Hallo Smut,
solange die Farben sich gut genug verfestigen, habt ihr ja auch kein Problem.
Moin moin & ciao
Inkman
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Neues Benutzerkonto erstellenHallo Smut,
solange die Farben sich gut genug verfestigen, habt ihr ja auch kein Problem.
Moin moin & ciao
Inkman
Wieso findet sich gelegentlich nach längerem Maschinenlauf Wasser im Farbkasten einer Offset – Druckmaschine?
Meine Antwort:
In einer laufenden Offset-Druckmaschine gibt es zwei Farbströme, einen vom Farbkasten hinunter auf die Bögen und einen zurück. So gelangen u.a. herausgerissene Strichpartikel gelegentlich bis ins Farbwerk.
Das ein-emulgierte Wasser wandert mit dem Rückstrom an Farbe auch bis hoch in den Farbkasten. Da es oben kaum noch gewalkt wird, kann sich die Emulsion trennen und das nun freie Wasser zu größeren Tropfen sammeln.
Übrigens: Wer Wasser im Farbkasten hat und mit oxidativ verfilmenden Farben druckt, sollte die Farbe gelegentlich komplett durch frische ersetzen. Sehr wahrscheinlich wird seine Farbe auf den Walzen schon eine Weile mit Feuchtmittel gewalkt. Dabei sterben die Sikkative den chemischen Tod. Und die Filmfestigkeit kann auf der Strecke bleiben, falls kein Dispersionslack sie rettet.
Meine Antwort:
Die Grundvoraussetzung ist natürlich ein saugfähiger Bedruckstoff. Das muss keineswegs gestrichenes oder ungestrichenes Papier oder Karton sein. Z. B. bei Tiefkühlpackungen (PE-beschichteter Karton) schlägt munter ein guter Teil des Mineralöls aus der Farbe in die PE-Schicht. Auch bei Folien im Flexodruck und lösemittelhaltigen Farben mag es solche Fälle geben. Nur bei Transparentpapier rührt sich extrem wenig.
Meines Wissens findet sich das Wegschlagen als Haupt- oder Nebenmechanismus im
1. Rollenoffset Coldset einschließlich der Buchdruckreste für Zeitungen
2. Rollenoffset Heatset als Zwischenschritt vor der Verdunstung,
3. Bogenoffset auf Papier, Karton und in Spezialfällen, dabei mit konventionellen Farben und auch wasserlos, mit Hybridsystemen und in vielen Spezialvarianten speziell für Verpackungen, sogar Glykolfarben, falls die heute noch verwendet werden,
4. Flexodruck und Tiefdruck mit wasserbasierten Farben auf saugfähigen Bedruckstoffen, einschließlich der Lackierwerke an Offsetmaschinen und Zeitungs-Flexodruck,
5. Endlosdruck als schmalbahnigem Rollenoffset,
6. Siebdruck auf saugfähigem Material einschließlich Textilien,
7. Ink Jet und
8. Slotterdruck auf Wellpappe, ein Hochdruckverfahren.
Bei UV-härtenden Druckfarben im Offset und Flexo tritt es als Fehler aus, wenn die Härtung nicht schnell genug ist. Dann hinterbleibt ungehärtetes Monomer oder Oligomer, ein Risiko für den Drucker.
Meine Antwort:
Eine Zigarettenpackung wird z. B. mit einer klaren Kunststofffolie umwickelt. Damit die Folie hält, wird sie im Boden- und im Kopfbereich zugesiegelt. Die Folie selbst muss eine schmelzbare Schicht auf der Oberfläche besitzen, damit sie unter Hitze verklebt. Sie muss also siegelbar sein.
Der Druck auf der Faltschachtel soll sich beim Siegelprozess nicht mit der Folie verkleben lassen, also abstoßend wirken. Er muss siegelfest gegen die Folie sein.
Wie kann man diese Eigenschaften erreichen?
