durch das restliche Wegschlagen ihre Elastizität verloren haben und Schwächen zeigen.

    Andere Dinge sind aber durchaus möglich - und weit wahrscheinlicher als eine Wiedererweichung: bei einer Veredelung oder buchbinderischen Verklebung werden Stoffe eingesetzt, die in Offsetbindemittel hinein migrieren können, also z. B. Mineralöle.

    Wenn das alles nicht vorliegt, ist ein nachträgliches Erweichen nicht verstehbar. Es wird eher wahrscheinlich, dass ein Beobachtungsfehler vorliegt. Z. B. kann der Drucker selbst erst einmal finden, dass die Drucke in Ordnung sind. Und wenn sein Kunde danach plötzlich eine schlechte Scheuerfestigkeit reklamiert, ist er möglicherweise bereit, an das Wunder der nachträglichen Erweichung zu glauben, weil die Scheuerfestigkeit nicht wirklich objektiv messbar ist.

    Eine ganz andere Lage ergibt sich, wenn ein Probebogendruck sich frisch problemlos z. B. folienkaschieren lässt, die ganze Auflage zwei Wochen später jedoch Verbundschwächen bringt. Dies gehört jedoch in ein anderes Kapitel, Stichwort Benetzung, Oberflächenspannung.

  • Hallo!

    Normal nicht,aber es könnte am Material liegen.Wäre möglich ,dass die Farbe und das Offsetmaterial

    auch nach Stunden eine Reaktion im Trocknungsprozess zeigen.Wurde event.die Offsetfarbe vorher mit Drucköl

    verdünnt?

    Ich hatte das Problem eigentlich nur mit Dispersionslack und Metallicfarben (Silber) im Verpackungsbereich.

    Da reagierte noch nach einem Tag,der Dispersionslack.Der wurde regelrecht von der Metallicfarbe geschluckt und konnte nicht mehr als Schutzlack dienen.Das Ergebnis, die Metallicfarbe blaste aus und trocknete nicht mehr richtig durch.

    Daher sollte vorher auch ein Lacktest im Zusammdruck mit Metallicfarben durchgeführt werden.

    Nur einmal ein Beispiel zum Thema,aus der erlebten Praxis.

    Gruß

    Maik

  • Hallo Maik,

    deine Frage ist nicht ganz einfach zu verstehen. Meinst du. dass du einen unlackierten Offsetdruck mit Metallicfarbe am Folgetag mit Dispersionslack lackiert hast und dass danach die Abriebfestigkeit der Aluminiumplättchen schlechter war als vorher? Oder vergleichst du unlackierte mit lackierten Bögen? Welche Werke und Aggregate hat der Bogen gesehen?

    Dein Bedruckstoff ist Karton, und du vermutest wohl eine Chargenschwäche, nicht wahr? Dann hebe dir auf jeden Fall Musterbögen blanko, nur bedruckt und lackiert auf. Am besten auch von der Farbe und dem Lack, beides mit Chargennummer und Produktbezeichnungen.

    Grundsätzlich kenne ich solche Beschwerden, es kann also etwas dran sein.

    Deine Beobachtung, der Lack sei verschluckt worden, bedeutet sicher, dass er keinen Glanz gebracht hat. Ist das sonst anders bei diesen Produkten?

    Was bedeutet, „der Lack blaste aus und trocknete nichtrichtig durch“? Wie habt ihr das festgestellt?

    Hier ist sehr wahrscheinlich nicht die Farbe wiedererweicht, sondern ein Problem zwischen Lack und Metallic-Farbschicht aufgetreten.

    Gibt es Flächen ohne Silberdruck auf dem Bogen? Wie ist der Lack dort getrocknet?

    So eine Erscheinung ist zwar nicht abwegig, aber sehr selten. Die Ursache muss sich finden lassen.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

  • Hallo Inkman!

    Der Dispersionslack reagierte nur mit der Metallicfarbe.Dieser Job wurde auf einer HD CD102 5 Farben+Lack

    in einem Durchgang gedruckt.

    DW 1-4 die Skalenfarben ,DW5 die Metallicfarbe danach der Dispersionslack.Natürlich hatten wir anschließend

    diesen Job noch einmal in zwei DG gedruckt und alles war ok.

    Die Trockenpause zwischen den beiden DG's war ca. 2 Stunden.Es gibt Dinge im Druckprozess ,die manchmal

    nicht zu erklären sind.Im Druckprozess müßen vielen Faktoren zusammen passen, damit man ein optimales Druck-

    ergebnis erzielen kann.

    Viele Grüße ,die Ruhe bewaren und alles wird gut.


    Maik