Was bedeutet Vierfarbendruck?

  • Hallo Boston Presse,


    gilt 1911 noch als "um 1900"?
    Zu einer Karte mit Buchdruck-Kreuzraster und Farbzudruck mit Kornraster (entweder Lithogrphie oder Buchdruck ?) habe ich online das gleiche Bild ohne Farbzudruck gefunden.


    Da bleiben für mich nur noch Vermutungen übrig, die selbstverständlich keinen Anspruch auf Richtigkeit erheben.


    Der Buchdruck mit Digitalfarben ist eine Übertreibung von mir, bitte entschuldige das!


    Postkarten sind wohl schon preiswerter als z.B. Aktien oder Geldscheine, aber mir macht auch der geschichtliche Hintergrund(Text) von verwendeten Ansichtskarten viel Spaß.


    Viele Grüße, kartendruck

  • Hallo kartendruck,


    ja aus meiner Sicht zählt 1911 gerade noch dazu. Woher stammen die Kenntnisse,daß es sich sicher um eine im Buchdruck
    gefertigte Karte handelt? Mehrfarbendruck mit Tonflächen waren zu der Zeit gängige Praxis. Die Unterschiede in der Fertigungstechnik
    lassen sich am Monitor nur schlecht bis gar nicht erkennen.
    Die wahren Künstler der Steindruckzeit sind die Lithographen gewesen,die mit den Chromolithographien wahre Farbwunder vollbrachten.
    Die Farbkraft dieser hochwertigen Bilder,die teilweise von 8 ja sogar 16 Steinen gedruckt wurden, ist bis heute unübertroffen.
    Ab ca.1910 wurde diese Technik durch das billigere Raster-Verfahren langsam verdrängt.


    Die Wortwahl "Buchdruck mit Digitalfarben" ist schlecht gewählt, da sachlich und fachlich falsch. Entschuldigung, aber das kann ich so
    nicht stehen lassen.
    Das Sammeln von Postkarten und Bestimmen der eingesetzten Drucktechnik ist schon ein schwieriges Thema.


    Viele Grüße Boston Presse

  • Hallo,


    @Boston Presse,
    zum Postkartendruck gibt es schon einige interessante Internetseiten.
    Hier mal eine in englischer Sprache Variations in Printing
    Dort gibt es viel zu lesen und zu sehen :D


    Du hast Recht mit der Aussage, dass die Lithographen teilweise wahre Farkünstler waren und das Drucktechik auf Monitor-Bildern schwierig zu bestimmen ist.
    Im Buchdruck gab es 1910 schon den Vierfarbendruck (siehe Bild)
    Den vierfarbigen Raster(Rakel)tiefdruck gab es ja erst ab ca. 1962?



    @Norbert1962,
    einen Stammtisch mit echten Postkarten und Fadenzähler? ;)
    Empfindest du die Beiträge in diesem Thema als "Internet-Stammtisch-Gekleckse"?
    Zwei Fachaussagen: CIE-Farben ab 1931, LAB-Farben ab 1976.
    Davor war das Farb-Fachwissen der Designer und Drucker doch unverzichtbar?



    Viele Grüße, kartendruck

  • Hallo Kartendruck,


    wie kommst du darauf dass ich das als Internet Gekleckse sehe ?


    und ja auch ich bin noch ein echter Schwarzkünstler :thumbup:


    ich empfinde es nur als wesentlich angenehmer wenn sich Top Leute oder interessierte einmal treffen
    zu einem Art *Schwarzkünstler Stammtisch* um sich im Dialog der Sprache den geliebten Themen zu widmen.


    Nicht mehr und nicht weniger ;)

  • @Norbert1962
    Ein Schwarzkünstler Stammtisch ist eine gute Idee, doch leider liegen unsere Wohnorte weit auseinander oder sind unbekannt.
    Somit bleibt der Diskusionsbedarf für viele auf dieses Forum beschränkt, denn nicht jeder ist perfekt in der englischen Fach-Sprache.


    @kartendruck
    Das Internet verbreitet sehr viel, leider nicht immer fachlich korrekt. Da ich den englischen Markt (historischer Technik)nicht kenne,möchte ich dazu auch nichts sagen. Interessant ist die Seite.
    Ab wann im Tiefdruck farbige Fotos im (neuartigen) Raster gedruckt wurden, kann ich nicht genau sagen. Mein Schwerpunkt ist der Hochdruck.
    Mehrfarbige Darstellungen, auch mit 4 oder mehr Farben,wurden jedoch schon eher erstellt.
    Entscheident für die Drucktechnische Wiedergabe von Farbbildern war die Entstehung der Farbfotographie. Schon vor 1900 werde daran experimentiert, aber erst 1935 gelang Kodak bzw.1936 durch AGFA der Durchbruch.


    Das ist richtig. Die CIE-Normentafel wurde 1931 entwickelt, daß nachfolgende Farbmodell CIE-l*a*b gab es dann ab 1976.
    Farbenlehre ist ein sehr wichtiges Thema, leider läuft heute fast alles im Hintergrund in diversen PC-programmen ab.