Wenn eine Oberfläche siegelfest werden soll, ist das im Prinzip einfach: Man muss sie Annahme-unfreundlich und Verbund-unfreundlich machen. Annahme heißt auch Benetzbarkeit. Also muss die oberste Schicht möglichst unpolar sein, so fettig bzw. Wasser-feindlich wie möglich. Sie muss als Feststoff eine möglichst niedrige Oberflächenspannung besitzen. Stichwort Wachse oder Silikon (Heatset).
Verbundunfreundlich kann heißen: möglichst glatt und geschlossen. Hier kann Lack (UV, wachsreich) helfen oder gleich der Druck auf einen glatten (gussgestrichenen) Bedruckstoff.
„Siegelbar“ verlangt nicht nur gute Benetzbarkeit und Verankerbarkeit. Oft ist auch eine deutliche chemische Nähe der beiden zu verklebenden Oberflächen hilfreich. Mit anderen Worten: Das muss man notfalls im Einzelfall klären. Hier helfen oft wachsarme Farben oder Dispersionslacke als Primer.
Eine ist normal mit Ruß pigmentiert, die andere mit gleichen Anteilen
der Pigmente für Cyan, Magenta und Gelb. Wie unterscheiden sie sich?
Meine Antwort:
Die mit Ruß pigmentierte Farbe muss nicht, wird aber fast immer, viel tiefer sein, also schwärzer, satter wirken. Die Mischung aus den Skalenbuntfarben wird höchstens ein dunkles Grau schaffen. Sie ist erheblich teurer, weil Ruß sehr kostengünstig ist und der Abstand auch durch relativ teure Schönungspigmente nicht aufgeholt wird.
Die Rußfarbe ist deckend, wenn auch nicht 100 %ig bei der geringen Schichtdicke im Offset, ein Buntfarbenschwarz lasierend. Einen Fluoreszenzdruck unter dem Buntfarbenschwarz könnte man gut mit UV - Licht anregen. Man könnte dieses Schwarz also beim Kopierschutz einsetzen - oder bei optischer Erfassung von Informationen, die nicht klar lesbar gedruckt werden sollen. Das ist heutzutage möglicherweise ein interessanter Aspekt.
Hallo rr--deco,
mit Plakatfarbe meint Hein eine Skalenserie mit erhöhter Lichtechtheit und mit Alkaliechtheit.
Begründung: Es gab mindestens früher stark alkalische Plakatkleber. Außerdem muss der Auftraggeber erklären, wie lange die Plakate aushängen sollen. mit aller Ungenauigkeit leben in unseren Breiten bei mittlerem Wetter Plakate aus Standardskala 4 Wochen (Lichtechtheit 5 bei Magenta und Yellow), ohne auszubleichen. Das Risiko geht immer zu noch kürzeren Standzeiten, besonders im Sommer.
Dann nehmen Profis Magenta und Yellow mit Lichtechtheit 6, in extremen Fällen sogar 7. Jede Stufe rauf verdoppelt die nutzbare Expositionszeit.
Viele Grüße & ciao
Inkman
Hallo Brandeilig,
das liegt an ihrem spezifischen Gewicht, also den kg pro Liter. Da das Pigment mineralisch ist, wiegt jeder Krümel deutlich mehr als bei den üblichen organischen Buntpigmenten oder dem Ruß. Auch Metallicfarben sind aus so einem Grund schwerer, obwohl mit Aluminium noch ein Leichtmetall als Pigment verwendet wird. Die Bronzefarben mit echter Bronze sind da noch stärkere Kaliber.
Viele Grüße & ciao
Inkman
Hallo Boston Presse,
das alte Deckweiß kann durchaus auf Bleiweiß (basisches Bleicarbonat oder Blei-Carbonat-Hydroxid) aufgebaut gewesen sein. Nach Wikipedia war es mit einfachen Mitteln, also in z. B. einer Druckerei, leichter zu dispergieren als Titandioxid. Auch sind die heutigen Deckweiß-Pigmente oberflächenbehandelt, damit sie leichter dispergierbar sind als im Originalzustand.
