Beiträge von inkman

    Hallo, liebe Forumsteilnehmer,

    seit ein paar Wochen bin ich aus gesundheitlichen Gründen gut ausgebucht und habe mich mit nur wenig anderem beschäftigt. Das dauert auch noch ein paar Wochen, geht aber vorbei.

    Danke, Henrik für diesen interessanten Fall und Cyberfisch für die nette Einladung mitzumachen. Ich will versuchen, die Sache näher zu verstehen.

    Ob es einen Geister-Mechanismus hat oder übers Ablegen funktionieren kann, ist mir noch nicht klar. Deshalb, Henrik, habe ich richtig verstanden?

    Die Kartonrückseite wird mit der Schrift und Mattlack übereinander bedruckt. Dabei ist der Mattlack ein Dispersionslack? Die Kartonrückseite ist ungestrichen und damit nicht richtig glatt, die Farb- und Lackschichten also eher dick als dünn?

    Beim Druck der Vorderseite laufen die ersten zwei Werke leer mit Druck, ziehen also den Puder ab. Nach 5000 Bögen hat Gold auf den ersten, leer gelaufenen Werken und allen folgenden aufgebaut? Ich vermute mal, dass es mit Lack bedeckte Pigmentteilchen waren. Kann es ein, dass sie wie andere Aufbauformen den Kontakt der Gummitücher zur Platte und zum Bogen störten und damit die Farbweitergabe? Waren sie selbst schwarz eingefärbt? Rasterflächen wären sehr empfindlich gegenüber solchen lokalen Erhebungen, Volltöne weniger, weil mehr Material und weniger Punktgrenzen den Kontakt erleichtern.

    Dann wäre eine Hypothese: Gold und Lack waren dick gedruckt und nicht ausreichend verfilmt beim zweiten Durchgang. Das kann allerdings auch an der Topografie der Rückseite, der Oberflächenrauigkeit gelegen haben. Oder der Lack hatte eine Verfilmungsschwäche (gibt es, aber eher selten). Da die braune Fläche zwei Werke vor dem Schwarzraster läuft, sollten an diesen Stellen wenigstens feine Aussetzer oder ähnliche Störungen zu finden sein.

    Hat die gelbe Skalenfläche gar keine Defekte, oder liegt da einfach kein Gold gegenüber?

    Wenn es Geister sein sollten, wäre die Vorderseite an den defekten Stellen z. B. mit kondensierten Oxidationsprodukten vorbelegt. Dann würde ich auch mindestens minimale Störungen im Braun erwarten.

    Henrik, du hast schon ungewöhnlich viele Einzelinformationen gegeben und fein beobachtet. Trotzdem ist eine überzeuigende Hypothese nicht einfach. Sollte es noch einmal vorkommen, bitte möglichst außer den Druckmustern etwas blanko Karton (Rauigkeitsmessung, kann die Kartonfabrik) dazu aufheben. Und hier wäre ein kleines USB-Mikroskop Gold wert, weil man einfach vor Ort die betroffenen Stellen auf Platte, Gummituch und notfalls beiden Kartonseiten untersuchen kann. Und man hat Aufnahmen, falls sich mal etwas wiederholt.

    Viele Grüße und habt Geduld mit mir.

    Euer Inkman

    Zur drucktechnischen Wiedergabe werden Bilder in Raster-Reproduktionen zerlegt. Verwenden umgekehrt auch Maler von Bildern Rastertechniken?


    Meine Antwort: Ja. Irgendwie liegt es ja nahe, dass Künstler neue Techniken ausprobieren, um ihre Ideen umzusetzen. Ein Beispiel sind die Pointillisten

    Sie haben mit dem Pinsel Farbpunkte aus Grundfarben auf die Leinwand gebracht, die Bilder also aus lauter Punkten zusammengesetzt. Dabei wollten sie eine additive Farbenmischung im Auge erzeugen und so die reineren Farben erhalten als bei der Mischung zuvor auf der Palette. Das ist physikalisch nicht korrekt, weil auch bei einer Mischung der Körperfarben winzige Körnchen der Pigmente vorliegen, also jedes seine eigene Farbwirkung sendet. Unser Auge erkennt es nur nicht. Die Technik ist aber dennoch interessant, weil die Ergebnisse reizvoll sind.