    Gruß Boston Presse

  • Hallo Boston Presse,


    natürlich ist so ein Treffen nicht ganz so einfach zu realisieren wegen der Entfernungen,
    ich z.B. bin aus der Nürnberger Region, einige gute Freunde hier im Forum sind
    aus Balingen, Braunschweig, Hamburg, Frankfurt, Passau, also fast quer durch die Republik
    doch ich denke mit ein wenig gutem Willen ist sowas nicht gänzlich aus der Welt
    und ein Treffen in einem Museum für historische Druckkunst hätte auch was ;)


    Man(n), Frau wird sehen ob sich etwas zusammen finden lässt oder eben nicht

  • Hallo,


    @Norbert1962,
    eine Gesprächsrunde wäre sicher auch interessant,
    aber wie sollte ich meinem Ehemann erklären, dass ich mal eben zwei Tage (mit Hotel-Übernachtung) wegfahre, um mich mit völlig fremden Leuten irgendwo zu treffen?
    Für mich ist das Internet eigentlich für "Gespräche" total toll, da treffe ich Leute, die ich im realen Leben niemals kennengelernt hätte.
    Es ist doch schön, dass gemeinsame Interessen zumindest virtuell über Internetforen verknüpft werden können :D



    @Boston Presse,
    ja, die Fotografie und die Möglichkeiten mit den Farbauszügen ... ^^


    Aber zurück zum Vierfarbendruck: gilt der auch für den Siebdruck?
    Der Siebdruck ist ja bei der Farbanzahl richtig unabhängig, Farben und Sonderfarben benötigen nur weitere Siebe.


    Und manche Postkarten sind wirklich schwierig einzuordnen. Gab es 1941 schon einen Buchdruck mit 6 Farben und Glitzerzudruck?
    Eine Karte, Versand 1941, hat die Farben: gelb, cyan, magenta, Blau, Rot, Schwarz und Goldglitzer.
    An den Rändern sind zusätzliche (ungeplante ?) Farbflecken zu sehen.
    Könnten alle Farben in Siebdruck sein?


    Wie kann der frühe Siebdruck (ab ca. 1926 ?) genau vom Buchdruck unterschieden werden?


    Die angehängten Bilder sind von vorher angesprochener Karte.
    Die Goldfarbe wurde "verstreut" auf eine Prägung gesetzt, aber die Prägung war ja zu der Zeit "modern".


    Viele Grüße, kartendruck

  • Hallo kartendruck,


    das Gold scheint mir durch "Bronzieren" aufgebracht worden zu sein.
    Man druckte (Buchdruck, später Offset) einen Firnis als Kleber und puderte Bronzepuölver darüber. Das gab phantastische Goldeffekte, weil ganz grobteilige Bronze verarbeitet werden konnte. Diese Technik kenne ich aus dem Raum Nürnberg noch aus den 80ern.
    Seit wir Dispersionslacke mit Metallpigmenten aus Lackierwerken aufbringen können, dürften nur noch Künstler bronzieren.


    Der Ausdruck "Bronzieren" ist übrigens wieder einer der eklatanten Fälle, die in benachbarten Fachsprachen ganz eigene Bedeutung haben können wie woanders "Trapping".


    Viele Grüße
    Inkman

  • Guten Tag kartendruck,




    Der Siebdruck ist ja bei der Farbanzahl richtig unabhängig, Farben und Sonderfarben benötigen nur weitere Siebe.

    Genau wie beim Hochdruck,Tiefdruck und dem Flachdruck. Ich dachte das Thema ist abgehandelt.(?) Siebdruck, besonders vor den 1960er
    Jahren, nimmt was 4-farbigen Skalendruck betrifft, sowieso eine Sonderstellung ein.
    Siebdruck kann leicht erkannt werden. Duch das Schablonenverfahren hat Siebdruck den höchsten Farbauftrag. Vielfach läßt sich auch die
    Struktur des Siebes durch den Fadenzähler erkennen. Es kamen damals deckende Farben zum Einsatz.
    Das Karten mit mehr als 4 Farben im Buchdruck 1941 produzieren werden konnten kann ich nur mit ja beantworten.
    Ich vermute, daß die gezeigte Karte im Offset produziert wurde. Es war zu der Zeit üblich mit einer "langen" Skala zu drucken. 12 sogar 16
    verschiedene Farben/Platten waren keine Seltenheit. Ohne diese Skala, die auf einer Andruckpresse als einzelne Farben wie auch deren Zusammendruck erfolgte, war jedoch kein Auflagendruck möglich. Daher stammt auch dei Bezeichnung Skalendruck.( Gegenüber Schmuckfarben)
    Eine Normung mit 4 Prozessfaben (verkürzte Skala) gab es erst später.


    Der Gold Glitzer-Effekt nennt sich Broncieren und wurde mit Bronze-Pulver und einer besonderen Maschine erzeugt. Es ist kein drucken mit
    Gold oder Silberfarbe, ein Druckgang mit einer Unterdruckfarbe mußte jedoch erfolgen, mit das aufgesteute Pulver mit dem Druck zu verbinden.
    Die angesprochene Prägung wurde zeitgemäß im Buchdruck gefertigt, als gesonderter Maschinendurchgang vor der Bronzierung.



    Gruß Boston Presse

  • Hallo inkmann,


    da ist es wieder, die Fachsprache.


    Der Ausdruck "Bronzieren" ist übrigens wieder einer der eklatanten Fälle, die in benachbarten Fachsprachen ganz eigene Bedeutung haben können wie woanders "Trapping".

    Bronzieren ist ein sehr alter Ausdruck für eine bestimmte Tätigkeit (egal ob mit Maschine oder von Hand) aus der Buchdruckersprache
    und wird auch heute noch verstanden.
    Das es da einen besonderen Effekt bei Blauen Farben gibt, kann mann dann nur im entsprechenden Zusammenhang sehen.


    Das Wort Trapping wird in Deutchland seit Einführung der Digitaltechnik benutzt und ist keine deutsche Druckersprache.


    Gruß Boston Presse