Heute solle kein Drucker mehr pulverförmiges Pigment oder Füllstoffe („Bologneser Kreide“) einreiben. Dafür gibt es ausgereizte Technik beim Farbhersteller.
Klar, Deckweiß ist beim Druck auf Papier kein großes Thema. Im Flexo- oder Tiefdruck dagegen ist es ein Tonnengeschäft, häufig z. B. im Konterdruck auf transparente Verpackungsfolien.
Die Neigung zum Vergilben könnte ich mir nur theoretisch plausibel machen. Eine bessere Deckkraft als bei TiO2 (Rutil, nicht Anatas) kenne ich nicht. Leider habe ich über Bleiweiß keinen Brechungsindex gefunden, der uns einen Hinweis geben könnte.
Aber wegen der Giftigkeit stellt sich die Frage so wie so nicht mehr.
Viele Grüße & ciao
Inkman
Was ist eigentlich mit Blei in Offset-Druckfarben?
Meine Antwort:
Blei gilt als besonders giftig und gesundheitsschädlich und wird in der öffentlichen Diskussion oft und gerne angesprochen. Früher war es in Wasserleitungen, im Dachbau, im Rostschutz (Mennige) verfügbar - seit der Antike und praktisch allerorten. Inzwischen wissen wir, dass es nicht nur selbst als Substanz giftig ist („akute Bleivergiftung“ s. a. Wikipedia), sondern auch die ständige Aufnahme geringer Spuren schädlich sind: Es reichert sich im Körper über die Jahre an. Es ist als krebserregend im Tierversuch und fruchtschädigend klassiert und kann eine lange Liste von Krankheiten auslösen.
Mittlerweile sind nicht mehr viele Bleigeräte im alltäglichen Gebrauch, so dass wir für unsere Druckprodukte als mögliche Einschlepper hauptsächlich die Druckfarben haben, vornehmlich die Pigmente. Sie gehen bei ihrer Herstellung oft durch aufwändige chemische Prozess und Behandlungen, bei denen auch solche besonderen Verunreinigungen möglich sind. Selbstverständlich wird dieser Aspekt streng kontrolliert.
Ich habe noch erlebt, dass Bleiverbindungen als Rezeptkomponenten eingesetzt wurden, z. B. als Trockner. Als immer mehr der Risiken bekannt wurden, mussten wir Farbhersteller diese Verbindungen aus den Rezepten streichen. Das ist überhaupt ein ganzer Teil der Entwicklungsarbeit an Farbrezepturen, dass bei Bekanntwerden von Verdachten Ersatz gesucht wird. Man wartet durchaus nicht mit dem Austausch, bis Vorschriften ihn erzwingen.
Danach war die Auskunft „nicht als rezeptmäßiger Bestandteil unserer Rezepturen“ auch nicht mehr ausreichend. Das ernste Problem sind in solchen Fällen die ungewollten Verunreinigungen, eben über zugekaufte Rohstoffe wie z. B. Pigmente. Erst mit dieser Kenntnis kann man für sein Produkt zusichern, dass bestimmte Grenzen an Bleikonzentrationen nicht überschritten werden.
Ein rhetorisches, aber in der Presse und Politik durchaus echtes Problem ist, dass die heutige chemische Analytik uns fast immer Zahlen gibt. Wir kommen bei vielen Substanzen an die so genannten „Allgegenwarts-Konzentrationen“. Dort wird es schwierig, alle Forderungen zu erfüllen. Manchmal hilft der Austausch eines Rohstoffes auf einen gleichen aus andere Quelle mit geringeren Spuren, aber nicht immer. Deshalb sollten wir bei unseren Forderungen nach Reinheit immer auch den Fachverstand einschalten. Es genügt noch nicht mal immer, dann auch höhere Materialpreise in Kauf zu nehmen, weil es die Reinheit manchmal gar nicht gibt.