    Ein historisches Beispiel ist Paul Signac: Das Frühstück (1886–1887).


    Ein Beispiel aus moderner Zeit ist Thomas Baumgärtel in Köln. Er sprayt durch Schablonen in Bananenform seine Rasterelemente und setzt so unterschiedlichste Bilder zusammen. Am anhängenden Bild von Kürbissen kann man die Technik gut erkennen. Baumgärtel Kürbisse 2001.jpg

    Liebe Forumsmitglieder,


    das Druckerquiz hat mir viel Spaß gemacht. Es braucht aktuelles Fachwissen. Und jedes Fachwissen hat ein Verfallsdatum. Mein vorbereiteter Fragenkatalog ist aufgebraucht. Das ist ein guter Zeitpunkt für mich, das Quiz zu beenden.

    Morgen bringe ich den letzten Beitrag mit einem besonderen Thema. Auch scheinbar unernste Themen könne einen ernsten Hintergrund enthalten.

    Allen Interessenten an meinem Quiz danke ich, besonders aber einem harten Kern, der es durch Fragen und Beiträge hat leben lassen.

    Natürlich verfolge ich dieses Forum weiterhin mit Interesse und gebe auch gerne meinen Senf dazu, wenn ich mich kompetent fühle. Für Fragen bin ich immer gerne offen - wie bisher.

    Acid Green möchte ich besonders danken, weil er viel Arbeit und Kenntnis hier investiert und seiner Branche eine so große Hilfe leistet, wie sie sicher nicht überall anerkannt wird.


    Allen Forumsteilnehmern wünsche ich schöne Weihnachtstage und erholsame Feiertage, am besten im Kreis der Leute, die euch nahestehen.

    Viele Grüße & ciao

    Euer Inkman

    Es gibt unzählige Arten von Krusten- und Belagbildungen in einer Offset – Druckmaschine. Für den Bogenoffset habe ich mal eine Checkliste aufgesetzt, die meine Erfahrungen wiedergibt. Checkliste Aufbauen im BO


    Welche Hilfsmittel können nützlich sein?

    1. erfahrenes Druckerauge

    2. Fadenzähler 5 - 8 x

    3. Digitalkamera zur Dokumentation, möglichst Makro - fähig für Nahaufnahmen

    4. Taschenmikroskop z. B. 30 x

    5. USB-Mikroskop, z. B. 10 - 30 x

    6. Tesafilm zum Abziehen / Probennehmen

    7. feiner Metallspatel zum Abschaben

    8. Magnet bei Metallspänen

    9. Fläschchen Toluol zum Auswaschen von Rückständen

    10. Fläschchen Essig oder Salzsäure zum Karbonat - Nachweis

    s. a. Beitrag 310

    Wieso können Maschinenteile wie Schmitzringe oder gar Walzenkerne in einer Offset - Druckmaschine korrodieren, und was kann man dagegen unternehmen?


    Eisenhaltige Metallteile werden im sauren Medium leicht angegriffen. Dabei muss es sich nicht um die klassische Korrosion, also Rostbildung handeln. Grundsätzlich kann man Eisen auch weglösen.

    Normalerweise geht das so langsam, dass wir keine Änderung wahrnehmen. Aber wenn Teile unter mechanischen Stress geraten, ändert sich die Lage dramatisch. Maschinenteile, die schwingen, lassen sich an bestimmten Punkten leichter angreifen als im Ruhezustand. Das ist ähnlich wie an scharf gekrümmten Oberflächen, also Spitzen oder z. B. Messerklingen.

    Besonders tückisch geschieht das an Walzen, wenn sie keramische Beschichtungen haben. Dann löst sich Metall unter der Keramik weg, und niemand wird sich dessen gewahr, bis der Schaden groß ist.


