Beitrag 234, Was eigentlich ist Digitaldruck? Teil 1, allgemein

  • Digitaldruck ist keine Drucktechnik, sondern ein Dachbegriff.

    Definition: Drucken mit einer Maschine, in die die Daten hineingegeben werden und aus der die fertigen Drucke kommen. Die Drucktechnik selbst betrifft nur den ausführenden Teil und kann prinzipiell jede Technik sein. Grundsätzlich sind auch alle konventionellen Druckverfahren als digitale Variante organisierbar, existieren teilweise auch.

    Im aktuellen werblichen Sprachgebrauch sind meistens nur die neuen Drucktechniken Elektrofotografie und Tintenstrahldruck gemeint. Geschickter als der Ausdruck „Digitaldruck“ wäre also „Druckverfahren ohne Druckform“ oder nicht ganz wörtlich übersetzt, neudeutsch, NIP (Non Impact Printing). NIP verwenden ernsthafte Fachleute, wenn sie sich auf die beiden neuen Verfahren beschränken. Werber und Verkäufer, die sich in unseren Fachpublikationen tummeln, sagen immer Digitaldruck.


    Die nächsten Folgen der Quizbeiträge sollen einen systematischen Überblick geben. Das Handbuch der Printmedien von H. Kipphan beschreibt alle diese Techniken verständlich und ausführlich.

  • Gestern erst gelesen und ich mag die Defintion aus dem bvdm und zitiere sie hier einmal :

    Unter dem Begriff „Digitaldruck“ wird ein

    Bündel dynamischer Drucktechnologien

    zusammengefasst. Sie unterscheiden sich

    durch ein temporär generiertes und

    wieder löschbares Ladungsprofil auf dem

    Druckformzylinder (z. B. Elektrofotografie)

    oder eine temporäre Adressierung punktuell

    aktivierbarer Elemente anstelle einer

    Druckform (z. B. Tintenstrahl- und Thermosublimationsdruck).

    Darüber hinaus

    unterscheiden sie sich durch direkte oder

    indirekte Druckbildübertragung, Bogen und

    Rollendruck und das Bedrucken flexibler

    und starrer Medien, auch in industriellen

    Anwendungen. Es gibt keine Referenzbedingungen

    für den Digitaldruck.

  • Grundsätzlich sind auch alle konventionellen Druckverfahren als digitale Variante organisierbar,

    Damit bin ich nicht einverstanden. Wenn auch die Druckform (von der in konventionellen Verfahren gedruckt wird) mit digitalen Mitteln erzeugt wird, z.B. Offsetdruck, ist es noch lange kein Digitaldruck. Ebenso verhält es sich beim Buchdruck oder Tiefdruck. Selbst im Siebdruck kann nur die Form, also das Sieb, digital bebildert werden.

  • Liebe Forumsteilnehmer,


    Fachsprache wird sinnvollerweise von kompetenten Fachgremien definiert. Bei uns sind das Normenausschüsse und - besonders - die FOGRA. Und die seriöse Fachliteratur hat ebenfalls ein Wort. Einzelmeinungen kann jeder haben; die müssen dann aber nicht fachmännisch sein. Und auch die Inhalte von Fachausdrücken können sich wandeln - mit der sich wandelnden Technik.


    Leider habe ich keinen Zugang mehr zur FOGRA und aktuellen Normen. Aber Schubbedusters Zitat des BVDM ist schon ein guter Ansatz zur Lösung der Frage, weil dieser Verband hoffentlich ernsthaft recherchiert und eben die maßgeblichen Quellen benutzt. Die Technischen Richtlinien des Medienstandard Druck 2018 beschreiben den Digitaldruck so, wie er zitiert.

    Danach sind nur noch die Verfahren darin übrig, die zwar eine Druckform verwenden können, sie aber immer nur temporär bebildern. Das muss logisch nicht jedes Mal neu heißen, aber wenigstens immer wieder neu beschreibbar.


    Damit fallen die Heidelberger DI-Maschinen raus und die True Press von Screen. Auch die Risografie, einst als "dititaler Siebdruck" präsentiert, fällt nicht mehr darunter, weil sie ihre Siebe von der Rolle zog, ein paar Kopien machte und neue Siebfolie nachzog, um neu zu bebildern. Wahrscheinlich wäre auch das spektakuläre Dicoweb - Projekt von MAN raus, von dem es sogar eine Tiefdruck-Variante gab: Sie bebilderte und löschte für jede Auflage ihren Zylinder neu.


    Das Handbuch der Printmedien von Kipphan aus 2000 fasst den Begriff Digitaldruck noch sehr weit und unterscheidet eher zwischen Techniken, die tiefer oder weniger tief digital durchdrungen sind. Damals gab es eine Explosion neuer Verfahrensvarianten, und man suchte ein Ordnungsprinzip. Heute sind schlichte Gemüter geneigt, alles eher einfach zu sehen, weil sich die Wege anscheinend auf ein paar Sieger hinaus entwickelt haben. Die Neufassung der Druck- und Medientechnik von Teschner" aus 2010, schließt nur noch die NIP, non impact printing - Techniken ein. Also Tintenstrahl und Tonerdruck.


    Ich bin lernfähig und werde meine geplanten Beiträge anpassen. So ist das Leben. Und ich bin nicht unzufrieden, dass ich wieder dazu gelernt habe.


    Viele Grüße & ciao

    Euer Inkman