Zugegeben, es ist auch schwer, wirkliche Grenzen für Schädlichkeit zu ermitteln und nicht einfach vorauseilend noch niedrigere Werte zu fordern. Hier müssen wir unsere Politiker an ihre Verantwortlichkeit mahnen. Denn wirklich eine Ahnung von der Sache können sie - wie auch die beteiligten Journalisten - gar nicht haben. Nehmen wir als griffiges Beispiel mal die aktuellen Schadstoff-Diskussionen um die Verbrennungsmotoren.
Wie dick sind die Farbschichten auf den Walzen und Zylindern einer Offset-Druckmaschine?
Meine Antwort:
Da wir etwa 1 µm dicke Schichten drucken, werden typische Farbschichten auf den Walzen zwischen 1 und 5 µm liegen. Sie sind auf dem Gummituch vielleicht bis zu 2 µm dick, weil der Blanko-Bedruckstoff relativ viel abnimmt - wenn überhaupt genügend Farbabnahme im Sujet geplant ist. Sonst nähern wir uns dem Modell eines Walzenstuhles ohne Farbabnahme. Auch der Zusammendruck von Skalenfarben verringert die theoretische Abnahme, also den Farbfluss (s. a. Farbannahme, Frage 24).
Je zügiger das übertragene Medium ist, desto eher haben wir die Chance auf eine 50/50-Spaltung. Deshalb transferieren reine Farben (Buchdruck, wasserloser Offsetdruck) deutlich stärker als die Emulsionen des konventionellen Offset. In Frage 48 war dies bereits Gegenstand der Überlegungen.
Auch die Emulgate selbst können besser oder schwächer laufen. Allgemein kann man sagen, dass die Zügigkeit mit der einemulgierten Wassermenge sinkt. Wenn zu viele Tröpfchen eingearbeitet sind, kann die Spaltung sogar ganz Schaden nehmen: Die Farbe pelzt.
Uns ist klar, dass die Farbabnahme vom Gummituch über die Breite und in Laufrichtung durch das Sujet sehr unterschiedlich sein kann. Die Konsequenzen sind schon in den Frage 12 und 13 angesprochen worden.
Welche Materialflüsse treten in einer Offset - Druckmaschine auf?
Meine Antwort:
In den Nipps kommt Farbe (und Feuchtmittel, natürlich!) von beiden Walzenoberflächen zusammen und wird gewalkt, also durchmischt. Da weiß kein Molekül mehr, ob es von oben kam oder von unten. Nach dem Nipp wird der Farbfilm wieder getrennt, und etwa die Hälfte geht weiter, die andere bleibt zurück. Wieweit wirklich Hälften bleiben, liegt natürlich daran, ob unten genug Farbe abgenommen wird. Würde unten gar keine Farbe abgenommen, dann würde sich auf allen Walzenoberflächen eine fast gleich dicke Schicht einpendeln. Trotzdem würden einzelne Teilchen durchaus wanden, gleich viele rauf und runter. Es gibt also auch im Falle eines Walzenstuhles ohne Farbabnahme schwache Materialströme.
Wird nun unten Farbe abgenommen, steigt der Anteil des Materialstromes hinunter immer mehr an - bis es zu einem dynamischen Gleichgewicht kommt und die Schichtdicken so bleiben. Von oben nach unten werden sie immer etwas dünner.
Auf der Platte landen Farbe und Feuchtmittel. Man stellt sich vor, dass die gesamte Matsche aus Farbemulgat und freiem Wasser besteht. Damit strömt zur Farbe auch Feuchtmittel hinauf und hinunter. Wir haben also 4 Materialströme.
Nur einer hat einen extra Namen, der Farbtransport, weil der den Drucker besonders interessiert. Und der hängt mal wieder von allem ab, von den Walzenmaterialien, ihren Oberflächen, Durchmessern, Anpressdrücken, Drehgeschwindigkeiten, der Maschinentemperatur, von der Farbe und dem Feuchtmittel, vom Material und Oberfläche des Bedruckstoffes, eben von allem.
Wenn eine Farbe „gut spaltet“, braucht man die Zonen weniger weit zu öffnen, um eine bestimmte Dichte zu erzeugen, als wenn sie „schlecht spaltet“. Hier ist die ganze Emulgierkunst und -alchemie zugange. Es bedeutet also nicht unbedingt, dass eine neu eingewechselte Farbe farbstärker ist, wenn man die Zonen enger stellen kann. Drucktechnisch ist es immer von Vorteil, weil dadurch insgesamt eine geringere Farbmenge im Lauf in der Maschine tobt. Dann wirken sich auch Änderungen der Einstellungen schnell auf den Bogen aus. Überhaupt ist der ganze Lauf gleichmäßiger.
Hallo zusammen,
es war zwar nicht genau meine Frage, passt aber gut ins Thema. Die Brücke sind Mineralöl-Sprays, die wir den Bogendruckern verkaufen, um die Verhautung mit einer reinen Mineralöl-Schicht aufzuhalten und so Pausen zu erlauben. Es gibt auch solche Sprays zusätzlich mit Inhibitoren. Aber die würde ich bestenfalls im Heatset einsetzen, wo die oxidative Verfilmung eine kleine oder - meistens - gar keine Rolle spielt.
Viele Grüße & ciao
Inkman
Hallo Boston Presse,
na, dunnerwetter! Ich habe gar nicht an die Idee gedacht, dass ein Drucker selbst die Farben noch weiter verzögert. Natürlich meinte ich schon den Farbhersteller.
Beim Siebdruck und überhaupt bei Flüssigfarben ist das eine ganz andere Kiste. Dort wird ja kein chemischer Prozess inhibiert, der gefährdet werden kann. Dort kann es Verzögerer geben, die z. B. die Verdunstung des Lösemittels verlangsamen. Das ist eher berechenbar als Hydrochinon und oxidative Verfilmung.
Viele Grüße & ciao
Inkman
Wie kann man die Hautbildung bei Bogenoffsetfarben verhindern?
Meine Antwort:
Da die Hautbildung auf der oxidativen Verfilmung aufbaut, kann man sie durch so genannte Inhibitoren in der Farbe verhindern. Das sind Mittel (chemisch: Reduktionsmittel), die das Sikkativ an der Arbeit hindern. Geschickt ausgewählt und dosiert, verhindern sie eine Verfilmung in dicker Farbschicht, also z. B. im Farbkasten oder der Dose.
Sie sollten aber während des Druckvorganges verschwinden, damit die Drucke nachher verfilmen können. Dazu können sie sich z. B. auf den Walzen verflüchtigen, selbst mit der Luft oxidiert werden - oder im Nassoffset - ins Feuchtmittel übergehen.
Es wird sicher klar, dass diese Vorgänge nie 100 %ig ablaufen. Der Komfort der Hautverhinderung kostet also etwas Trocknungskraft. Rein oxidativ verfilmende Folienfarben wird also niemand kastenfrisch einstellen. Fast alle anderen Farben für den Bogenoffset wird man heute aber leicht verzögert, also kastenfrisch (duct fresh) finden. Stärker verzögerte, also walzenfrische (roller fresh) sind dagegen praktisch aus dem Verkehr geraten, weil sie zu viele Trocknungsprobleme brachten.
Wie stellt man ein Testpanel für Sensorik auf?
Meine Antwort:
Wie beim Farbensehen ist auch hier nicht jeder geeignet. Aber Geruchs- und Geschmacks-Beurteilungen können wirklich ernsthaft sein, kein Larifari. Man muss es nur fachmännisch anstellen. Bei allem: Wer sensorisch testen (riechen oder schmecken) lernen will, muss es
1. wirklich wollen
2. ernst nehmen.
Erst einmal muss man entscheiden, ob es ein Panel nur für den internen Gebrauch sein soll, also z. B. zur Orientierung innerhalb der eigenen Technik. Dann sind viele Norm-Bedingungen zu aufwändig. Die Ergebnisse können aber brauchbar sein. Oft genügt der Praxis ein Kompromiss, wenn es nicht um einen Schadensstreit geht, sondern um die Optimierung oder Lenkung einer Produktion.
Oder man will etwas, was nachher offiziell vertreten werden kann. Dann sucht man sich zuerst die aktuelle Norm. Die ist die paar Hundert Euro schon wert. Und dann holt man sich Hilfe von außen.
Raucher und Freunde starker Getränke sind nicht von vorneherein ausgeschlossen. Ich habe in Freising an einem sehr instruktiven Kurs teilgenommen, den eine Raucherin leitete. Und zwar überzeugend. Trotzdem sollten die Testteilnehmer vor dem Test nicht gerade beim Griechen oder Inder essen.
Mitarbeiter aus z. B. dem Drucksaal sollten sich kritisch selbst überprüfen, ob sie den gewohnten Geruch dann im Geschmacksgemisch wirklich wahrnehmen. Das kann durchaus möglich sein. Notfalls kann man das auch selbst überprüfen.
Schmecken geht übrigens nur für wenige Grundgeschmäcker über die Zunge; Tausende andere gehen über den Luftraum mit der Nase. Ein kräftiger Schnupfen bedeutet also vorübergehend Disqualifikation.
Eine sehr professionelle Ausbildung ist z. B. im Fraunhofer-Institut IVV Verfahrenstechnik und Verpackung in Freising durchführbar. Das ist der schnellste und effektivste Weg, das Thema professionell ins eigene Instrumentarium zu übernehmen. Dazu kommen dann noch recht aufwändige Vorkehrungen in der eigenen Firma oder Behörde. Hier kostet Seriosität Geld - wie bei jeder ernsthaften Analytik. Das lohnt sich nur, wenn routinemäßig solche Untersuchungen gebraucht werden.
Andernfalls sind Analysen bei einem anerkannten Institut kostengünstiger. Beide Wege führen zur Beurteilungssicherheit.
Wie ernst kann man sensorische Messergebnisse nehmen?
Meine Antwort:
Wenn man Wein- oder Kaffee-Beschreibungen liest, bekommt man den Eindruck, dass entweder geniale Sonderbegabte da reden - oder phantasievolle Merketing-Leute. Selbst kann man die Beschreibungen nicht nachvollziehen. Die meisten von uns halten sie schlicht für Gewäsch.
In einem Sensorik-Kurs lernte ich schnell, dass doch nicht nur mehr dran sein kann, sondern dass es sich um eine ganz seriöse Analytik handelt, wenn man sie nur ernst und wissenschaftlich angeht.
Wir unterscheiden unglaublich viele unterschiedliche Gerüche und haben ein Geruchsgedächtnis. Mir hat man damals reine Substanzen, z. B. Lösemittel gegeben. Die habe ich auch Jahre nach den Praktika im Studium schnell und klar wieder erkannt. Dabei habe ich gar keine Supernase. Immerhin war mir vom Essen schon klar, dass der gleiche Geschmack unterschiedlich daherkommt, ob ich vorher Süßes oder Weißbrot gegessen habe.
Es gibt zahllose Beispiele dafür, dass Gerüche sicher erkannt werden können. Das Stadtgas hat man künstlich mit dem von früher bekannten „Gasgeruch“ versetzt, damit es jeder als Warnung erkennen konnte. Wer erkennt nicht sofort Heizöl bzw. Diesel? Also, es geht.
Wie man das seriös verwirklichen kann, versuche ich in der nächsten Quizfrage zu berichten.
Die Beurteilungen werden in Stufen, z. B. „stark - mittel - schwach - nicht erkennbar - sauber“, also 5 „Zensuren“ eingeteilt. Diese sind absolut nicht linear aufgebaut, dürften also nicht zu einer „gemeinsamen“ Meinung gemittelt werden. Sie werden es in der Fachwelt dennoch, weil man handhabbare (=zahlenmäßige) Ergebnisse braucht. Das klappt nur ernsthaft, wenn die Einzelbeurteilungen für eine Probe sich nicht jeweils um mehrere Stufen unterscheiden. Sonst macht man aus Hausnummern dann Hausnummern mit Kommastelle.
In der betrieblichen Praxis habe ich Geschmacksanalysen leider oft nur sehr laienhaft vorgefunden. Bei Problemfällen werden Leute benannt, die dann z. B. die Schokoproben zusammen verkosten und sich gemeinsam eine Meinung bilden. Das ist zwar besser als nix, aber es taugt nur für sehr grobe Verfälschungen der Proben.
Wenn es professionell sein soll, ist die Arbeit streng nach der aktuellen Norm hochwichtig. Und wenn dann doch bewusst abgewandelt wird, z. B. wegen des Aufwandes, ist dies unbedingt im Protokoll festzuhalten. Auch eine abgespeckte Version kann durchaus aussagekräftig sein.
Was sagt uns der Robinson-Test?
Meine Antwort:
Es handelt sich um ein Prüfverfahren, das ein Produkt (Packmittel, Laborandruck, Druckstreifen...) daraufhin beurteilen soll, ob und wie es Schokolade als Testsubstanz geruchlich oder geschmacklich beeinträchtigt. Der Test ist bei der Herstellung von Lebensmittel-Verpackungen sehr weit verbreitet. Der Prüfkörper Schokolade sagt uns schon, dass wir besonders gut solche Substanzen erfassen, die fettlöslich sind. Aber sogar bei Tabakwaren und Teebeutelverpackungen liefert er brauchbare Ergebnisse.
Den Namen hat er von einer Frau Dr. Robinson, die ihn ursprünglich formuliert hat, ganz unromantisch.
Kurzfassung: geraspelte Vollmilchschokolade wird in einem Einmachglas in ein Schälchen gegeben. Darüber legt oder wölbt man eine bestimmte Menge bedruckter Fläche, z. B. 100 cm². Jede Probe kommt in ein extra Glas - klar. Das ganze wird 48 Stunden bei 20°C (=“Raumtemperatur“) stehen gelassen und dann die Schokolade verkostet. Die Prüfbedingungen differieren gelegentlich. Wer aktuelle Normen zugänglich hat, sollte sie hier unbedingt zu Rate ziehen.
Mehr Einzelheiten: Profis testen immer eine ganze Reihe von Proben, wenn auch weniger als z. B. 10, weil keiner zu viele sensorische Prüfungen machen kann, ohne abzuflachen. Die Weinkenner und Hobbyköche unter uns wissen das schon.
Ganz wichtig ist, dass man mindestens eine Blindprobe aufsetzt, also reine Schoki ohne Testdrucke. Alleine das Lagern an der Luft bringt schon ein wenig ranzigen Geschmack, den man ja nicht den Drucken unterjubeln darf. Und blanko Bedruckstoff aus der gleichen Charge muss unbedingt dabei sein. Interessant können auch fertige Faltschachtelabschnitte o. ä. im Vergleich sein, weil sie so gelüftet und weiterverarbeitet wurden, wie man für die Originale erwarten kann. Das ist oft weit milder als bei fertig verfilmten Drucken aus dem Stapel. Wenn verfügbar, sind auch unlackierte gegen lackierte Druckabschnitte interessant.
Dazu kommt, dass wenigstens 3 - 4 Personen testen sollten, weil es doch eine Menge Subjektivität gibt. Und nicht jeder ist jeden Tag geschmacklich in Form. Auch das wissen schon die Weinkenner und Hobbyköche.
Meine Antwort:
Ich möchte „drucken“ so definieren, dass bildliche oder textliche Darstellungen mehrfach bis in Massen hergestellt werden. Die Techniken werden oder wurden künstlerisch, handwerklich oder industriell eingesetzt. Sie sollen sich vom Malen, Zeichnen, Ritzen usw. einzelner Objekte abgrenzen. Auch die modernen Druckverfahren gehören dazu, weil die Individualisierung nur einen noch höheren Technisierungsgrad innerhalb der industriellen Vervielfältigung darstellt.
