Eine der häufigsten Reklamationen im Bogenoffset ist aus meiner Erfahrung, ein Druck sei nicht trocken. Meist ist gemeint, dass er irgendwelchen Ansprüchen nicht rechtzeitig genügt. Diese Frage kann man auf verschiedene Weisen angehen - wörtlich, fachmännisch oder polemisch.
1. wörtlich:
Wenn ein Druck nicht mehr klebrig ist, sind die flüssigen Bestandteile weggeschlagen bzw. verdunstet. Dann ist er trocken, egal, was jemand selbst festlegen möchte. Er ist ja sogar dann trocken, wenn er abmehlt.
2. fachmännisch:
Wenn ein Abnehmer besondere Ansprüche an ein Druckprodukt hat, also mattgestrichenes Papier, Faltschachtelkarton, Blisterpackungen oder was auch immer, dann muss er den gewünschten Lieferzustand in messbaren Kriterien vereinbaren. Also Scheuertest nach so und so viel Hub mit dem Quartant, Knittertests, Karboniertests, Siegeltests oder sonst etwas, was zielführend ist. Der Test entscheidet dann, ob die Spezifikation erfüllt ist oder nicht. Und wer den Schaden trägt.
3. polemisch:
Jetzt kommen wir zum Alltag. Es werden ganz selten Prüfkriterien für die mechanische oder thermische Festigkeit von Drucken vereinbart. Aus Bequemlichkeit bei der Auftragsvergabe oder (sehr oft) aus Mangel an Fachkenntnissen beim Käufer, der oft Kaufmann von Beruf ist. Dann entscheidet über Schuld oder Unschuld der wirtschaftlich stärkere. Zu eurem Trost, falls das hilft: Genau solche Situationen kennen auch die Farben- Lack- und sogar die Bedruckstofflieferanten, dann aber mit den Druckern.
s. a. Frage 4