Müssen zwei Drucke immer die gleichen Reflexionskurven (früher „Remissionskurven“) haben, um dem Auge im Farbton gleich zu erscheinen?
Meine Antwort:
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Nicht unbedingt, weil die Reflexion vom Auge mit nur drei Sensoren registriert wird - Rot, Grün, Blau. Wenn die daraus resultierende Empfindung auch von zwei im Detail leicht unterschiedlichen Reflexionsspektren ausgelöst werden kann, handelt es sich um eine bedingte Farbtongleichheit, Metamerie in der Fachsprache. Der Unterschied beider Spektren kann unter einer anderen Lichtquelle ausschlaggebend für erkennbare Farbtonunterschiede sein.
Grob gesagt, erscheint uns ein blauer Körper unter dem passenden orangen Licht schwarz. Ein schwarzer Körper tut dies ebenfalls. Schon unter roter Beleuchtung unterscheiden wir sie entschieden, ganz zu schweigen von weißem Licht.
Bei der computergesteuerten Farbrezeptierung wird immer ein Mischfarbton anhand der Reflexionskurve durch verfügbare Grundfarben nachgestellt. Es ist geradezu typisch, wenn hier Metamerie auftritt, weil man genau besehen nur mit völlig gleichen Farbmitteln so eine Kurve exakt nachstellen kann. Man kennt die aber nicht und kann nur versuchen, sie möglichst gut mit den eigenen Farbmitteln (Mischgrundfarben) zu treffen.
Manchmal nützt es nicht einmal, genau zu wissen, was verwendet wurde - wenn z. B. eine eigene Grundfarbe umrezeptiert werden muss, weil der bisherige Pigmenthersteller ein bestimmtes Produkt nicht mehr verkauft.
Die Güte der Übereinstimmung kann man vor dem Mischen und Andrucken bereits rechnerisch abschätzen, die Metamerieneigung ebenfalls.