Beitrag 339, Umweltfragen: Was bedeutet "Restmonomere" für uns?

  • Dem Publikum ist dieser Ausdruck geläufig, seit Gesundheitsschädigungen in der PVC - Industrie bekannt wurden. Damals hatten Mitarbeiter von PVC - verarbeitenden Betrieben schwere gesundheitliche Schäden bekommen, und man hat diese als Auswirkungen von ungehärteten Anteilen des Kunststoffes erkannt. Es waren nicht alle Monomere des Polyvinylchlorids vernetzt, und sie konnten durch die Haut aufgenommen werden.


    Bei uns gibt es auch ähnliche Risiken, wo wir Polymerisation als Härtungsmechanismus verwenden. Ich kenne hier "nur" die Acrylate als Verdächtige. Sie werden aber in der Industrie weitreichend eingesetzt. Einige Anbieter empfehlen diese Systeme sogar gerade für Lebensmitte-Verpackungen, weil sie im ausgehärteten Zustand völlig inert, also tot sind. Es sind die UV-, Elektronenstrahl- und Wärme - härtenden Bindemittel, die diese Acrylat - Monomere und - Oligomere verwenden.


    Der Farbenhersteller kann nur dafür sorgen, dass nicht noch weitere Gefährdungen mit Verunreinigungen eingeschleppt werden. Er kann die Durchhärtung aber nicht garantieren, weil die erst an der Druckmaschine vorgenommen wird.

    Der Drucker hat also zu kontrollieren, dass keine Härtungsdefizite in seinen Produkten bleiben.

    Deshalb muss er auch die ungehärtete Makulatur als Sondermüll verbrennen lassen, denn jeder, der damit umgeht, muss sich so schützen wie die Drucker.

  • Danke, Inkman, für diesen äusserst interessanten Beitrag. Jetzt verstehe ich erst richtig, wo das Gefahrenpotential des UV-Drucks liegt.


    Was ich nicht verstehe, ist das Herunterspielen des Gefahrenpotenials des UV-Drucks von manchem Druckerkollegen. Da wird im Drucksaal keine spezielle Kleidung getragen, geschweige dass die Makulatur konsequent bis zum letzten Fitzel separat gesammelt würde. Die Vorteile des UV-Drucks werden gerne in Kauf genommen, der Mehraufwand aber grosszügig umgangen.


    Es gibt Anwendungen, die den UV-Druck gerechtfertigen. Wieviel wird aber gedruckt, wo UV-Druck eigentlich unnötig ist, UV nur gewählt wird, weil man schneller umschlagen kann oder sich andere Vorteile verspricht. Wäre bestimmt einer eingehenden Betrachtung wert, ob die UV-Vorteile auch wirklich solche sind. Schnellerer Produktionsdurchlauf heisst auch kürzere Liefertermine, Kostendruck, Mehrstress und ein sich immer schneller drehendes Strukturwandel-Rad.


    Ohne jede Erfahrung im UV-Offsetdruck habe ich lange gemeint, das UV-Gedruckte sei als grosser Vorteil scheuerfest. In meinem Unwissen habe ich UV-Offset mit UV-Digitaldruck gleichgesetzt. Ein Aussendienstler eines Papiergrosshändlers hat mir dann diesen Zahn gründlich gezogen mit der Schilderung, wie er nur noch von Druckerei zu Druckerei renne, weil ein und dasselbe Papier im einen Betrieb tadellos laufe und weiterverarbeitbar sei, während es im anderen Betrieb mit Exkrement gleichgesetzt wird.


    Da schliesst sich der Kreis zu Inkmans Schilderung wieder, dass die Unwägbarkeit von Restmonomeren in den unterschiedlichen Arbeitsweisen der Druckereien zu suchen ist.

  • Ich kenne den Umgang auch sehr verschieden. In der Druckerei wo ich gelernt habe, gab's im 2. Lehrjahr ne neue uv Lack Maschine. Von da an gab's Arbeitskleidung die von der Firma gewaschen wurde. Lappen und Maku getrennt. Wo ich jetzt bin, gar nichts von dem.