    Nun ist es nicht nur die Säure, die angreifen kann. Scheinbar unbeteiligte andere Stoffe, die im Wasser gelöst sind, können die Angriffe verstärken oder auch erschweren. Deshalb prüfen Hersteller von Feuchtmitteln sehr penibel jeden neuen Rohstoff auf Korrosionsverhalten mit definierten Stahl-Prüfkörpern, bevor er in eine Rezeptur kommt. Sie können die Gefährlichkeit oder gar die Nützlichkeit in Vorab-Messungen ermitteln. Beispielsweise Phosphate sind nicht nur als Puffer zu gebrauchen; sie können auch geradezu als Korrosions - Inhibitoren fungieren.


    Deshalb braucht z. B. man im Zeitungsdruck die Zertifizierungen vom Maschinenhersteller. Der FM - Lieferant darf eine zertifizierte Rezeptur aber nicht mehr ändern - höchstens mit Ansage und vorheriger Freigabe durch die Maschinenhersteller. So etwas kann durchaus Konflikte bringen, wenn z. B. ein Rohstoff umwelt- oder physiologisch als bedenklich gefunden wird. Auch da schreitet unsere Kenntnis stürmisch voran. Man kann also durchaus nicht immer eine feststehende Rezeptur auf alle Ewigkeit festschreiben.

    Die Frage bzw. Reklamation habe ich so noch nie gehört. Entweder hat Produkt abgelegt, oder die Farbe wird in der Weiterverarbeitung, bei uns Verpackung, abgescheuert. Das kann natürlich mehrere Gründe haben, aber das die Bogen nicht trocken sind, habe ich noch nie gehört.

    Danke. Da sieht man mal wieder, was der Dispersionslack besonders im Verpackungsdruck uns gebracht hat. Früher war es ganz schlimm, besonders dann bei drucklackierten Produkten.

    Eine der häufigsten Reklamationen im Bogenoffset ist aus meiner Erfahrung, ein Druck sei nicht trocken. Meist ist gemeint, dass er irgendwelchen Ansprüchen nicht rechtzeitig genügt. Diese Frage kann man auf verschiedene Weisen angehen - wörtlich, fachmännisch oder polemisch.

    1. wörtlich:

    Wenn ein Druck nicht mehr klebrig ist, sind die flüssigen Bestandteile weggeschlagen bzw. verdunstet. Dann ist er trocken, egal, was jemand selbst festlegen möchte. Er ist ja sogar dann trocken, wenn er abmehlt.

    2. fachmännisch:

    Wenn ein Abnehmer besondere Ansprüche an ein Druckprodukt hat, also mattgestrichenes Papier, Faltschachtelkarton, Blisterpackungen oder was auch immer, dann muss er den gewünschten Lieferzustand in messbaren Kriterien vereinbaren. Also Scheuertest nach so und so viel Hub mit dem Quartant, Knittertests, Karboniertests, Siegeltests oder sonst etwas, was zielführend ist. Der Test entscheidet dann, ob die Spezifikation erfüllt ist oder nicht. Und wer den Schaden trägt.

    3. polemisch:

    Jetzt kommen wir zum Alltag. Es werden ganz selten Prüfkriterien für die mechanische oder thermische Festigkeit von Drucken vereinbart. Aus Bequemlichkeit bei der Auftragsvergabe oder (sehr oft) aus Mangel an Fachkenntnissen beim Käufer, der oft Kaufmann von Beruf ist. Dann entscheidet über Schuld oder Unschuld der wirtschaftlich stärkere. Zu eurem Trost, falls das hilft: Genau solche Situationen kennen auch die Farben- Lack- und sogar die Bedruckstofflieferanten, dann aber mit den Druckern.

    s. a. Frage 4

    meine Antwort:

    Meine Antwort:

    Kribbelige Farben nur mit Lab beurteilen.

    Delta E unter 2,5 und alles ist gut.

    Gerade bei unbunten Farben wie oben beschrieben.