1. Der Hochdruck ist schon aus dem Altertum aus dem Orient in Form von Stempel- und Rollsiegel-Gebrauch bekannt. Er gilt allgemein als älteste Drucktechnik. Der hochkomplexe Druck mit beweglichen Lettern ist jünger: Bi Sheng in China 1040 (allerdings mit Ton-Lettern) und 400 Jahre später Johannes Gutenberg zwischen 1440 und 1450 mit präzis gearbeiteten Blei-Lettern. Er hat sein Verfahren Schritt für Schritt entwickelt, zwischendurch Finanzierungen suchen müssen und am Ende eine echte Druckpresse aufgebaut, also eine handwerkliche Reife seines Verfahrens erreicht, die echte „Massendrucke“ zuließ.
2. Der Durchdruck ist ebenfalls aus dem Altertum mit dem Gebrauch von Schablonen bekannt.
3. Den Tiefdruck kennt man seit dem 15. Jahrhundert in der Form von Kupferstich.
4. Vom Flachdruck wissen wir es genau: Alois Senefelder erfand ihn 1798 in München. Das war immerhin eine echte Erfindung im Sinne des Daniel Düsentrieb, weil er sich hinsetzte und etwas tüftelte, inklusive Fleiß und einer Komponente Zufall. Dass er es selbst falsch verstand (ein „chemisches“ Verfahren) schmälert nicht seinen Ruhm. Die fachlichen Grundlagen der Physik der Benetzung wurden in diesen Jahren und etwas später (1805 Young-Laplace-Gleichung) erst formuliert.
Wenn jemand sich einen interessanten Urlaubstag machen will, empfehle ich den Besuch des Plantijn-Moretus-Museums in Antwerpen. Es zeigt eine echte Druckerei, gut erhalten, aus der Anfangszeit des Buchdruckes, inklusive Kupferstich mit einer atemberaubenden Sammlung historischer Druckbeispiele.
Wenn jemand seriöse Informationen hat, die meine Darstellung korrigieren oder ergänzen, wäre ich dankbar für Hinweise
Meine Antwort:
Erste Antwort: ja, z. B. durch Stehenbleiben im Kasten.
Zweite Antwort: Genauer betrachtet, werden zwei unterschiedliche Begriffe in der Praxis als „Thixotropie“ bezeichnet. Der allgemeine Begriff ist „scherverdünnend“, shear thinning. Er bedeutet, dass eine Flüssigkeit immer niedriger viskos wird (leichter fließt), je mehr sie geschert (gerührt) wird. Die kann rein von der Scherkraft abhängen. Dann nennen wir es korrekt Pseudoplastizität. Es kann aber auch von der Scherzeit abhängen, hat also eine zeitliche Verzögerung. Dieser ist der korrekt als Thixotropie bezeichnete Effekt. Beide Effekte sind in der Regel gleichzeitig vorhanden, nur in unterschiedlichen Ausmaßen.
Reine Pseudoplastizität ist technisch weit verbreitet und hilfreich: Die Farbe lässt sich bei ihrer hohen Viskosität mit einem Spachtel aus der Dose entnehmen, fließt aber zwischen den Walzen aufgrund der starken Scherkräfte gut durch das Nipp.
Wenn der zeitliche Effekt dominiert, gibt es eher Ärger: Die Farbe kann im Kasten stehen bleiben, wenn sie der Drucker nicht hin und wieder anschiebt. Im Vierfarbendruck neigen besonders Gelbs und Cyans zur Thixotropie, Magenta praktisch nie. Man vermutet als Ursachen dieser zeitlichen Veränderung leichte Strukturbildungen durch Anziehungskräfte zwischen den Pigmentkriställchen. Damit wird auch verständlich, dass Thixotropie besonders bei hochkonzentrierten Farben auftritt, wo sich die Kriställchen näher kommen, also z. B. im Verpackungsdruck bei konzentrierten Sonderfarben. Und auch hier leiden wieder bestimmte Gelbs und Oranges am stärksten.