Wenn man eine Farbe mit z. B. 1,5 g/m² andruckt - kann das Aufliegen der Farbe den Farbton merkbar beeinflussen?
Meine Antwort:
Dazu nehmen wir ein theoretisches Modell mit einem perfekt glatten Bedruckstoff und einer perfekt gleichförmigen Farbverteilung. Da die Farbschicht und der Untergrund ganz gleichförmig sind, messen wir überall genau die gleiche optische Dichte und den gleichen Farbton. Wir wollen es übersichtlich halten: Die Farbschicht soll in unserem ganzen Modell immer zusammenhängend bleiben. Damit schließen wir einen zusätzlichen Einfluss, den Lichtfang, aus.
Jetzt denken wir uns das Aufliegen der Farbe immer unruhiger, fleckiger. Es gibt Stellen mit höherer Farbschicht und solche mit niedriger. In den dickeren Schichten ist die optische Dichte entsprechend höher, in den dünneren niedriger. Wir befinden uns im quasilinearen Bereich; damit heben sich beide Unterschiede einigermaßen auf. Die optische Dichte bleibt also, wie sie vorher war.
Der Farbton dagegen wird an den dicken Stellen dunkler und schmutziger (verschwärzlicht). An den dünnen Stellen wird er zwar heller und reiner, aber in geringerem Ausmaß reiner. Die Verschwärzlichung mit steigender Farbschicht ist eben nicht linear, sondern folgt einer gekrümmten Kurve. Somit wird der Druck insgesamt schmutziger. Und je stärker die Fleckigkeit wird, desto schmutziger wird der Gesamteindruck.
Geben wir jetzt dem Bedruckstoff auch noch die für die Praxis üblichen Unebenheiten bis Rauigkeiten, wird unser Effekt immer stärker. Nehmen wir erst ein gussgestrichenes, danach ein Bilderdruckpapier und zuletzt ein Naturpapier, dann gehen die Unebenheiten schnell weit über die Farbschichtdicke selbst hinaus. Die Farbschicht hat theoretisch 1,5 µm bei einer angenommenen Dichte von 1 g/m³ (in Wirklichkeit unwesentlich niedriger). Unebenheiten gestrichener Papiere können nach meinen eigenen Erfahrungen (Perthometermessungen) locker bis 15 µm gehen. Bei Naturpapieren müssen wir je nach Glättung mit Hügeln und Tälern bis zu Felsen und Schluchten rechnen.