    Meinst du, auch bei Hellgrau oder Beige?

    Ich denke, einfache, zahlenmäßige Wege gibt es in den meisten Fällen. Aber einige spezielle brauchen auf beiden Seiten echte Fachleute.

    Nur sollten die Bedingungen schon im Auftrag klar definiert werden.

    Meine Antwort:

    Hallo Rumo,

    ein interessanter Beitrag, besonders zur Herkunft. Ein bisschen zu kategirisch klingt er allerdings: Um bei einer Reklamation gerichtlich relevant zu werden, muss im Vertrag zwischen Kunde und Drucker eine entsprechende Norm vereinbart sein. Sie gilt also nicht automatisch als Rechtsgrundlage.

    Möglicherweise vereinbaren das viele in ihren AGBs, ohne extra darauf hinzuweisen.

    Bei vielen Rechtsstreiten werden Normen von der einen oder anderen Partei als Bezug mitverwendet. Ohne echte Vereinbarung haben sie allerdings nur Informationscharakter, wenn auch einen sehr hilfreichen.

    Viele Grüße & ciao

    Inkman

    Meine Antwort:

    Meine Antwort:

    Meine Antwort:

    Meine Antwort:

    Naturwissenschaften sind interessant - und für manchen auch trocken. Wie bringt man etwas davon unterhaltsam? Z. B. indem man sich eine ungewöhnliche Eigenschaft eines Systems heraussucht und das gut inszeniert. Hier das Beispiel:

    1. Der ernste Teil.

    Die Rheologie ist die Kunde vom Fließen. Eine einfach gebaute Flüssigkeit hat einen charakteristischen Fließwiderstand, die Viskosität. Sie hat bei gegebener Temperatur einen festen Wert. Beispiel sei Wasser. Wenn wir das rühren, braucht der Rührer eine feste Kraft bei fester Rührgeschwindigkeit. Das ist vertraut und wenig amüsant. In der Physik nennen wir das eine "Newtonsche" Flüssigkeit.

    Viele Suspensionen sind da anders: Sie werden immer weicher, je fester wir rühren. Druckfarben z. B., besonders die pastösen des Offsets oder Buchdruckes. Das ist nützlich, weil sie sich dann leicht durch die Walzenspalte transportieren lassen, im Kasten aber einigermaßen dick ruhen und spachtelbar sind. Diese Eigenschaft nennt sich Pseudoplastizität und, wenn auch noch Zeitverzug dazu kommt, Thixotropie.

    Ganz selten gibt es aber Suspensionen, die das Gegenteil machen. Die werden immer dicker und fester, je stärker wir auf sie einwirken. Das ist so selten, dass es verblüfft. Fachlich heißt es Dilatanz und, mit Zeitverzug im Verhalten Rheopexie. Ich habe es mal bei einer Papierstreichfarbe erlebt. Da setzte sich im Cellier-Mischer immer mehr des Inhaltes am Rührer fest. Als der hochgefahren wurde und zur Ruhe kam, tropfte sie wie Speiseeis in der Sonne herunter.

    Wer das probieren will, muss Maizena-Pulver 1:1 in einer Schüssel mit Wasser mischen und darin mit dem Finger rühren. Manchmal ist weniger Wasser besser, also schluckweise vorgehen. Damit habe ich schon halbe Kindergeburtstage beschäftigt. Drauf boxen ist auch lustig. Und wenn die Finger sauber waren, kann man den Brei hinterher auch noch essen - ist ja nur Maisstärke.

    Entsprechende Flüssigkeiten heißen physikalisch "nicht-Newtonsch", auf Englisch "non-newtonian"


    2. Der unterhaltsame Teil.

    Bei Utube findet man nette Darstellungen mit großen Bassins und Leuten, die auf dem Bad springen und laufen - und am Ende stehend untergehen:

    Brei im Fass

    Dilatanz in der Schau

    Stichwort, falls ihr weitere ansehen wollt: "non newtonian fluids" bei Utube eingeben

    Meine Antwort: